Forum: Fahrzeugelektronik Sinn von Entstörkondensatoren LiMa


von Thomas R. (thomasr)


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Hier die Rückseite einer nagelneuen/aufbereiteten LiMa für 
Marineanwendung (Volvo Penta). Deshalb gibt es B+ und B-. Aber was 
sollen die beiden Kondensatoren bewirken? (da sind zwei exakt 
übereinander mit ihren Erdungsfahnen an einem M5 Bolzen am Gehäuse 
befestigt)

Wenn das Gehäuse nicht auf Minuspotential liegt, was sollen die da?

Ich kenne nur jeweils einen Kondensator von B+ und D+ an Gehäusemasse 
bei „normalen“ LiMas (Minus an an Gehäuse).

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Du kennst Y-Kondensatoren?

von Michael B. (laberkopp)


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Thomas R. schrieb:
> Aber was sollen die beiden Kondensatoren bewirken?

Überall wo es Schleifkontakte gibt, gibt es Funken und damit 
Funkstörungen, hältst du da eine Funkentstörungsmassnahme für 
überflüssig weil auf einem Boot sowieso niemand an Funkempfang 
interessiert ist und es ausserhalb  der Hoheitsgebiete nationaler 
Regelungen fährt ?

Und Funkstörungen blockt man am besten dort hin ab, wo es die grösste 
Masse gibt, nicht auf den Minuspol der genau so mitwackelt wie der 
Pluspol.

von Thomas R. (thomasr)


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Ich habe nicht von überflüssig gesprochen?? Selbstverständlich gehört 
das Gefunke der Bürsten entstört. Nur wie?

Ich möchte den Sinn DIESER Anordnung verstehen. Wenn üblicherweise mit 
2,2µF in X-Anordnung (jeweils D+, B+ gegen Masse/Minus) entstört wird, 
warum dann hier in Y-Anordnung mit genau denselben Kondensatorwerten? 
Und auf eine schwebende Masse? Die sich nach Montage am Motorblock 
völlig unkontrollierbar auf andere Metallteile erstrecken kann und 
irgendwo dann doch "Minus" wird?

"Schwebende" Y-Kondensatoren gibt es auch aber die sind auf genau 
bekannte Metallmasse bezogen (z.B. Mixermotor im Kunststoffgehäuse etc.)

Das ist eine "remanufactured" LiMa, kein Originalteil. Ich habe eher den 
Verdacht daß man da einfach "irgendwas" gemacht hat, weil es halt immer 
so war.

Die Penta Motoren sind dafür bekannt daß deren Motorsteuerung 
empfindlich auf vagabundierende Masseströme reagieren, daher hat diese 
LiMa den isolierten Minusanschluß. Von dort mit Querschnitt an die 
zentrale Masseschiene. An unserem Motor gibt es keine Elektronik, also 
könnte man den B- auch direkt ans Gehäuse legen.

Und warum ist hier der D+ nicht entstört?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Das ist eine "remanufactured" LiMa, kein Originalteil. Ich habe eher den
> Verdacht daß man da einfach "irgendwas" gemacht hat, weil es halt immer
> so war.

Nö, alles richtig so.

von C. D. (derschmied)


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Thomas R. schrieb:
> Die Penta Motoren sind dafür bekannt daß deren Motorsteuerung
> empfindlich auf vagabundierende Masseströme reagieren,

Öhöm, Motorsteuerung? Boot? Benziner mit empfindlichem Steuergerät sind 
auf dem Wasser eher selten anzutreffen, abgesehen vom Spritpreis ist man 
in der Anschaffung dann schon beschissen worden weil unzuverlässig. Mit 
schnell mal rechts ranfahren ist da nix drin. Diesel-Maschinen mit 
komplexer Steuerung kenn ich nur wenn die Leistung 4-stellig wird. Wenn 
BB UND STB-Maschine arbeiten zb, oder ein einzelner fetter Caterpillar 
an der Schraube rupft. Mit angeflanschter Wasserpumpe zum 
Lenzen/Löschen. Aber selbst dann isses meist auf Öltemperatur/Druck, 
Drehzahl und Kühlwasser reduziert. Definier das mal... Die Penta-Reihe 
kenn ich als unzerstörbar robust wenn man nicht mit dem Öl geizt. 
Wirklich auf Drehzahl werden die aber auch nicht mehr gequält, man 
dümpelt mehr als man ungestüm umherheizt. Mit Heizöl fahren ist schon 
lange nicht mehr drin.

Ich dachte Du hättest die an Bord?:

Beitrag "Stärkerer Generator für Schiffsdiesel gesucht"

Geht dann wohl um die eines Vereinskollegen... Tut nicht gut anderer 
Leute Eingeweide auf dem Tisch liegen zuhaben.

Keep it simpel, Stupid! Eins der wenigen amerikanischen geflügelten 
Worte mit Daseinsberechtigung.

Die Maschine muss laufen, auf Befehl, ohne zu zicken. Und sei es mit mit 
letzter Kraft ans rettende Land. Experimente sind da fehl am Platz, 
Mensch vor Maschine, muss IMMER gewährleistet sein.

Gez.:

Jack Sparrow, der nachts von Portoferraio aus auf einer grausamen 
Nussschale nach Capraia gegurkt ist, mit einem YANMAR 3Zyl, eingebaut in 
einem 33-Fuss-Müllhaufen der Bavaria-Plastik-Klasse.

: Bearbeitet durch User
von Alexander (alecxs)


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Thomas R. schrieb:
> Wenn das Gehäuse nicht auf Minuspotential liegt, was sollen die da?

Hast Du das gemessen?

von Thomas R. (thomasr)


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Alexander schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Wenn das Gehäuse nicht auf Minuspotential liegt, was sollen die da?
>
> Hast Du das gemessen?

JA.

von Thomas R. (thomasr)


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C. D. schrieb:

>
> Ich dachte Du hättest die an Bord?:
>
> Beitrag "Stärkerer Generator für Schiffsdiesel gesucht"
>
Sehr gut erkannt! Danke fürs aufmerksame Mitlesen. Tatsächlich löst der 
Balmar Generator auch nicht alle Probleme und bei dem Preis war mir das 
dann zu blöd.

Der zugehörige Regler kann zwar die Leistung der LiMa begrenzen, jedoch 
nur "linear", also als % Satz des PWM auf dem Rotor. Damit wird die LiMa 
aber auch schon vom Start ab "kastriert" nicht erst am oberen Ende. Und 
die Temperaturüberwachung ist auch nicht "innen" sondern wieder nur als 
aufgeschraubter NTC. Steht leider alles nicht in der Werbung.

Deshalb der Sprung zurück auf eine erheblich günstigere marinisierte 
120A LiMa. Die kann nur maximal 120A (wegen des Riementriebes/WaPU 
Lager) und bei €100 nehme ich die auch ohne Bedenken auseinander um den 
Temperaturschutz innen auf die Diodenplatte zu bringen. Bei dem Preis 
kann man leicht eine weitere LiMa in Reserve mitnehmen....

Der Riementrieb wird aber tatsächlich umgebaut so daß der grundsätzlich 
keine Leistungsbegrenzung mehr darstellt (außer Bedenken wegen WaPu 
Lager). Bilder folgen sobald ich die richtigen Schrauben habe (die 
Abtriebsscheibe auf dem Kurbelwellenrad muß mit 5/16" UNF befestigt 
werden, im Umbausatz lagen aber 5/16 UNC)

: Bearbeitet durch User
von C. D. (derschmied)


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Thomas R. schrieb:
> Danke fürs aufmerksame Mitlesen.

Muss später mal kramen, möglicherweise hab ich noch ein paar Fotos 
herumliegen. Etliche sind auf einer gestorbenen  Festplatte verschollen 
die hoffentlich ein guter Freund noch aufschlüsseln kann.

Kleine Anekdote derweil:

Auf jenem Trip  nach Capraia war - nennen wir ihn Jim - mit an Bord. 
Australier, hat mir die australische Grammatik beigebracht: jedes dritte 
Wort ist f....*, Rest Dialekt.

Kielwasser eines Frachters gekreuzt, hübsches Geschaukel, stockduster. 
Plötzlich: Kling, Plong, Gulp. Alle aufgescheucht was da nun von Bord 
gegangen wäre. Nur Jim saß gelassen da, mit Joint im Gesicht: I dont 
care, we just dont have it any more.

Es blieb im Dunkel was das nun war, ich hab grinsen müssen und weiter 
nasse Lappen auf den glühendheissen YANMAR gelegt. Nicht wirklich 
seetauglich, der Klumpen.

von Thomas R. (thomasr)


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Schön, daß es doch noch Seefahrer hier im Forum gibt! Im eigentlich 
zuständigen Booteforum sind leider kaum wirkliche Elektriker unterwegs 
und auch sonst ist das Thema Schiffselektrik eher "unterbelichtet".

Unser Diesel ist ein Ford Industriemotor 2725E, 6-Zylinder, 6,2 Liter 
Hubraum. Mit jetzt 6.000 Stunden gerade eingelaufen ;-)

Der ist nicht kaputt zu kriegen aber eben leider alt und in Europa nicht 
sehr verbreitet. Wurde im Werk Dagenham UK hergestellt und war in seiner 
Urform auch für die kleinen Ford LKWs gedacht. Aber einige 
"Marinisierer" wie Sabre oder Lehman haben den besonders für den US 
Markt aufgerüstet. Dort laufen davon heute noch hunderte, oft auch 
zweimotorig.

Immer zwei Sätze Werkzeug an Bod, metrisch und zöllig ;-))

: Bearbeitet durch User
von C. D. (derschmied)


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Nja, Seefahrer wäre übertrieben. Den Binnenschein hab ich in der Jugend 
mal gemacht, und bin die Donau runtergeschippert. Zur Fregatte Bayern 
hatte ich eine guten Draht, lange her. Da war Norbert Schatz noch 
Kommandant. Ne Weile war ich in Italien, viel Werft & Mechanik, 
rumschippern mit der "HighSociety". Ging mir auf den Nerv, zu abgehoben. 
Ein paar Spinnenfäden sind noch da, ab und an zupft einer dran, sind 
dann wieder zwei oder drei Wochen "Werfturlaub" angesagt. Gibt niemand 
mehr der sich an Vorkriegstähle herantraut, oder Ahnung von Nieten hat. 
Daher auch mein Rat an Dich mit den Holländern, hat durchaus 
Hintergrund.

Führt zu weit dass an dieser Stelle auszubreiten, vertrau mir :-)

DerSchmied

von Thomas R. (thomasr)


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In der Praxis jault die nagelneue Lima mit der originalen Beschaltung 
der zwei Kondensatoren wunderschön in den Funk hinein 🤮🤮

Und nu?

von H. H. (hhinz)


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Thomas R. schrieb:
> Und nu?

Klappferrite über die Zuleitungen.

von Thomas R. (thomasr)


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Ok, danke für den Tip. Habe ich zu Haus auch massenhaft vorrätig nur 
hier nicht 🤔 WDK km60

von Michael O. (michael_o)


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Massefreie Lichtmaschinen und auch ganze Motore braucht man für 
Aluminium Schiffe, weil die Galvanik sonst in Stunden das Schiffe 
versenken hin bekommt. Wenn Deine Lichtmaschine das nicht braucht oder 
der ganze Motor nicht Massefrei ist hilft ein dickes Masskabel zur 
Maschine. Bei uns in Hamburg lagen 200 Schiffchen im Yachthaven an der 
Doove Elbe, darin waren zeitweise mehr als 50 Ford Lehmann und andere 
mit 4Liter Hubraum als 4 Zylinder und mit 6 Liter als 6Zylinder 
Reihenmotor von 90Ps bis 450PS vertreten. Selten waren die Dinger so gar 
nicht. Meinen habe ich nach einem Motorschaden komplett zerlegt und mit 
neuen Laufbuchsen revidiert.

MfG
Michael

von Thomas R. (thomasr)


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Michael O. schrieb:
> Massefreie Lichtmaschinen und auch ganze Motore braucht man für
> Aluminium Schiffe, weil die Galvanik sonst in Stunden das Schiffe
> versenken hin bekommt. Wenn Deine Lichtmaschine das nicht braucht oder
> der ganze Motor nicht Massefrei ist hilft ein dickes Masskabel zur
> Maschine. Bei uns in Hamburg lagen 200 Schiffchen im Yachthaven an der
> Doove Elbe, darin waren zeitweise mehr als 50 Ford Lehmann und andere
> mit 4Liter Hubraum als 4 Zylinder und mit 6 Liter als 6Zylinder
> Reihenmotor von 90Ps bis 450PS vertreten. Selten waren die Dinger so gar
> nicht. Meinen habe ich nach einem Motorschaden komplett zerlegt und mit
> neuen Laufbuchsen revidiert.
>
> MfG
> Michael

Das dicke Massekabel ist schon da, trotzdem die Störungen. Hören sich 
exakt so an wie "früher" im Radio: Heulen mit wechselnder 
Drehzahl/Frequenz. Ich hoffe so niederfrequente Störungen wirklich mit 
einfachen Ferriten bekämpfen zu können zumal die um 25mm² passen müssen 
;-)

von Thomas R. (thomasr)


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H. H. schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Und nu?
>
> Klappferrite über die Zuleitungen.

Zum Funk/Radiogerät oder gleich um die Ableitungen von der Lima?

von Thomas R. (thomasr)


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Da im Text angesprochen hier ein paar Bilder vom neuen Riementrieb und 
Lima.

Auch zu sehen der (noch provisorisch befestigte) Lüfter zur Kühlung der 
Lima, sehr effektiv!

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