Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Vergleich MOSFET IGBT


von hrf (Gast)


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Hallo!
Der Durchlasswiderstand eines IGBTs ist ja in der Regel niedriger als 
bei MOSFETs, dafür haben MOSFETs keine Durchbruchspannung, haben also 
bei geringen Leistungen ihre Vorteile. Aber wie sieht das eigentlich mit 
den Schaltenergien aus? Haben MOSFETs geringere Schaltverluste? Und wenn 
ja, gilt das auch bei sehr hohen Leistungen trotz Dioden-Rückstrom? 
Besten Dank!

von Power (Gast)


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MOSFET haben normalerweise kleinere Schaltverluste, weil kein Tailstrom 
wie bei IGBT vorhanden ist.

Diodenrückstrom hast du immer, sobald die Freilaufdioden im Eingriff 
sind. Das ist unabhängig von IGBT oder MOSFET. Man kann aber 
Schottkydioden verwenden, die haben prinzipbedingt (fast) keinen 
Rückstrom. In den Spannungsbereichen, in denen IGBT eingsetzt werden, 
gibt es Schottkydioden aber nur in SiC.

von hrf (Gast)


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Danke für die schnelle Antwort! SiC ist dann vermutlich Siliciumcarbid?
Dann scheinen in meinem Fall tatsächlich die Freilaufdioden den 
Unterschied zu machen. Mein CoolMOS mit einer Body-Diode hat nämlich 
laut meiner Rechnung deutlich größere Schaltverluste hat als ein 
IGBT-Modul mit externer Freilaufdiode (jeweils für 650V Sperr).

von Power (Gast)


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Ja, SiC = Siliciumcarbid.

hrf schrieb:
> Dann scheinen in meinem Fall tatsächlich die Freilaufdioden den
> Unterschied zu machen. Mein CoolMOS mit einer Body-Diode hat nämlich
> laut meiner Rechnung deutlich größere Schaltverluste hat als ein
> IGBT-Modul mit externer Freilaufdiode (jeweils für 650V Sperr).

Da würde ich deine Rechnung stark anzweifeln, es sei denn du verwendest 
beim IGBT tatsächlich SiC-Freilaufdioden.

Den Einfluss der Freilaufdiode kannst du anhand der Qrr (Reverse 
Recovery Charge) erkennen. Diese ist in etwa proportional zur 
Verlustleistung, die durch die Freilaufdiode entsteht.

von hrf (Gast)


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Das IGBT-Modul ist von Infineon, das ich mir anschaue:

http://www.infineon.com/dgdl/DS_FS200R07A1E3_3_0.PDF?folderId=db3a304412b407950112b4095af601e2&fileId=db3a304325afd6e001261d03d4e36001

Bei meinem MOSFET mit Body-Diode komme ich auf deutlich größere 
Schaltverluste, weil die Sperrverzugsladung dort deutlich größer ist.

http://www.infineon.com/dgdl/IPW65R037C6_2_0.pdf?folderId=db3a3043163797a6011637d4bae7003b&fileId=db3a3043337a914d0133877a719210a9

Beim MOSFET ist die Sperrverzugsladung mit 36µC deutlich höher als beim 
IGBT-Modul mit 8 bis 18,5µC (je nach Kerntemperatur). Und das, obwohl 
das IGBT-Modul 3 mal so viel Strom führen kann, ich also 3 von den 
MOSFETs brauche, also auch die Schaltenergie mal 3. Aber könnte ja sein, 
dass in dem IGBT-Modul so eine SiC-Diode drin sind (?). Oder die 
Body-Diode ist einfach ziemlich unterlegen zu externen Dioden, was die 
Schaltverluste angeht (?)

von Power (Gast)


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Nein, eine SiC-Diode wird nicht einfach mal zufällig verbaut. Die Module 
sind dann nämlich ganz schnell 2-3 Mal teurer.

Der Vergleich hinkt sehr, das IGBT-Modul und der MOSFET spielen in zwei 
unterschiedlichen Ligen (80A vs. 250A bei Tc=25°). Da ist doch 
eigentlich völlig logisch, dass der MOSFET niemals mithalten kann.

von Herkules (Gast)


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Du vergleichst Äpfel mit Birnen,
bzw. ne Parabel mit einer Geraden.

Beide haben ihre Vorzüge.

von hrf (Gast)


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Stimmt, der MOSFET schafft leider nur 80A , deshalb müsste ich da ja 3 
von parallel schalten, um ähnliche Bauleistungen zu haben. Das ist schon 
Maximum bei Infineon, was der an Strom schafft. Deshalb bleibt mir 
leider nichts anderes übrig, als Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Bei kleineren Leistungen hat ein MOSFET bestimmt seine Vorteile. Aber 
wenn ich Halbleiter benötige, die 650V Sperrspannung aushalten und dazu 
noch dreistelligen Strömen standhalten sollen, gibt es dann auch noch 
etwas, was für einen MOSFET spricht? Wenns anscheinend nichtmal die 
Schaltverluste sind?
Oder meint ihr mit Äpfel und Birnen, dass man dem MOSFET dann auch eine 
externe Diode spendieren müsste, um die Sperrverzögerungsladungen auf 
das Level zu bekommen wie bei dem IGBT-Modul?
Besten Dank für eure Einschätzungen :)

von Power (Gast)


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Externe Bodydiode beim MOSFET bringt nichts, weil die interne trotzdem 
aktiv bleibt und die Flusspannungen zu nahe beieinander liegen. Du 
bräuchtest dann noch eine zusätzliche Diode in Serie zum MOSFET und 
verlierst dadurch die Rückwärtsleitfähigkeit und hast natürlich höhere 
Durchlassverluste.

Im dreistelligen Amperebereich bei solchen Spannungen spricht wirklich 
gar nichts mehr für den MOSFET. Nimm ein IGBT. So schlecht ist die 
Teillastperformance auch nicht, es sei denn du bist zu 99% im 
einstelligen Lastbereich unterwegs und es kommt dir zu diesem Zeitpunkt 
auf jedes mW an.

von hrf (Gast)


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Genau genommen möchte ich die IGBT-Module einem Wechselrichter 
spendieren, der den Motor eines Elektroautos mit bis zu 40kW füttert. Da 
komme ich dann für meine Transistoren auf Scheitelwerte von 166A. 
Allerdings schaue ich mir das nur theoretisch an und wollte dabei auch 
überprüfen, ob IGBT-Module oder MOSFETs verlustärmer sind. Aber ich 
merke schon, dass in solchen Leistungsbereichen IGBTs einfach die beste 
Lösung sind.
Danke für die Denkanstöße :)

von Power (Gast)


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Richtig, IGBT sind in dem Bereich Stand der Technik.

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