Ich bin zu einem Assessment-Center eingeladen, bei dem wohl u.a. ein Vortrag zu halten ist. Themen können z.B. sein: - Gentechnik pro/contra - Kernenergie pro/contra - blablabla pro/contra Wie sollte so ein Vortrag aussehen ? Möglichkeit 1: Erläutern von ca. 3 pro-Argumenten, anschließend vorstellen von 3 contra-Argumenten, abschließend Fazit mit begründeter Stellungnahme zu pro oder contra Möglichkeit 2: von vornherein deutlich machen, daß man z.B. pro vertritt, Argument 1 für pro erläutern und klarmachen warum zugehöriges Contra-Argument nicht zutrifft, das ganze für Argument 2, Argument 3 usw. fortführen. Abschließend Zusammenfassung mit Fazit und Stellungnahme Zuerst favorisierte ich Möglichkeit 1, aber bei näherer Betrachtung erscheint mir die reine Aufzählung der pro- und contra-Argumente etwas mau. Bei Möglichkeit 2 hingegen bin ich mir nicht sicher, ob es so gut ist, von Anfang an eine eindeutige (voreingenommene?) Linie zu fahren. (diese ganzen pro/contra-Themen sind so umstritten, daß die reine sachliche Gegenüberstellung von Argumenten zu keinem eindeutigen Fazit führen wird. Sowas kenne ich als Ingenieur gar nicht, in der Studien- und Diplomarbeit konnte/mußte ich genau begründen, warum wann welcher Schritt unternommen wurde und wie dieser zur Zielerreichung führte).
Ich war einmal in einem Assessment-Center. Ich hatte schon einen Arbeitsvertrag unterschrieben und habe aus purer Neugier mitgemacht. Von zehn Leuten wurden fünf ausgewählt. Ich wollte nicht und man wollte auch mich nicht; laut Stellenanzeige haben die einen Entwickler gesucht, aber im Assessment-Center ging's plötzlich ums verkaufen. Was ich seltsam finde, ist, welche Leute man eingestellt hat. Da war eine Dame, von der jeder gesagt hat: Die ist toll, die ist kompetent. Die wurde nicht genommen, sodass es mich fast schmeichelt, von denen kein Angebot bekommen zu haben. Übrigens war es bei der Firma ein kompliment, wenn man "homogen" war. Gute Nacht. Die Firma zahlt trotz der 5000 MA weltweit eher mau.
Was die Leute in einer solchen Veranstaltung testen wollen, ist, wie du dich in Auseinandersetzung verhälst. Es gilt hier generell: du musst einen gescheiten Standpunkt finden und diesen vertreten, und massgebend für deinen Erfolg ist hier die Art und Weise, wie du mit Sprache umgehst. Du willst überzeugen, also diskutiere mit der ersten Strategie und sammle durch überlegte Wortwahl, eine gescheite Argumentationslinie und den Verzicht auf Gestammel und überlange Sätze Punkte. Merke: In der freien Rede ist es sehr ungeschickt, Sätze mit mehr als 15 Worten zu verwenden. Ausserdem müssen die Sätze vollständig und von den Bezügen her richtig aufgebaut sein. Vermeide Formeln und Fremdworte. Gruss Robert
Trfft für den Vortrag nicht, aber die Spielchen: Immer auf Teamwork machen, alle einbeziehen und auch für den Schwächsten Aufgaben finden. Selbst wenn der Laden der übelste Schinder ist, in dem LowPerformer abgemahnt und rausgeworfen werden, selbst wenn die Firmenpolitik lautet, wer nicht aufsteigt fliegt raus, sehen es Assesmentcenter gern, wenn man beim Team nicht einfach den hinderlich Langsamsten stehen lässt. Sie wollen also schon, daß man lügt, wenn die Wahrheit dem Image der Firma schaden würde.
> Ich bin zu einem Assessment-Center eingeladen, bei dem wohl u.a. ein > Vortrag zu halten ist. Darf ich fragen, warum Du dir diesen Bullshit antust? Findest keinen vernünftigen Arbeitgeber?
Ich bin zwar ebenfalls kein Freund von Assessment-Center, aber mit der Einstellung werde ich nicht weiterkommen... Hat noch jemand ernsthafte Ratschläge ?
frage schrieb: > Darf ich fragen, warum Du dir diesen Bullshit antust? Findest keinen > vernünftigen Arbeitgeber? Das liegt wohl am Fachkräftemangel. ;) Jedes größere (Dax)-Unternehmen macht Assessment-Center-Spielchen auch bei Ingenieuren. Die Flut an möglichen Kandidaten ist auch nach sehr harten Filternkriterien bei den Bewerbungsunterlagen immer noch so groß, dass man mit Vorstellungsgeprächen alleine beim Feinfiltern zeitlich nicht zurecht kommt. Und wer stellt heute noch ein? Richtig, hauptsächlich nur noch die "Großen" während der Mittelstand nur noch finanziell vor sich hin kotzt - Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Es zählt der Gesamteindruck, nicht der eine Vortrag. Und wer sich vorbereiten MUSS, fällt da hoffentlich eh durch - zumindest wenn es um einen wirklich guten Arbeitsplatz geht. Locker hingehen, charmant & intelligent auftreten, fertig. 2 Tage AC -> Top Job - BTDT. Klaus.
Klaus2 schrieb:
> 2 Tage AC -> Top Job
Vergiss es. Diese Implikation gibt es nicht. Bei der Firma, in der ich
zum Assessinationcenter eingeladen war, hat dann am Ende Leute mit
Gehältern unter(!) 30000 Euro eingestellt.
Dr. Wolfram Draht schrieb: > Vergiss es. Diese Implikation gibt es nicht. Bei der Firma, in der ich > zum Assessinationcenter eingeladen war, hat dann am Ende Leute mit > Gehältern unter(!) 30000 Euro eingestellt. Und dafür macht man sich die ganze Mühe mit dem Assessment Center? Das durchzuführen kostet die Firma ja auch Geld...
Solche Kindergartenspiele gabs doch schon mal in den 90er Jahren. War schon damals was für angehende Staubsaugervertreter (heute sagt man Vertriebsingenieur dazu). Zweck war, die auszusortieren, die von irgendwas eine Ahnung haben, weil man denen nicht so leicht eine Gehirnwäsche verpassen kann. Also bleib einfach zuhause, wenn du Ingenieur bist.
Mark Brandis schrieb: > ...... schrieb: >> andere Kostenstelle .... > > ...gleiche Firma. "Linke Tasche - rechte Tasche"-Spielchen sind in großen Firmen sehr beliebt. Davon leben viele "Sparprogramme" in Firmen zu einem guten Teil. Zu solchen Assessment-Center-Kindergarten-Spinnereien würde ich völlig unvorbereitet gehen, wenn ich mir so was überhaupt antun würde. Wenn es nicht klappt, wäre die Bude vermutlich sowieso nicht die beste Wahl gewesen...
Gastino G. schrieb: > "Linke Tasche - rechte Tasche"-Spielchen sind in großen Firmen sehr > beliebt. Davon leben viele "Sparprogramme" in Firmen zu einem guten > Teil. Und der hauptamtliche Gesamtcontroller der Firma sagt bei sowas nicht "Stoppt den Unsinn"? ;-)
Der sitzt dann schon so weit oben, das er nur noch Strategische Dinge im Auge hat..... Bei uns haben sie auf diese Tour den Umstieg zu SAP "billig gerechnet" - scheint noch keiner gemerkt zu haben, wie teuer der Scheiß in der Unterhaltung ist.
Hehe, kenn ich :-) "Soll es Ihr Unternehmen voranbringen oder darf es von SAP sein? Chris D.
Als klienes Drehbuch für eine kurze Rede wurde mir mal folgendes beigebracht: * Beginnen Sie mit einem einleitenden Satz, nennen Sie das Thema. * Nennen Sie dann zuerst die Pro-Argumente (Was gibt es Positives zum Thema zu sagen?). * Nennen Sie danach die Kontra- Argumente (Negatives). * Bewerten Sie die Argumente in Ihrem Sinne (Welche Argumente überwiegen – Pro oder Kontra?). * Formulieren Sie schließlich das Ergebnis (Was ist Ihre Botschaft?). Besonders den letzten Punkt solltest du nicht weg lassen!
> Und der hauptamtliche Gesamtcontroller der Firma sagt bei sowas nicht
"Stoppt den Unsinn"? ;-)
Im Gegenteil, solche Umbuchungen gehen auf seine Kappe.
Da werden Zeitarbeiter eingestellt, weil deren Kosten nicht auf die
Kostenstelle "Lohn" gehen, es darf dann ruhig doppelt so teuer sein,
da werden Pensionsverpflichtungen in Subfirmen ausgelagert, und man
wundert sich dann warum die Firma kein Eigenkapital mehr hat sondern das
teuer bei den Banken leihen muss,
all die tollen Umbuchungen, zu denen uns die neoliberalen Schweinehälse
anhalten wollen, bringen keinen cent ein, aber an den geschummelten
Ergebnissen wollen sie sich mit Boni beteiligen.
Was meinst du, warum die Wirtschaft so ruiniert ist?
@MaWin: Du hast den Unterschied zwischen Eigentümer und Manager schön beleuchtet. Der Eigentümer muß mit seiner Firma überleben. Der Sinn eines AC ist: Leute aussuchen. Ob die Methoden dazu geeignet sind, sollte sich der Veranstalter fragen. Als Teilnehmer sollte man den Spaß mitmachen und wissen, daß manche Fragen mit Absicht schwer gemacht werden, um eine Auswahl zu ermöglichen.
MaWin schrieb: > all die tollen Umbuchungen, zu denen uns die neoliberalen Schweinehälse > anhalten wollen, bringen keinen cent ein, aber an den geschummelten > Ergebnissen wollen sie sich mit Boni beteiligen. Unsinn! Was hat denn der Neoliberlismus, eine volkswirtschaftliche Lehre, mit solchem innterbetrieblichen Unsinn zu tun? Nichts. Im Gegenteil: Es ist Teil der neoliberalen Staatskritik, dass dieser Umbuchungstricks anwendet. Und Großkonzerne funktionieren fast wie der Staat.
Ich war auch mal bei einem AC. Der Personaler, der da uns prüfte, meinte vor dem AC zu uns wir sollten alles vergessen was wir im studium uns angeignet hätten, speziell die Höhere Mathematik sollten wir vergessen. Er war der Meinung, dass die Mathematik der 7.Klasse (Grundrechenarten, Prozentrechnung) vollkommend ausreichend für das Beruflseben währe.
uaah! schrieb: > Der Personaler, (...) > Er war der Meinung, dass die Mathematik der 7.Klasse (Grundrechenarten, > Prozentrechnung) vollkommend ausreichend für das Beruflseben währe. In seinem Job schon. Der mathematische Tellerrand ist da ja nicht so fern.
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