Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensator paralellschaltung?


von Johnny S. (sgt_johnny)


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Für einen Step-Up Wandler mit dem MC34063 benötige ich einen 
Ausgangskondensator


Laut der Formel 9 * ((Iout * Ton) / (Vripple)) wird der Kondensator 
berechnet.
Das ergäbe bei mir 9 * ((0.35A * 5.5uS) / (0.1V), also 173.25 uF. 
Leider gibt es Keramikkondensatoren nur bis 100uF (zu mindest bei 
Farnell). Da man ja nur Keramikkondensatoren verwenden soll, frage ich 
mich nun, ob ich einfach 2 100uF paralell schalten kann?

von Helmut L. (helmi1)


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Johnny S. schrieb:
> Da man ja nur Keramikkondensatoren verwenden soll, frage ich
> mich nun, ob ich einfach 2 100uF paralell schalten kann?

Klar kann man das, kein Problem.

von Jens G. (jensig)


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Sicher lassen die sich parallel schalten. Nur haben diese 
hochgezüchteten Keramik-Cs eine extreme Abhängigkeit des C-Wertes von 
der Spannung.
Auserdem sehe ich im DB keinerlei Forderung für einen Keramik-C ...

von Ich (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Da man ja nur Keramikkondensatoren verwenden soll, frage ich
> mich nun, ob ich einfach 2 100uF paralell schalten kann?

Ja, wird auch teilweise absichtlich bei kleineren Werten gemacht um den 
ESR kleiner zu bekommen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Johnny S. schrieb:
> Stepup ...
> Keramikkondensatoren
Dir ist klar, dass diese Kondensatoren ihre Nennkapazität bei einer 
Messspannung von 1V haben? Bei höherer Spannung wirst du dann evtl. nur 
20% davon haben...

: Bearbeitet durch Moderator
von Johnny S. (sgt_johnny)


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Jens G. schrieb:
> Sicher lassen die sich parallel schalten. Nur haben diese
> hochgezüchteten Keramik-Cs eine extreme Abhängigkeit des C-Wertes von
> der Spannung.
> Auserdem sehe ich im DB keinerlei Forderung für einen Keramik-C ...

Nunja, im DB vieleicht nicht, aber generell wird für Boost Converter 
empfohlen einen C mit wenig ESR und ESL zu verwenden, darum fallen Elkos 
schonmal weg (die bezahlbaren, klar könnte man nen Elko für 10€ 
verbauen).

Und laut einem Datenblatt von TI, funktionieren Tantal-Kondensatoren 
zwar prinzipiell, sind aber nicht für hohe Stromspitzen ausgeleget. Und 
günstig sind die auch nicht, ein 100uF tantal kostet im schnitt das 
doppelte von einem 100uF Keramik






Lothar M. schrieb:
> Johnny S. schrieb:
>> Stepup ...
>> Keramikkondensatoren
> Dir ist klar, dass diese Kondensatoren ihre Nennkapazität bei einer
> Messspannung von 1V haben? Bei höherer Spannung wirst du dann evtl. nur
> 20% davon haben...


Okay...wesshalb empfehlt der Hersteller dann diese Formel?
Und wie wird sich die Kapazität denn bei 5 Volt verhalten?
Ich meinte immer die Kapazität ist bei Nennspannung gemessen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Johnny S. schrieb:
> Nunja, im DB vieleicht nicht, aber generell wird für Boost Converter
> empfohlen einen C mit wenig ESR und ESL zu verwenden, darum fallen Elkos
> schonmal weg

Das meinten etliche Firmen nicht, die den MC34063 zusammen mit 
Low-ESR-Elektrolytkondensatoren zu Tausenden verbaut haben.

Johnny S. schrieb:
> Okay...wesshalb empfehlt der Hersteller dann diese Formel?

Ruf doch mal an, dann weißt Du mehr.

MfG Paul

von anmerkender (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Okay...wesshalb empfehlt der Hersteller dann diese Formel?

Weil er insgeheim an Elkos denkt.

Johnny S. schrieb:
> Nunja, im DB vieleicht nicht, aber generell wird für Boost Converter
> empfohlen einen C mit wenig ESR und ESL zu verwenden,

Da hilft dann, statt der berechneten 173.25µF Sonderanfertigung einen 
330µF oder 470µF Elko zu nehmen. Der ESR ist nämlich auch stark 
Baugrößenabhängig. Elkos kann man übrigens im Gegensatz zu Schuhen 
problemlos etwas größer wählen.

von Harald W. (wilhelms)


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anmerkender schrieb:

> Elkos kann man übrigens im Gegensatz zu Schuhen
> problemlos etwas größer wählen.

Das stimmt so nicht.

von Falk B. (falk)


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@Johnny SGT (sgt_johnny)

>Nunja, im DB vieleicht nicht, aber generell wird für Boost Converter
>empfohlen einen C mit wenig ESR und ESL zu verwenden,

Stimmt.

>darum fallen Elkos
>schonmal weg (die bezahlbaren, klar könnte man nen Elko für 10€
>verbauen).

Stimmt nicht. Es gibt Low ERS Elkos, die alle bezahlbar sind.

>Und laut einem Datenblatt von TI, funktionieren Tantal-Kondensatoren
>zwar prinzipiell, sind aber nicht für hohe Stromspitzen ausgeleget. Und
>günstig sind die auch nicht, ein 100uF tantal kostet im schnitt das
>doppelte von einem 100uF Keramik

Von welchen Spannungen und Rippleströmen reden wir denn hier?

>Okay...wesshalb empfehlt der Hersteller dann diese Formel?

Weil sie über den Kondensatortyp GAR NICHTS aussagt.

>Und wie wird sich die Kapazität denn bei 5 Volt verhalten?

Das sagt dir im Idealfall das Datenblatt, manchmal muss man aber lange 
auf der Herstellerseite suchen, wo derartige Kurven auf ANDEREN 
Datenblätter, aka Application Notes etc. zu finden sind.

>Ich meinte immer die Kapazität ist bei Nennspannung gemessen.

Nein. Nicht bei den hochkapazitiven Keramikkondensatoren. Hier wird 
kreatives Markteting vollführt, mit vielen kleinen, gemeinen Fußnoten.

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

> Nein. Nicht bei den hochkapazitiven Keramikkondensatoren. Hier wird
> kreatives Markteting vollführt, mit vielen kleinen, gemeinen Fußnoten.

Ja, das wichtigste bei solchen Datenblättern ist es immer,
das herauszulesen, was nicht drinsteht. :-)

von Jemin K. (jkam)


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Ing. Feistel schrieb im Beitrag #4213438:
> also das was da beschreibst, ist völliger Blödsinn

Nönö, das passt schon. Bis auf 20% geht's runter.

Nimm einen low ESR Elko mit 200 uF und gut ist. Da geht selbst ein 
normaler popeliger Elko. Schau ins Datenblatt auf die Beispielschaltung:
http://www.onsemi.com/pub_link/Collateral/MC34063A-D.PDF

: Bearbeitet durch User
von Johnny S. (sgt_johnny)


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Falk B. schrieb:
> @Johnny SGT (sgt_johnny)
>
>>Nunja, im DB vieleicht nicht, aber generell wird für Boost Converter
>>empfohlen einen C mit wenig ESR und ESL zu verwenden,
>
> Stimmt.
>
>>darum fallen Elkos
>>schonmal weg (die bezahlbaren, klar könnte man nen Elko für 10€
>>verbauen).
>
> Stimmt nicht. Es gibt Low ERS Elkos, die alle bezahlbar sind.
>
>>Und laut einem Datenblatt von TI, funktionieren Tantal-Kondensatoren
>>zwar prinzipiell, sind aber nicht für hohe Stromspitzen ausgeleget. Und
>>günstig sind die auch nicht, ein 100uF tantal kostet im schnitt das
>>doppelte von einem 100uF Keramik
>
> Von welchen Spannungen und Rippleströmen reden wir denn hier?
>
>>Okay...wesshalb empfehlt der Hersteller dann diese Formel?
>
> Weil sie über den Kondensatortyp GAR NICHTS aussagt.
>
>>Und wie wird sich die Kapazität denn bei 5 Volt verhalten?
>
> Das sagt dir im Idealfall das Datenblatt, manchmal muss man aber lange
> auf der Herstellerseite suchen, wo derartige Kurven auf ANDEREN
> Datenblätter, aka Application Notes etc. zu finden sind.
>
>>Ich meinte immer die Kapazität ist bei Nennspannung gemessen.
>
> Nein. Nicht bei den hochkapazitiven Keramikkondensatoren. Hier wird
> kreatives Markteting vollführt, mit vielen kleinen, gemeinen Fußnoten.


Also die Eingangsspannung ist 3V, und die Ausgansspannung 5.2V, und man 
soll bis zu 250mA beziehen können.


Ich habe nochmals nach Elkos geschaut

http://www.farnell.com/datasheets/370232.pdf

Wenn man einen 25V/220uF nimmt, käme man auf 0.08 Ohm ESR

Würde das genügen?

von mse2 (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Ich meinte immer die Kapazität ist bei Nennspannung gemessen.
Leider nicht. Das ist ein bekanntes Problem.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Johnny S. schrieb:
> Wenn man einen 25V/220uF nimmt, käme man auf 0.08 Ohm ESR
>
> Würde das genügen?

Ja, würde es. Der alte MC34063 ist ja auch kein Regler im MHz Bereich, 
sondern typisch weit unter 100kHz am Ackern, wodurch sich die Ansprüche 
an ESR in Grenzen halten. Wenn du ganz auf der sicheren Seite sein 
willst, schaltest du parallel zum Elko noch einen 100nF Kerko, dessen 
Job es ist, die Spitzen abzufangen und zu verrunden, dann lebt der Elko 
viele Jahre, ohne sich durch ESR aufzuheizen.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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mse2 schrieb:
> Johnny S. schrieb:
>> Ich meinte immer die Kapazität ist bei Nennspannung gemessen.
> Leider nicht.
Ja gut, die "Nennspannung" ist eben 1V. Die "Maximalspannung", wo das 
Ding gerade noch nicht kaputtgeht, dann 50V.

> Das ist ein bekanntes Problem.
Offenbar nocht nicht im ausreichenden Maß...

von Falk B. (falk)


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@Johnny SGT (sgt_johnny)

>Also die Eingangsspannung ist 3V, und die Ausgansspannung 5.2V, und man
>soll bis zu 250mA beziehen können.

Wenn gleich das mit dem MC34063 gerade so müglich ist, wird die 
Schaltung alles andere als effizient. Bei 3V ist vor allem der 
Darlington als Schalttransistor nicht sonderlich toll.

>Wenn man einen 25V/220uF nimmt, käme man auf 0.08 Ohm ESR

>Würde das genügen?

Wozu braucht man bei 5V einen 25V Elko? Da reicvht ein 6,3V oder 10V 
Typ, der ist auch um einiges kleiner.

von WehOhWeh (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Okay...wesshalb empfehlt der Hersteller dann diese Formel?
> Und wie wird sich die Kapazität denn bei 5 Volt verhalten?
> Ich meinte immer die Kapazität ist bei Nennspannung gemessen.

Kuckst du bei einem Hesteller:
http://psearch.en.murata.com/capacitor/product/GRM21BR60J107ME15%23.html
Das Beispiel hat bei 5V noch so 20µF, im Datenblatt stehen 100µF, 6V3. 
Beschiss? Nein, steht im Datenblatt :-)

Da gibts auch keine Formel, da muss man jeden Kerko einzeln betrachten. 
Die Schwankungen sind gigantisch.

Tantal sind auch nicht besser. Die soll man laut Hersteller teils 
maximal mit der HALBEN(!) zulässigen Spannung betreiben:
http://www.kemet.com/Lists/ProductCatalog/Attachments/255/KEM_T2024_T489.pdf
Kuckst du S8 (working voltage)

Daher der schlechte Ruf der Tantal - faule Entwickler, die sich auf 
Daumenregeln verlassen und die Dinger zu weit ausfahren. Die Folge sind 
hohe Ausfallsraten.

Lesen, lesen, lesen. Datenblätter sind nicht zum Abheften da.

von Harald W. (wilhelms)


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Lothar M. schrieb:

> Dir ist klar, dass diese Kondensatoren ihre Nennkapazität bei einer
> Messspannung von 1V haben? Bei höherer Spannung wirst du dann evtl.
> nur 20% davon haben...

Wobei es manchmal recht schwierig ist, an solche Infos zu kommen.
Am ergiebigsten für solchen Sachen wie z.B. auch "phase reversal",
"latch up" usw. waren da eigentlich immer die Fachartikel in
Kennzifferzeitschriften.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Falk B. schrieb:
> @Johnny SGT (sgt_johnny)
>
>>Also die Eingangsspannung ist 3V, und die Ausgansspannung 5.2V, und man
>>soll bis zu 250mA beziehen können.
>
> Wenn gleich das mit dem MC34063 gerade so müglich ist, wird die
> Schaltung alles andere als effizient. Bei 3V ist vor allem der
> Darlington als Schalttransistor nicht sonderlich toll.
>
>>Wenn man einen 25V/220uF nimmt, käme man auf 0.08 Ohm ESR
>
>>Würde das genügen?
>
> Wozu braucht man bei 5V einen 25V Elko? Da reicvht ein 6,3V oder 10V
> Typ, der ist auch um einiges kleiner.

Hatte ich auch dran gedacht, wenn man aber hier im Datenblatt
http://www.farnell.com/datasheets/370232.pdf

Die anderen werte anschaut, ist bei geringerer Spannung der ESR viel 
höher.

Ich habe den MC34063 gewählt, weil ich gerade welche da hatte, und weil 
ich eine mir bekannte Schaltung benutzen will, klar gibt es extra IC's 
zu nicht ganz günstigen Preisen die für meine Anwendung besser währen, 
aber die müsste ich zu erst bestellen, und dann wohl noch recht lange 
dran rum basteln.

So kann ich meinen Print mit der MC34063 Schaltung herstellen lassen

Und naja, die Effizienz ist momentan zweitrangig, bei bei ca 700mA 
Eingangsstrom halten 2 x 18650 2800mAh Akkus schon eine Weile. Wobei 
350mA Ausgangsstrom der Maximalwert wäre, die aktuellen Verbraucher 
liegen bei 50-70mA

: Bearbeitet durch User
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