Servus zusammen, Ich bin gerade bei der Recherche für den Bau eines Gitarrenverstärkers. Leider habe ich noch keine Quelle mit einer "professionellen" Beschreibung gefunden ... (ich will jetzt keine Disk. über einen bestimmten Verstärker einer bestimmten Person hier haben .. alles klar !) Zunächst einmal sei daran erinnert, das i.d.R. jeder Röhrenverstärker ein Ausgangsübertrager hat. Daraus folgt, dass die Übertragungscharakteristik von der Röhre und dem Übertrager abhängt. Aber welcher von beiden hat den größeren Einfluss?? Von der Röhre wird erwartet(denke ich zum.), dass hier ein möglichst lineares Verhalten vorhanden ist. Die beliebten Effekte wie 'Distortion', also die Verzerrung durch Sättigungsverhalten wäre dann vom Klangstellnetzwerk und Ausgangsübertrager abhängig. Deshalb sollte man das gleiche mit z.B. einem MosFet Verstärker hinbekommen. Soll bedeuten, egal ob man die Endstufe mit Röhre oder MOSFET aufbaut, durch das vorherige Klangstellnetzwerk und den folgenden Übertrager wird der Ton bestimmt. Röhren sind mir ein bissl zu teuer zum mal eben ausprobieren. Hat das schon jemand probiert?
> Von der Röhre wird erwartet(denke ich zum.), dass hier ein möglichst > lineares Verhalten vorhanden ist. Gerade das wird nicht erwartet. Die Röhre knallt vereinfacht gesagt beim vollem Aussteurrn nicht direkt an die Versogrungsspannung, sondern fährt eine schöne sanfte Kurve aus. Das macht den Sound. Wenn die Leistung des Übertragers richtig ausgelegt ist, kommt der dann auch in Richtung Sättigung und unterstützt diesen Effekt. Es gibt lineare und nichtlineare Verzerrungen. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Verzerrung_(Akustik) Lineare Verzerrungen betreffen den Frequenzgang, hier spielt der Übertrager mit. Nichtlineare Verzerrungen werden hauptsächlich von den Röhren erzeugt und machen dann den "Sound". Es gibt ja durchaus Verstärker, die nur in der Vorstufe Röhren haben, verstärkt wird das Ganze dann bipolar.
Ähm, so ganz richtig ist das nicht!! Der warme Klang des Röhrenverstärkers rührt eher daher, dass die Röhre eben nicht linear ist und auch relativ früh schon anfängt zu sättigen. Im gegesatz zum Transistor erzeugt eine Röhre ein gradzahliges Oberwellenspektrum (durch die Nichtlinearität) und das Ohr empfindet diese als deutlich angenehmer als ungradzahlige (die beim harten klippen eines Transistorverstärkers erfolgen). Der Ausgangsübertrager ist eher ein Übel denn eine positive Errungenschaft. Typische Lautsprecher haben Impedanzen von 4..16 Ohm und benötigen schon relativ viel Strom um nennensawert Leistung abzugeben. Röhren arbeiten bei einigen hundert Volt und können viellicht einige hundert Milliàmpere treiben. Der Trafo dient in erster Linie der Impedanzanpassung. Nachteil des Röhrenendstufen (mit oder ohne Trafo) ist, dass die komplexe Impedanz des Lautpsprechers ebenfalls Einfluss auf die erzeugte Spannung hat. Eine Transistorendstufe ist fast eine ideale Spannungsquelle, eine Röhrenendstufe dagegen hat eine hohe Ausgangsimpedanz und bildet vereinfacht gesagt einen frequenzabhängigen Spannungsteiler mit dem Lautsprecher. Ebenfalls problematisch der Röhre ist, dass es nicht wie bei Transistoren ein "NPN" und "PNP" Bauteil gibt. Also muss wild gebastelt werden, um ein symmetrische Ausgangssignal zu erzeugen (Levelshifter, etc). Es gibt Röhrenendstufen, die kommen ohne Trafo aus. In fast jedem Fall muss der Lautsprecher eine Impedanzlinearisierung haben um gut dazu zu passen, sowie sollte er einen hohen Wirkungsgrad haben. Bei Gitarrenverstärkern wird häufig eine Röhre in der Vorstufe eingesetzt, um den typischen Röhrensound zu generieren. Anschließend wird das Signal mit einer Transistorendstufe auf Leistung gebracht.
Zusaetzlich zur beschriebenen Kennlinie kommen beim Gitarrenverstaerker noch einige dynamische Effekte dazu. Durch die hohen Peaks beim Anschlag sackt das Netzteil ein (die ueblicherweise separat gefilterte Schirmgitterversorgung anders als die Anodenversorgung), durch die Übersteuerung (Gitterstrom) laden sich die Koppelkondensatoren der Endstufe auf und der Arbeitspunkt verschiebt sich kurzzeitig von AB in den C-Bereich usw. usw.. Ähnliche Dinge passieren in der Vorstufe, dann kommt eine Gegenkopplung um die übersteuerte Endstufe an komplexer Last dazu, und die Dinge werden interessant... Das alles ( = eine Handvoll nichtlineare, zeitabhängige, gekoppelte Systeme) lässt sich mit Frequenzgenerator (1 kHz Sinus ;) ) und Oszi nicht so leicht messen, aber beeinflusst die Reaktion des Verstärkers auf das Spiel extrem. Wenn das Ergebnis mit ein wenig Kennlinienverbiegerei erreichbar wäre, würden in den digitalen Modelling-Amps nicht fette DSPs verbaut, mit denen man inzwischen das dynamische Verhalten brauchbar nachbilden kann.
Hallo Etsmart, >Von der Röhre wird erwartet(denke ich zum.), dass hier ein möglichst >lineares Verhalten vorhanden ist. Die beliebten Effekte wie >'Distortion', also die Verzerrung durch Sättigungsverhalten wäre dann >vom Klangstellnetzwerk und Ausgangsübertrager abhängig. Ganz, ganz falsch! Es ist die Röhre, die hier überwiegend verzerrt und zum angenehmen Klang beiträgt. Genauer gesagt, die Röhre in den Eingangsstufen, wie z.B. die ECC83. Mit ihrer fast quadratischen Kennlinie fügt sie dem Signal bereits bei kleiner Austeuerung geradzahlige Harmonische hinzu, die dem Klang eine angenehme Wärme und Kernigkeit verleihen. Die Röhre verzerrt bereits, wenn du den Klang auf "clean" einstellst. Der Übertrager verzerrt erst hörbar bei lauten Signalen, wenn er also in die Sättigung gerät. Das macht er dann symmetrisch und fügt dem Klang deshalb ungeradzahlige Harmonische hinzu. Die möchtest du in der Regel aber nicht wirklich hören, weil das letztlich nur noch ohrenbetäubendes Gekreische ist. Man kann den Röhrenklang ein wenig simulieren, wenn man beispielsweise einen BF245-FET in der Vortsufe verwendet, oder wenn man das Signal durch einen asymmetrischen Diodenbegrenzer mit Germanium-Dioden schickt. Beides fügt dem Klang ebenfalls geradzahlige Harmonische zu, da die beteiligten Kennlinien wieder nahezu quadratisch sind. Aber für den rockigen, stärker verzerrten Sound gibt es eigentlich keinen wirklichen Ersatz für eine ECC83. Kai Klaas
Michael O. schrieb: > Bei Gitarrenverstärkern wird häufig eine Röhre in der *Vorstufe* > eingesetzt, um den typischen Röhrensound zu generieren. Anschließend > wird das Signal mit einer Transistorendstufe auf Leistung gebracht. Diese Verstärker kommen aber bei Weitem nicht an einen Vollröhren-Verstärker heran. Die Endstufe macht nämlich einen sehr beachtlichen Teil des Sounds aus. Die Endpentoden haben wieder eine ganz eigene Charakteristik, welche zwar vermehrt ungeradzahlige Harmonische produziert, die dem Sound aber das gewisse Etwas geben. Ganz zu schweigen von der Dynamik. Ein gesättigter Ausgangsübertrager kann sehr gut klingen (im Hardrock-Bereich). Nicht umsonst hatten Ritchie Blackmore, Jimi Hendrix, Angus Young etc. alle Lautstärke- und Gainregler auf Rechtsanschlag. Heutzutage kommt der Sound schon überwiegend aus der Vorstufe... Aber die ganz harten gehen auch heute mit modernen Amps noch auf Rechtsanschlag, sofern die Bühne das irgendwie erlaubt ;) Gruss Daniel
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