Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Häufiges Einschalten eines Netzteils über Schalter schädlich?


von Alex S. (arnie-75)


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Hallo,
ich habe mich hier angemeldet weil ich eine Frage zu einem Hifi-Gerät 
habe.
Und zwar verfügt dieses Gerät ("NAD Viso 1 AP", ein nicht ganz billiger 
Aktv-Lautsprecher mit Apple-Airplay + Bluetooth) leider über keinen 
Standby-Modus oder Netztschalter. Stattdessen soll er scheinbar ständig 
am Netz bleiben und dabei um die ~10W verbrauchen. :(
Nun habe ich hier noch eine Funksteckdose, die ich verwende um das Gerät 
bequem per Fernbedienung vom Strom zu trennen oder wieder zu verbinden. 
Der Schalter verbindet dem Klacken nach über ein Relais. Jedes Mal wenn 
ich das Gerät damit einschalte leuchten für einen ganz kurzen Moment 
alle LEDs kurz auf. Irgendwie habe ich dabei kein gutes Gefühl und frage 
mich, ob sowas für die Elektronik bzw. das Netzteil auf Dauer schädlich 
ist. Kann mir da jemand meine Sorgen nehmen? Ich kenne mich mit sowas 
leider nicht aus...

: Verschoben durch Admin
von Brummbär (Gast)


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Es kommt auf die Schaltfrequenz drauf an. Wenn Du alle 5 Minuten 
schaltest, hat das keine Auswirkungen (außer beim Verbraucher handelt es 
sich um eine Glühbirne).

von oszi40 (Gast)


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Alex S. schrieb:
> Nun habe ich hier noch eine Funksteckdose,

Dann prüfe auch den Verbrauch dieser Funksteckdose. Es gab schon welche 
mit 5W Eigenverbrauch.
Geräte haben oft ein Schaltnetzteil, was einen hohen Einschaltstrom 
haben könnTE. Dann ist der Kontaktverschleiß etwas höher.

von Typ (Gast)


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Alex S. schrieb:
> Jedes Mal wenn
> ich das Gerät damit einschalte leuchten für einen ganz kurzen Moment
> alle LEDs kurz auf.

Zu 99,9% ist das einfach eine Testfunktion, ob alle LEDs funktionieren.

Alex S. schrieb:
> Irgendwie habe ich dabei kein gutes Gefühl und frage
> mich, ob sowas für die Elektronik bzw. das Netzteil auf Dauer schädlich
> ist. Kann mir da jemand meine Sorgen nehmen? Ich kenne mich mit sowas
> leider nicht aus...

Mit ganz viel Glück geht dann halt nicht nach 2 Jahren und 1 Tag, 
sondern nach 1 Jahr und 364 Tagen irgendein Elko kaputt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass du durch das Trennen vom Stromnetz mehr 
Lebensdauer "sparst" als der Dauer-StandBy-Betrieb "kostet"

Zusammen mit den gesparten Stromkosten 2:0 für die Funksteckdose.

von Typ (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Geräte haben oft ein Schaltnetzteil, was einen hohen Einschaltstrom
> haben könnTE. Dann ist der Kontaktverschleiß etwas höher.

Der Kontaktverschleiß im Relais der Funksteckdose, ja, aber die kostet 
ja nix.

von Alex S. (arnie-75)


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Energieverbrauch der Steckose ist vernachlässigbar. Also ist das häufige 
Einschalten per Relais für das Netzteil bzw. die Elekrik des 
Aktiv-Lautsprechers nicht schädlich?

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Alex S. schrieb:
> Also ist das häufige
> Einschalten per Relais für das Netzteil bzw. die Elekrik des
> Aktiv-Lautsprechers nicht schädlich?

So sehen das die Meisten.
Ich auch.

von Typ (Gast)


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Alex S. schrieb:
> Also ist das häufige
> Einschalten per Schalter für das Netzteil bzw. die Elekrik des
> Aktiv-Lautsprechers nicht schädlich?

Zu 99% nicht.
Wenn es deinem Gewissen hilft: Aus der Steckdose kommt Wechselstrom, 
dein Gerät wird so oder so ganz regulär 100x pro Sekunde aus- und 
eingeschaltet und muss das überbrücken, wenn man es so sehen will.

von Alex S. (arnie-75)


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Danke, auch für die schnellen Antworten!

von Wolle G. (wolleg)


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Typ schrieb:
> dein Gerät wird so oder so ganz regulär 100x pro Sekunde aus- und
> eingeschaltet

Wieso wird das Gerät bei Wechselstrom 100x aus- und eingeschaltet?

Da gab es früher einen Spruch: Bei Gleichstrom musst man gleich 
bezahlen, bei Wechselstrom etwas später, o.ä.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

tut mir ja furchtbar leid, aber ich seh' das anders. Haeufiges 
Ein/Ausschalten von Schaltnetzteilen setzt natuerlich diverse Bauteile 
unter erhoehten Stress. Der Netzgleichrichter und der Elko dahinter 
werden bei jedem Einschalten fuer eine Viertel...Halbwelle (oder den 
Rest davon) recht heftig beansprucht. Bzw. - wenn vorhanden - die 
Anlass-NTCs kriegen jedesmal einen ordentlichen Temperaturwechsel und 
altern schneller.
Kleines Beispiel: Ich hab' hier 2 Stueck DBox2 rumstehen, die laufen 
jetzt seit >5 Jahren 24/7. Ich bezweifle stark, dass die beim taeglichen 
Ein/Ausstoepseln das solange mitmachen wuerden.

Gruss
WK

von Typ (Gast)


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wolle g. schrieb:
> Wieso wird das Gerät bei Wechselstrom 100x aus- und eingeschaltet?

Naja wie gesagt, fürs Gewissen, wenn man es so sehen will, mein 
Professor hätte mich damals für die Aussage wohl zurecht aus der 
Vorlesung geworfen :)

Dergute W. schrieb:
> Der Netzgleichrichter und der Elko dahinter werden bei jedem Einschalten
> fuer eine Viertel...Halbwelle (oder den Rest davon) recht heftig
> beansprucht.

Richtig, die Frage ist aber, ob die Belastung schwerer wiegt als mehrere 
Stunden Stand-By Betrieb bei 10W.

Ich behaupte entschieden nein.

von Wolfgang (Gast)


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Alex S. schrieb:
> Stattdessen soll er scheinbar ständig
> am Netz bleiben und dabei um die ~10W verbrauchen. :(

Woher hast du diese Zahl.

Laut EU-Verordnung dürfen Geräte der Unterhaltungselektronik im Standby 
maximal eine Leistung von einem Watt aufnehmen - sonst tragen sie das 
CE-Kennzeichen zu unrecht.
https://www.heise.de/ct/artikel/Ein-Watt-Verordnung-291868.html

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Meine Erfahrung sagt mir ganz klar, dass es das haeufige Einschalten 
(und  auch die damit verbundenen Temperaturzyklen) ist, was die Geraete 
frueher dazu gebracht hat, bei mir aufm Tisch zu landen.
Bei Fernsehern waren das eben die klassischen Defekte von einzelnen 
Dioden in der Graetzbruecke auf der Primaerseite oder dem Netzschalter 
selbst...

Gruss
WK

von Stefan F. (Gast)


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Netzteile in ihrer einfachsten Form haben einen sehr hohen 
Einschaltstrom, weil in kürzester Zeit dicke Kondensatoren aufgeladen 
werden.

Während die betroffenen Halbleiter (Dioden) für diese Ströme ausgelegt 
sind und klaglos wegstecken, leiden vor allen die Kontakte von Schaltern 
und Relais unter dem hohen Strom.

Um dem entgegen zu wirken, enthalten sehr viele Netzteile eine 
Schutzschaltung, die den Einschalt-Strom reduziert. Häufig wird dazu ein 
Heißleiter verwendet. Dieser lässt zunächst einen geringen Strom 
fließen, der die großen Kondensatoren langsam auflädt. Dabei heißt sich 
der Heißleiter selbst auf und verringert seinen Innenwiderstand, um nach 
dem ersten Ladevorgang den vollen Strom durch zu lassen. Er bleibt dabei 
heiß.

Das Problem ist: Wenn du solche Geräte aus schaltest und dann sofort 
wieder an, sind deren Heißleiter immer noch heiß. Ihre Schutzwirkung 
geht dadurch verloren, du hast dann doch den ungebremst hohen 
Einschalt-Stromstoß.

Deswegen predige ich keiner ganzen Familie immer ein, an keinen Schalter 
"klick-Klack-Klick-Klack" zu machen. Das ist der Killer für viele 
Schaltnetzteile.

Wenn zwischen dem Aus-Schalten und dem Wieder-Einschalten eine Minute 
Pause ist, hast du nichts zu befürchten.

Ich bin Hausmeister in einem 10 Parteien Haus und somit für die Lampen 
im Treppenhaus zuständig. Seit ein paar Jahren tausche ich nach und nach 
alle kaputten Leuchtmittel durch LED Lampen von Penny Markt aus (also 
die ganz billige Ware). Diese sind dafür bekannt, relativ wenige 
Schaltzyklen zu vertragen. Dennoch habe ich damit gute Erfahrung 
gemacht. Das mache ich jetzt seit 5 Jahren und in dieser Zeit habe noch 
keine einzige LED Lampe erneuern müssen. In der Praxis halten sie 
eindeutig länger als herkömmliche Glühlampen und Energiesparlampen. Und 
das, obwohl sie jeden Tag zig mal an und aus geschaltet werden.

Ich kann bestätigen, was  Dergute Weka schrieb. Früher waren kaputte 
Schalter und Dioden am häufigsten. Heute sind es Schalter und 
Kondensatoren. Wobei ich das starke Gefühl habe, dass die Kondensatoren 
in Consumer Elektronik nicht mehr die Qualität wie von früher haben. Die 
Ersatzteile halten auffällig länger. Ich habe noch nie einen 
ausgetauschten Kondensator nochmal austauschen müssen. Und kaputte 
Dioden habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht haben die 
Hersteller endlich gelernt, dass man verkohlte Platinen unter den Dioden 
als starkes Argument für einen serienmäßigen Designfehler verwenden kann 
(was 2 Jahre Gewährleistung bedeutet, ohne diesen Beweis wäre es nur 1 
Jahr).

von Alex S. (arnie-75)


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Wolfgang schrieb:
> Alex S. schrieb:
>> Stattdessen soll er scheinbar ständig
>> am Netz bleiben und dabei um die ~10W verbrauchen. :(
>
> Woher hast du diese Zahl.
>
> Laut EU-Verordnung dürfen Geräte der Unterhaltungselektronik im Standby
> maximal eine Leistung von einem Watt aufnehmen - sonst tragen sie das
> CE-Kennzeichen zu unrecht.
> https://www.heise.de/ct/artikel/Ein-Watt-Verordnun...

Ist mir bekannt. Trotzdem braucht das Gerät 10 Watt im Standby, bzw. 
gibt es da keinen Standby, nur an :)
https://nadelectronics.com/en_EU/product/nad-viso-1-ap/#specifications

Ich meine mal irgendwas über kurzzeitige Kurzschlüsse bei den Elkos 
gelesen zu haben, wenn ein Netzteil eingeschaltet würde, und deshalb 
sollte man das nicht machen? Ist aber nur das, was ich mal irgendwo beim 
Lesen überflogen habe, kann auch Blödsinn sein.

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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> kurzzeitige Kurzschlüsse

Habe ich ja gerade beschrieben. Die hohen Ladeströme, wenn die Elkos 
noch leer sind, und dann die volle Netzspannung drauf gelegt wird.


Ich muss was korrigieren:
> Deswegen predige ich keiner ganzen Familie immer ein

"meiner Familie", nicht "keiner Familie". Noch bin ich nicht so weit, 
mit der Wand zu reden.

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