Hallo, kann jemand sagen, wie man bei Electronics Work Bench eine Germaniumdiode simulieren kann? (z.B. eine AA116) Oder kann man solche virtuellen Bauteile irgendwo "runterladen"?
... hat wirklich niemand eine Idee? Habe auch schon im PC-Forum ein Thema eröffnet, Beitrag "Electronics Work Bench, Simulation älterer Bauteile" dort ist aber auch bisher keine Antwort eingetroffen!
Vieleicht bis Du der letzte Mensch auf Erden der noch Ge-Dioden braucht?
... immerhin, es antwortet jemand! Allerdings bringt es nicht weiter! Sonst noch jemand was zu sagen?
Viel Spaß beim Selberschnitzen eines SPICE-Models aus einem Datenblatt.
ok, hab jetzt mal geschaut, üblicherweise sind bei Dioden folgende Werte gespeichert: Sättigungssperrstrom =IS Ohmscher Widerstand =RS Sperrschichtkapazität =CJO Sperrschichtpotential =VJ Minoritätsträgerlebensdauer =TT (Dotierungsgrad = M ) Rückwärtsdurchbruchspannung =BV Emissionskoeffizient =N Energielücke =EG Temperatur-Exponent von IS =XTI Funkelrauschkoeffizient =KF Funkelrauschexponent =AF Koeff. der Sperrschichtkapazität im Durchlassbereich =FC Strom bei Durchsbruchspannung im Sperrbereich =IBV Nenntemperatur =TNOM Für die Ge-Diode AA112 finde ich in einem Datenblatt folgende Werte: Vr max= 20V I0 max= 20mA Vf max/If= 1V/6mA Ir max/Vr = 150uA/20V Ir/Vr/Taub= 250uA/20V/56°C T=25°C Jetzt ist mir nur nicht klar, welche Werte wo hinkommen bzw. welche Werte weggelassen werden können. Kann jemand weiterhelfen? IS = RS = CJO = VJ = TT = BV = N = EG = XTI = KF = AF = FC = IBV = TNOM =
Das ist doch der Spaß. Wenn du damit fertig bist, weißt du mehr über das Spice-Diodenmodel als du je wissen wolltest. Du könntest natürlich auch den Wizard von Multisim (so heißt die Electronics Work Bench seit einiger Zeit) verwenden.
Das Ganze ist kein Spass, auch wenn man sich die Parameter in Schritten aufbauen kann: Zur Modellierung des Gleichspannungs-Verhaltens brauchst du IS, RS, N, BV, IBV. Alle Werte sollten aus dem Datenblatt, nicht zuletzt aus den Diagrammen rauslesbar sein. Zur Not musst du eine Diode ausmessen, wenn es keine Diagramme gibt. Ziel ist es Werte für IS, RS und N zu finden mit der die in SPICE verwendete modifizierte Shokley-Gleichung eine Kurve in Durchlassrichtung liefert, die der aus dem Datenblatt (oder der gemessenen) entspricht. Man macht also eine eine Interpolation der Kennlinie. N=1 ist ein guter Start, allerdings sollte man N angleichen bis die I/U-Kennlinie (Shokley-Gleichung) der im Datenblatt entspricht. Wenn man BV und IBV nicht im Datenblatt findet, kann man es erst mal bei den voreingestellten Werten lassen, beziehungsweise BV als rund 1,5 mal die angegebene maximale Betriebsspannung in Rückwärtsrichtung annehmen. Für die Modellierung des dynamischen Verhaltens brauchst du CJ0, TT, M, FC und VJ. Wenn nicht im Datenblatt angegeben kannst/musst du die Werte durch Interpolation aus dem C/Ur-Diagramm (Kapazität in Sperrichtung) herausinterpolieren. FC=0.5 ist ein guter Start. TT, wenn nicht im Datenblatt angegeben, musst du messen oder mit der Voreinstellung leben. Für die Modellierung des Temperaturverhaltens brauchst du EG, XTI und TNOM. TNOM=25 (es sei denn, du hast nicht die Kurven für Raumtemperatur genommen). EG=0.67 für Germanium. XTI kann/muss man sich aus dem Diagramm für Temperaturabhängigkeit im Datenblatt rausinterpolieren. Wie gesagt, kein Spass. Ein Tool wie http://www.intusoft.com/spicemod.htm ist vermutlich eine gute Idee (keine Ahnung wie teuer das ist). Alternativ ist jetzt der Zeitpunkt sich zu fragen, ob du die Diode wirklich in SPICE brauchst. Nebenbei bemerkt, sollte dir irgendwann mal ein Exemplar dieser Typen über den Weg laufen, die was von "exakten SPICE-Modellen" reden, die sie für ihre ach so tollen Simulationen haben/brauchen, dann lach sie einfach aus.
Hallo, vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort! Das ist ja doch viel aufwändiger, als ich dachte. Im Prinzip brauche ich die virtuelle Germanium-Diode nur für das hobbymäßige Simmulieren von Begrenzer- und Kompressorschaltungen im NF-Audiobereich. Weil ich aus Erfahrung weiß, dass Ge-Dioden ohnehin i.d.R. erheblichen Exemplarstreuungen unterworfen sind, wäre es vielleicht sinnvoll, einfach eine bestehende Diode bei EWB so umzustricken, dass die Kennlinie in etwa einer Ge-Diode nahkommt. Bei einer Schottky-Diode geht ja immerhin die Durchlassspannung schon mal in die richtige Richtung. So ganz habe ich noch nicht verstanden, welche Parameter für meine Zwecke geändert werden müssen, habe jetzt auch leider nicht die Zeit, das noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen, werde mir deine Antwort übers WE genauer durchlesen. Es wundert mich aber auf jeden Fall, dass solche Bauteile wie Ge-Halbleite nicht mittlerweile zur Verfügung stehen, es gibt doch sicher einen Haufen Leute auf der Welt, die virtuell mit solchen Teilen experimentieren, und sei es nur zu Lehrzwecken.
Vielleicht bringt dich das hier ja weiter? http://www.macs.ece.mcgill.ca/~rfic/EC2/Files/1n34a.txt Ich habe einfach mal nach "germanium diode spice model" gegurgelt.
Super, Danke!!! Hab auch schon alles mögliche in der Richtung gegoogelt, "spice model" ist wohl das Zauberwort. Werds gleich mal testen.
Anbei die Durchlass- und Sperrkennlinie, die Spice aus diesem Modell simuliert. Sieht ganz brauchbar aus, denke ich mal. (Die x-Achse ist falsch beschriftet, ich habe eine Stromquelle genommen, da müssten also mA und µA stehen.)
Hallo, hab die Werte jetzt auch mal eingegeben und habe auch einen brauchbaren Eindruck. Habe übrigens bei einigem Suchen auch noch Werte für den Germaniumtransistor AC128 und AC127 entdeckt (aber noch nicht getestet): http://www.diyaudio.com/forums/showthread.php?threadid=117257
ja, das stimmt, aber für den anfang geht es. wenn man irgendwie mit vertretbarem aufwand eine AA112 oder AA116 oder AA119 simulieren könnte, wäre das natürlich super!
Wenn es irgendeine Diode sein darf, dann hätte ich mir den ganzen Text sparen können :-(
neenee, eine echte AA112 o.ä. wär auf dauer schon gut. ich wollte die tage mal einen blick in d. nührmanns "großes werkbuch elektronik" werfen, ob da nicht ein paar brauchbare parameter o.g. diode aufgelistet sind, die man eventuell auch einfach ergänzend bei der 1N34A einfügen kann, um der sache näher zu kommen.
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