Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Logikgatter im Baukastensystem


von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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http://www.heise.de/newsticker/meldung/Mexdulon-Digitaler-Experimentier-Baukasten-auf-Kickstarter-3239249.html

Wie schätzt ihr das ein:
Wenn ich aus diesen Einzelgattern und den entsprechenden Kabeln was 
größeres zusammenstecke, also eine ALU oder ein RAM (ab 8bit aufwärts), 
wie hoch werden da die Verluste an den Steckverbindungen sein und wie 
hoch wird man sowas takten können?

von Falk B. (falk)


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Alter Wein in neuen Schläuchen.

von The D. (thedaz)


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Ich würde ein paar 100kHz für machbar halten. Kommt auch auf die Anzahl 
der Gatter an. Welche Verluste meinst du ? Bei der Verbindung zwischen 
zwei Gattern werden die Spannungsverluste vernachlässigbar sein, 
vorausgesetzt, du bleibst bei kurzen Verbindungen wie im Bild gezeigt. 
Die Verlustleistung ist für das einzelne Gatter marginal. Die 
Gesamtstromaufnahme wird aber u.U. beachtlich sein (ist eine Funktion 
aus Gatteranzahl n und der Taktfrequenz).

von Paul B. (paul_baumann)


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Falk B. schrieb:
> Alter Wein in neuen Schläuchen.

Das gab es 1988 schon in Form von "Polytronic" vom VEB Numerik 
Karl-Marx-Stadt:
http://www.experimentierkasten-board.de/viewtopic.php?f=30&t=664

MfG Paul

von The D. (thedaz)


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Auch wenn es sowas alles schon mal gab : Ist doch ok, oder kennt jemand 
aktuelle Produkte, die das Gleiche bieten ? Allerdings glaube ich nicht, 
dass es ein Erfolg wird, denn man kann sowas heute viel billiger in 
Software als PC basierte Lernanwendung realisieren. Außerdem : 
Flachkabel mit Pfostensteckern sind im schulischen Umfeld unbrauchbar. 
Die Kabel sind empfindlich, die Steckverbindung viel zu schwer zu lösen 
(ohne Werkzeug muss man am Kabel ziehen und zack hat man Bruch).

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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Paul B. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Alter Wein in neuen Schläuchen.
>
> Das gab es 1988 schon in Form von "Polytronic" vom VEB Numerik
> Karl-Marx-Stadt:
> http://www.experimentierkasten-board.de/viewtopic....
>
> MfG Paul

steht hier an meinem Arbeitsplatz als breadboard-Ersatz
inkl. http://www.experimentierkasten-board.de/viewtopic.php?f=111&t=959

ja, das war es damals meinen Eltern wert
114,- + 94,- Mark waren damals für einfache Leute verdammt viel Geld
bei 300M Monatslohn...
und ich nutze sie heute noch

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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The D. schrieb:
> Auch wenn es sowas alles schon mal gab : Ist doch ok, oder kennt
> jemand
> aktuelle Produkte, die das Gleiche bieten ? Allerdings glaube ich nicht,
> dass es ein Erfolg wird, denn man kann sowas heute viel billiger in
> Software als PC basierte Lernanwendung realisieren. Außerdem :
> Flachkabel mit Pfostensteckern sind im schulischen Umfeld unbrauchbar.
> Die Kabel sind empfindlich, die Steckverbindung viel zu schwer zu lösen
> (ohne Werkzeug muss man am Kabel ziehen und zack hat man Bruch).

ich hätte mir die Sache lieber aber als TTL-Schaltung gewünscht, 
zumindest die ODER, UND, NICHT-Gatter
IC's zusammenstecken is doch für hipsters... ;)

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Mike B. schrieb:
> eine ALU

…halte ich mit soetwas für nicht sonderlich sinnvoll/ machbar. Abgesehen 
von der Verfügbarkeit bunter Simulationen aller möglichen 
Zustandsautomaten (zelluläre Addierer bspw.) brauchts 'ne Menge 
logischer Grundfunktionen, um 8-bit-Zahlen verarbeiten zu können. Die 
Frage nach der Taktrate stellt sich mir gar nicht, da es keine sinnvolle 
Anwendung für soetwas gäbe und mithin 1Hz absolut ausreichend wäre (um 
Nicht-Machbarkeit per Gegenbeispiel zu widerlegen).

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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The D. schrieb:
> Ich würde ein paar 100kHz für machbar halten. Kommt auch auf die
> Anzahl
> der Gatter an.

100kHz durch etliche ungeschirmte Leitungen
das dürfte doch einige Störungen im Umfeld ergeben, oder?

von Joachim B. (jar)


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Mike B. schrieb:
> The D. schrieb:
>> Ich würde ein paar 100kHz für machbar halten. Kommt auch auf die
>> Anzahl
>> der Gatter an.
>
> 100kHz durch etliche ungeschirmte Leitungen
> das dürfte doch einige Störungen im Umfeld ergeben, oder?

och nö, über 1MHz wird drin sein, wir haben den CBM mit 6502 auf eine 
Europakarte handgefädelt kein Problem

wie sagte mein Ausbilder immer bis 10MHz ist doch alles NF :)

Mike B. schrieb:
> steht hier an meinem Arbeitsplatz als breadboard-Ersatz
> inkl. http://www.experimentierkasten-board.de/viewtopic.php?f=111&t=959
>
> ja, das war es damals meinen Eltern wert
> 114,- + 94,- Mark waren damals für einfache Leute verdammt viel Geld
> bei 300M Monatslohn...

mein erster 120,-DM 1968

http://www.logikus.info/

-> 3 Monatsmieten (Wahnsinn und mein Vater wusste nicht mal wofür)

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@Joachim B. (jar)

>mein erster 120,-DM 1968

>http://www.logikus.info/

>-> 3 Monatsmieten (Wahnsinn und mein Vater wusste nicht mal wofür)

Und heute haben die Leute solche "Probleme"

Beitrag "Woher billigen Arduino in DE"

So ändern sich die Zeiten . . .

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Und heute haben die Leute solche "Probleme"
> Beitrag "Woher billigen Arduino in DE"
> So ändern sich die Zeiten . . .
Da fällt das Aufhören umso leichter, wenn das Anfangen so billig ist...

Aber auch ich glaube, dass dieser 
Mexdulon-Digitaler-Experimentier-Baukasten nichts bringt, weil man damit 
nichts Neues macht, sondern nur die Flachbandkabel zu einem 
unübersichtlichen Knäuel knotet. Und dann dem Lauflicht zusehen kann. 
Kapiert hat man dabei 0,nix

von Vancouver (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> wie sagte mein Ausbilder immer bis 10MHz ist doch alles NF :)

Das war früher. Heute ist alles unter 500MHz Gleichstrom und alles unter 
1Ghz zappeliger Gleichstrom :-)

Aber im Ernst, ich denke auch,dass 1MHz schon gehen sollte bei diesen 
Teilen. Ich frage mich nur, wie man mit Flachbandkabeln  einzelne 
Ein/Ausgänge der Bausteine gezielt verdrahten will. Mit den 
Wannensteckern sind die Verbindungen schon festgelegt, und wie kann man 
nun Pin6 von IC4 mit Pin 12 von IC3 verbinden, wenn diese Verbindung im 
Flachbandkabel nicht drin ist?

von Joachim B. (jar)


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Lothar M. schrieb:
> Aber auch ich glaube, dass dieser
> Mexdulon-Digitaler-Experimentier-Baukasten nichts bringt,

unterschreibe ich zu 100%

wo ist heute das Problem?

Breadboards an jeder Ecke
DIL noch reichlich verfügbar

das kostet doch heute nur ein Bruchteil und man kann loslegen

Ein paar Nands, Ands, Or, Nor Gatter, ein paar FF, Bustreiber , evtl. 
noch einen Arduino, AVR oder STM nach Wahl.

Heute steht man aber nicht mehr vor der Aufgabe:

einen WD1772 im Atari von 8MHz auf 16MHz per Verdoppler zu bringen um HD 
Disketten zu lesen,
einem CBM mit VIA 6522 als Soundsynti für Spiele zu gebrauchen
einem PC1500 auf 28k und EEPROM aufzublasen oder mit VIA 6522 an einem 
apple parallel anzubinden für Floppyzugriff

von Jörg R. (solar77)


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Falk B. schrieb:
> Alter Wein in neuen Schläuchen.

Ja, war auch mein erster Gedanke. Während meiner Ausbildung um 1980 
hatten wir bereits Bausteine in dieser Art. Egal ob 7400 oder BC107. 
Alles war in gleich großen geschlossenen weißen Gehäusen. Selbst ein 
einzelner Widerstand war in so einem Gehäuse untergebracht. Die 
Verbindungen wurden über Kabel mit Bananensteckern hergestellt. Unser 
Ausbilder hat sich die Haare gerauft wenn wir wieder einmal ein Bauteil 
gehimmelt haben ? Das dazu passende Netztei, natürlich längsgeregelt, 
war so groß wie ein Schukarton.

Ich nehme an das es so etwas, wenn auch in anderer Art, noch zu kaufen 
gibt. Schließlich werden auch noch heute junge Leute in Digitaltechnik 
ausgebildet.

So ein System ist im übrigen zu leicht zu kopieren. Selbst wenn es neu 
wäre gäbe es im nu Nachahmer.

von Michael B. (laberkopp)


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Mike B. schrieb:
> Wie schätzt ihr das ein

Grober Schwachsinn.

Ein klassisches Experimentiersteckbrett ist die ungefähr 10000 mal 
bessere Lösung 
http://www.jogis-roehrenbude.de/Bastelschule/Roehren-Steckboards/DSCF0006.jpg

Und für Frontalunterricht, wo das Steckbrett zu klein sein mag, sind die 
Module viel zu unüberwichtlich, da tut es eher http://www.lectron.de/

Aber Kickstarter: Es findet sich immer ein Depp der für eine blöde Idee 
sein Geld versenkt.

Mike B. schrieb:
> wie hoch werden da die Verluste an den Steckverbindungen sein

Na, vor allen Dingen die Verluste im Portemonnai werden gigantisch sein. 
8 Gatter für 55 EUR, ungefähr 350 x so teuer wie der Inhalt.

von Clemens L. (c_l)


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Jörg R. schrieb:
> Während meiner Ausbildung um 1980 hatten wir bereits Bausteine in
> dieser Art. Egal ob 7400 oder BC107. Alles war in gleich großen
> geschlossenen weißen Gehäusen. Selbst ein einzelner Widerstand war
> in so einem Gehäuse untergebracht.

Wie soll man denn da die Farbcodes lernen?  :)

(Bei diesen Mexdulon-Platinen sieht man wenigstens die meisten 
Bauteile.)

> Unser Ausbilder hat sich die Haare gerauft wenn wir wieder einmal
> ein Bauteil gehimmelt haben

"Und jetzt lernen wir, wie man einen neuen 7400 auf die Platine lötet 
..."

von Wolfgang (Gast)


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Vancouver schrieb:
> Mit den Wannensteckern sind die Verbindungen schon festgelegt, und wie
> kann man nun Pin6 von IC4 mit Pin 12 von IC3 verbinden, wenn diese
> Verbindung im Flachbandkabel nicht drin ist?

Indem man in Funktionen denkt und die Pin-Belegung der Stecker 
vernünftig konzipiert. Das hat was mit Abstraktion zu tun. Mit der 
Pin-Belegung der ICs kommt der Benutzer gar nicht in Berührung, so dass 
sich für ihn das Problem gar nicht stellt.

von Thomas E. (picalic)


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Wolfgang schrieb:
> Indem man in Funktionen denkt und die Pin-Belegung der Stecker
> vernünftig konzipiert. Das hat was mit Abstraktion zu tun.

Tolle Sache, so eine Abstraktion! Wenn der Designer also eine zur 
abstrakten Definition der Bausteine kompatible Pinbelegung definiert 
hat, dann weiß die Pinbelegung schon genau, welche Funktion z.B. das 
D-Flipflop Modul und das kombinatorische Logik-Modul in der Schaltung 
hat und stellt automatisch die richtigen Verbindungen her. Man muss also 
nur wissen, aus welchen Funktionsblöcken eine Schaltung besteht und 
diese zusammenstecken. Ich bin begeistert! ;)

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Thomas E. schrieb:
> Wenn der Designer also eine zur
> abstrakten Definition der Bausteine kompatible Pinbelegung definiert
> hat, dann weiß die Pinbelegung schon genau, welche Funktion z.B. das
> D-Flipflop Modul und das kombinatorische Logik-Modul in der Schaltung
> hat und stellt automatisch die richtigen Verbindungen her.

Ein Mexdulon D-Flip-Flop Baustein hat 5 von den Verbindern. Wenn dir das 
als Freiheit für die Verdrahtung nicht reich, weiß ich auch nicht.

von Jobst M. (jobstens-de)


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The D. schrieb:
> man kann sowas heute viel billiger in
> Software als PC basierte Lernanwendung realisieren.

Fiel mir dabei spontan so ein: Am PC entwerfen und dennoch eine Hardware 
haben: FPGA
Mit 20€ mit einem fertigen Board ist man dabei.
Leider sind die Editoren in FPGA-Entwicklungsumgebungen für Anfänger 
etwas umständlich ... :-/

Aber DAS wäre mal ein cooler 'Baukasten'. Da gehen dann auch ALUs mit 
etwas über 100kHz ;-)


Gruß

Jobst

von Carl D. (jcw2)


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Paul B. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Alter Wein in neuen Schläuchen.
>
> Das gab es 1988 schon in Form von "Polytronic" vom VEB Numerik
> Karl-Marx-Stadt:
> http://www.experimentierkasten-board.de/viewtopic.php?f=30&t=664
>
> MfG Paul

Den Kasten hat doch frecherweise Kosmos aus Stuttgart (war das 
Frank'scher Verlag oder so) schon Anfang der 70er raubkopiert ;-)

von Strubi (Gast)


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Jobst M. schrieb:
> The D. schrieb:
>> man kann sowas heute viel billiger in
>> Software als PC basierte Lernanwendung realisieren.
>
> Fiel mir dabei spontan so ein: Am PC entwerfen und dennoch eine Hardware
> haben: FPGA
> Mit 20€ mit einem fertigen Board ist man dabei.
> Leider sind die Editoren in FPGA-Entwicklungsumgebungen für Anfänger
> etwas umständlich ... :-/
>
> Aber DAS wäre mal ein cooler 'Baukasten'. Da gehen dann auch ALUs mit
> etwas über 100kHz ;-)
>

Gibbet alles auch schon für Anfänger bis Profis, ist unter den 
Stichworten ZPUino/Designlab zu finden und kommt ohne viel 
Kickstarter-Gehype, dafür mit einer kräftigen Community (halt 
englischsprachig, aber da muss man eh durch) aus.
Meine ganz ehrliche Meinung zu solchen Me-Too-Produkten: die gehen, wie 
auch das n+1'te skurril-kryptische Redesign von revolutionären 8-Bittern 
relativ schnell im Hades der Belanglosigkeit unter. In diesem Fall 
bleibt leider noch Elektroschrott übrig. Mein altes Digilent 
Spartan3-200k mit den Siebensegmentanzeigen wird hingegen immer noch 
benutzt..

Salute,

- Strubi

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