AVR-Tutorial: LCD
Kaum ein elektronisches Gerät kommt heutzutage noch ohne ein LCD daher. Ist doch auch praktisch, Informationen im Klartext anzeigen zu können, ohne irgendwelche LEDs blinken zu lassen. Kein Wunder also, dass die häufigste Frage in Mikrocontroller-Foren ist: „Wie kann ich ein LCD anschließen?“
Das LCD und sein Controller
Die meisten Text-LCDs verwenden den Controller HD44780 oder einen kompatiblen (z. B. KS0070) und haben 14 oder 16 Pins.
Die Pinbelegung ist meist (Ausnahme z. B. TC1602E (Pollin 120420): VDD und VSS vertauscht) folgendermaßen:
ACHTUNG: Es gibt Displays mit abweichender Anschluss-Belegung, falscher Anschluss kann zur Zerstörung führen! Daher immer das zugehörige Datenblatt zu Rate ziehen!
Einzelheiten im Artikel zum Controller HD44780.
Pin # | Bezeichnung | Funktion |
---|---|---|
1 | VSS (selten: VDD) | GND (selten: +5 V) |
2 | VDD (selten: VSS) | +5 V (selten: GND) |
3 | VEE, V0, V5 | Kontrastspannung (-5 V / 0 V bis 5 V) |
4 | RS | Register Select (0=Befehl/Status 1=Daten) |
5 | RW | 1=Read 0=Write |
6 | E | 0=Disable 1=Enable |
7 | DB0 | Datenbit 0 |
8 | DB1 | Datenbit 1 |
9 | DB2 | Datenbit 2 |
10 | DB3 | Datenbit 3 |
11 | DB4 | Datenbit 4 |
12 | DB5 | Datenbit 5 |
13 | DB6 | Datenbit 6 |
14 | DB7 | Datenbit 7 |
15 | A | LED-Beleuchtung, meist Anode |
16 | K | LED-Beleuchtung, meist Kathode |
Achtung: Unbedingt von der richtigen Seite zu zählen anfangen! Meistens ist das Pin-1-Pad eckig oder daneben eine kleine 1 auf der LCD-Platine, ansonsten im Datenblatt nachschauen.
Bei der DIL-Version (Wannenstecker mit 2×7 oder 2×8 Kontakten) auch darauf achten, auf welcher Platinen-Seite der Stecker montiert wird: auf der falschen (meist hinteren) Seite sind dann die Flachbandleitungen 1 und 2, 3 und 4 usw. vertauscht (so z. B. beim ANAG VISION AV1623YFTY-SJW, Pollin 121714). Das kann man kompensieren, indem man es auf der anderen Kabelseite genauso permutiert oder es auf dem Layout bewusst so legt (Stecker auf der Bottom-Seite plazieren). Man kann es nicht kompensieren, indem man das Flachbandkabel auf der anderen Seite in den Stecker führt.
Bei LCDs mit 16-poligem Anschluss sind die beiden letzten Pins für die Hintergrundbeleuchtung reserviert. Hier unbedingt das Datenblatt zu Rate ziehen. Die beiden Anschlüsse sind je nach Hersteller verdreht beschaltet. Falls kein Datenblatt vorliegt, kann man mit einem Durchgangsprüfer feststellen, welcher Anschluss mit Masse (GND) verbunden ist.
VSS wird ganz einfach an GND angeschlossen und VCC=VDD an +5 V. VEE = V0 = V5 kann man testweise auch an GND legen. Wenn das LCD dann zu dunkel sein sollte, muss man ein 10-kΩ-Potentiometer zwischen GND und 5 V schalten, mit dem Schleifer an VEE. Meist kann man den +5-V-Anschluss am Poti weglassen, da im Display ein Pull-up-Widerstand ist:
Wenn der Kontrast zu schwach sein sollte (z. B. bei tiefen Temperaturen oder bei Betrieb mit 3.3 V), kann man anstelle von GND eine negative Spannung ans Kontrast-Poti legen. Diese kann bis −5 V gehen und kann leicht aus einem Timerpin des µC, einem Widerstand, zwei Dioden und zwei Kondensatoren erzeugt werden. So wird auch ein digital einstellbarer Kontrast mittels PWM ermöglicht. ACHTUNG: Es gibt jedoch auch Displaycontroller wie den Epson SED1278, die zwar Software-kompatibel sind, aber keine negativen Kontrastspannung verkraften. Wird der Kontrast also bei negativer Spannung schlechter oder geht das Display ganz aus, ist davon auszugehen, dass der Controller diesen Betriebsmodus nicht unterstützt.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten zur Ansteuerung eines solchen Displays: den 8-Bit- und den 4-Bit-Modus.
- Für den 8-Bit-Modus werden (wie der Name schon sagt) alle acht Datenleitungen zur Ansteuerung verwendet, somit kann durch einen Zugriff immer ein ganzes Byte übertragen werden.
- Der 4-Bit-Modus verwendet nur die oberen vier Datenleitungen (DB4–DB7). Um ein Byte zu übertragen, braucht man somit zwei Zugriffe, wobei zuerst das höherwertige Nibble (= 4 Bits), also Bit 4 bis Bit 7, übertragen wird und dann das niederwertige, also Bit 0 bis Bit 3. Die unteren Datenleitungen des LCDs, die beim Lesezyklus Ausgänge sind, lässt man offen (siehe Datasheets, z. B. vom KS0070).
Der 4-Bit-Modus hat den Vorteil, dass man vier IO-Pins weniger benötigt als beim 8-Bit-Modus. 6 bzw. 7 Pins (eines Portes) reichen aus.
Neben den vier Datenleitungen (DB4, DB5, DB6 und DB7) werden noch die Anschlüsse RS, RW und E benötigt.
- Über RS (Register Select) wird ausgewählt, ob man einen Befehl oder ein Datenbyte an das LCD schicken möchte. Beim Schreiben gilt: ist RS low, dann wird das ankommende Byte als Befehl interpretiert; ist RS high, wird das Byte auf dem LCD angezeigt (genauer: ins Data-Register geschrieben, kann auch für den CG bestimmt sein).
- RW (Read/Write) legt fest, ob geschrieben oder gelesen werden soll. High bedeutet lesen, low bedeutet schreiben. Wenn man RW auf lesen einstellt und RS auf Befehl, dann kann man das Busy-Flag an DB7 lesen, das anzeigt, ob das LCD den vorhergehenden Befehl fertig verarbeitet hat. Ist RS auf Daten eingestellt, dann kann man z. B. den Inhalt des Displays lesen – was jedoch nur in den wenigsten Fällen Sinn macht. Deshalb kann man RW dauerhaft auf low lassen (= an GND anschließen), so dass man noch einen IO-Pin am Controller einspart. Der Nachteil ist, dass man dann das Busy-Flag nicht lesen kann, weswegen man nach jedem Befehl ca. 50 µs (beim Return Home 2 ms, beim Clear Display 20 ms) warten sollte, um dem LCD Zeit zum Ausführen des Befehls zu geben. Dummerweise schwankt die Ausführungszeit von Display zu Display und ist auch von der Betriebsspannung abhängig. Für professionellere Sachen also lieber den IO-Pin opfern und Busy abfragen.
- Der Anschluss E (Enable) schließlich signalisiert dem LCD, dass die übrigen Datenleitungen jetzt korrekte Pegel angenommen haben und es die gewünschten Daten bzw. Kommandos von den Datenleitungen übernehmen kann. Beim Lesen gibt das Display die Daten bzw. den Status so lange aus, wie E high ist. Beim Schreiben übernimmt das Display die Daten mit der fallenden Flanke.
Anschluss an den Controller
Jetzt, da wir wissen, welche Anschlüsse das LCD benötigt, können wir das LCD mit dem Mikrocontroller verbinden:
ACHTUNG: Es gibt Displays mit abweichender Anschluss-Belegung (z. B. TC1602E, Pollin 120420: Vdd und Vss vertauscht), falscher Anschluss kann zur Zerstörung führen! Daher immer das zugehörige Datenblatt zu Rate ziehen.
Einzelheiten im Artikel zum Controller HD44780.
Pinnummer LCD |
Bezeichnung | Anschluss |
---|---|---|
1 | VSS | GND (beim TC1602E: VCC) |
2 | VDD = VCC | +5 V (beim TC1602E: Gnd) |
3 | V0 = VEE | GND, Poti oder PWM am AVR |
4 | RS | PD4 am AVR |
5 | RW | GND |
6 | E | PD5 am AVR |
7 | DB0 | nicht angeschlossen |
8 | DB1 | nicht angeschlossen |
9 | DB2 | nicht angeschlossen |
10 | DB3 | nicht angeschlossen |
11 | DB4 | PD0 am AVR |
12 | DB5 | PD1 am AVR |
13 | DB6 | PD2 am AVR |
14 | DB7 | PD3 am AVR |
15 | A | Vorsicht! Meistens nicht direkt an +5 V anschließbar, sondern nur über einen Vorwiderstand, der an die Daten der Hintergrundbeleuchtung angepasst werden muss. |
16 | K | GND |
OK. Alles ist verbunden. Wenn man jetzt den Strom einschaltet, sollten ein oder zwei schwarze Balken auf dem Display angezeigt werden.
Doch wie bekommt man jetzt die Befehle und Daten in das Display? Dazu muss das LCD initialisiert werden und man muss Befehle (Commands) und seine Daten an das LCD senden. Weil die Initialisierung ein Spezialfall der Übertragung von Befehlen ist, im Folgenden zunächst die Erklärung für die Übertragung von Werten an das LCD.
Ansteuerung des LCDs im 4-Bit-Modus
Um ein Byte zu übertragen, muss man es erstmal in die beiden Nibbles zerlegen, die getrennt übertragen werden. Da das obere Nibble (Bit 4 … Bit 7) als erstes übertragen wird, die vier Datenleitungen jedoch an die vier unteren Bits des Port D angeschlossen sind, muss man die beiden Nibbles des zu übertragenden Bytes erstmal vertauschen. Der AVR kennt dazu praktischerweise einen eigenen Befehl:
swap r16 ; vertauscht die beiden Nibbles von r16
Aus 0b00100101 wird so z. B. 0b01010010.
Jetzt sind die Bits für die erste Phase der Übertragung an der richtigen Stelle. Trotzdem wollen wir das Ergebnis nicht einfach so mit out PORTD, r16
an den Port geben. Um die Hälfte des Bytes, die jetzt nicht an die Datenleitungen des LCDs gegeben wird, auf null zu setzen, verwendet man folgenden Befehl:
andi r16, 0b00001111 ; Nur die vier unteren (mit 1 markierten)
; Bits werden übernommen, alle anderen werden null.
Also: Das obere Nibble wird erst mit dem unteren vertauscht, damit es unten ist. Dann wird das obere (das wir jetzt noch nicht brauchen) auf null gesetzt.
Jetzt müssen wir dem LCD noch mitteilen, ob wir Daten oder Befehle senden wollen. Das machen wir, indem wir das Bit, an dem RS angeschlossen ist (PD4), auf 0 (Befehl senden) oder auf 1 (Daten senden) setzen. Um ein Bit in einem normalen Register zu setzen, gibt es den Befehl sbr
(Set Bits in Register). Dieser Befehl unterscheidet sich jedoch von sbi
(das nur für IO-Register gilt) dadurch, dass man nicht die Nummer des zu setzenden Bits angibt, sondern eine Bitmaske. Das geht so:
sbr r16, 0b00010000 ; Bit 4 setzen, alle anderen Bits bleiben gleich.
RS ist an PD4 angeschlossen. Wenn wir r16 an den Port D ausgeben, ist RS jetzt also high und das LCD erwartet Daten anstatt von Befehlen.
Das Ergebnis können wir jetzt endlich direkt an den Port D übergeben:
out PORTD, r16
Natürlich muss vorher der Port D auf Ausgang geschaltet werden, indem man 0xFF ins Datenrichtungsregister DDRD schreibt.
Um dem LCD zu signalisieren, dass es das an den Datenleitungen anliegende Nibble übernehmen kann, wird die E-Leitung (Enable, an PD5 angeschlossen) auf high und kurz darauf wieder auf low gesetzt. Ein Puls an dieser Leitung teilt also dem LCD mit, dass die restlichen Leitungen jetzt ihren vom Programm gewollten Pegel eingenommen haben und gültig sind.
sbi PORTD, 5 ; Enable high
nop ; 3 Taktzyklen warten ("nop" = nichts tun)
nop
nop
cbi PORTD, 5 ; Enable wieder low
Die eine Hälfte des Bytes wäre damit geschafft! Die andere Hälfte kommt direkt hinterher: Alles, was an der obenstehenden Vorgehensweise geändert werden muss, ist, das „swap“ (Vertauschen der beiden Nibbles) wegzulassen.
Initialisierung des Displays
Allerdings gibt es noch ein Problem. Wenn ein LCD eingeschaltet wird, dann läuft es zunächst im 8-Bit-Modus. Irgendwie muss das Display initialisiert und auf den 4-Bit-Modus umgeschaltet werden, und zwar nur mit den 4 zur Verfügung stehenden Datenleitungen.
Wenn es Probleme gibt, dann meistens an diesem Punkt. Die „kompatiblen“ Kontroller sind gelegentlich doch nicht 100 % identisch. Es lohnt sich, das Datenblatt (siehe Weblinks im Artikel LCD) genau zu lesen, in welcher Reihenfolge und mit welchen Abständen (Delays) die Initialisierungsbefehle gesendet werden. Eine weitere Hilfe können Ansteuerungsbeispiele in Forenbeiträgen geben, z. B.
Initialisierung für 4-Bit-Modus
Achtung: Im Folgenden sind alle Bytes aus Sicht des LCD-Kontrollers angegeben! Da LCD-seitig nur die Leitungen DB4–DB7 verwendet werden, ist daher immer nur das höherwertige Nibble gültig. Durch die Art der Verschaltung (DB4–DB7 wurde auf dem PORT an PD0 bis PD3 angeschlossen) ergibt sich eine Verschiebung, so dass das am Kontroller auszugebende Byte nibblemäßig vertauscht ist!
Die Sequenz, aus Sicht des Kontrollers, sieht so aus:
- Nach dem Anlegen der Betriebsspannung muss eine Zeit von mindestens ca. 15 ms gewartet werden, um dem LCD-Kontroller Zeit für seine eigene Initialisierung zu geben.
- $3 ins Steuerregister schreiben (RS = 0)
- Mindestens 4,1 ms warten
- $3 ins Steuerregister schreiben (RS = 0)
- Mindestens 100 µs warten
- $3 ins Steuerregister schreiben (RS = 0)
- $2 ins Steuerregister schreiben (RS = 0), dadurch wird auf 4-Bit-Daten umgestellt.
- Ab jetzt muss für die Übertragung eines Bytes jeweils zuerst das höherwertige Nibble und dann das niederwertige Nibble übertragen werden, wie oben beschrieben.
- Mit dem Konfigurier-Befehl $20 das Display konfigurieren (4-Bit, 1 oder 2 Zeilen, 5×7-Format)
- Mit den restlichen Konfigurierbefehlen die Konfiguration vervollständigen: Display ein/aus, Cursor ein/aus, etc.
Eine Begründung, warum die ersten Befehle dreifach geschickt werden sollen, findet sich im Forum und in der englischen Wikipedia.
Initialisierung für 8-Bit-Modus
Der Vollständigkeit halber hier noch die notwendige Initialisierungssequenz für den 8-Bit-Modus. Da hier die Daten komplett als 1 Byte übertragen werden können, sind einige Klimmzüge wie im 4-Bit-Modus nicht notwendig. Begründung für die anfänglichen Wiederholungen siehe oben.
- Nach dem Anlegen der Betriebsspannung muss eine Zeit von mindestens ca. 15 ms gewartet werden, um dem LCD-Kontroller Zeit für seine eigene Initialisierung zu geben.
- $30 ins Steuerregister schreiben (RS = 0)
- Mindestens 4,1 ms warten
- $30 ins Steuerregister schreiben (RS = 0)
- Mindestens 100 µs warten
- $30 ins Steuerregister schreiben (RS = 0)
- Mit dem Konfigurier-Befehl 0x30 das Display konfigurieren (8-Bit, 1 oder 2 Zeilen, 5×7-Format)
- Mit den restlichen Konfigurierbefehlen die Konfiguration vervollständigen: Display ein/aus, Cursor ein/aus, etc.
Routinen zur LCD-Ansteuerung im 4-Bit-Modus
Im Folgenden werden die bisherigen Grundroutinen zur LCD-Ansteuerung im 4-Bit-Modus zusammengefasst und kommentiert. Die darin enthaltenen Symbole (temp1, PORTD, …) müssen in einem dazugehörenden Hauptprogramm definiert werden. Dies wird nächsten Abschnitt Anwendung weiter erklärt.
;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;
;; LCD-Routinen ;;
;; ============ ;;
;; (c)andreas-s@web.de ;;
;; ;;
;; 4bit-Interface ;;
;; DB4-DB7: PD0-PD3 ;;
;; RS: PD4 ;;
;; E: PD5 ;;
;; ;;
;; Takt: 4 MHz ;;
;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;
;sendet ein Datenbyte an das LCD
lcd_data:
mov temp2, temp1 ; "Sicherungskopie" für
; die Übertragung des 2. Nibbles
swap temp1 ; Vertauschen
andi temp1, 0b00001111 ; oberes Nibble auf Null setzen
sbr temp1, 1<<4 ; entspricht 0b00010000 (Anm. 1)
out PORTD, temp1 ; ausgeben
rcall lcd_enable ; Enable-Routine aufrufen
; 2. Nibble, kein swap, da es schon
; an der richtigen Stelle ist
andi temp2, 0b00001111 ; obere Hälfte auf Null setzen
sbr temp2, 1<<4 ; entspricht 0b00010000
out PORTD, temp2 ; ausgeben
rcall lcd_enable ; Enable-Routine aufrufen
rcall delay50us ; Delay-Routine aufrufen
ret ; zurück zum Hauptprogramm
; sendet einen Befehl an das LCD
lcd_command: ; wie lcd_data, nur RS=0
mov temp2, temp1
swap temp1
andi temp1, 0b00001111
out PORTD, temp1
rcall lcd_enable
andi temp2, 0b00001111
out PORTD, temp2
rcall lcd_enable
rcall delay50us
ret
; erzeugt den Enable-Puls
;
; Bei höherem Takt (>= 8 MHz) kann es notwendig sein,
; vor dem Enable High 1-2 Wartetakte (nop) einzufügen.
; Siehe dazu https://www.mikrocontroller.net/topic/81974#685882
lcd_enable:
sbi PORTD, 5 ; Enable high
nop ; mindestens 3 Taktzyklen warten
nop
nop
cbi PORTD, 5 ; Enable wieder low
ret ; Und wieder zurück
; Pause nach jeder Übertragung
delay50us: ; 50µs Pause (bei 4 MHz)
ldi temp1, $42
delay50us_:dec temp1
brne delay50us_
ret ; wieder zurück
; Längere Pause für manche Befehle
delay5ms: ; 5ms Pause (bei 4 MHz)
ldi temp1, $21
WGLOOP0: ldi temp2, $C9
WGLOOP1: dec temp2
brne WGLOOP1
dec temp1
brne WGLOOP0
ret ; wieder zurück
; Initialisierung: muss ganz am Anfang des Programms aufgerufen werden
lcd_init:
ldi temp3,50
powerupwait:
rcall delay5ms
dec temp3
brne powerupwait
ldi temp1, 0b00000011 ; muss 3mal hintereinander gesendet
out PORTD, temp1 ; werden zur Initialisierung
rcall lcd_enable ; 1
rcall delay5ms
rcall lcd_enable ; 2
rcall delay5ms
rcall lcd_enable ; und 3!
rcall delay5ms
ldi temp1, 0b00000010 ; 4bit-Modus einstellen
out PORTD, temp1
rcall lcd_enable
rcall delay5ms
ldi temp1, 0b00101000 ; 4Bit / 2 Zeilen / 5x8
rcall lcd_command
ldi temp1, 0b00001100 ; Display ein / Cursor aus / kein Blinken
rcall lcd_command
ldi temp1, 0b00000110 ; Cursor inkrementieren / kein Scrollen
rcall lcd_command
ret
; Sendet den Befehl zur Löschung des Displays
lcd_clear:
ldi temp1, 0b00000001 ; Display löschen
rcall lcd_command
rcall delay5ms
ret
; Sendet den Befehl: Cursor Home
lcd_home:
ldi temp1, 0b00000010 ; Cursor Home
rcall lcd_command
rcall delay5ms
ret
Anm. 1: Siehe Bitmanipulation
Weitere Funktionen (wie z. B. Cursorposition verändern) sollten mit Hilfe der Befehlscodeliste nicht schwer zu realisieren sein. Einfach den Code in temp1
laden, lcd_command
aufrufen und ggf. eine Pause einfügen.
Natürlich kann man die LCD-Ansteuerung auch an einen anderen Port des Mikrocontrollers „verschieben“: Wenn das LCD z. B. an Port B angeschlossen ist, dann reicht es, im Programm alle „PORTD“ durch „PORTB“ und „DDRD“ durch „DDRB“ zu ersetzen.
Wer eine höhere Taktfrequenz als 4 MHz verwendet, der sollte daran denken, die Dauer der Verzögerungsschleifen anzupassen.
Anwendung
Ein Programm, das diese Routinen zur Anzeige von Text verwendet, kann z. B. so aussehen (die Datei lcd-routines.asm muss sich im gleichen Verzeichnis befinden). Nach der Initialisierung wird zuerst der Displayinhalt gelöscht. Um dem LCD ein Zeichen zu schicken, lädt man es in temp1
und ruft die Routine lcd_data
auf. Das folgende Beispiel zeigt das Wort „Test“ auf dem LCD an.
.include "m8def.inc"
; .def definiert ein Synonym (Namen) für ein µC-Register
.def temp1 = r16
.def temp2 = r17
.def temp3 = r18
ldi temp1, LOW(RAMEND) ; LOW-Byte der obersten RAM-Adresse
out SPL, temp1
ldi temp1, HIGH(RAMEND) ; HIGH-Byte der obersten RAM-Adresse
out SPH, temp1
ldi temp1, 0xFF ; Port D = Ausgang
out DDRD, temp1
rcall lcd_init ; Display initialisieren
rcall lcd_clear ; Display löschen
ldi temp1, 'T' ; Zeichen anzeigen
rcall lcd_data
ldi temp1, 'e' ; Zeichen anzeigen
rcall lcd_data
ldi temp1, 's' ; Zeichen anzeigen
rcall lcd_data
ldi temp1, 't' ; Zeichen anzeigen
rcall lcd_data
loop:
rjmp loop
.include "lcd-routines.asm" ; LCD-Routinen werden hier eingefügt
Für längere Texte ist die Methode, jedes Zeichen einzeln in das Register zu laden und lcd_data
aufzurufen natürlich nicht sehr praktisch. Dazu später aber mehr.
Bisher wurden in Register immer irgendwelche Zahlenwerte geladen, aber in diesem Programm kommt plötzlich die Anweisung
ldi temp1, 'T'
vor. Wie ist diese zu verstehen? Passiert hier etwas grundlegend anderes als beim Laden einer Zahl in ein Register?
Die Antwort darauf lautet: Nein. Auch hier wird letztendlich nur eine Zahl in ein Register geladen. Der Schlüssel zum Verständnis beruht darauf, dass zum LCD, so wie zu allen Ausgabegeräten, für die Ausgabe von Texten immer nur Zahlen übertragen werden, sogenannte Codes. Zum Beispiel könnte man vereinbaren, dass ein LCD, wenn es den Ausgabecode 65 erhält, ein „A“ anzeigt, bei einem Ausgabecode von 66 ein „B“ usw. Naturgemäß gibt es daher viele verschiedene Code-Buchstaben-Zuordnungen. Damit hier etwas Ordnung in das potentielle Chaos kommt, hat man sich bereits in der Steinzeit der Programmierung auf bestimmte Codetabellen geeinigt, von denen die verbreitetste sicherlich die ASCII-Zuordnung ist.
ASCII
ASCII steht für American Standard Code for Information Interchange und ist ein standardisierter Code zur Zeichenumsetzung. Die Codetabelle sieht hexadezimal dabei wie folgt aus:
x0 | x1 | x2 | x3 | x4 | x5 | x6 | x7 | x8 | x9 | xA | xB | xC | xD | xE | xF | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
0x | NUL | SOH | STX | ETX | EOT | ENQ | ACK | BEL | BS | HT | LF | VT | FF | CR | SO | SI |
1x | DLE | DC1 | DC2 | DC3 | DC4 | NAK | SYN | ETB | CAN | EM | SUB | ESC | FS | GS | RS | US |
2x | SP | ! | " | # | $ | % | & | ' | ( | ) | * | + | , | - | . | / |
3x | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | : | ; | < | = | > | ? |
4x | @ | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O |
5x | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z | [ | \ | ] | ^ | _ |
6x | ` | a | b | c | d | e | f | g | h | i | j | k | l | m | n | o |
7x | p | q | r | s | t | u | v | w | x | y | z | { | | | } | ~ | DEL |
Die ersten beiden Zeilen enthalten die Codes für einige Steuerzeichen, ihre vollständige Beschreibung würde hier zu weit führen. Das Zeichen SP steht für ein Space, also ein Leerzeichen. BS steht für Backspace, also ein Zeichen zurück. DEL steht für Delete, also das Löschen eines Zeichens. CR steht für Carriage Return, also wörtlich: der Wagenrücklauf (einer Schreibmaschine), während LF für Line Feed, also einen Zeilenvorschub, steht.
Der Assembler kennt diese Codetabelle und ersetzt die Zeile
ldi temp1, 'T'
durch
ldi temp1, $54
was letztendlich auch der Lesbarkeit des Programmes zugute kommt. Funktional besteht kein Unterschied zwischen den beiden Anweisungen. Beide bewirken, dass das Register temp1
mit dem Bitmuster 01010100 (= hexadezimal 54, = dezimal 84 oder eben der ASCII-Code für „T“) geladen wird.
Das LCD wiederum kennt diese Code-Tabelle ebenfalls und wenn es über den Datenbus die Codezahl $54 zur Anzeige empfängt, dann schreibt es ein „T“ an die aktuelle Cursorposition. Genauer gesagt, weiß das LCD nichts von einem „T“. Es sieht einfach in seinen internen Tabellen nach, welche Pixel beim Empfang der Codezahl $54 auf schwarz zu setzen sind. „Zufällig“ sind das genau jene Pixel, die für uns Menschen ein „T“ ergeben.
Welche Befehle versteht das LCD?
Auf dem LCD arbeitet ein Controller vom Typ HD44780. Dieser Kontroller versteht eine Reihe von Befehlen, die allesamt mittels lcd_command
gesendet werden können. Ein Kommando ist dabei nichts anderes als ein Befehlsbyte, in dem die verschiedenen Bits verschiedene Bedeutungen haben:
Bitwert | Bedeutung |
---|---|
0 | dieses Bit muss 0 sein |
1 | dieses Bit muss 1 sein |
x | der Zustand dieses Bits ist egal |
sonstige Buchstaben | das Bit muss je nach gewünschter Funktionalität gesetzt werden. Die mögliche Funktionalität des jeweiligen Bits geht aus der Befehlsbeschreibung hervor. |
Beispiel: Das Kommando „ON/OFF Control“ soll benutzt werden, um das Display einzuschalten, der Cursor soll eingeschaltet werden und der Cursor soll blinken. Das Befehlsbyte ist so aufgebaut:
0b00001dcb
Aus der Befehlsbeschreibung entnimmt man:
- Display ein bedeutet, dass an der Bitposition d eine 1 stehen muss.
- Cursor ein bedeutet, dass an der Bitposition c eine 1 stehen muss.
- Cursor blinken bedeutet, dass an der Bitposition b eine 1 stehen muss.
Das dafür zu übertragende Befehlsbyte hat also die Gestalt 0b00001111 oder in hexadezimaler Schreibweise $0F.
Clear display: 0b00000001
Die Anzeige wird gelöscht und der Ausgabecursor kehrt an die Home Position (links, erste Zeile) zurück.
Ausführungszeit: 1,64 ms
Cursor home: 0b0000001x
Der Cursor kehrt an die Home Position (links, erste Zeile) zurück. Ein verschobenes Display wird auf die Grundeinstellung zurückgesetzt.
Ausführungszeit: 40 µs bis 1,64 ms
Entry mode: 0b000001is
Legt die Cursor-Richtung sowie eine mögliche Verschiebung des Displays fest:
- i = 1, Cursorposition bei Ausgabe eines Zeichens erhöhen
- i = 0, Cursorposition bei Ausgabe eines Zeichens vermindern
- s = 1, Display wird gescrollt, wenn der Cursor das Ende bzw. den Anfang, je nach Einstellung von i, erreicht hat.
Ausführungszeit: 40 µs
On/off control: 0b00001dcb
Display insgesamt ein-/ausschalten; den Cursor ein-/ausschalten; Cursor-Blinken ein-/ausschalten. Wenn das Display ausgeschaltet wird, geht der Inhalt des Displays nicht verloren. Der vorher angezeigte Text wird nach Wiedereinschalten erneut angezeigt. Ist der Cursor eingeschaltet, aber Blinken ausgeschaltet, so wird der Cursor als Cursorzeile in Pixelzeile 8 dargestellt. Ist Blinken eingeschaltet, wird der Cursor als blinkendes ausgefülltes Rechteck dargestellt, welches abwechselnd mit dem Buchstaben an dieser Stelle angezeigt wird.
- d = 0, Display aus
- d = 1, Display ein
- c = 0, Cursor aus
- c = 1, Cursor ein
- b = 0, Cursor-Blinken aus
- b = 1, Cursor-Blinken ein
Ausführungszeit: 40 µs
Cursor/Scrollen: 0b0001srxx
Bewegt den Cursor oder scrollt das Display um eine Position entweder nach rechts oder nach links.
- s = 1, Display scrollen
- s = 0, Cursor bewegen
- r = 1, nach rechts
- r = 0, nach links
Ausführungszeit: 40 µs
Konfiguration: 0b001dnfxx
Einstellen von Interface-Art, Modus, Font
- d = 0, 4-Bit-Interface
- d = 1, 8-Bit-Interface
- n = 0, 1-zeilig
- n = 1, 2-zeilig
- f = 0, 5×7 Pixel
- f = 1, 5×11 Pixel
Ausführungszeit: 40 µs
Character RAM Address Set: 0b01aaaaaa
Mit diesem Kommando werden maximal 8 selbst definierte Zeichen definiert. Dazu wird der Character-RAM-Zeiger auf den Anfang des Character Generator (CG) RAM gesetzt und das Zeichen durch die Ausgabe von 8 Byte definiert. Der Adresszeiger wird nach Ausgabe jeder Pixelspalte (8 Bit) vom LCD selbst erhöht. Nach Beendigung der Zeichendefinition muss die Schreibposition explizit mit dem Kommando „Display RAM Address Set“ wieder in den DD-RAM-Bereich gesetzt werden.
aaaaaa = 6-bit CG-RAM-Adresse
Ausführungszeit: 40 µs
Display RAM Address Set: 0b1aaaaaaa
Den Cursor neu positionieren. Display Data (DD) RAM ist vom Character Generator (CG) RAM unabhängig. Der Adresszeiger wird bei Ausgabe eines Zeichens ins DD-RAM automatisch erhöht. Das Display verhält sich so, als ob eine Zeile immer aus 40 logischen Zeichen besteht, von der, je nach konkretem Displaytyp (16 Zeichen, 20 Zeichen) immer nur ein Teil sichtbar ist.
aaaaaaa = 7-bit DD-RAM-Adresse. Auf 2-zeiligen Displays (und den meisten 16×1-Displays) kann die Adressangabe wie folgt interpretiert werden:
1laaaaaa
- l = Zeilennummer (0 oder 1)
- a = 6-Bit Spaltennummer
-------------------------------- DB7 DB6 DB5 DB4 DB3 DB2 DB1 DB0 --- --- --- --- --- --- --- --- 1 A A A A A A A
Setzt die DDRAM-Adresse:
Wenn N = 0 (1 line display)
AAAAAAA = "00h" - "4Fh"
Wenn N = 1 (2 line display) ((1x16))
AAAAAAA = "00h" - "27h" Zeile 1. (0x80) AAAAAAA = "40h" - "67h" Zeile 2. (0xC0)
Ausführungszeit: 40 µs
Einschub: Code aufräumen
Es wird Zeit, sich einmal etwas kritisch mit den bisher geschriebenen Funktionen auseinander zu setzen.
Portnamen aus dem Code herausziehen
Wenn wir die LCD-Funktionen einmal genauer betrachten, dann fällt sofort auf, dass über die Funktionen verstreut immer wieder das PORTD sowie einzelne Zahlen für die Pins an diesem Port auftauchen. Wenn das LCD an einem anderen Port betrieben werden soll, oder sich die Pin-Belegung ändert, dann muss an all diesen Stellen eine Anpassung vorgenommen werden. Dabei darf keine einzige Stelle übersehen werden, ansonsten würden die LCD-Funktionen nicht oder nicht vollständig funktionieren.
Eine Möglichkeit, dem vorzubeugen, ist es, diese immer gleichbleibenden Dinge an den Anfang der LCD-Funktionen vorzuziehen. Anstelle von PORTD wird dann im Code ein anderer Name benutzt, den man frei vergeben kann. Dem Assembler wird nur noch mitgeteilt, dass dieser Name für PORTD steht. Muss das LCD an einen anderen Port angeschlossen werden, so wird nur diese Zuordnung geändert und der Assembler passt dann im restlichen Code alle davon abhängigen Anweisungen an:
;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;
;; LCD-Routinen ;;
;; ============ ;;
;; (c)andreas-s@web.de ;;
;; ;;
;; 4-Bit-Interface ;;
;; DB4..DB7: PD0..PD3 ;;
;; RS: PD4 ;;
;; E: PD5 ;;
;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;
; .equ definiert ein Symbol und dessen Wert
.equ LCD_PORT = PORTD
.equ LCD_DDR = DDRD
.equ PIN_E = 5
.equ PIN_RS = 4
; sendet ein Datenbyte an das LCD
lcd_data:
mov temp2, temp1 ; "Sicherungskopie" für
; die Übertragung des 2. Nibbles
swap temp1 ; Nibbles vertauschen
andi temp1, 0b00001111 ; oberes Nibble auf null setzen
sbr temp1, 1<<PIN_RS ; entspricht 0b00010000
out LCD_PORT, temp1 ; ausgeben
rcall lcd_enable ; Enable-Routine aufrufen
; 2. Nibble, kein swap, da es schon
; an der richtigen Stelle ist
andi temp2, 0b00001111 ; obere Hälfte auf null setzen
sbr temp2, 1<<PIN_RS ; entspricht 0b00010000
out LCD_PORT, temp2 ; ausgeben
rcall lcd_enable ; Enable-Routine aufrufen
rcall delay50us ; Delay-Routine aufrufen
ret ; zurück zum Hauptprogramm
; sendet einen Befehl an das LCD
lcd_command: ; wie lcd_data, nur RS=0
mov temp2, temp1
swap temp1
andi temp1, 0b00001111
out LCD_PORT, temp1
rcall lcd_enable
andi temp2, 0b00001111
out LCD_PORT, temp2
rcall lcd_enable
rcall delay50us
ret
; erzeugt den Enable-Puls
lcd_enable:
sbi LCD_PORT, PIN_E ; Enable high
nop ; 3 Taktzyklen warten
nop
nop
cbi LCD_PORT, PIN_E ; Enable wieder low
ret ; Und wieder zurück
; Pause nach jeder Übertragung
delay50us: ; 50µs Pause
ldi temp1, $42
delay50us_:dec temp1
brne delay50us_
ret ; wieder zurück
; Längere Pause für manche Befehle
delay5ms: ; 5ms Pause
ldi temp1, $21
WGLOOP0: ldi temp2, $C9
WGLOOP1: dec temp2
brne WGLOOP1
dec temp1
brne WGLOOP0
ret ; wieder zurück
; Initialisierung: muss ganz am Anfang des Programms aufgerufen werden
lcd_init:
ldi temp1, 0xFF ; alle Pins am Ausgabeport auf Ausgang
out LCD_DDR, temp1
ldi temp3, 6
powerupwait:
rcall delay5ms
dec temp3
brne powerupwait
ldi temp1, 0b00000011 ; muss 3mal hintereinander gesendet
out LCD_PORT, temp1 ; werden zur Initialisierung
rcall lcd_enable ; 1
rcall delay5ms
rcall lcd_enable ; 2
rcall delay5ms
rcall lcd_enable ; und 3!
rcall delay5ms
ldi temp1, 0b00000010 ; 4-Bit-Modus einstellen
out LCD_PORT, temp1
rcall lcd_enable
rcall delay5ms
ldi temp1, 0b00101000 ; 4 Bit, 2 Zeilen, 5x7 Pixel
rcall lcd_command
ldi temp1, 0b00001100 ; Display on, Cursor off
rcall lcd_command
ldi temp1, 0b00000110 ; Cursor inkrementieren, kein Scrollen
rcall lcd_command
ret
; Sendet den Befehl zur Löschung des Displays
lcd_clear:
ldi temp1, 0b00000001 ; Display löschen
rcall lcd_command
rcall delay5ms
ret
; Sendet den Befehl: Cursor Home
lcd_home:
ldi temp1, 0b00000010 ; Cursor Home
rcall lcd_command
rcall delay5ms
ret
Mittels .equ
werden mit dem Assembler Textersetzungen vereinbart. Der Assembler ersetzt alle Vorkommnisse des linken Bezeichners durch den Bezeichner rechts des Gleichheitszeichens. Dadurch ist es z. B. möglich, alle Vorkommnisse von PORTD
durch LCD_PORT
auszutauschen. Wird das LCD an einen anderen Port, z. B. PORTB
, gelegt, dann genügt es, die Zeilen
.equ LCD_PORT = PORTD
.equ LCD_DDR = DDRD
durch
.equ LCD_PORT = PORTB
.equ LCD_DDR = DDRB
zu ersetzen. Der Assembler sorgt dann dafür, dass diese Portänderung an den relevanten Stellen im Code über die Textersetzungen einfließt. Selbiges natürlich mit der Pin-Zuordnung.
Registerbenutzung
Bei diesen Funktionen mussten einige Register des Prozessors benutzt werden, um darin Zwischenergebnisse zu speichern bzw. zu bearbeiten.
Beachtet werden muss dabei natürlich, dass es zu keinen Überschneidungen kommt. Solange nur jede Funktion jeweils für sich betrachtet wird, ist das kein Problem. In 20 oder 30 Code-Zeilen kann man gut verfolgen, welches Register wofür benutzt wird. Schwieriger wird es, wenn Funktionen wiederum andere Funktionen aufrufen, die ihrerseits wieder Funktionen aufrufen usw. Jede dieser Funktionen benutzt einige Register und mit zunehmender Programmgröße wird es immer schwieriger, zu verfolgen, welches Register zu welchem Zeitpunkt wofür benutzt wird.
Speziell bei Basisfunktionen wie diesen LCD-Funktionen ist es daher oft ratsam, dafür zu sorgen, dass jede Funktion die Register wieder in dem Zustand hinterlässt, in dem sie sie auch vorgefunden hat. Wir benötigen dazu wieder den Stack, auf dem die Registerinhalte bei Betreten einer Funktion zwischengespeichert werden und von dem die Register bei Verlassen einer Funktion wiederhergestellt werden.
Nehmen wir die Funktion
; Sendet den Befehl zur Löschung des Displays
lcd_clear:
ldi temp1, 0b00000001 ; Display löschen
rcall lcd_command
rcall delay5ms
ret
Diese Funktion verändert das Register temp1
. Um das Register abzusichern, schreiben wir die Funktion um:
; Sendet den Befehl zur Löschung des Displays
lcd_clear:
push temp1 ; temp1 auf dem Stack sichern
ldi temp1, 0b00000001 ; Display löschen
rcall lcd_command
rcall delay5ms
pop temp1 ; temp1 vom Stack wiederherstellen
ret
Am besten hält man sich an die Regel: Jede Funktion ist dafür zuständig, die Register zu sichern und wieder herzustellen, die sie auch selbst verändert. lcd_clear
ruft die Funktionen lcd_command
und delay5ms
auf. Wenn diese Funktionen selbst wieder Register verändern (und das tun sie), so ist es die Aufgabe dieser Funktionen, sich um die Sicherung und das Wiederherstellen der entsprechenden Register zu kümmern. lcd_clear
sollte sich nicht darum kümmern müssen. Auf diese Weise ist das Schlimmste, das einem passieren kann, dass ein paar Register unnütz gesichert und wiederhergestellt werden. Das kostet zwar etwas Rechenzeit und etwas Speicherplatz auf dem Stack, ist aber immer noch besser als das andere Extrem: Nach einem Funktionsaufruf haben einige Register nicht mehr den Wert, den sie haben sollten, und das Programm rechnet mit falschen Zahlen weiter.
Lass den Assembler rechnen
Betrachtet man den Code genauer, so fallen einige konstante Zahlenwerte auf (Das vorangestellte $ kennzeichnet die Zahl als Hexadezimalzahl):
delay50us: ; 50µs Pause
ldi temp1, $42
delay50us_:
dec temp1
brne delay50us_
ret ; wieder zurück
Der Code benötigt eine Warteschleife, die mindestens 50 µs dauert. Die beiden Befehle innerhalb der Schleife benötigen 3 Takte: 1 Takt für den dec
und der brne
benötigt 2 Takte, wenn die Bedingung zutrifft, der Branch also genommen wird. Bei 4 MHz werden also 4000000 / 3 * 50 / 1000000 ≈ 67 Durchläufe durch die Schleife benötigt, um eine Verzögerungszeit von 50 µs (0,00005 Sekunden) zu erreichen, hexadezimal ausgedrückt: $42 (eigentlich $43).
Der springende Punkt ist: Bei anderen Taktfrequenzen müsste man nun jedesmal diese Berechnung machen und den entsprechenden Zahlenwert einsetzen. Das kann aber der Assembler genausogut erledigen. Am Anfang des Codes wird ein Eintrag definiert, der die Taktfrequenz festlegt. Traditionell heißt dieser Eintrag XTAL:
.equ XTAL = 4000000 ; Taktfrequenz in Hz
...
delay50us: ; 50µs Pause
ldi temp1, ( XTAL * 50 / 3 ) / 1000000
delay50us_:
dec temp1
brne delay50us_
ret ; wieder zurück
An einer anderen Codestelle gibt es weitere derartige „magische Zahlen“:
; Längere Pause für manche Befehle
delay5ms: ; 5ms Pause
ldi temp1, $21
WGLOOP0: ldi temp2, $C9
WGLOOP1: dec temp2
brne WGLOOP1
dec temp1
brne WGLOOP0
ret ; wieder zurück
Was geht hier vor?
Die innere Schleife benötigt wieder 3 Takte pro Durchlauf. Bei $C9 = 201 Durchläufen werden also 201 * 3 = 603 Takte verbraucht. In der äußeren Schleife werden pro Durchlauf also 603 + 1 + 2 = 606 Takte verbraucht und einmal 605 Takte (weil der brne
nicht genommen wird). Da die äußere Schleife $21 = 33-mal wiederholt wird, werden 32 * 606 + 605 = 19997 Takte verbraucht. Noch 1 Takt mehr für den allerersten ldi
und 4 Takte für den ret
, macht 20002 Takte. Bei 4 MHz benötigt der Prozessor 20002 / 4000000 = 0.0050005 Sekunden, also rund 5 ms. Die 7. Nachkommastelle kann man an dieser Stelle getrost ignorieren. Vor allen Dingen auch deshalb, weil auch der Quarz nicht exakt 4000000 Schwingungen in der Sekunde durchführen wird.
Wird der Wiederholwert für die innere Schleife bei $C9 belassen, so werden 4000000 / 607 * 5 / 1000 Wiederholungen der äußeren Schleife benötigt. (Die Berechnung wurde hier etwas vereinfacht, die nicht berücksichtigten Takte fallen zeitmäßig nicht weiter ins Gewicht bzw. wurden dadurch berücksichtigt, dass mit 607 anstelle von 606 gerechnet wird). Auch diese Berechnung kann wieder der Assembler übernehmen:
; Längere Pause für manche Befehle
delay5ms: ; 5ms Pause
ldi temp1, ( XTAL * 5 / 607 ) / 1000
WGLOOP0: ldi temp2, $C9
WGLOOP1: dec temp2
brne WGLOOP1
dec temp1
brne WGLOOP0
ret ; wieder zurück
Ein kleines Problem kann bei der Verwendung dieses Verfahrens entstehen: Bei hohen Taktfrequenzen und großen Wartezeiten kann der berechnete Wert größer als 255 werden und man bekommt die Fehlermeldung „Operand(s) out of range“ beim Assemblieren. Dieser Fall tritt zum Beispiel für obige Konstruktion bei einer Taktfrequenz von 16 MHz ein (genauer gesagt ab 15,3 MHz), während darunter XTAL beliebig geändert werden kann. Als einfachste Lösung bietet es sich an, die Zahl der Takte pro Schleifendurchlauf durch das Einfügen von nop
-Befehlen zu erhöhen und die Berechnungsvorschrift anzupassen.
Ausgabe eines konstanten Textes
Weiter oben wurde schon einmal ein Text ausgegeben. Dies geschah durch Ausgabe von einzelnen Zeichen. Das können wir auch anders machen. Wir können den Text im Speicher ablegen und eine Funktion schreiben, die die einzelnen Zeichen aus dem Speicher liest und ausgibt. Dabei stellt sich die Frage: Woher „weiß“ die Funktion eigentlich, wie lang der Text ist? Die Antwort darauf lautet: Sie kann es nicht wissen. Wir müssen irgendwelche Vereinbarungen treffen, woran die Funktion erkennen kann, dass der Text zu Ende ist. Im Wesentlichen werden dazu zwei Methoden benutzt:
- Der Text enthält ein spezielles Zeichen, welches das Ende des Textes markiert.
- Wir speichern nicht nur den Text selbst, sondern auch die Länge des Textes.
Mit einer der beiden Methoden ist es der Textausgabefunktion dann ein Leichtes, den Text vollständig auszugeben.
Wir werden uns im Weiteren dafür entscheiden, ein spezielles Zeichen, eine 0 (den Wert 0, nicht das Zeichen '0'), dafür zu benutzen. Die Ausgabefunktionen werden dann etwas einfacher, als wenn bei der Ausgabe die Anzahl der bereits ausgegebenen Zeichen mitgezählt werden muss.
Den Text selbst speichern wir im Flash-Speicher, also dort, wo auch das Programm gespeichert ist:
; Einen konstanten Text aus dem Flash-Speicher
; ausgeben. Der Text wird mit einer 0 beendet.
lcd_flash_string:
push temp1
push ZH
push ZL
lcd_flash_string_1:
lpm temp1, Z+
cpi temp1, 0
breq lcd_flash_string_2
rcall lcd_data
rjmp lcd_flash_string_1
lcd_flash_string_2:
pop ZL
pop ZH
pop temp1
ret
Diese Funktion benutzt den Befehl lpm
, um das jeweils nächste Zeichen aus dem Flash-Speicher in ein Register zur Weiterverarbeitung zu laden. Dazu wird der sogenannte Z-Pointer benutzt. So nennt man das Registerpaar R30 und R31. Nach jedem Ladevorgang wird dabei durch den Befehl
lpm temp1, Z+
dieser Z-Pointer um 1 erhöht. Mittels cpi
wird das in das Register temp1
geladene Zeichen mit 0 verglichen. cpi
vergleicht die beiden Zahlen und merkt sich das Ergebnis in einem speziellen Register in Form von Status-Bits. cpi
zieht dabei ganz einfach die beiden Zahlen voneinander ab. Sind sie gleich, so kommt da als Ergebnis 0 heraus und cpi
setzt daher konsequenter Weise das Zero-Flag, das anzeigt, dass die vorhergegangene Operation eine 0 als Ergebnis hatte. breq
wertet diese Status-Bits aus. Wenn die vorhergegangene Operation ein 0-Ergebnis hatte, das Zero-Flag also gesetzt ist, dann wird ein Sprung zum angegebenen Label durchgeführt. In Summe bewirkt also die Sequenz
cpi temp1, 0
breq lcd_flash_string_2
dass das gelesene Zeichen mit 0 verglichen wird und falls das gelesene
Zeichen tatsächlich 0 war, an der Stelle lcd_flash_string_2
weiter gemacht wird. Im anderen Fall wird die bereits geschriebene Funktion lcd_data
aufgerufen, welche das Zeichen ausgibt. lcd_data
erwartet dabei das Zeichen im Register temp1
, genau in dem Register, in welches wir vorher mittels lpm
das Zeichen geladen hatten.
Das verwendende Programm sieht dann so aus:
.include "m8def.inc"
.def temp1 = r16
.def temp2 = r17
.def temp3 = r18
ldi temp1, LOW(RAMEND) ; LOW-Byte der obersten RAM-Adresse
out SPL, temp1
ldi temp1, HIGH(RAMEND) ; HIGH-Byte der obersten RAM-Adresse
out SPH, temp1
rcall lcd_init ; Display initialisieren
rcall lcd_clear ; Display löschen
ldi ZL, LOW(text*2) ; Adresse des Strings in den
ldi ZH, HIGH(text*2) ; Z-Pointer laden
rcall lcd_flash_string ; Unterprogramm gibt String aus, der
; durch den Z-Pointer adressiert wird
loop:
rjmp loop
text:
.db "Test",0 ; Stringkonstante, durch eine 0
; abgeschlossen
.include "lcd-routines.asm" ; LCD Funktionen
Genaueres über die Verwendung unterschiedlicher Speicher findet sich im Kapitel Speicher.
Zahlen ausgeben
Um Zahlen, die beispielsweise in einem Register gespeichert sind, ausgeben zu können, ist es notwendig, sich eine Textrepräsentierung der Zahl zu generieren. Die Zahl 123 wird also in den Text „123“ umgewandelt, welcher dann ausgegeben wird. Aus praktischen Gründen wird allerdings der Text nicht vollständig generiert (man müsste ihn ja irgendwo zwischenspeichern), sondern die einzelnen Buchstaben werden sofort ausgegeben, sobald sie bekannt sind.
Dezimal ausgeben
Das Prinzip der Umwandlung ist einfach. Um herauszufinden, wieviele Hunderter in der Zahl 123 enthalten sind, genügt es, in einer Schleife immer wieder 100 von der Zahl abzuziehen und mitzuzählen, wie oft dies gelang, bevor das Ergebnis negativ wurde. In diesem Fall lautet die Antwort: 1-mal, denn 123 − 100 macht 23. Versucht man erneut 100 abzuziehen, so ergibt sich eine negative Zahl. Also muss eine '1' ausgegeben werden. Die verbleibenden 23 werden weiter behandelt, indem festgestellt wird, wieviele Zehner darin enthalten sind. Auch hier wiederum: In einer Schleife solange 10 abziehen, bis das Ergebnis negativ wurde. Konkret geht das 2-mal gut, also muss das nächste auszugebende Zeichen eine '2' sein. Damit verbleiben noch die Einer, welche direkt in das entsprechende Zeichen umgewandelt werden können. In Summe hat man also an das Display die Zeichen '1' '2' '3' ausgegeben.
;**********************************************************************
;
; Eine 8-Bit-Zahl ohne Vorzeichen ausgeben
;
; Übergabe: Zahl im Register temp1
; veränderte Register: keine
;
lcd_number:
push temp1 ; Die Funktion verändert temp1 und temp2,
push temp2 ; also sichern wir den Inhalt, um ihn am Ende
; wieder herstellen zu können.
mov temp2, temp1 ; Das Register temp1 frei machen
; Abzählen, wieviele Hunderter
; in der Zahl enthalten sind
;** Hunderter **
ldi temp1, '0'-1 ; temp1 mit ASCII '0'-1 vorladen
lcd_number_1:
inc temp1 ; ASCII erhöhen (somit ist nach dem ersten
; Durchlauf eine '0' in temp1)
subi temp2, 100 ; 100 abziehen
brcc lcd_number_1 ; Ist dadurch kein Unterlauf entstanden?
; nein, dann zurück zu lcd_number_1
subi temp2, -100 ; 100 wieder dazuzählen, da die
; vorhergehende Schleife 100 zuviel
; abgezogen hat
rcall lcd_data ; die Hunderterstelle ausgeben
;** Zehner **
ldi temp1, '0'-1 ; temp1 mit ASCII '0'-1 vorladen
lcd_number_2:
inc temp1 ; ASCII erhöhen (somit ist nach dem ersten
; Durchlauf eine '0' in temp1)
subi temp2, 10 ; 10 abziehen
brcc lcd_number_2 ; Ist dadurch kein Unterlauf enstanden?
; nein, dann zurück zu lcd_number_2
subi temp2, -10 ; 10 wieder dazuzählen, da die
; vorherhgehende Schleife 10 zuviel
; abgezogen hat
rcall lcd_data ; die Zehnerstelle ausgeben
;** Einer **
ldi temp1, '0' ; Die Zahl in temp2 ist jetzt im Bereich
add temp1, temp2 ; 0 bis 9. Einfach nur den ASCII-Code für
rcall lcd_data ; '0' dazu addieren und wir erhalten direkt
; den ASCII-Code für die Ziffer.
pop temp2 ; Den gesicherten Inhalt von temp2 und temp1
pop temp1 ; wieder herstellen
ret ; und zurück
Beachte: Diese Funktion benutzt wiederum die Funktion lcd_data
. Anders als bei den bisherigen Aufrufen ist lcd_number
aber darauf angewiesen, dass lcd_data
das Register temp2
unangetastet lässt. Falls Sie es noch nicht getan haben, dann ist das jetzt die perfekte Gelegenheit, lcd_data
mit den entsprechenden push
- und pop
-Befehlen zu versehen. Sie sollten dies unbedingt zur Übung selbst machen. Am Ende muß die Funktion dann wie diese hier aussehen:
;sendet ein Datenbyte an das LCD
lcd_data:
push temp2
mov temp2, temp1 ; "Sicherungskopie" für
; die Übertragung des 2. Nibbles
swap temp1 ; Vertauschen
andi temp1, 0b00001111 ; oberes Nibble auf Null setzen
sbr temp1, 1<<PIN_RS ; entspricht 0b00010000
out LCD_PORT, temp1 ; ausgeben
rcall lcd_enable ; Enable-Routine aufrufen
; 2. Nibble, kein swap da es schon
; an der richtigen stelle ist
andi temp2, 0b00001111 ; obere Hälfte auf Null setzen
sbr temp2, 1<<PIN_RS ; entspricht 0b00010000
out LCD_PORT, temp2 ; ausgeben
rcall lcd_enable ; Enable-Routine aufrufen
rcall delay50us ; Delay-Routine aufrufen
pop temp2
ret ; zurück zum Hauptprogramm
; sendet einen Befehl an das LCD
lcd_command: ; wie lcd_data, nur ohne RS zu setzen
push temp2
mov temp2, temp1
swap temp1
andi temp1, 0b00001111
out LCD_PORT, temp1
rcall lcd_enable
andi temp2, 0b00001111
out LCD_PORT, temp2
rcall lcd_enable
rcall delay50us
pop temp2
ret
Kurz zur Funktionsweise der Funktion lcd_number
: Die Zahl in einem Register bewegt sich im Wertebereich 0 bis 255. Um herauszufinden, wie die Hunderterstelle lautet, zieht die Funktion einfach in einer Schleife immer wieder 100 von der Schleife ab, bis bei der Subtraktion ein Unterlauf, angezeigt durch das Setzen des Carry-Bits bei der Subtraktion, entsteht. Die Anzahl wird im Register temp1
mitgezählt. Da dieses Register mit dem ASCII-Code von '0' initialisiert wurde, und dieser ASCII-Code bei jedem Schleifendurchlauf um 1 erhöht wird, können wir das Register temp1
direkt zur Ausgabe des Zeichens für die Hunderterstelle durch die Funktion lcd_data
benutzen. Völlig analog funktioniert auch die Ausgabe der Zehnerstelle.
Unterdrückung von führenden Nullen
Diese Funktion gibt jede Zahl im Register temp1
immer mit 3 Stellen aus. Führende Nullen werden nicht unterdrückt. Möchte man dies ändern, so ist das ganz leicht möglich: Vor Ausgabe der Hunderterstelle muss lediglich überprüft werden, ob die entsprechende Ausgabe eine '0' wäre. Ist sie das, so wird die Ausgabe übersprungen. Ist es allerdings eine Zahl 1…9, so muss sie der Zehnerstelle signalisieren, daß eine Prüfung auf eine '0' nicht stattfinden darf. Und dazu wird das T-Flag im SREG genutzt. Lediglich in der Einerstelle wird jede Ziffer wie errechnet ausgegeben.
...
; die Hunderterstelle ausgeben, wenn
; sie nicht '0' ist
clt ; T-Flag löschen
cpi temp1, '0'
breq lcd_number_1a
rcall lcd_data ; die Hunderterstelle ausgeben
set ; T-Flag im SREG setzen, da 100er-Stelle eine
; 1..9 war
lcd_number_1a:
...
...
brts lcd_number_2a ; Test auf '0' überspringen, da 100er eine
; 1..9 war (unbedingt anzeigen,
; auch wenn der Zehner eine '0' ist)
cpi temp1, '0' ; ansonsten Test auf '0'
breq lcd_number_2b
lcd_number_2a:
rcall lcd_data
lcd_number_2b:
...
Das Verfahren, die einzelnen Stellen durch Subtraktion zu bestimmen, ist bei kleinen Zahlen eine durchaus gängige Alternative. Vor allem dann, wenn keine hardwaremäßige Unterstützung für Multiplikation und Division zur Verfügung steht. Ansonsten könnte man die einzelnen Ziffern auch durch Division bestimmen. Das Prinzip ist folgendes (beispielhaft an der Zahl 52783 gezeigt):
52783 / 10 -> 5278 52783 − 5278 * 10 -> 3 5278 / 10 -> 527 5278 − 527 * 10 -> 8 527 / 10 -> 52 527 − 52 * 10 -> 7 52 / 10 -> 5 52 − 5 * 10 -> 2 5 / 10 -> 0 5 − 0 * 10 -> 5
Das Prinzip ist also die Restbildung bei einer fortgesetzten Division durch 10, wobei die einzelnen Ziffern in umgekehrter Reihenfolge ihrer Wertigkeit entstehen. Dadurch hat man aber ein Problem: Damit die Zeichen in der richtigen Reihenfolge ausgegeben werden können, muß man sie meistens zwischenspeichern, um sie in der richtigen Reihenfolge ausgeben zu können. Wird die Zahl in einem Feld von immer gleicher Größe ausgegeben, dann kann man auch die Zahl von rechts nach links ausgeben (bei einem LCD ist das möglich).
Hexadezimal ausgeben
Zuguterletzt hier noch eine Funktion, die eine Zahl aus dem Register temp1
in hexadezimaler Form ausgibt. Die Funktion weist keine Besonderheiten auf und sollte unmittelbar verständlich sein.
;**********************************************************************
;
; Eine 8-Bit-Zahl ohne Vorzeichen hexadezimal ausgeben
;
; Übergabe: Zahl im Register temp1
; veränderte Register: keine
;
lcd_number_hex:
swap temp1
rcall lcd_number_hex_digit
swap temp1
lcd_number_hex_digit:
push temp1
andi temp1, $0F
cpi temp1, 10
brlt lcd_number_hex_digit_1
subi temp1, -( 'A' - '9' - 1 ) ; Es wird subi mit negativer
; Konstante verwendet,
; weil es kein addi gibt
lcd_number_hex_digit_1:
subi temp1, -'0' ; dito
rcall lcd_data
pop temp1
ret
Binär ausgeben
Um die Sache komplett zu machen; hier eine Routine, mit der man eine 8-Bit-Zahl binär auf das LC-Display ausgeben kann:
;**********************************************************************
;
; Eine 8-Bit-Zahl ohne Vorzeichen binär ausgeben
;
; Übergabe: Zahl im Register temp1
; veränderte Register: keine
; eine Zahl aus dem Register temp1 binär ausgeben
lcd_number_bit:
push temp1 ; temp1 gesichert
push temp2
push temp3
mov temp2, temp1;
ldi temp3, 8; ; 8 Bits werden ausgelesen
lcd_number_loop:
dec temp3;
rol temp2; ; Datenbits ins Carry geschoben ...
brcc lcd_number_bit_carryset_0;
brcs lcd_number_bit_carryset_1;
rjmp lcd_number_loop;
lcd_number_bit_carryset_0:
ldi temp1, '0' ; Bit low ausgeben
rcall lcd_data
tst temp3;
breq lcd_number_ende;
rjmp lcd_number_loop;
lcd_number_bit_carryset_1:
ldi temp1, '1' ; Bit high ausgeben
rcall lcd_data
tst temp3;
breq lcd_number_ende;
rjmp lcd_number_loop;
lcd_number_ende:
pop temp3
pop temp2
pop temp1
ret
Eine 16-Bit-Zahl aus einem Registerpärchen ausgeben
Um eine 16-Bit-Zahl auszugeben wird wieder das bewährte Schema benutzt, die einzelnen Stellen durch Subtraktion abzuzählen. Da es sich hierbei allerdings um eine 16-Bit-Zahl handelt, müssen die Subtraktionen als 16-Bit-Arithmetik ausgeführt werden.
;**********************************************************************
;
; Eine 16-Bit-Zahl ohne Vorzeichen ausgeben
;
; Übergabe: Zahl im Register temp2 (low Byte) / temp3 (high Byte)
; veränderte Register: keine
;
lcd_number16:
push temp1
push temp2
push temp3
; ** Zehntausender **
ldi temp1, '0'-1
lcd_number1:
inc temp1
subi temp2, low(10000)
sbci temp3, high(10000)
brcc lcd_number1
subi temp2, low(-10000)
sbci temp3, high(-10000)
rcall lcd_data
; ** Tausender **
ldi temp1, '0'-1
lcd_number2:
inc temp1
subi temp2, low(1000)
sbci temp3, high(1000)
brcc lcd_number2
subi temp2, low(-1000)
sbci temp3, high(-1000)
rcall lcd_data
; ** Hunderter **
ldi temp1, '0'-1
lcd_number3:
inc temp1
subi temp2, low(100)
sbci temp3, high(100)
brcc lcd_number3
subi temp2, -100 ; + 100 High-Byte nicht mehr erforderlich
rcall lcd_data
; ** Zehner **
ldi temp1, '0'-1
lcd_number4:
inc temp1
subi temp2, 10
brcc lcd_number4
subi temp2, -10
rcall lcd_data
; ** Einer **
ldi temp1, '0'
add temp1, temp2
rcall lcd_data
; ** Stack aufräumen **
pop temp3
pop temp2
pop temp1
ret
Eine BCD-Zahl ausgeben
;**********************************************************************
;
; Übergabe: BCD-Zahl in temp1
; veränderte Register: keine
;
lcd_bcd:
push temp2
mov temp2, temp1 ; temp1 sichern
swap temp1 ; oberes mit unterem Nibble tauschen
andi temp1, 0b00001111 ; und "oberes" ausmaskieren
subi temp1, -0x30 ; in ASCII umrechnen
rcall lcd_data ; und ausgeben
mov temp1, temp2 ; ... danach unteres
andi temp1, 0b00001111
subi temp1, -0x30
rcall lcd_data
mov temp1, temp2 ; temp1 rekonstruieren
pop temp2
ret
Benutzerdefinierte Zeichen
Das LCD erlaubt für spezielle Zeichen, welche sich nicht im Zeichensatz finden, eigene Zeichen zu definieren. Dazu werden die ersten 8 ASCII-Codes reserviert, auf denen sich laut ASCII-Tabelle spezielle Steuerzeichen befinden, die normalerweise keine sichtbare Anzeige hervorrufen, sondern zur Steuerung von angeschlossenen Geräten dienen. Da diese Zeichen auf einem LCD keine Rolle spielen, können diese Zeichen benutzt werden, um sich selbst Sonderzeichen zu erzeugen, die für die jeweilige Anwendung maßgeschneidert sind.
Das LCD stellt für jedes Zeichen eine 8×5-Matrix zur Verfügung. Um sich selbst maßgeschneiderte Zeichen zu erstellen, ist es am einfachsten, sie zunächst auf einem Stück kariertem Papier zu erstellen.
In diesem Raster markiert man sich dann diejenigen Pixel, die im fertigen Zeichen dunkel erscheinen sollen. Als Beispiel sei hier ein Glockensymbol gezeichnet, welches in einer Telefonapplikation z. B. als Kennzeichnung für einen Anruf dienen könnte.
Eine Zeile in diesem Zeichen repräsentiert ein an das LCD zu übergebendes Byte, wobei nur die Bits 0 bis 4 relevant sind. Gesetzte Pixel stellen ein 1-Bit dar, nicht gesetzte Pixel sind ein 0-Bit. Das niederwertigste Bit einer Zeile befindet sich rechts. Auf diese Art wird jede Zeile in eine Binärzahl übersetzt, und 8 Bytes repräsentieren ein komplettes Zeichen. Am Beispiel des Glockensymboles: Die 8 Bytes, welche das Symbol repräsentieren, lauten: 0x00, 0x04, 0x0A, 0x0A, 0x0A, 0x1F, 0x04, 0x00.
Dem LCD wird die neue Definition übertragen, indem man dem LCD die „Schreibposition“ mittels des Kommandos Character RAM Address Set in den Zeichensatzgenerator verschiebt. Danach werden die 8 Bytes ganz normal als Daten ausgegeben, die das LCD damit in seine Zeichensatztabelle schreibt.
Durch die Wahl der Speicheradresse definiert man, welches Zeichen (0 bis 7) man eigentlich durch eine eigene Definition ersetzen will.
ASCII-Code | Zeichensatzadresse |
---|---|
0 | 0x00 |
1 | 0x08 |
2 | 0x10 |
3 | 0x18 |
4 | 0x20 |
5 | 0x28 |
6 | 0x30 |
7 | 0x38 |
Nach erfolgter Definition des Zeichens muss die Schreibposition wieder explizit in den DDRAM-Bereich gesetzt werden. Danach kann ein entsprechendes Zeichen mit dem definierten ASCII-Code ausgegeben werden, wobei das LCD die von uns definierte Pixelform zur Anzeige benutzt.
Zuerst müssen natürlich erstmal die Zeichen definiert werden.
Dieses geschieht einmalig durch den Aufruf der Routine lcd_load_user_chars
unmittelbar nach der Initialisierung des LC-Displays.
.
.
rcall lcd_init ; Display initialisieren
rcall lcd_load_user_chars ; User-Zeichen in das Display laden
rcall lcd_clear ; Display löschen
.
.
Durch diesen Aufruf werden die im Flash definierten Zeichen in den CG-RAM übertragen. Diese Zeichen werden ab Adresse 0 im CG-RAM gespeichert und sind danach wie jedes andere Zeichen nutzbar.
.
.
ldi temp1, 0 ; Ausgabe des User-Char "A"
rcall lcd_data
ldi temp1, 6 ; Ausgabe des User-Char "G"
rcall lcd_data
ldi temp1, 5 ; Ausgabe des User-Char "E"
rcall lcd_data
ldi temp1, 4 ; Ausgabe des User-Char "M"
rcall lcd_data
ldi temp1, 3 ; Ausgabe des User-Char "-"
rcall lcd_data
ldi temp1, 2 ; Ausgabe des User-Char "R"
rcall lcd_data
ldi temp1, 1 ; Ausgabe des User-Char "V"
rcall lcd_data
ldi temp1, 0 ; Ausgabe des User-Char "A"
rcall lcd_data
.
.
Jetzt sollte der Schriftzug „AVR-MEGA“ verkehrt herum (180° gedreht) erscheinen.
Es fehlt natürlich noch die Laderoutine:
;**********************************************************************
;
; Lädt User-Zeichen in den CG-RAM des LCD, bis Tabellenende (0xFF)
; gelesen wird (max. 8 Zeichen können geladen werden).
;
; Übergabe: -
; veränderte Register: temp1, temp2, temp3, zh, zl
; Bemerkung: ist einmalig nach lcd_init aufzurufen
;
lcd_load_user_chars:
ldi zl, LOW (ldc_user_char * 2) ; Adresse der Zeichentabelle
ldi zh, HIGH(ldc_user_char * 2) ; in den Z-Pointer laden
clr temp3 ; aktuelles Zeichen = 0
lcd_load_user_chars_2:
clr temp2 ; Linienzähler = 0
lcd_load_user_chars_1:
ldi temp1, 0b01000000 ; Kommando: 0b01aaalll
add temp1, temp3 ; + akt. Zeichen (aaa)
add temp1, temp2 ; + akt. Linie (lll)
rcall lcd_command ; Kommando schreiben
lpm temp1, Z+ ; Zeichenline laden
rcall lcd_data ; ... und ausgeben
ldi temp1, 0b01001000 ; Kommando: 0b01aa1lll
add temp1, temp3 ; + akt. Zeichen (aaa)
add temp1, temp2 ; + akt. Linie (lll)
rcall lcd_command
lpm temp1, Z+ ; Zeichenline laden
rcall lcd_data ; ... und ausgeben
inc temp2 ; Linienzähler + 1
cpi temp2, 8 ; 8 Linien fertig?
brne lcd_load_user_chars_1 ; nein, dann nächste Linie
subi temp3, -0x10 ; zwei Zeichen weiter (addi 0x10)
lpm temp1, Z ; nächste Linie laden
cpi temp1, 0xFF ; Tabellenende erreicht?
brne lcd_load_user_chars_2 ; nein, dann die nächsten
; zwei Zeichen
ret
… und die Zeichendefinition:
ldc_user_char:
; Zeichen
; 0 1
.db 0b10001, 0b00100 ; @ @ , @
.db 0b10001, 0b01010 ; @ @ , @ @
.db 0b11111, 0b10001 ; @@@@@ , @ @
.db 0b10001, 0b10001 ; @ @ , @ @
.db 0b10001, 0b10001 ; @ @ , @ @
.db 0b10001, 0b10001 ; @ @ , @ @
.db 0b01110, 0b10001 ; @@@ , @ @
.db 0b00000, 0b00000 ; ,
; Zeichen
; 2 3
.db 0b10001, 0b00000 ; @ @ ,
.db 0b01001, 0b00000 ; @ @ ,
.db 0b00101, 0b00000 ; @ @ ,
.db 0b11111, 0b11111 ; @@@@@ , @@@@@
.db 0b10001, 0b00000 ; @ @ ,
.db 0b10001, 0b00000 ; @ @ ,
.db 0b01111, 0b00000 ; @@@@ ,
.db 0b00000, 0b00000 ; ,
; Zeichen
; 4 5
.db 0b10001, 0b11111 ; @ @ , @@@@@
.db 0b10001, 0b00001 ; @ @ , @
.db 0b10001, 0b00001 ; @ @ , @
.db 0b10001, 0b01111 ; @ @ , @@@@
.db 0b10101, 0b00001 ; @ @ @ , @
.db 0b11011, 0b00001 ; @@ @@ , @
.db 0b10001, 0b11111 ; @ @ , @@@@@
.db 0b00000, 0b00000 ; ,
; Zeichen
; 6 7
.db 0b11110, 0b11111 ; @@@@ , @@@@@
.db 0b10001, 0b01010 ; @ @ , @ @
.db 0b10001, 0b00100 ; @ @ , @
.db 0b11101, 0b01110 ; @@@ @ , @@@
.db 0b00001, 0b00100 ; @ , @
.db 0b10001, 0b01010 ; @ @ , @ @
.db 0b01110, 0b11111 ; @@@ , @@@@@
.db 0b00000, 0b00000 ; ,
; End of Tab
.db 0xFF, 0xFF
Der überarbeitete, komplette Code
Hier also die komplett überarbeitete Version der LCD-Funktionen.
Die für die Benutzung relevanten Funktionen
lcd_init
lcd_clear
lcd_home
lcd_data
lcd_command
lcd_flash_string
lcd_number
lcd_number_hex
sind so ausgeführt, dass sie kein Register (außer dem Statusregister SREG) verändern. Die bei manchen Funktionen notwendigen Argumente werden immer im Register temp1
übergeben, wobei temp1
vom Usercode definiert werden muss.