Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik HV-MosFET: Lange Rise Time an VDS


von Michael H. (Gast)


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Hallo,
ich habe ein Schalter, den ich an und abschalten kann; daraus soll ein 
Booster werden. Vorerst teste ich aber nur den Schalter.
Dort habe ich aber ein komisches Phaenomen, sowohl in der Praxis als 
auch in Spice, nur die passende Theorie fehlt: Wieso benoetigt der VDS 
solange um anzusteigen? (Siehe Screenshoot). CDS ist deutlich kleiner 
als die benoetigte Zeit. Weis jemand von euch Rat, nach was ich suchen 
muss um das Phaenomen zu verstehen? Oder anderes gefragt: Wie heist das 
Phaenomen, dass der MosFET eine sooooo lange braucht?
Achja, die Konstantstromquellen sind als Lasten konfiguriert.
Michael

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Bastel doch einfach das Gate-Charge Diagramm aus den DB nach.

von Michael H. (Gast)


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Also der SPA11N60C3 hat laut Datenblatt
http://www.infineon.com/cms/en/product/mosfets/power-mosfets/n-channel-mosfets-coolmos-tm-500v-900v/SPA11N60C3/productType.html?productType=db3a30441355314b011360fec93b0007
eine Gate Resistance von 0.9 Ohm. Zudem haben wir in der Simulation eine 
ideale Spannungsquelle. Der einfachheit halber, würde ich desshalb 
behaupten, dass das Gate relativ schnell umgeladen wird. Zumal ist der 
Gate Widerstand in beide Richtungen aktiv, desshalb glaube ich 
persönlich nicht, dass es an der VGS liegt. (Da ich nur beim VDS Rise 
probleme habe).
Wie man auch an dem Bild sieht, ist eine negative Spannung geringfügig 
schneller, aber nicht ausschlaggebend.
Lasse mich aber gerne immer vom Gegenteil überzeugen.

von Peter Z. (Gast)


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"Achja, die Konstantstromquellen sind als Lasten konfiguriert."

Dann kannst du ja dafür auch einen, z.B. 100 Ohm, Widerstand reintun.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Michael  H. schrieb:
> Weis jemand von euch Rat, nach was ich suchen
> muss um das Phaenomen zu verstehen? Oder anderes gefragt: Wie heist das
> Phaenomen, dass der MosFET eine sooooo lange braucht?

Die Anstiegszeit beim ausgeschalteten Mosfet wird vom Drain-Strom und 
der Drain-Source-Kapazität bestimmt. 1A ist für so einen großen Mosfet 
relativ wenig, versuchs mal z.B. mit 10A.

von Michael H. (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> Michael  H. schrieb:
>> Weis jemand von euch Rat, nach was ich suchen
>> muss um das Phaenomen zu verstehen? Oder anderes gefragt: Wie heist das
>> Phaenomen, dass der MosFET eine sooooo lange braucht?
>
> Die Anstiegszeit beim ausgeschalteten Mosfet wird vom Drain-Strom und
> der Drain-Source-Kapazität bestimmt. 1A ist für so einen großen Mosfet
> relativ wenig, versuchs mal z.B. mit 10A.
Ja, aber wenn ich die Kapazität berechne, ist die Kapazität 10x so groß 
wie im Datenblatt angegeben. Und Kapazität beim Schalten=Verlust! Ich 
habe ein paar Pikofahhrad im Datenblatt angegeben; hier sind es aber 
deutlich mehr!

Peter Z. schrieb:
> Dann kannst du ja dafür auch einen, z.B. 100 Ohm, Widerstand reintun.
Nein. Ein Widerstand ist der Strom nichtlinear. Den Umweg über die 
EXP-Funktion kann ich mir sparen. Zumindest in der Simulation.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Michael H. schrieb:
> Ja, aber wenn ich die Kapazität berechne, ist die Kapazität 10x so groß
> wie im Datenblatt angegeben.

Die Frage ist, welche Kapazität das Modell verwendet.

Ich hab deine Simulation mal nachgestellt, mit gleichem Ergebnis. Man 
sieht, dass in der ansteigenden Flanke ein Gate-Strom von ca. 850 mA 
fließt. Von 1A Drain-Strom bleibt also nur ca. 150 mA übrig, um die 
Drain-Source-Kapazität aufzuladen.

Die Datenblattangaben für Kapazitäten bei Mosfets sind immer mit 
Vorsicht zu geniesen, da das kein konstanter Wert ist. Besser als die 
Zahlen in der Tabelle sind die Kennlinien, in denen die Kapazitäten als 
Funktion der Spannung eingezeichnet ist.


Ich vermute, dass hier ein Fehler im Modell die Ursache ist. Wenn man 
die gleiche Simulation mit dem STP8NM60 macht, sieht das wesentlich 
anders aus.
Lad dir doch mal das passende Modell von der Infineon-Homepage, zu denen 
hätte ich mehr vertrauen als das, was bei LTSpice mitgeliefert wird. Die 
sind allerdings etwas komplizierter aufgebaut (als Subcircuit).

Im Spice-Modell beim SPA11N60C3 steht: Cgdmax = 3n, Cgdmin = .4n, das 
ist nach meinem Gefühl falsch. Das würde bedeuten, dass die maximale 
Drain-Gate-Kapazität 3 nF beträgt und minimal 400 pF; laut Datenblatt 
sollten das eher 30 pF sein.

Zum Vergleich, der STP8NM60 hat: Cgdmax = 0.1n, Cgdmin = .01n

von Purzel H. (hacky)


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Alle Kapazitaeten bei Mosfest liegen im Nanofarad Bereich. Es gibt 
welche, die haben 30nF. Hochspannungsfet haben auch mehr. Der Screenshot 
ist leider nicht brauchbar. Bitte PNG oder JPG. Und Schema bitte, als 
PNG.
Wenn man eher kurze Schaltzeiten haben will, muss man mit recht Strom 
ran. Die Halbbrueckentreiber, ich weiss naicht, was du verwendest, haben 
viel zuwenig Strom.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Siebzehn oder Fuenfzehn schrieb:
> Alle Kapazitaeten bei Mosfest liegen im Nanofarad Bereich. Es gibt
> welche, die haben 30nF. Hochspannungsfet haben auch mehr. Der Screenshot
> ist leider nicht brauchbar. Bitte PNG oder JPG. Und Schema bitte, als
> PNG.

Zumindest im IE6 ist der Anhang problemlos darstellbar. Kann es sein, 
daß dein Browser nicht Dateien automatisch erkennt und auf die richtige 
Dateiendung pocht? Dann lads einfach runter und benenne es um.

Sinnvoll wäre noch das Simulationsfile.


> Wenn man eher kurze Schaltzeiten haben will, muss man mit recht Strom
> ran. Die Halbbrueckentreiber, ich weiss naicht, was du verwendest, haben
> viel zuwenig Strom.

Nochmal: Gate-Charge Diagramm simulieren. Wenn das nicht stimmt, anderes 
Modell des MOSFET suchen bzw. ein eigenes machen.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Siebzehn oder Fuenfzehn schrieb:
> Alle Kapazitaeten bei Mosfest liegen im Nanofarad Bereich...

Das gilt für die Cgd aber nur bei 0V Drain-Spannung, beim SPA11N60C3 
sinkt diese Kapazität auf ca. 30 pF bei höheren Spannungen. Die 
Drain-Gate-Kapazität sinkt sogar auf unter 10 pF.

In LTSpice wird diese Kurve mti einer arctan - Funktion angenähert, der 
Parameter Cgdmin gibt den Grenzwert an, an den sich die Drain-Gate 
Kapazität bei hohen Spannungen annähert.
Im LTSpice-Modell für den SPA11N60C3 steht Cgdmin=0.4nF, das ist etwa 
Faktor 100 mehr als im Datenblatt angegeben ist.

von Michael H. (Gast)


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Ich werde versuchen, möglichst detailliert auf eure Anregungen einzugen.

Johannes E. schrieb:
> Im Spice-Modell beim SPA11N60C3 steht: Cgdmax = 3n, Cgdmin = .4n, das
> ist nach meinem Gefühl falsch. Das würde bedeuten, dass die maximale
> Drain-Gate-Kapazität 3 nF beträgt und minimal 400 pF; laut Datenblatt
> sollten das eher 30 pF sein.
Ja, die Spice Parameter decken sich mit dem, was ich rausgemessen habe. 
Ich habe ca. 480pF gemessen. Ich frage mich nur, wieso das 2 
Grössenordnungen vom Datasheet weg ist...

Johannes E. schrieb:
> Die Datenblattangaben für Kapazitäten bei Mosfets sind immer mit
> Vorsicht zu geniesen, da das kein konstanter Wert ist. Besser als die
> Zahlen in der Tabelle sind die Kennlinien, in denen die Kapazitäten als
> Funktion der Spannung eingezeichnet ist.
Als Vergleichswert habe ich das Datenblatt-Diagramm genutzt. Nicht die 
Tabelle.

Johannes E. schrieb:
> Im Spice-Modell beim SPA11N60C3 [..]
> ist nach meinem Gefühl falsch.
bzw.
Johannes E. schrieb:
> Im LTSpice-Modell für den SPA11N60C3 steht Cgdmin=0.4nF, das ist etwa
> Faktor 100 mehr als im Datenblatt angegeben ist.
Ja und Nein. Infineon gibt andere Werte in dem Datenblatt an. Jedoch 
zeigen Praxistest, dass die Gate-Source Kapazität teilweise noch 
groesser ist. Gemessen habe ich schon bis zu 2,32nF bei 50V 
Schaltspannung. Laut Datenblatt sollte der Wert aber bei 300pF bereich 
liegen.

Siebzehn oder Fuenfzehn schrieb:
> Wenn man eher kurze Schaltzeiten haben will, muss man mit recht Strom
> ran. Die Halbbrueckentreiber, ich weiss naicht, was du verwendest, haben
> viel zuwenig Strom.
Der Treiber hat 4A/4A Strom und ist was rechtes. Hier in der Simulation 
wird eine ideale Spannungsquelle verwendet; der Strom sollte daher keine 
Rolle in der Simulation spielen.

Abdul K. schrieb:
> Nochmal: Gate-Charge Diagramm simulieren. Wenn das nicht stimmt, anderes
> Modell des MOSFET suchen bzw. ein eigenes machen.
Bitte erklären wie das in LT-Spice simuliert werden kann.

Johannes E. schrieb:
> Lad dir doch mal das passende Modell von der Infineon-Homepage, zu denen
> hätte ich mehr vertrauen als das, was bei LTSpice mitgeliefert wird. Die
> sind allerdings etwas komplizierter aufgebaut (als Subcircuit).
Wo?
Mein aktuell verwendeter MosFET
http://www.infineon.com/cms/en/product/productType.html?productType=db3a30443e5b48e6013e6a4ee27a33f3

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Michael  H. schrieb:
> Ja und Nein. Infineon gibt andere Werte in dem Datenblatt an. Jedoch
> zeigen Praxistest, dass die Gate-Source Kapazität teilweise noch
> groesser ist. Gemessen habe ich schon bis zu 2,32nF bei 50V
> Schaltspannung. Laut Datenblatt sollte der Wert aber bei 300pF bereich
> liegen.

Ich hab von Cdg gesprochen, also zwischen Gate und Drain, nicht Source. 
Die sollte nicht so groß sein.

Michael  H. schrieb:
> Wo?
> Mein aktuell verwendeter MosFET ...

Hier:
http://www.infineon.com/dgdl/Infineon+-+Simulation+Model+-+PSpice+-+CoolMOS%E2%84%A2+-+C7+-+650V.zip?folderId=db3a30433d346a2d013d447d0c5b4a33&fileId=db3a30433e20bc87013e22d1abb9078c

Oder einfach bei Google folgendes eingeben: "Coolmos C7 spice model"

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Dir ist aber schon klar, daß die zu messende Gatekapazität von Strom und 
Spannung am DRAIN stark abhängt?

So zu messen. Habs jetzt einfach aus dem Fundus kopiert und nicht 
kontrolliert:

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