Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Taktiler Messtaster aus Goldwaage??


von Georg T. (microschorsch)


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Hallo zusammen,

habe ein kleines Projekt vor, und brauche noch den ein oder anderen 
Tipp. Ich möchte meine CNC Fräse um einen taktilen Sensor zum Ertasten 
des Werkstücks erweitern.

Typische Systeme dieser Art haben in der Regel induktive oder kapazitive 
Sensoren und sind sehr sehr teuer 2500 EUR ohne Elektronik und 
Ruby-Ball, so wie ich beim Googlen gesehen habe.

Da ist mir neulich beim Aufräumen eine kleine Gold-waage durch die 
Finger gegangen, die ich natürlich erstmal auseinander nehmen musste 
(ihr wisst sicher wie das ist...)

Im Inneren der Waage ist ein ausgebohrtes Stück Alu mit mehreren 
Dehnungsmessstreifen. Das Ding ist unglaublich sensitiv (die Waage hat 
eine Auflösung - laut Anzeige - von 10mg. Hab dann erstmal nocheine bei 
ebay geschossen für stolze 6 EUR :-), die sieht im Inneren ähnlich aus.

Ich denke ich würde es mechanisch hinkriegen, einen Tastfinger an einer 
oder mehrerer dieser DMS-Klötze zu befestigen, da bliebe nur noch die 
Frage der Ansteuerung....

Die DMS sind als Wheatstone Brück aufgebaut. Ich messe mit dem 
Multimeter eine Spannungveränderung von weniger als 1 mV. Ich habe 
versucht das Ding an einen OPV anzuschließen, was nicht so richtig 
geklappt hat, dennoch bliebe das Problem die Brücke auszugleichen, bzw 
das Offset zu kompensieren.

Habt ihr sowas schonmal gemacht?

Die Alternative, vielleicht einfachere Möglichkeit wäre - vielleich 
nicht ganz so elegant - das Display auszulesen und die Elektronik der 
Waagen-Platine zu verwenden.

Das Display hat 16 pins und ist ein LCD ohne weitere Elektronik (wie 
heißen diese Dinger??) Da das Display 5 7-segment-anzeigen hat, müssen 
die 16 pins wohl gleichzeitig als Anode und kathode fungieren, gibt's 
bei sowas eine Standardbelegung???

wenn ihr eine andere Möglichkeit kennt, oder Eure Meinung hierzu posten 
wollt, schreibt doch mal was

Gruß Schorsch

von Ulrich (Gast)


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Das Auslesen des DMS ist wahrscheinlich einfacher als die LCD Signal zu 
analysieren. Ist aber etwas Subjektive - das eine ist analog mit 
Forderung nach Präzision, das andere digital mit mehr Fleißarbeit und 
Software.

Es hängt halt etwas von den Anforderungen und Kenntnissen ab.

Die DMS Spannung wird sehr klein sein, da geht es ggf. nur um ein paar 
µV. Möglich wäre etwa einfach ein hochauflösender AD Wandler mit 
Differenzeingang (z.B. MCP3451). An ganz anderer Weg wäre die Brücke mit 
Wechselspannung (z.B. 1 kHz Rechteck) anzuregen und dann das Signal nach 
Verstärkung mit einem µC zu samplen und in Software zu demodulieren.


Eine gewisse Tücke ist noch das der DMS nur in eine Richtung misst. Eine 
Last von der Seite kann den Kraftaufnehmer aber ggf. beschädigen.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Ich würde einfach einen "Ruby ball" mit einer federnden Aufhängung 
versehen, welche gleichzeitig als elektrischer Schalter (ÖFFNER) 
fungiert.

von MaWin (Gast)


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> um einen taktilen Sensor zum Ertasten des Werkstücks erweitern.

Letztlich eine Frage der angestrebten Messgenauigkeit.

Die teuren Dinger sind so gut, daß die Wärmeausdehnung von Aluminium 
dabei schon relevant wird, also alles temperiert sein muss. Die 
Rubinkugel ist so teuer nicht weil sie aus Rubin ist, sondern auf 1um 
präzise rund.

Wenn du sowieso bloss aus 1/10mm genau arbeiten willst, macht das die 
Sache natürlich einfacher.

Der Wägebalken hat das Problem, Verbiegung nur in eine Richtung zu 
erfassen, die anderen Dehnungsmesstreifen sind drauf um eben 
Temperatureinflüsse wegzukompensieren.

Wenn man sowieso nur metallische Objekte erfassen will, kann man auch 
über den elektrischen Kontakt gehen. Da erfährt man zwar nicht, in 
welche Richtung der Stab gebogen wird, aber man weiss ja, in welche 
Richtung sich der Messkopf bewegt hat.

von Sebastian E. (senz) Benutzerseite


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Nach meinem Wissen funktionieren die Taster mit einem  Piezo, der auf 
den Körperschall bei Berührung reagiert. Das ganze ist mechanisch 
relativ simpel. Der Taster muß nur mittels 3 Kugeln o.ä. sicher in seine 
Nulllage zurückkehren (Feder). Ein Überfahren muß ja möglich sein, da 
die Maschine nicht so schnell anhalten kann, wie die Berührung 
stattfindet.

: Bearbeitet durch User
von BT (Gast)


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Hallo,
also eine DMS Brücke auszuwerten ist mit einem vernünftigen Verstärker 
(zb INA 126 + Co bzw. Instrumentenverstärker)

nicht so problematisch. Natürlich spielt letztendlich die geforderte 
Genauigkeit die wesentliche Rolle.

Google hierzu mal einfach nach obigen Schlagworten.

Gruß BT

von t-bone (Gast)


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Ich habe so meine Zweifel: man will doch den Kontakt eigentlich nicht 
fix detektieren, sondern entweder will man vorher schon wissen, dass man 
jetzt näher kommt, oder der Taster muss sich wegbiegen. Sonst rammelt 
die Maschine ihn ins Werkstück. Daher wäre die Öffneridee vielleicht die 
beste hier. Oder eben kapazitiv.

von Georg T. (microschorsch)


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Hi,

vielen Dank für die wirklich vielen Antworten und Meinungen

Ich stimme zu, der Taster muß eine gewisse Elastizität mitbringen, da 
die Maschine nicht unmittelbar auf Geschwindigkeit 0 kommt. Ferner ist 
die Messgenauigkeit definitiv eine der großen Fragen.

Ich vermute mal, mit einen Tastpin, ähnlich einem Rubintaster, der 
zwischen mehreren Smd-Tastern eingeklemmt ist - versteht ihr, was ich 
meine - wird man auf etwa 0.2mm Auflösung kommen. Vielleicht probiere 
ich das mal aus, ehe ich etwas komplizierteres probiere.

Gestern habe ich mir bei einem Kollegen einen professionellen Messtaster 
angesehen. Der Tastpin ist hier weich gelagert, in Federn o.ä. und am 
oberen Ende befinden sich zwei Hohlspiegel. Anscheinend wird ein 
Lichtstrahl einer Laserdiode o.ä. durch die Bewegung abgelenkt. Er 
erreicht Genuigkeiten von 2-3µm - für meine Anwenung wohl sicherlich 
übertrieben.

Ich schätze die Goldwaage läge irgendwo in der Mitte

Gruß von Schorsch

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