Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schutzbeschaltung RS485


von Michael (Gast)


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Hallo Forum,

mich beschäftigt zur Zeit eine Frage, die auch schon häufiger hier 
diskutiert wurde. Es geht um eine Schutzbeschaltung gegen Surge eines 
RS485 Bussystems.

Neben einigen Threads hier habe ich von TI eine relativ neue 
interessante Schrift dazu gelesen:

http://www.ti.com/lit/an/slla292a/slla292a.pdf

Einschlägig und auch in dieser AN wird zum Schutz gegen Surge oft zum 
Einsatz von bidiretkionalen TVS geraten, eine zwischen den Busleitungen 
und je eine von jeder Busleitung nach GND.
Nun meine Frage:
Der Spannungshub an den Leitungen ist, wenn ich es richtig verstanden 
habe, bei RS485 in einem Bereich zwichen -7V und +12V definiert. Die 
heute erhältlichen RS485-Transceiver arbeiten mit einer 
Spannungsversorgung von +5V bzw. manche auch schon mit 3.3V. Also müsste 
sich doch alles auf den Busleitungen im Bereich zwischen 0V und 5V 
(differentiell gesehen zwischen -5V und +5V) bzw. 3.3V abspielen.
Reicht da nicht jeweils eine unidirektionale Transzorb von den 
Busleitungen gegen GND aus, wenn das ganze Bussystem mit solchen 
Bausteinen aufgebaut ist?
Sind die bidirektionalen Transzorbs nur der (historischen) Spezifikation 
geschuldet oder können in einem Bussystem derartige 
Potentialverschiebungen auftreten?

Danke für Eure Hilfe und Gruß

Michael

von spess53 (Gast)


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Hi

>Der Spannungshub an den Leitungen ist, wenn ich es richtig verstanden
>habe, bei RS485 in einem Bereich zwichen -7V und +12V definiert. Die
>heute erhältlichen RS485-Transceiver arbeiten mit einer
>Spannungsversorgung von +5V bzw. manche auch schon mit 3.3V. Also müsste
>sich doch alles auf den Busleitungen im Bereich zwischen 0V und 5V
>(differentiell gesehen zwischen -5V und +5V) bzw. 3.3V abspielen.

Hast du nicht. Beim Sender liegen die Pegel auf jeden Fall innerhalb des 
Versorgungsspannungsbereichs. Aber mal ehrlich, hast du ein konkretes 
Problem oder ist das eine akademische Frage?

MfG Spess

von Michael (Gast)


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Hallo Spess,

danke für Deine Antwort.
Im Moment habe ich noch kein konkretes Problem und insofern ist es eine 
akademische Frage. Ich möchte aber vermeiden, daß ein Problem auftaucht.

Was ich im Moment gemacht habe ist ein Aufbau mit RS485-Transceivern, 
geschützt mit je einer unidirektionalen TVS an A und B gegen GND. 
Allerdings im Moment nur mit ganz kurzen Leitungen unter 50cm und nur 
einem Master und einem Slave, die Datenrate liegt mit 9600 Bd auch nicht 
gerade im kritischen Bereich. Bisher traten keine Probleme auf.
Nun möchte ich mehrere Slaves anschließen, die Entfernung kann auch mal 
100m betragen und die Datenrate würde ich gerne auf 19.200 Bd erhöhen.
Deiner Antwort entnehme ich, daß ich am Empfänger offensichtlich 
außerhalb der Versorgungsspannung liegen kann? Mir fehlt hier leider die 
Erfahrung und der theoretische Hintergrund.

Gruß, Michael

von spess53 (Gast)


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von Purzel H. (hacky)


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Also. Die Signale sind am Ausgang limitiert auf die Spannungsversorgung. 
Am Eingang koennen hoehere Spannungen Auftreten duch 
Potentialdifferenzen zwischen den GND der einzelnen Teilnehmer. Das 
geschieht im Labor nicht, in der Praxis von elektrischen Maschinen aber 
schon. Man sollte einen GND zur Referenz mitfuehren. Der Gleichtakt 
Eingangsspannungsbereich betraegt bei den standardtreibern +-7V, bei 
anderen Herstellern kann der Bereich auch +-25V betragen. Um nun diesen 
Bus abzusichern sollte man einen Fehlerfall erwarten. Man kann die 
Leitungen mit bidirektionalen Transzorb gegen die speisung absichern. 
Das bedeutet wenn diese Spannung ueberschritten wird fliesst Strom. Ein 
Flachband kann dann durchbrennen. Ausser man limitiert mit einer 
Sicherung. Oder einem PTC. Man kann auch den GND der stationen als 2.5^2 
Kabel mitfuehren, und dann wird das Potential ausgeglichen, und es 
fliesst ein Strom. Reicht ein 2.5^2 ? Ist es sicher ? Moesst man genau 
ueberlegen.

von spess53 (Gast)


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Hi

Entschuldige. War der falsche Link:

http://www.national.com/an/AN/AN-1057.pdf

MfG Spess

von Ina (Gast)


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>Der Spannungshub an den Leitungen ist, wenn ich es richtig verstanden
>habe, bei RS485 in einem Bereich zwichen -7V und +12V definiert.

Das ist die Gleichtaktspannung, die beide Leitungen aufgrund von 
Gleichtaktstörungen maximal gegen die Signalmasse haben dürfen. Das 
eigentliche Nutzsignal ist ein symmetrisches Signal und ist vieeeel 
kleiner. Schau doch einfach mal in ein Datenblatt und finde selbst 
heraus, wie das RS485-Signal aussieht.

Der Dreh- und Angelpunkt eines surge-festen RS485-Systems ist meiner 
Meinung nach sowieso die Verwendung eines Kabelschirms, der auf beiden 
Seiten geerdet wird. Die Signalmasse wird dagegen mit einem Cap weich 
geerdet, um Brummschleifen zu vermeiden. So machen es die PROFIBUS-Leute 
seit Jahren mit großem Erfolg.

Ich verwende gerne slew-rate begrenzte RS485 Treiber, die +/-60V und ESD 
an den Busleitungen vertragen. Dann kann ich eine SMD-Transzorb bzw. 
einen AVX-SMD-Varistor mit höherer Durchschlagspannung verwenden. Was 
ich davon habe? Die Teile haben eine deutlich kleinere Bauteilkapazität, 
was deren Ladeströme bei den Umschaltflanken verkleinert und vor allem 
weniger die Wellenwiderstandsanpassung stört.

von Michael (Gast)


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Hallo,

zunächst mal vielen Dank an alle für Eure hilfreichen Antworten!

Einen Treiber mit slew-rate Begrenzung und entsprechend hoher 
Eingangsschutzbeschaltung samt ESD-schutz habe ich mir schon 
rausgesucht.

@ INA:
Eine Frage zur Abschirmung:
Meine Stationen sind alles Klasse-II-Geräte, d.h. ich habe keine 
Erdverbindung, soll man den Schirm dann auf GND auflegen (hart oder 
weich) oder sollte man für den Schirm auf jeden Fall eine Erde 
heranziehen?

Eine Frage zur Beschaltung mit TZ oder Var:
Schaltet man dann jeweils eine TZ an A und B gegen GND und zusätzlich 
eine zwischen A und B?

Gruß, Michael

von Ina (Gast)


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>Meine Stationen sind alles Klasse-II-Geräte, d.h. ich habe keine
>Erdverbindung, soll man den Schirm dann auf GND auflegen (hart oder
>weich) oder sollte man für den Schirm auf jeden Fall eine Erde
>heranziehen?

Naja, wenn du keine Erdverbindung hast, dann läuft die Hauptenergie 
eines Surges sowieso in die Leere. Dann solltest du den Schirm auf jeden 
Fall direkt mit dem Metallgehäuse deiner Anwendung verbinden, sodaß auf 
diese Weise der Faradayische Schirm des Gehäuses auf die RS485-Leitung 
ausgedehnt wird.

>Eine Frage zur Beschaltung mit TZ oder Var:
>Schaltet man dann jeweils eine TZ an A und B gegen GND und zusätzlich
>eine zwischen A und B?

Wenn ich RS485-Treiber (z.B. LT1785) nehme, die +/-60V aushalten, 
verwende ich insgesamt zwei 24V-Transzorbs bzw. AVX-Varistoren und 
schalte jeweils einen von A und B nach Signal Ground.

von Michael (Gast)


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Hallo Ina,

danke für Deine Antwort.

Wieder ein Problem: Meine Gehäuse sind alle aus Kunststoff. Was mache 
ich in einem solchen Fall mit dem Schirm?

Gruß, Michael

von Ina (Gast)


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>Wieder ein Problem: Meine Gehäuse sind alle aus Kunststoff. Was mache
>ich in einem solchen Fall mit dem Schirm?

Auf Masse auflegen. Hast du wenigstens eine lokale RF-Plane, dort, wo 
alle Kabel auf die Platine gelangen? An dieser RF-Plane solltest du den 
Schirm anbinden.

von Michael (Gast)


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Hallo Ina,

also: Die LP hat 4 Lagen, darunter eine GND-Lage. An einer Steckerleiste 
werden alle Leitungen angeschlossen. An einer Position dieser Leiste, 
die mit GND verbunden ist, würde ich dann den Schirm auflegen.
Eine extra R(adio?)F(requency?)-Plane habe ich nicht bzw. weiß ich offen 
gestanden nicht, was ich darunter verstehen soll, wie würde so etwas 
aussehen?

Gruß + danke, Michael

von Ina (Gast)


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>Eine extra R(adio?)F(requency?)-Plane habe ich nicht bzw. weiß ich offen
>gestanden nicht, was ich darunter verstehen soll, wie würde so etwas
>aussehen?

Das ist ein Teil der Massefläche, der nur für Stecker, Schirme und 
Filter verwendet wird. Im Bild genannt: "Zone solely for connectors,..."

von Michael (Gast)


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Eigentlich kann man sagen, daß mein Layout fast genauso aufgebaut ist, 
wie auf dem Bild, nur daß die GND-Plane unter der ganzen Angelegenheit, 
vollständig durchgängig ist, also die ganze Fläche ausfüllt.
Der "Zone solely for connectors,..."-Bereich im Bild ist mit meiner 
Steckerleiste belegt.

Gruß, Michael

von Ina (Gast)


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>Eigentlich kann man sagen, daß mein Layout fast genauso aufgebaut ist,
>wie auf dem Bild, nur daß die GND-Plane unter der ganzen Angelegenheit,
>vollständig durchgängig ist, also die ganze Fläche ausfüllt.

So wie im Bild, wie links unten zu lesen ist. Da ist ebenfalls eine 
durchgehende Massefläche unter allen Bauteilen! Nur sind die einzelnen 
Schaltungsteile eben in bestimmte Bereiche gruppiert, um die 
Masserückströme auf der gemeinsamen Massefläche in geordnete Bahnen zu 
leiten.

von Michael (Gast)


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Hallo Ina,

ich denke ich werde es so ausführen, wie es sich in diesem thread als 
Weg herauskristallisiert hat.
Für Deine Hilfe danke ich herzlich!

Gruß, Michael

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