Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ladeprozess eines Kondensators im Gleichspannungs- und Wechselspannungsfall


von Jack K. (jack_krant)


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Hallo zusammen,

ich mache gerade ein paar Rechnung zu einem Ladeprozess eines 
Kondensators im Gleichspannungs- und Wechselspannungsfall.

Es geht darum für einen spezifischen Kondensator die Eckdaten eines 
Hochspannungsnetzteils zu berechnen und irgendwie habe ich einen 
Denkfehler in meiner Rechnung und ich hoffe, dass mir hier jemand helfen 
kann.

Der Kondensator ist ein elektroaktives Polymer, das vom Aufbau her wie 
ein Kondensator aufgebaut ist. In unserem Fall ist das Dielektrikum 
Silikon und die Elektroden aus Graphitpulver. Wird nun eine Hochspannung 
an das elektroaktive Polymer angelegt, so wird durch den 
elektrostatischen Druck das Dielektrikum gestaucht. Da das Silikon und 
die Elektroden dehnbar sind, stellt sich irgendwann ein Gleichgewicht 
zwischen der Maxwell-Spannung und der Materialspannung ein.

Die Querzahl ist nahezu 0,5, heißt das Volumen des Kondensators bleibt 
nahezu konstant.
Die Plattendicke wird als verkleinert, die Fläche vergrößert sich.

Um meine erste Rechnung nicht zu kompliziert zu machen (denn durch das 
Anlegen einer Hochspannung verändert sich ja die Kapazität des 
Kondensators durch das Stauchen des Kondensators), habe ich für meine 
Rechnungen eine feste Kapazität zur grunde gelegt, die der realistischen 
Kapazität des Kondensators im inaktivierten Zustand entspricht.

Hier meine Daten:

U= 10 kV
C= 5 nF


Im Gleichspannungsfall gilt ja die Formel:
(sorry, ich habe leider keine Ahnung, wie ich hier die Formeln richtig 
eintippe... ;-( )

Q= U*C

In meinem Fall:

Q= 10 kV * 5 nF =50 µAs

Das sind ja die Ladungen, die innerhalb eines Ladeprozesses fließen.

Über einen Vorwiderstand würde man nun ja den Strom begrenzen. In meinen 
Fall haben aber die HV-Netzteile eine eigene Strombegrenzung. Gehen wir 
mal von einem HV-Netzteil mit Umax= 10 kV und Imax= 10mA aus.

Über τ lässt sich ja die Dauer dieses Ladeprozesses ausrechnen:

τ= 5*R*C

In meinen Fall hat ja das Netzteil einen Innenwiderstand von R= U/I = 10 
kV/10mA=1 MOhm. Daher:

τ= 5*10MOhm * 5 nF = 25 ms

Ist das soweit richtig gerechnet? Das ist nur der Fall, wenn sich die 
Kondensatorplatten nicht weiter im Ladeprozess bewegen. In der Realität 
wird der Ladeprozess länger dauern, aber ich wollte erst einmal die 
einfache Rechnung machen... ;-)


Im Wechselspannungsfall:

Die Spannung ist ja:

U(t)= U Null * sin (2*π*f*t)

Der Strom, der fließt, ist ja:

I(t)= C * dU/dt

folglich ist nach der Ableitung der Spannung

I(t) = C  U Null  2  π  f* cos ((2*π*f*t)

gehen wir von einer Frequenz von 100 Hz aus, heißt ja nun,
dass innerhalb von 10 ms der Kondensator einmal auf- und einmal entladen 
wird.
Innerhalb von 5 ms müssen nun also Q=C*U ladungen fließen, sprich:

(und jetzt kommt der Punkt, wo mein Denkfehler sein muss!)

I=(C*U)/t = (5 nF * 10 kV)/5ms = 10 mA
------------

Wenn ich aber die obere Formel:
I(t) = C  U Null  2  π  f* cos ((2*π*f*t) nehme, rechne ich ja:

Imax = 5 nF   10000 V  2  π  100 Hz = 31 mA

Zwei unterschiedliche Maximalströme??? Das kann ja nicht sein...
Wer sieht den Fehler?

Danke für jede Hilfe und Unterstützung?

Liebe Grüße


P.s.: Für alle, die es interessiert: Mit diesen elektoaktiven Polymeren 
können beim Wechselspannungsbetrieb Vibrationen bis zu 500 Hz erzeugt 
werden. Diese Polymere werden auch als aktive Muskeln bezeichnet, weil 
sie ein ähnliches Reaktionsverhalten wie Muskeln aufzeigen...

von Klaus R. (klara)


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Hallo Jack,
wenn Du den Gleichspannungsfall mit dem Wechselspannungsfall vergleichst 
müssen die Ströme ja unterschiedlich sein. Schau Dir mal die 
Lade/Entladefunktion im Gleichspannungsfall an.
Gruss KLaus.

von Jack K. (jack_krant)


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Hallo Klaus,

die Lade- Entladekurve im Gleichspannungsfall ist ja die bekannte 
e-Funktion.

Also sind die Lade- und Entladekurven im Gleichspannungs- und 
Wechselspannungsfall unterschiedlich?

Auch im Wechselspannungsfall müssen doch in einem Ladeprozess von 5 ms

I=(C*U)/t = (5 nF * 10 kV)/5ms = 10 mA fließen, oder?

Oder doch:

Imax = 5nF*10000V*2*π*100Hz = 31 mA

?

von U. B. (Gast)


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von M. B. (mbarwig)


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Hi,

warum sollten bei deiner Rechnung zwei gleiche Ergebnisse entstehen? Im 
ersten Wechselspannungsfall setzt du mit deinen 100Hz die Zeit fest in 
der der Kondensator geladen bzw. entladen werden muss. Du erhältst den 
Strom 10 mA, da du mit deiner Rechnung von einem konstanten Strom 
ausgehst. Der Strom hätte also einen rechteckförmigen und die Spannung 
einen dreieckförmigen Verlauf.

Im zweiten Fall berechnest du nichts anderes als die maximale Steigung 
des Stromes. Dieser tritt bei einer sinusförmigen Spannung im 
Nulldurchgang auf. Nur an diesem Punkt fließen die 31 mA. Je näher der 
Sinus seinem Scheitel kommt, desto geringer wird seine Steigung -> desto 
weniger Strom fließt.

Während also im 1. Fall der Strom konstant +/- 10mA ist, fließt im 
zweiten Fall ein cosinusförmiger Strom mit Imax=31mA Imin=-31mA.

Ich hoffe jetzt wird der Fehler klar.
Alle Angaben ohne Gewähr!

von Jack K. (jack_krant)


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Hey mbarwig,

das stimmt. Es ließe sich eigentlich so kontrollieren, indem ich das 
Integral der beiden Stromfunktionen über einen Aufladeprozess berechnen 
würde, denn in beiden Fällen muss ja die Ladungsmenge, die für einen 
Aufladeprozess fließt, konstant sein... (Bitte korrigieren, falls das 
nicht so ist... ;-) )

Letzte Frage zu dem Thema:
(ich danke schonmal allen, die hier ihr Bestes getan haben)

Im Gleichspannungsfall wird ja der maximale Stromfluss über den 
Vorwiderstand begrenzt.

In den Wechselspannungsfällen wird aber der Vorwiderstand in keinem Fall 
berücksichtigt, sondern der maximale Stromfluss wird über die 
Änderungsgeschwindigkeit der Spannung geregelt...

Spielt hier ein Vorwiderstand keine Rolle? Oder wird hier nur der 
maximale, für eine komplette Aufladung benötigte Stromfluss berechnet? 
Ob dieser dann auch wirklich zur Verfügung steht, (evtl. vom Netzteil 
oder Vorwiderstand begrenzt) ist ja dann noch mal eine andere Frage...

Sehe ich das richtig? ;-)

Liebe Grüße

Jack

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