Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einfache Wechselstrom-Leistungsmessung


von Holler (Gast)


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Hallo zusammen,
ich hätte mal gern eine Einschätzung zu folgendem Vorhaben von jemanden 
der schon ähnliches versucht/realisiert hat:

An 230V~ Unterverteilungen will ich die Wechselstromleistung aller 
Abzweige messen. Typischerweise gehen dort 5-10 Leitungen ab, verteilt 
über alle drei Phasen. Der Messaufbau muss in der Unterverteilung Platz 
finden.
Die absolute Genauigkeit sollte ca 10% betragen, als zeitliche Auflösung 
genügen mehrere Sekunden. Die Anforderungen sind also nicht allzu hoch.
Einen tieferen Eingriff in die Installation z.B. mittels Strom-Shunts 
will ich wegen Gefährdung der Betriebssicherheit nicht.

Die Idee: kann man nicht einfach Strom- und Spannung in moderaten 
Zeitabständen nacheinander in einem Controller mit mind. zwei 
AD-Wandlern zeitgleich abtasten, multiplizieren und über einige Sekunden 
integrieren?
Die einzelnen Abzweige können sequentiell z.B. über Analogschalter 
(4066) den AD-Wandler zugeführt werden. Klar, dass man zu jedem 
Strompfad die richtige Spannungsphase zuordnen muss.

Der Spannungspfad wird über kleine Netztrafos übertragen, ggf reicht 
einer mit Phasenschieber in HW oder SW.

Im Strompfad stelle ich mir möglichst einfache Stromwandler vor. 
Vielleicht kann man sogar stromkompensierte Drosseln missbrauchen, wo 
man die 230V-Leitung durch den Ringkern hindurchsteckt. Werde mal den 
Sättigungsstrom nachrechnen, aber vielleicht hat das schon jemand 
probiert?

Kann das funktionieren oder ist das schon im Ansatz Unsinn?

MfG

von MaWin (Gast)


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> Die absolute Genauigkeit sollte ca 10% betragen, als zeitliche Auflösung
> genügen mehrere Sekunden. Die Anforderungen sind also nicht allzu hoch.

10% von 3.6 Watt sind aber 0.01% von 3600W und das wäre eine verdammt 
harte Anforderung, absolut/relativ, du musst dich mal festlegen.

Stromwandlertrafos sind kein Problem
http://darisusgmbh.de/shop/index.php/cat/c2511_Strom.html
erzeugen eine potentialgetrennte Messpannung direkt für den A/D,
man sollte also keine ungeeigneten Kerne vergewaltigen,
nur ein Messwert absolut asynchron zu den 50Hz und dann über mehrere 
Sekunden reicht auch aus wenn Strom und Spannung exakt zeitgleich 
gesampelt werden.

von Wolfgang (Gast)


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Holler schrieb:
> Die Idee: kann man nicht einfach Strom- und Spannung in moderaten
> Zeitabständen nacheinander in einem Controller mit mind. zwei
> AD-Wandlern zeitgleich abtasten, multiplizieren und über einige Sekunden
> integrieren?

Was meinst du mit "moderaten Zeitabständen" in Zahlen?
Äquivalenzzeitabtastung? Kann man machen.

von Holler (Gast)


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relativ 10% Genauigkeit, aber absolut nicht besser als 5W: d.h 5Watt 
Auflösung genügen.

von Holler (Gast)


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Wolfgang schrieb:

> Was meinst du mit "moderaten Zeitabständen" in Zahlen?
> Äquivalenzzeitabtastung? Kann man machen.

Ja, so nennt man eine Unterabtastung wohl. Ich denke an einige Samples/s 
/Kanal, da ein einfacher Controller mit 10 Kanälen, mehreren 
Abtastungen/Periode mit Multiplikation/Integration überfordert wäre. 
Außerdem ist das unnötig.

Zu den Stromwandlern: mit 15€/Stück ganz ordentlich. Bei 10 Kanälen wäre 
das mit Abstand das kostenträchtigste Bauteil.

von Joe J. (neutrino)


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Wie wärs mit einem Hallsensor zur Strommessung? Wenn ich mich nicht 
irre, sollte der FHS 40-P/SP600 von LEM auch mit AC funktionieren. 
Allerdings muss man auf genügend Abstand und/oder Abschirmung achten, 
damit andere Leitungen den Messwert nicht verfälschen.

von Ulrich (Gast)


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So abwegig ist die Stromkompensierte Drossel als Stromwandler nicht. Die 
Anforderungen an den Kern liegen schon nicht so weit auseinander.

Wenn man mit der Empfindlichkeit hinkommt, geht ggf. eine 
Rogowski-spule, als eine Art Stromwandler ohne Kern.

von Holler (Gast)


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Habe mal Stromkompensierte Drosseln als Stromwandler angetestet.
Hatte gerade eine 2x10mH-Drossel von Reichelt liegen. Einen Draht durch 
den Ringkern gesteckt. Die beiden Wicklungen in Reihe geschaltet und mit 
einem 1Ohm-Widerstand als Shunt beschaltet.
Diese Anordnung erzeugt etwa 10mV/A Strom durch den Draht. Weniger als 
100mA sind somit kaum messbar.
Ein 10 Ohm Shunt-Widerstand ist bereits zu groß, ab etwa 2A treten 
deutliche Verzerrungen am Shunt auf.

Mit dem 1-Ohm-Shunt sind lineare Messungen bis 8A möglich, mehr gab mein 
Wechstromtrafo nicht her.
Mit einer Drossel mit höherer Induktivität läßt sich bestimmt die 
Empfindlichkeit deutlich erhöhen, Reichelt hat auch Drosseln mit 2x56mH, 
und das für 1,50€.

von Ulrich (Gast)


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Wenn es sein muss, könnte man die Wechselspannung auch noch verstärken, 
eine Drossel mit mehr Induktivität wäre aber natürlich einfacher. 
Allerdings ist der Schritt von 10 mH zu 56 mH nicht so groß. Das sind 
nur etwa 2,4 mal so viele Windungen, wenn es der gleiche Kern ist. Auch 
die 100 mH Drossel hilft da nicht viel.

von Falk B. (falk)


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@  Holler (Gast)

>Habe mal Stromkompensierte Drosseln als Stromwandler angetestet.

Warum nimmst du nicht einen fertigen Stromwandler? Der kostet nicht 
die Welt, z.B. RS  399-7339

http://de.rs-online.com/web/p/stromsensoren/3997339/

Der macht an 68 Ohm bis ca. 60A~, hab ich nachgemessen. Das Datenblatt 
ist IMO unnötig konservativ.

MFG
Falk

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