http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,690572,00.html "Heiß begehrt und trotzdem ohne Arbeit? Jahr für Jahr schaltet die Industrie in den Jammer-Modus, klagt über Fachkräftemangel. Tatsächlich suchen Tausende Ingenieure zunehmend verzweifelt einen Job. Wie passt das zusammen?"
noch son rumjammer thread. Als ich gelesen habe "Elektrotechniker" gingen bei mir die Alarmglocken an. Würde mich nicht wunder wenn das jemand aus diesem Forum ist, hier gilt Jammern schon zum guten Ton.
@V-Mann: Wenn sie keine Ahnung von der Realität haben oder die Realität nicht wahrnehmen wollen, wünsche ich ihnen von Herzen selbst einmal in diese Situation zu kommen und von H4 leben zu müssen. Das würde ihnen bestimmt gut tun und sie vom hohen Roß herunterholen auf ein Pony oder ein Holz-Schaukelpferd.
V-Mann schrieb: > noch son rumjammer thread. Als ich gelesen habe "Elektrotechniker" > gingen bei mir die Alarmglocken an. Würde mich nicht wunder wenn das > jemand aus diesem Forum ist, hier gilt Jammern schon zum guten Ton. Wer seit Jahren als erstes jammert ist die Industrie "Keine Fachkräfte, ohgottohgott! Fachkräftemangel! Hilfe, Fachkräftemangel! Das Ende ist nahe, Fachkräftemangel! Es wird über uns kommen, Fachkräftemangel!". Dass VDI, BITKOM, ZWEI und Konsorten seit Jahren jammern und sich was zusammenlügen ist nicht neu. Was neu ist, ist dass ein Journalist das nicht einfach schluckt wie eine billige Straßenhure, sondern das Gejammer wenigstens im Ansatz hinterfragt. Es gäbe für die Industrie und ihre Mietmäuler einfache Wege den Fachkräftemangel abzustellen. Schauen wir uns mal ein paar Gründe an: > Der Ingenieur-Verein hält einige tausend Arbeitslose für schwer > vermittelbar - etwa aus Altersgründen, wegen zu geringer Erfahrung > oder zu hoher Gehaltsvorstellungen, wegen fehlender > Mobilitätsbereitschaft oder mangelnde Kenntnisse in nachgefragten > Bereichen. Im Einzelnen: Alter: Ein beliebtes Vorurteil. Da müsste die Industrie nur mal über ihren Schatten springen. Schließlich sind da die Ingenieure drunter, die in den goldenen Jahren der deutschen Ingenierurausbildung (70er bis 80er Jahre) ausgebildet wurde. Die noch zum Selberrechnen und Selberdenken gezwungen wurden. Die Manieren und Umgangsformen haben, statt die sich ständig am Sack kratzenden Dauerduzer mit hässlichen Tattoos, schwulen Piercings und einer speckigen Baseball-Cap. Geringe Erfahrung: Hallo? Also ist man entweder zu alt, aber hat Erfahrung, oder man ist jung genug, aber hat nicht genug Erfahrung. Hmmm, mal ganz scharf nachdenken ... Könnten Alter und Erfahrung irgendwie zusammenhängen? Nur so ins Unreine gedacht ... Aber so ist das mit Mietmäulern, Logik bleibt auf der Strecke, wenn die Message kommuniziert werden muss. Zu hohe Gehaltsvorstellungen: Das nennt sich Angebot und Nachfrage. Gäbe es den Ingenieurmangel, müssten die Gehälter entsprechend steigen. Tun sie aber nicht. Das sich nicht mehr alle Ingenieure billig verkaufen wollen zeigt nur, dass Ingenieure eine jahrelang erhobene Forderung erfüllen: Mehr BWL Kenntnisse und marktgerechtes Handeln. Ein Ingenieur mit hoher Gehaltsforderung ist ein guter Kapitalist, etwas, über das sich Unternehmen freuen sollten. Man sollte nicht jahrelang "der Markt regelt alles" predigen und sich dann über marktgerechtes Verhalten von Marktteilnehmern wundern. fehlende Mobilitätsbereitschaft: Wen wundert es? Mobilität muss man sich leisten können. Als Ingenieur kann man sich heutzutage gerade leisten ein einziges Mal sesshaft zu werden und mühsam die Schulden für ein Haus abzutragen. Alles einzupacken und das Haus mit Verlust zu verkaufen bedeutet den wirtschaftlichen Totalschaden. Mobilität muss entlohnt werden. Sie wird es bei jedem Manager, doch bei Ingenieuren jammert die Industrie. Komisch übrigens, dass die Industrie keine Probleme hat eine Entwicklung nach Asien outzusourcen und die dortigen Ingenieure "fernzusteuern", aber bei der Idee in Panik gerät einen Ingenieur, der nur in der anderen Ecke Deutschlands sitzt, per Telearbeit zu beschäftigen. Seit es dieses Internet-Dingens gibt ist das richtig billig. mangelnde Kenntnisse: Auch das ist einfach abzustellen. Statt sich den 100% passenden Mitarbeiter "zu schießen" könnte man auf die ganz verwegene Idee kommen, den 90% passenden Mitarbeiter zu nehmen und selber zu schulen. Nur ist der Leidensdruck in der Industrie nicht hoch genug diese neue, verwegene Idee umzusetzen. Stattdessen sucht man lieber Mitarbeiter, die bis auf den Patchlevel genau ein bestimmtes Produkt kennen müssen. Wehe, wenn man nur mit Version 14.2.6 statt 14.2.8 gearbeitet hat.
Gut gebrüllt, Hannes. Gerade das Beispiel mit der Telearbeit ist sehr treffend. Einerseits wird outgesourct, dass man nicht nur Entfernungen überbrücken muss, sondern auch Kulturen. Wer jemals mit Chinesen zusammengearbeitet hat, weiß, wovon ich rede. Und die Ausbildung: Als ich erstmals Stellenanzeigen las, kurz vor meinem Diplom, habe ich mich richtig klein gefühlt. Viele Anzeigen fand ich auch äußerst lustig, wenn z. B. bei Informatikern nach "Windows-Kenntnissen" verlangt wird.
Wenigstens mal ein aktueller Artikel, der hinter dem "Hilfe, Fachkräftemangel" ein Fragezeichen setzt ! Das hebt schon meine Stimmung. Schöner wäre es noch, wenn dieses Fragezeichen auch im Handelsblatt oder Manager-Magazin stehen würde. Hier noch ein alter Artikel der Wirtschaftswoche von Ende Dezember 2007 http://www.wiwo.de/karriere/die-maer-vom-ingenieur-mangel-258970/ über die "Die Mär vom Ingenieur-Mangel" Auszug: Erfahrungsberichte arbeitsloser Ingenieure zeigen, wie hanebüchen es zum Teil in den Personalabteilungen zugeht: Ein 38-jähriger Maschinenbau-Ingenieur und Leiter der Marktforschung musste bei einem führenden Autozulieferer die Koffer packen, weil sein Team nicht mehr in die neue Geschäftsstruktur passte. Alternativen etwa in der Produktion wurden ihm nicht angeboten. Stattdessen sucht die Firma für den Bereich bis heute — vergeblich. Ein Siemens-Verfahrenstechniker Anfang 50 mit weltweiter Vertriebserfahrung wollte zur Konzerntochter Power Generation, die eigenen Mitarbeitern für die Vermittlung guter Kandidaten gar „Kopfgelder“ in Höhe von 3000 Euro zahlt. Der Ingenieur wurde nicht einmal zum Gespräch eingeladen. Ein Maschinenbauer schildert, wie Autohersteller Audi ihn als Bewerber im Foyer interviewte. Die Personalabteilung hatte es versäumt, ein Zimmer zu reservieren. Ein Ingenieur machte die Erfahrung, dass ein Unternehmen zwar einen „Projektmanager“ suchte, aber die Stelle eines „Entwicklungsingenieurs“ ausschrieb. Erst im Vorstellungsgespräch klärte sich der Fauxpas. Ein 53-jähriger Maschinenbau-Ingenieur mit Führungserfahrung berichtet, wie Personaler auf Rekrutierungsmessen nicht einmal wussten, welche Stellen ihr Unternehmen gerade konkret suchte. Stattdessen verwiesen sie aufs Internet. Fast alle arbeitsuchenden Ingenieure und Informatiker erleben regelmäßig, dass Wochen und Monate ins Land ziehen, bevor sich Personalabteilungen rühren, geschweige denn ein Gespräch anbieten.
Ich finde den Artikel OK. Endlich mal was aus Sicht der Ingenieure. P.S. V-Mann ist doch Spitzel vom VDI. ;-)
Da schleicht sich bei mir doch der Verdacht ein, dass die Unternehmen den Standort Deutschland langsam abhaken oder schon haben. Der Markt in Europa bietet kaum noch Zuwachspotential. Warum allso vergebene Liebesmüh. Man dümpelt so lasch vor sich hin. Man sucht schon lange nicht mehr nach Brennmaterial in Deutschland. Man sucht nach Exitstrategien. Wie fährt man den Kessel langsam und verträglich runter und wie kann man den Kessel in anderen Ländern schnell hochfahren. Asiatischer Raum. Da funkeln die Dollars in den Augen. Dort wird dem Ingenieur und dem Facharbeiter aufmerksamkeit geschenkt. Dort stimmt die Rendite. Und dort blickt der Arbeiter noch auf den Boden, wenn der Personaler ihm heiße Luft mit wohlklingendem Klang entgegenwirbelt. Die Gefahr dahinter, nicht auf die Zufreidenheit der Gesellschaft im ganzen hin zu arbeiten sondern nur nach Dollars ausgerichtet und zu hoffen und Prädigen, der Markt weiß was er will und reguliert sich, werden wir mit den immer wiederkehrenden und immer heftiger werdenden Börsenschwankungen bezahlen. Und wem haben wir das zu verdanken? Diesmal nicht den Schweizern. Den kurzsichtigen, die Dollars in den Augen haben anstatt mal zum Augenarzt zu gehen.
>Endlich mal was aus Sicht der Ingenieure.
Endlich mal was aus Sicht der arbeitsuchenden Ingenieure die nicht
verstehen warum sie nichts bekommen.
Leider begünstigt der Staat das gleichgültige verantwortungslose
Verhalten der Wirtschaft (nicht nur der Industrie).
Da wird sich auch nichts dran ändern, dafür sorgt schon die
Wirtschaftslobby.
Viele tauchen in der Arbeitslosenstatistik nicht auf, weil sie notgedrungen einen Billigjob für Hilfsarbeiter angenommen haben. Dabei sind sie zwar in der Tat nicht mehr arbeitslos, hätten für ihre Tätigkeit aber weder Studium, noch Abitur gebraucht.
>Outplacementberater
ist das nicht ein herrliches Wort?
Hannes Jaeger schrieb: > Im Einzelnen: Erheiternd geschrieben aber doch die Sache gut auf den Punkt gebracht.
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