Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Motortreiber mit MOSFET-Ring und Spitzenstromregelung


von Alexander K. (alexander_43)


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Hallo!

Ich möchte für einen 12 kW DC-Motor (Lynch LM200-D127) einen Stromregler 
zur Steuerung der Drehzahl bauen. Datenblatt Motor: 
https://lynchmotors.co.uk/pdfs/lmc-lem-200.pdf
Nach einigen Recherchen bin ich auf folgendes Video gestoßen, in dem ein 
sehr interessanter Ansatz beschrieben wird, einen solchen Regler zu 
bauen. Der im Video gezeigte Motor ist Baugleich mit meinem. 
https://www.youtube.com/watch?v=51UNOyQWxeI

Alle Mosfets sind vom Typ IRLB4030 und sind in der Schaltung ringförmig 
angeordnet, sodass alle Verbindungen gleich lang sind. Das Prinzip wird 
im Video ab Minute 1:05 erläutert.
Die Strommessung erfolgt über die Spannungsmessung am Mosfet, sodass bei 
30 Mosfets und einem Strom von 400A eine Spannung von 45mV über die 
Drain-Source Strecke anliegt. Erklärung im Video bei Minute 9:18.
Interessant ist der Ansatz der Spitzenstromregelung. Die PWM-Frequenz 
ist immer fest, jedoch kann ein Puls schon früher abgeschaltet werden, 
wenn der Maximalstrom überschritten wird. Dies soll wohl innerhalb einer 
Mikrosekunde geschehen. Die Stromregelung wird bei Minute 14:13 und 
23:54 erklärt.

Meine Frage an euch ist nun, welche Möglichkeiten es gibt, die Spannung 
am Mosfet zu messen, wenn man bedenkt, dass bei gesperrten Mosfets die 
gesamte Versorgungsspannung an den Mosfets anliegt und diese natürlich 
nicht meine Messschaltung beschädigen darf. Kann ich dafür einfach 
Z-Dioden nehmen, um den nachgeschalteten OPV zu schützen? Wie würdet ihr 
so etwas designen bzw. was denkt ihr, wie wurde es im Video gemacht? 
Gibt es evtl. ICs für eine solche indirekte Strommessung am Mosfet? Am 
Ende des Videos wird gesagt, dass die Ansteuerung ca. 200 SMD-Bauteile 
umfasst. Sieht also evtl so aus, dass alles diskret ohne Mikrocontroller 
aufgebaut wurde?

Vielen Dank für eure Antworten im Voraus!

von Dieter (Gast)


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Dioden mit Messstrom.
Die 2mV/K muss man kompensieren.

von Dieter (Gast)


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Bei hoheren Spannungen Kaskodenschaltung.

von Alexander K. (alexander_43)


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Dieter schrieb:
> Bei hoheren Spannungen Kaskodenschaltung.

Die Versorgungsspannung beträgt maximal 80V.
Ich kann mir das mit der Kaskodeschaltung nicht ganz vorstellen wie ich 
das machen soll. Bei der Kaskodeschaltung sind doch zwei Transistoren in 
Reihe geschaltet? Jetzt habe ich ja 30 parallel geschaltete Mosfets und 
möchte da den Spannungsabfall messen. Wie soll ich da die 
Kaskodeschaltung verwenden?

von Dieter (Gast)


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Alexander K. schrieb:
> Wie soll ich da die Kaskodeschaltung verwenden?
Mit jeweils zwei Mosfets in Reihe geschaltet, wird natürlich am unteren 
Mosfet gemessen. Dort liegen je nach Kaskodenausführung dann zwischen 
0-5V bis zu 0-24V.

von asdf (Gast)


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Hast du schon mal ein vergleichbares Projekt durchgezogen? Leider ist 
die Leistungselektronik doch recht anspruchsvoll und verzeiht vor allem 
wenig Fehler. Zum Anfangen ist sowas nicht geeignet, da würde ich 
empfehlen zuerst einen Buckwandler mit ein paar 100 W aufzubauen. Der 
Lerneffekt wird gewaltig sein und genug kaputte Bauteile wirst du auch 
haben. Das dabei erlangte Wissen wirst du unbedingt brauchen wenn du 
dich an höhere Leistungen wagen möchtest.

Der im Video gezeigte Ansatz ist leider alles andere als gut da die von 
den Leitern aufgespannten Stromschleifen sehr gross sind. Das sorgt 
(bedingt durch die grosse parasitäre Induktivität) für hohe 
Schaltverluste und und zu hohen Spannungsspitzen beim Abschalten der 
Halbleiter. Ohne "richtiges" PCB würde ich das nicht aufbauen. Der 
rotationssymmetrische Aufbau wäre prinzipiell möglich (aber nicht 
wirklich notwendig), bringt aber nur was, wenn man den gesamten 
Strompfad mitberücksichtigt. Das ist im Video nicht der Fall, die 
Freilaufdiode steht abseits auf einem anderen und ist über 2 Drähte 
angeschlossen. Die Induktivitäten (und um die geht es während dem 
Kommutierungsvorgang) hängen also davon ab, ob die Schalter nahe oder 
weit von diesen Kabeln entfernt sind.

von Alexander K. (alexander_43)


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asdf schrieb:
> Der im Video gezeigte Ansatz ist leider alles andere als gut da die von
> den Leitern aufgespannten Stromschleifen sehr gross sind. Das sorgt
> (bedingt durch die grosse parasitäre Induktivität) für hohe
> Schaltverluste und und zu hohen Spannungsspitzen beim Abschalten der
> Halbleiter. Ohne "richtiges" PCB würde ich das nicht aufbauen. Der
> rotationssymmetrische Aufbau wäre prinzipiell möglich (aber nicht
> wirklich notwendig), bringt aber nur was, wenn man den gesamten
> Strompfad mitberücksichtigt.

Ok, aber ist ein Aufbau mit allen Mosfets nebeneinander nicht noch viel 
schlimmer als so im Kreis? Wie sieht denn eine optimale Lösung aus?
Dass die Freilaufdioden extern über eine Leitung angebunden sind, finde 
ich auch nicht sehr optimal gelöst, aber das könnte man ja auch noch auf 
die Platine bringen.
Das mit den hohen Schaltverlusten kann ich nicht ganz nachvollziehen. 
Der Herr im Video hat ja zumindest gesagt, dass sich die Mosfets auch 
bei Vollast nur kaum erwärmen würden. Er hat anscheinend auch keine 
Temperaturkompensation eingebaut (ganz am Ende des Videos wird das 
gesagt) sondern nimmt in Kauf, dass bei steigender Temperatur ein 
steigender Spannungsabfall dazu führt, früher den Strom zu begrenzen. 
Das könnte man natürlich implementieren, aber zielt ja gar nicht auf 
meine Frage ab, wie ich am besten den Spannungsabfall überhaupt messe, 
ohne dass bei gesperrtem Mosfet die volle Versorgungsspannung meine 
Messelektronik zerstört.

Ich habe einen Mosfet-Treiber gefunden, der auch über den 
Spannungsabfall am Mosfet den Strom ermittelt: 
https://www.mouser.de/datasheet/2/196/Infineon-AUIR3200S-DS-v01_01-EN-1226231.pdf
Jedoch müsste das ganze für 30 Mosfets skaliert werden.

von Udo S. (urschmitt)


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Alexander K. schrieb:
> einen Stromregler zur Steuerung der Drehzahl

Im ersten Satz des ersten Beitrags ist schon ein dicker Fehler.
Über den Strom steuert man nicht die Drehzahl, sondern das Drehmoment 
des Motors.
Nur falls das Drehmoment stetig mit der Drehzahl gekoppelt ist kann man 
indirekt darüber auch die Drehzahl steuern.
Falls aber aus irgendeinem Grund die Last am Motor wegfällt (Kupplung, 
(Boots)Schraube oder Räder drehen frei oder was auch immer) läuft die 
Drehzahl sofort massiv hoch.

von Alexander K. (alexander_43)


Angehängte Dateien:

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Hier mal noch ein prinzipielles Schaltbild, bei dem ich Tipps für die 
Messchaltung für die Messung von U DS suche.

von Dieter (Gast)


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Stromspiegel, davon ein Pfad ueber eine Diode an Drain. Der andere Pfad 
über eine Diode nach Masse. Im leitenden Zustand beide Spannungen mit 
Differenzverstäker auswerten. Das wäre alles.

von Alexander K. (alexander_43)


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Dieter schrieb:
> Stromspiegel, davon ein Pfad ueber eine Diode an Drain. Der andere Pfad
> über eine Diode nach Masse. Im leitenden Zustand beide Spannungen mit
> Differenzverstäker auswerten. Das wäre alles.

Das Prinzip des Stromspiegels ist mir bekannt, allerdings komme ich 
nicht drauf, warum jetzt die Dioden in den Stromspiegel sollen. Zudem 
ist ein Stromspiegel doch immer durchgesteuert. Soll also ein Teilstrom 
eines einzelnen Mosfets noch durch den Stromspiegel geleitet werden? 
Dann hätte ich ja einen abweichenden Strom durch diesen Pfad aufgrund 
des erhöhten Innenwiderstandes im Vergleich zu den 29 parallelen Pfaden.

von Dieter (Gast)


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Die Diode hält Deiner Auswerteschaltung die hohe Spannung vom Leibe, da 
diese in der Gegenrichtung sperrt, wenn der Spannungsabfall am Mosfet 
höher sein sollte, als die Spannung, die der Stromspiegel maximal 
schafft.

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