Ich möchte mir eine digitale Spiegelreflexkamera kaufen. Bei den Objektiven ist mir noch einiges unklar. Wenn man ein normales Standardobjektiv nimmt, das oft im Bundle oder Kit mit der Kamera verkauft wird, dann stellt der glaube ich fast alles scharf, Hintergrund und Mittelgrund und Vordergrund. Ist das richtig? Wie funktioniert das, dass verschiedene Abstände alle gleichzeitig scharf dargestellt werden? Ein Bekannter hat u.a. ein Objektiv mit fester Brennweite. Die damit gemachten Fotos sehen sehr gut aus. Der fotografierte Mensch im Vordergrund ist gestochen scharf, der Hintergrund mit Wald ist total unscharf. Dieses Objektiv stellt dann wohl nur eine Entfernung scharf. Wie das gehen soll, verstehe ich glaube ich. Stimmt das alles?
Tipp: Informiere dich über das Thema Schärfentiefe z.B. bei Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4rfentiefe z.B. bei Flaschenboden http://www.flaschenboden.de/schaerfentiefe.html z.B. bei Grothmann http://www.rene-grothmann.de/Fotografie/Schaerfentiefe.html
Der für den Schärfebereich zuständige Parameter ist die kleinste mögliche Blendenzahl (also der größtmögliche Öffnungsdurchmesser im Verhältnis zur Brennweite). Festbrennweiten, also das was dein Bekannter hat, sind meist durch die fehlende Zoomfunktion zwar recht einfach aufgebaut, aber bieten auch eine sehr große Anfangsblende bzw. kleine Anfangsblendenzahl (z.B. 50mm/1:1,8 oder auch 1:1,4). Deshalb lässt sich mit diesen ein Schärfebereich von u.U. nur einigen mm realiseren (und sie nehmen auch mehr Licht auf, ist bei Konzertfotos etc. z.B. relevant). Generell gilt die Regel, je besser die Anfangsblende (=je kleiner die Zahl), desto teuer. Insbesondere bei Zooms.
> Wenn man ein normales Standardobjektiv nimmt, das oft im Bundle oder Kit > mit der Kamera verkauft wird, dann stellt der glaube ich fast alles > scharf, Hintergrund und Mittelgrund und Vordergrund. Ist das richtig? Nein, das macht auch ein "normales Standardobjektiv" nicht, auch nicht die "Kit"-Objektive. Was Du beschreibst, ist ein Fix-Focus-Objektiv, was für SLRs aufgrund der Sensorgröße eigentlich nur in Form eines Lochkamera-"objektivs" realisierbar wäre. Bei Kameras mit kleineren Sensoren ist aufgrund der erheblich größeren Schärfentiefe der Fixfocus-Effekt sehr viel ausgeprägter; bei den Krümeln, wie sie in Mobiltelephonen verwendet werden, ist daher eine focussierende Optik nicht erforderlich. > Dieses Objektiv stellt dann wohl nur eine Entfernung scharf. Das macht jedes andere Objektiv auch so, der damit abgedeckte Bereich variiert von Objektiv zu Objektiv.
> Ein Bekannter hat u.a. ein Objektiv mit fester Brennweite. Die damit > gemachten Fotos sehen sehr gut aus. Neben der Schärfentiefe gibt es noch die Verzeichnung, siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Verzeichnung Bei Standardobjektiven ist die Verzeichnung aufgrund Ihrer fixen Brennweite besser als bei Zoomobjektiven.
S. B. schrieb: > Bei Standardobjektiven ist die Verzeichnung aufgrund Ihrer fixen > Brennweite besser als bei Zoomobjektiven. Das trifft für moderne Zoomobjektive praktisch nicht mehr zu. Früher, als man bei der die Rechentechnik beim Objektiventwurf noch nicht so tolle Möglichkeiten hatte, wie heute, mußte man bei Zoomobjektiven Kompromisse machen, die sich qualitätsmindernd auswirkten.
Nun, so sehr verallgemeinert kann man das nicht mehr sagen. Wahrnehmbare Verzeichnungen gibt es eigentlich nur noch bei Zoomoptiken mit sehr langem Brennweitenbereich, wie ihn die "immer-draufs" von Tamron und Sigma anbieten. Eine Festbrennweite kann einem Zoomobjektiv überlegen sein, muss es aber nicht. Das liegt unter anderem daran, daß in den letzten 30 Jahren viele neue Zoomoptiken entwickelt und mit speziellen Gläsern und Schleifverfahren optimiert wurden, andererseits aber praktisch keine neue Festbrennweiten entwickelt wurden (eine Ausnahme mögen die sündhaft teuren Zeiss-Optiken sein, die erfreulicherweise mit den verbreiteten Kamerabajonetten ausgestattet werden). Und so sind die Festbrennweiten technisch seit den 70er Jahren nicht mehr großartig weiterentwickelt worden, die Zoomoptiken hingegen schon. Ein Argument, das für Festbrennweiten spricht, ist die verfügbare größere Lichtstärke; so gab es beispielsweise von der Firma Pentax ein 50mm-Objektiv mit Blende 1:1.2 - mit dem "Crop Factor" einer APS-C-DSLR wird das ein schönes Portraitobjektiv, das auch bei Kerzenschein verwendbar ist. Allerdings ist es aufgrund des fehlenden Autofocus und der extrem geringen Schärfentiefe nur schwer handhabbar. Also: Gegen das "Kit"-Objektiv spricht nichts, das kann man problemlos verwenden (mit Ausnahme vielleicht des besonders lausigen Canon-Kit-Objektivs, das mit den EOS350/400 verkauft wurde), man kann auch damit vorzügliche Aufnahmen anfertigen.
> Das liegt unter anderem daran, daß in den letzten 30 Jahren > viele neue Zoomoptiken entwickelt und mit speziellen Gläsern und > Schleifverfahren optimiert wurden ... das ist wohl war (ich hatte da wohl auch mehr die Anfangszeit im Kopf); letztendlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Man kann auch mit einer simplen Kompaktkamera gute Fotos machen, die einer Spiegelreflex in nichts nachstehen - insofern stellt sich eher die Frage, ob sich eine Spiegelreflex überhaupt noch lohnt.
S. B. schrieb: > insofern stellt sich eher die > Frage, ob sich eine Spiegelreflex überhaupt noch lohnt. Es kommt schlicht daraauf an, was man fotografieren will. Meine Eulen-Nachtaufnahmen könnte ich mit einer Kompaktknipse jedenfalls nicht machen.
> Es kommt schlicht daraauf an, was man fotografieren will. Meine > Eulen-Nachtaufnahmen könnte ich mit einer Kompaktknipse jedenfalls nicht > machen Das stimmt schon, nur das sind eher Randbereiche. So gesehen müßtest Du wegen der Auflösung auch heute noch auf "Analog"-Kameras zurückgreifen und digital hätte sich nie durchgesetzt.
S. B. schrieb: > So gesehen müßtest Du wegen der Auflösung auch heute noch auf > "Analog"-Kameras zurückgreifen und digital hätte sich nie durchgesetzt. Analog hätte ich das nie angefangen, weil ich mich einfach nicht mit den langen Umschlagzeiten bis zum fertigen Bild/Dia anfreunden konnte und jedesmal den Diaprojektor aufzubauen, wenn man die Resultate ansehen will, ist doch auch reichlich umständlich. Außerdem ist der Lerneffekt einfach viel besser, wenn man die Resultate mehr oder weniger direkt nach der Aufnahme sehen kann - für mich war das ein sehr wichtiger Aspekt.
> insofern stellt sich eher die Frage, ob sich eine > Spiegelreflex überhaupt noch lohnt Naja, möchte man extreme Brennweiten verwenden, führt nichts an ihr vorbei - ich nutze beispielsweise ein 10-20mm-Zoom an meiner APS-C-DSLR, was den KB-äquivalenten Brennweitenbereich von 15-30mm abdeckt. Kein Fischauge, korrigiertes Weitwinkel. Kompaktkameras mit Weitwinkeln unterhalb 25mm (KB-äquivalent) sind rar. Dasselbe trifft auf lange Brennweiten zu, mehr als 300mm (KB-äquivalent) sind ebenfalls bei Kompaktkameras unüblich. Hinzu kommt das durch die Sensorgröße beeinflussbare Rauschverhalten, da gewinnt die DSLR, da deren Sensoren erheblich größer (und damit rauschärmer) sind als die in Kompaktkameras verbauten. Und die Möglichkeit der Bildkontrolle, die ein anständiger optischer Sucher bietet, ist von keinem elektronischen Sucher und schon gar nicht von einem Kamerarückwanddisplay übertroffen. Es gibt allerdings DSLR mit geradezu lächerlich schlechten optischen Suchern, die winzig und hell sind, was eine Schärfenkontrolle gar nicht mehr zulässt. Nun spielen aber auch noch andere Faktoren mit; nicht zuletzt der Preis spielt eine Rolle, auch die Größe und das Gewicht. Auf einer langen Wanderung ist so etwas wie die Panasonic TZ7 einer DSLR auch ohne zusätzliche Wechselobjektive überlegen.
Vielen Dank für die ganzen Beiträge. Ich bin jetzt etwas schlauer als vorher. Aber so ganz ist mir noch nicht klar, was ich denn nun kaufen soll. Im Moment würde ich die Canon EOS 450D nehmen: http://www.amazon.de/Canon-SLR-Digitalkamera-Megapixel-LiveView-bildstabilisiert/dp/B00131W8IW/ref=sr_ob_8?ie=UTF8&s=gateway&qid=1262195884&sr=8-8 Die Frage ist jetzt, welches zusätzliche Objektiv ich nehmen kann, wenn ich z.B. Portaitaufnahmen von Menschen machen möchte, wo der Mensch gestochen scharf und der Hintergrund unscharf sind. Am besten, wäre es, wenn jemand einen oder mehrere Amazon-Links postet, da ich gerne bei Amazon kaufe. Die Alternative wäre, die obige Kamera bei Amazon zu kaufen und das Extra-Objektiv nach intensiver Beratung im Fachgeschäft zu kaufen. Was meint Ihr?
> Im Moment würde ich die Canon EOS 450D nehmen: Kann man machen. Im Prinzip sind alle DSLRs in dieser Preisklasse gleich gut; die Unterschiede sind ziemlich marginal. > Die Frage ist jetzt, welches zusätzliche Objektiv ich nehmen kann, wenn > ich z.B. Portaitaufnahmen von Menschen machen möchte, wo der Mensch > gestochen scharf und der Hintergrund unscharf sind. Das sollte mit dem "Kit"-Objektiv schon gehen, wenn Du es mit der längsten Brennweite ("Tele") verwendest und voll aufblendest (größte Blendenöffnung). Ein lichtstärkeres Objektiv mit etwas längerer Brennweite liefert vielleicht noch etwas bessere Ergebnisse, aber fürs erste sollte das Kit-Objektiv tatsächlich genügen. Als Alternative (also anstelle des Kit-Objektives) könntest Du das 17-85mm-Objektiv verwenden, das ist vom Brennweitenbereich für Portraitaufnahmen definitiv ausreichend. http://www.amazon.de/gp/product/B001F9608Q/sr=8-8/qid=1262195884/ref=noref?ie=UTF8&s=gateway&qid=1262195884&sr=8-8 Bei Amazon würde ich übrigens keine Kamera kaufen; es gibt erheblich günstigere Händler. http://www.heise.de/preisvergleich/a361024.html
Vielen Dank für Deine Antwort. Bei diesem Original-Amazon-Angebot ist der Preisunterschied zum günstigsten in der heise-Preisvergleichsliste nicht so gross: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/b001f9608q/geizhalspre03-21/ref=nosim?m=A3JWKAKR8XB7XF Bei meinem Kit-Angebot ist der Unterschied absolut noch kleiner. Deshalb sehe ich keine Probleme mit Amazon. Ich zahle gerne etwas mehr für einen wirklich guten Shop. Ich bin Amazon-Powershopper. http://www.amazon.de/Canon-SLR-Digitalkamera-Megapixel-LiveView-bildstabilisiert/dp/B00131W8IW/ref=sr_ob_8?ie=UTF8&s=gateway&qid=1262195884&sr=8-8 http://www.heise.de/preisvergleich/a309641.html Die 30 Euro bei Amazon zahle ich gerne mehr. Ich werde wohl erstmal das Kit mit 18-55 kaufen und dann sehen, welche Ergebnisse ich damit erreichen kann. Eventuell muss ich dann noch ein weiteres Objektiv kaufen. Auf Nummer sicher gehen würde ich natürlich mit dem 17-85, aber ich gehe das Risiko wohl ein.
Die Canon EOS 450D ist eine gute Wahl, da es für diese Kamera auch einen Adapter für Contax/Yashica gibt. Die Carl Zeiss Planar Objektive sind wohl das Beste ... und sündhaft teuer.
Na dann, gut Kauf und viel Licht!
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