Forum: PC-Programmierung Temperaturmessung: Kurve vorausberechnen, um Zeit zu sparen


von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Nehmen wir mal an, man hätte einen ideal linear arbeitenden 
Temperatursensor, der liefert z.B. eine Spannung. Dieser Sensor hat 
natürlich eine Eigentemperatur und wird rel. plötzlich und vollflächig 
mit einem Medium von anderer Temperatur kontaktiert.

Wir nehmen weiterhin an, dass es sich immer um das gleiche Medium 
(chemisch und physikalisch) handelt, so dass dessen Wärmeleitfähigkeit 
und Wärmekapazität immer gleich sind, nur die Temperatur ändert sich.

Verfolgt man nun den Spannungsverlauf aus dem Sensor, so wird sich eine 
quasi asymptotische Kurve ergeben, bis der Sensor komplett die neue 
Temperatur angenommen hat.

Meine eigentliche Frage nun: Es sollte doch möglich sein, den Endwert 
des Sensorsignales bereits vor dem Erreichen des Temperaturausgleiches 
anhand der Steigung der einzelnen Kurvenabschnitte mehr oder weniger 
genau vorauszuberechnen? (um die Messzeit zu verkürzen)

Wie lauten die Suchbegriffe bzw. Stichworte, um dafür geeignete Formeln 
bzw. Algorithmen zu finden? Danke für Tips.

von Gerald K. (geku)


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Die Temperatur nähert sich asymptotisch dem Endwert:

https://wetec.vrok.de/rechner/cclad.htm

: Bearbeitet durch User
von DerAndereGast (Gast)


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Klassische idealisierte Temperaturausgleichsvorgänge werden in LZI 
Systemen als Elemente (Blöcke) mit PT1 Verhalten bezeichnet.

von Gerald K. (geku)


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von W.S. (Gast)


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Frank E. schrieb:
> Nehmen wir mal an, man hätte...

Aber man hat eben nicht... in der Realität. Ich hatte so etwas schon mal 
praktisch gemacht, aber es war nicht lustig und führte nur zu einer 
nicht sonderlich großen Verbesserung bei der Annäherung, wenn es 
geklappt hat und in den Fällen, wo es nicht geklappt hat, kamen 
ziemliche Hausnummern dabei heraus. Der Nutzen war also viel geringer 
als der Schaden (in manchen Fällen) und deshalb hatte ich das Ganze 
recht bald wieder abgeblasen.

Mache du lieber nicht den Fehler, an so etwas zu denken. Es lohnt nicht. 
Die Leute, die da meinen, daß man derartige Vorausberechnungen machen 
und daraus einen Nutzen ziehen kann, simplifizieren IMMER das reale 
Procedere und fallen dann auf die Nase, wenn ihr tolles Gedankengebäude 
ne Berührung mit der Realität erfährt.

W.S.

von Max M. (Gast)


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Frank E. schrieb:
> mehr oder weniger
> genau vorauszuberechnen?

Verwende lieber einen Temperatursensor mit extrem geringer Masse.
https://www.mouser.de/datasheet/2/18/AAS-920-308B-Thermometrics-NTC-TypeBR-100714-web-1315835.pdf

von LostInMusic (Gast)


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>Es sollte doch möglich sein

Schon. Es ist dann aber auch möglich, dass im Fall irgendeiner Störung 
alle die Temperaturinformation weiterverarbeitenden Teile des Systems 
erbarmungslos falsche Inputs bekommen. Folgekosten?

https://de.wikipedia.org/wiki/Overengineering

von Georg (Gast)


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Am Anfang, wenn der Anstieg noch steil ist, sind die Daten nicht 
ausreichend um sicher bis zur Endtemperatur zu extrapolieren, und am 
Ende (für Klugscheisser: natürlich gibt es bei einer asymptotischen 
Kurve kein Ende) wird es zwar immer genauer, aber dann lohnt sich der 
ganze Aufwand nicht mehr, weil man eh bald genau genug messen kann.

Georg

von Udo S. (urschmitt)


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Frank E. schrieb:
> Meine eigentliche Frage nun: Es sollte doch möglich sein, den Endwert
> des Sensorsignales bereits vor dem Erreichen des Temperaturausgleiches
> anhand der Steigung der einzelnen Kurvenabschnitte mehr oder weniger
> genau vorauszuberechnen?

Das kannst du genau dann wenn du die Information hast daß es sich um 
einen sauberen Sprung von einem ausgeglichenen System (Sensor hat 
konstante Temperatur die der Umgebung entspricht) auf eine andere 
ebenfalls konstante Temperatur handelt.
Ist die Temperatur allerdings volatil dann rechnest du beliebigen Mist.

Das Modell eines PT1 GLieds für den Temperatursensor dürfte wohl für 
viele Sensoren hinreichend genau passen.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Udo S. schrieb:
> Das Modell eines PT1 GLieds für den Temperatursensor dürfte wohl für
> viele Sensoren hinreichend genau passen.

Das wird teilweise bei Lötstationen sogar so gemacht, um eine zu große 
Welligkeit des Temperaturverlaufs zu verhindern.

von Egon D. (Gast)


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Frank E. schrieb:

> Verfolgt man nun den Spannungsverlauf aus dem Sensor, so
> wird sich eine quasi asymptotische Kurve ergeben, bis der
> Sensor komplett die neue Temperatur angenommen hat.
>
> Meine eigentliche Frage nun: Es sollte doch möglich sein,
> den Endwert des Sensorsignales bereits vor dem Erreichen
> des Temperaturausgleiches anhand der Steigung der einzelnen
> Kurvenabschnitte mehr oder weniger genau vorauszuberechnen?
> (um die Messzeit zu verkürzen)

Ja.

Voraussetzung ist u.a., dass das Messsignal hinreichend
wenig Rauschen enthält, denn die Kompensation eines
Tiefpass-Systems (Temperatursensor) erfordert einen
Hochpass, der das Signal "aufrauht".


> Wie lauten die Suchbegriffe bzw. Stichworte, um dafür
> geeignete Formeln bzw. Algorithmen zu finden? Danke für
> Tips.

In der Systemtheorie-Vorlesung bei uns wurde genau das
Beispiel des Temperatursensors ("Wenn sie zum Beispiel
ein Fieberthermometer nehmen...") unter dem Stichwort
"Kompensation" bzw. "Pol(stellen)-Nullstellen-Kompensation"
behandelt.
Das elektrische Analogon ist der Kompensationskondensator
im Oszi-Tastkopf.

HTH

von ValentinMut (Gast)


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