Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnissproblem CCM vs DCM am LT3690


von Alex K. (shadow851)


Lesenswert?

Hallo Leute,

ich überarbeite momentan eine Spannungsversorgung für eine 
Batteriebetriebene Schaltung:
Eingang: LiPo, soll mit 9-18v zurecht kommen
Ausgang: 6v, 5mA-2A, je nach Betriebszustand häufig wechselnd (u.A. 
Sensoren die vsl. mit rund 500Hz abgetastet werden, ARM mC der in den 
Sleep geht und wieder aufwacht, XBee Pro, Zusatzmodule außerhalb meines 
Einflussbereichs etc.)

Dafür würde ich gerne einen LT3690 verwenden und habe gewisse Probleme 
bei der Dimensionierung bzw. stehe vielleicht einfach nur auf dem 
Schlauch:
Laut DB Seite 14 wechselt der IC bei deltaI_L/2 in den DCM, das wären 
bei mir mit L=4.7 uH und f_sw=1.3 MHz rund 350 mA. Laut Application Note 
44 Gleichung 46 komme ich dann mit dem DB Tabelle "Switch Current Limit
vs Duty Cycle" schlimmstenfalls auf ein ILast_max von rund 1.32 A.
Richtig soweit?
Welchen Sinn hat dann aber an dieser Stelle die Angabe eines 
Maximalstroms wenn der Regler schon weit davor wieder in den CCM 
wechselt?
Wie wird sich die Ausgangsspannung im Bereich von 350 mA verhalten?
Beruhigt sie sich beim Moduswechsel schnell genug wieder um mit den 
Sensoren (z.B. LIS3LV02DL, Versorgung mit 6v->3.3v via Linearregler & 
Keramikkondensatoren) vernünftige Ergebnisse zu bekommen?

Vielen Dank für eure Antworten im Voraus,
Grüße zu später Stunde,
Alex

von alias5000 (Gast)


Lesenswert?

Hallo Alex,
ich habe das Datenblatt nicht gelesen. Da der Baustein aber integrierte 
Switches hat: ist das einfach das thermische Ende der Fahnenstange? Dass 
er bei 1.32A bereits wieder im CCM ist, ist ja gut so. Nur unterhalb von 
den 350mA müsste er dann im discontiuous control mode sein.

Zum Reglermodus kann ich wenig sagen, wobei ich bei LT-Chips dazu 
tendieren würde, zu sagen "probiers aus!".

von Michael O. (mischu)


Lesenswert?

Wo hast Du das Appnote gefunden? => bitte einen link

DCM oder CCM hat doch eher was mit der Größe der Induktivität und den 
Verlusten des Kerns zu tun, oder?

Bei DCM lückt der Strom in jedem Zyklus (geht auf null zurück) bevor in 
der nächsten Schaltperiode wieder aufmagentisiert wird. Dazu benötigt 
man nur eine relativ kleine Induktivität (kompakte Bauweise) mit dem 
Nachteil höherer Magnetisierungsverluste und höherem Ripplestrom.

Bei CCM trägt vereinfacht gesagt die Spule einen DC-Strommittelwert mit 
einem überlagerten Stromripple (Strom durch die Spule wird idr. nicht 
null). Dadurch erhält man niedrigere Ummagentisierungsverluste und 
geringeren Stromripple mit dem Nachteil einer recht großen Induktivität.

Der Übergang zwischen dem DCM in CCM ergibt sich Aufgrund des 
Ausgangsstromes, bei niedrigem Ausgangsstrom muss der Spulenstrom lücken 
(oder die Ansteuerung muss anders arbeiten).

Mit "Switch Current Limit vs Duty Cycle" scheint der Regler einen 
Arbeitspunktabhängige Strom- und Verlustleistungsbegrenzung zu 
implementieren. Der Highside Schalter ist ein Transistor und erzeugt 
mehr Verluste bei gleichem Strom ls der lowside MOSFET. Bei kleinem 
Dutycycle ist der untere Schalter länger an als der obere. Mit 
steigendem Dutycycle muss der obere Schalter immer länger leiten und so 
vom Verhältnis mehr Verlustleistung erzeugen. Daher wird die 
Strombegrenzung mit steigendem Tastverhältnis reduziert um den höheren 
Verlusten der Highside rechnung zu tragen.

von Alex K. (shadow851)


Lesenswert?

Hallo ihr beiden,
erstmal Danke für die schnellen Antworten.

Hier die Links zu den beiden Dukumenten:
http://cds.linear.com/docs/Datasheet/3690f.pdf
http://cds.linear.com/docs/Application%20Note/an44fa.pdf
Als Induktivität hatte ich die hier im Sinn:
http://www.vishay.com/docs/34177/ihlp25ez.pdf

@alias: ich habe das bisher ähnlich interpretiert, laut DB-Diagramm 
sollte der maximale Dauerstrom allerdings irgendwo bei 4.5 A liegen, der 
Spitzenstrom sogar über 8A. Meine größte Unklarheit: wieso gibt AN44 
einen maximalen Stromwert für DCM an wenn der Regler bei dieser 
Belastung schon längst wieder im CCM sein sollte? Wechselt der Modus 
eventuell erst bei längerer Belastung mit hohem Strom?
Ausprobieren wäre gut, wird bei SMD mit eigens dafür gebautem PCB und 
Lötstoplack zum Reflowlöten nur etwas teuer.

@mischu: richtig, die Induktivität kommt in der Formel für deltaI... 
vor, nur leider in der ersten Potenz und hat somit einen zu geringen 
Einfluss um den Betrieb in nur einem Modus zu garantieren. Danke für die 
Erklärung wie die Kennlinie zustande kommt (Backgroundwissen ist immer 
gut ^^), nur leider bringt mich das der Lösung meiner Fragen nicht 
näher:
"Richtig soweit?
Welchen Sinn hat dann aber an dieser Stelle die Angabe eines
Maximalstroms wenn der Regler schon weit davor wieder in den CCM
wechselt?
Wie wird sich die Ausgangsspannung im Bereich von 350 mA verhalten?
Beruhigt sie sich beim Moduswechsel schnell genug wieder um mit den
Sensoren (z.B. LIS3LV02DL, Versorgung mit 6v->3.3v via Linearregler &
Keramikkondensatoren) vernünftige Ergebnisse zu bekommen?"
Wie komme ich denn im DCM auf den DutyCycle? Vout/Vin wird hier wohl 
kaum mehr gelten.

Nochmals vielen Dank im Voraus,
Alex

von Michael O. (mischu)


Lesenswert?

Ich verstehe dein Problem nicht...
Weshalb sollte sich die Spannung "beunruhigen"?
Was befürchtest Du bei einem "Moduswechsel"?

Der Stromrippel für DCM oder CCM ist sicher unterschiedlich. Bei einem 
Moduswechsel wird aber nicht sprunghaft mehr oder weniger Leistung 
übertragen, daher ist das Verhalten anders als bei einem Lastsprung. 
Zudem hat der Stromripple dieselbe Frequenz wie die Schaltfrequenz, 
daher immer schneller als die eigentliche Regelschleife.

AHHH - sorry.
In deinem Fall sollte der Buck-Converter nie im DCM Modus laufen können, 
da Du einen Typen mit synchroner Gleichrichtung ausgesucht hast!
Nochmal im Klartext:
Bei einer Tiefsetzstellertopologie mit Schalter und Diode kann der Strom 
durch die Induktivität nicht negativ werden, da die Diode rückwärts 
sperrt. Somit muss bei kleinen Ausgangsleistungen der Strom in den DCM 
Modus wechseln.
Da Du aber eine Chip mit Synchroner Gleichrichtung ausgesucht hast, also 
die Diode mit einem bidirektionalem Schalter überbrückt wird, kann der 
Spulenstrom auch negativ werden und es gibt keinen DCM Betrieb mehr.

von Alex K. (shadow851)


Lesenswert?

Hallo Mischu,

jetzt kommen wir den Fragen schon näher ;)
Meine Befürchtung war, dass bei unvorhersehbarem Wechsel zwischen DCM 
und CCM der Regler erst eine gewisse Zeit benötigt um das 
Spannungsripple am Ausgang zu minimieren. Alle Sensoren kommen mit dem 
Ripple im CCM und DCM klar, mein Problem ist nur was mit Samples 
passiert die während einer Modusumschaltung erstellt werden. Evtl. 
bewerte ich die Umschaltung zwischen DCM und CCM einfach über. ps: als 
Ausgangskondensator hab ich 100uF Keramik vorgesehen.

Sehe ich das eigentlich richtig dass beim Überschreiten der 350 mA der 
Regler automatisch nach CCM wechselt und ich den Maximallaststrom im DCM 
getrost ignorieren kann? aber weshalb wird er dann überhaupt im DB 
angegeben?

Richtig, der LT3690 besitzt einen synchronen Aufbau und ein 
kontinuierlicher CCM Modus käme mir sehr entgegen; in dem Fall wären die 
Anmerkungen im DB auf Seite 15 Absatz 1 allerdings überflüssig. Kannst 
du dir einen Reim darauf machen?

Vielen Dank und Grüße,
Alex

von Alex K. (shadow851)


Lesenswert?

Hab das Ganze inzwischen noch mit LTSpice simuliert, dort ist sehr wohl 
ein Lückenbetrieb vorhanden.

Kann jemand von euch eine Abschätzung abgeben ob die Stromversorgung so 
funktionieren kann wie ich es mir vorstelle?

Danke im Voraus,
viele Grüße,
Alex

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.