Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Highside-Mosfet schaltet nach mehreren Pulsen nicht mehr ab, Treiberausgang auch defekt


von Rudolf (Gast)


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Hallo,

ich habe mir eine kleine Endstufe in Halbbrückenkonfiguration für etwa 
400 V gebaut, die eine kapazitive Last ansteuert.
Leider darf ich euch den Schaltplan nicht schicken.

Ich verwende SiC-Mosfets von Wolfspeed des Typs C3M0060065J.
Der Treiber ist ein FAN7191.

Sporadisch nach vielen Zyklen gehen die Mosfets und auch der Treiber 
kaputt.
Der Ausgang des Highside-Treibers ist danach kurzgeschlossen.

Am Oszilloskop hat man gesehen, dass der Highside-Mosfet beim ersten 
oder zweiten PWM-Takt der Ladekurve nicht mehr ausschalten wollte.

Sobald dann zum Entladen der Lowside-Mosfet vom Programm eingeschalten 
wird, gehen natürlich beide Mosfets kaputt.

Angesteuert werden die Mosfets zum Einschalten mit 12 Ohm, zum 
Abschalten mit 20 Ohm.


Ich habe 2 Theorien und wollt euch fragen, was ihr davon haltet?

1. Theorie
Kann es sein, dass der Strom über die Drain-Source-Kapazität aufgrund 
der steigenden Temperatur das Gate genug auflädt, damit er von alleine 
durchsteuert und dazu noch auf unzulässig hohe Spannung, die dann den 
Ausgang vom Treiber ebenfalls kaputt macht?

Dummerweise habe ich keine wirkliche Vorspannung auf dem Gate, ich teile 
die Spannung vom DC-DC-Wandler R12P22005D mithilfe einer Z-Diode und 
eines dazu parallelen Kondensators auf.


2. Theorie
Die Ausgangsspannung des Wandlers R12P22005D kann auch bis zu 22 Volt 
betragen, je nach Last. Ich habe Schutzdioden parallel zu den 
Pulldown-Widerständen verbaut, die schon ab 19 bis 20 Volt leitend 
werden können.
Wenn diese Dioden leitend werden, dann fließt ja jedesmal ein Strom, der 
den Treiber stärker als üblich belastet.



Was haltet ihr davon?

Glaubt ihr, dass zusätzliche Kondensatoren zwischen Gate-Source helfen 
könnten?

Grüße
Rudolf

von MaWin (Gast)


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Weder 1 noch 2.
Aber das ist ohne Schaltplan geraten.
Wie wird der Aufladestrom begrenzt ?

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Rudolf schrieb:
> Ich habe Schutzdioden parallel zu den
> Pulldown-Widerständen verbaut, die schon ab 19 bis 20 Volt leitend
> werden können.

Das ist schon zuviel für den Mosfet.

von Rudolf (Gast)


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MaWin schrieb:
> Wie wird der Aufladestrom begrenzt ?

Ich begrenze den Aufladestrom mithilfe eines berechneten LC-Filters und 
der Pulsdauer.


Sven S. schrieb:
> Das ist schon zuviel für den Mosfet.

Da muss ich dir recht geben. Mir hat mal jemand der bei einer Firma 
arbeitet die solche SiC-Mosfets herstellen gesagt, dass kurzzeitig 
selbst 35 V die Teile nicht kaputt machen.


Der Baustein R12P22005D ist jetzt durch einen R12P15003D ersetzt. Dieser 
macht maximal 17,5 Volt.


MaWin schrieb:
> Weder 1 noch 2.

Habt ihr noch weitere Ideen?

von Achim S. (Gast)


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Rudolf schrieb:
> Ich habe Schutzdioden parallel zu den
> Pulldown-Widerständen verbaut, die schon ab 19 bis 20 Volt leitend
> werden können.

Meinst du damit, dass dein FAN7191 22V auf eine Schutzdiode treibt, die 
bei 19-20V leitet? So dass in jedem PWM-Zyklus der Bootstrap-Kondensator 
schlagartig auf die Durchlassspannung der Schutzdiode entladen wird? Und 
das bei einem FET, dessen absolute maximum rating für die 
Gate-Source-Spannung - je nach Betriebsbedigungen - bei 15V bis 19V 
liegt?

An dem Ende würde ich zuerst ansetzen (also kein Spannungswandler, der 
bis 22V gehen kann, sondern einer der sicher unter 15V bleibt).

Wenn das nicht hilft, liegt der Fehler irgendwo in den Schaltungsteilen, 
die du nicht vorstellen darfst.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Rudolf schrieb:
> Der Ausgang des Highside-Treibers ist danach kurzgeschlossen.
Wogegen ist der kurzgeschlossen?

von Rudolf (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Meinst du damit, dass dein FAN7191 22V auf eine Schutzdiode treibt, die
> bei 19-20V leitet? So dass in jedem PWM-Zyklus der Bootstrap-Kondensator
> schlagartig auf die Durchlassspannung der Schutzdiode entladen wird? Und
> das bei einem FET, dessen absolute maximum rating für die
> Gate-Source-Spannung - je nach Betriebsbedigungen - bei 15V bis 19V
> liegt?

Eine richtige Bootstrapschaltung habe ich ja nicht, da isolierter 
Spannungswandler, aber genau die Pufferkondensatoren meine ich.

Was mich aber stutzig macht ist, dass der Strom ja durch 12 Ohm pro 
Transistor, 2 parallel immernoch deutlich unter den maximal zulässigen 4 
Ampere liegt.

Den 22 Volt Wandler habe ich jetzt durch den Klassiker R12P15003D 
ersetzt.


Lothar M. schrieb:
> Wogegen ist der kurzgeschlossen?

Der positive Ausgang ist mit dem Pin für das springende Bezugspotential 
kurzgeschlossen. Im Datenblatt heißen die beiden HO und VS, also genau 
da wo der Spannungswandler dazwischen sitzt oder normalerweise der 
Bootstrapkondensator.

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Rudolf schrieb:
> Eine richtige Bootstrapschaltung habe ich ja nicht, da isolierter
> Spannungswandler,

In so einem Spannungswandler ist ein Entstörkondensator, der Primär- und 
Sekundärseite HF-mäßig verbindet. Der sehr steile Spannungsanstieg beim 
Einschalten des Mosfet verursacht einen Stromspike, der über den Treiber 
und den Entstörkondensator zur Systemmasse fließt.
Möglicherweise ist der tödlich.
Ist Dein PWM-Takt wirklich so langsam, daß eine normale 
Bootstrapschaltung nicht sinnvoll ist?

von Achim S. (Gast)


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Rudolf schrieb:
> Eine richtige Bootstrapschaltung habe ich ja nicht, da isolierter
> Spannungswandler, aber genau die Pufferkondensatoren meine ich.

Und wir sollten erraten, dass der DCDC nur die Highside versorgt und 
nicht das VDD des Treibers liefert? Du merkst schon selbst, wie viele 
Missverständnisse und unnötige Sackgassen sich ergeben, wenn man die 
Fehlersuche betreiben soll ohne den tatsächlichen Schaltplan zu kennen 
und ohne die Messungen des Ausfalls selbst zu sehen. Deswegen von mir 
nur noch folgende prinzipielle Anmerkungen - konkrete Hinweise erst nach 
weiterer Info zu Schaltung:

Ein Treiber mit 17,5V kann immer noch zu viel für die U_GS sein. Je nach 
Layout können sich am FET noch zusätzliche Spannungsspitzen ergeben, die 
sein Gate zerstören. Deshalb wähle eine Versorgung, die sicher unter 15V 
bleibt.

Das "berechnete LC zur Strombegrenzung" kann möglicherweise falsch 
berechnet sein. Es kann auch sein, dass es richtig berechnet wurde, dann 
aber ungeeignete Bauteile ausgewählt wurden (bei deinen im genutzen 
Frequenzbereich Parasitics zu stark wirken. Oder die Spule geht in 
Sättigung und verliert ihre begrenzende Wirkung).

Die Ansteuerung der Schaltung kann falsch oder unzuverlässig sein und so 
den FET immer weiter degradieren lassen, bis er dann später in einem 
"unauffälligen PWM-Zyklus" ganz den Geist aufgibt.

Das Layout kann ungeschickt ausgeführt sein, so dass sich 
Spannungsspitzen an Stellen ergeben, wo sie nicht gewünscht sind und zu 
Schäden führen können.

Rudolf schrieb:
> Den 22 Volt Wandler habe ich jetzt durch den Klassiker R12P15003D
> ersetzt.

Zumindest mein Google kennt "diesen Klassiker" unter dieser Bezeichnung 
nicht. Vielleicht hast du hier was gewählt, dessen Streukapazität 
("Entstörkapa") gegen Masse so groß ist, dass schon deren 
PWM-Umladeströme deine Schaltung in Probleme bringen. (Ich sehe grade 
dass Sven den selben Gedanken hatte)

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