Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Frage zu Projektmanagement: Lastenheft -> Pflichtenheft


von Projektneuling (Gast)


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Hochschulprojekt:

Im Lastenheft steht:

Insbesondere stellt er dem Auftraggeber bis zum xxxx Planung zur 
Verfügung, in der
• Arbeitspakete und Termine für untenstehende Meilensteine definiert 
sind
• die Rollen der Projektarbeiter mit Ihren Beiträgen zu den 
Meilensteinen beschrieben werden.

---

FRAGE 1: wie ist es richtig ?

a) Übernahme der Aufgabe in´s Pflichtenheft - Meilensteine, 
Arbeitspakete, Rollen und Rollenverteilung in ein extra Dokument.

b) Direkte übernahme von Meilensteinen, Arbeitspaketen, Rollen und 
Rollenverteilung in´s Pflichtenheft.

---

FRAGE 2:

Ich, in diesem Fall in der Rolle als Projektleiters, bin der 
Überzeugung, dass a) richtig sei.
Da schlägt mir insbesondere von einem Projektmitglied, welches meint b) 
wäre richtig, Widerwillen entgegen.
Im Grunde liese sich das einfach klären, wäre da nicht vom 
Projektmitglied dieses kleine Argument, dass es doch egal wäre, aber man 
müsse sich ja nicht unbedingt den *Zusatzaufwand machen und ein extra 
Dokument erstellen*. Ich würde das Projekt unnötig kompliziert halten 
wollen.

So ungefähr auch die Einstellung zu dem Programm, was eigentlich eine 
recht spaßige Sache mit einer primitiven KI ist.

Das entspricht in dem Fach nicht gerade meinem Anspruch und ich überlege 
gerade, das Projekt hinzuschmeißen und wannanders erneut zu starten, 
weil es so einfach keine Freude macht.
Wie man in der Arbeitswelt mit Personen umgeht, die im Prinzip keine 
Lust haben, ist klar. Aber wie löst man sowas nun im Studium, wenn eine 
Gruppenänderung nicht mehr möglich ist ?

von devynf (Gast)


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Moin,
ich hatte in meinem Studium auch eine Projektleitung eines fiktiven 
Projektes. Ein Team-mitglied erschien selten oder spät, Arbeit hat er 
auch nicht verrichtet. Ich habe ihn darauf angesprochen, nachdem keine 
Besserung in Sicht war, musste ich ihn leider aus dem Team nehmen.
Das ist jetzt kein Vorschlag das ebenso zu machen, aber du bist 
Projektleiter und entscheidest wie das gemacht wird. Klar, 
zusammensetzen und diskutieren, welche Lösung welche Vorteile hat. 
Letztlich bist du aber derjenige der die Arbeit mit dem extra Dokument 
hat (wie es scheint).
Wenn das ein Uni-Projekt ist, gibt es sicher auch 
Tutoren/Ansprechpartner die helfen können oder vielleicht auch ein 
anderes Team.
Ich wäre jedenfalls auch deiner Meinung, daß im PH nur Aufgaben, aber 
kein Projektplan oder Rollenverteilung was zu suchen hat.
Gruß,
devynF

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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Hallo,

> ---
>
> FRAGE 1: wie ist es richtig ?
>
> a) Übernahme der Aufgabe in´s Pflichtenheft - Meilensteine,
> Arbeitspakete, Rollen und Rollenverteilung in ein extra Dokument.
>
> b) Direkte übernahme von Meilensteinen, Arbeitspaketen, Rollen und
> Rollenverteilung in´s Pflichtenheft.


Ich tendiere zu a)
Das Pflichtenheft enthaelt normalerweise einforderbare Charakteristika.
Wer was macht ist zwar fuer den Auftraggeber interessant aber fuer das 
Arbeitsergebnis unerheblich.


> FRAGE 2:
>
> Ich, in diesem Fall in der Rolle als Projektleiters, bin der
> Überzeugung, dass a) richtig sei.
> Da schlägt mir insbesondere von einem Projektmitglied, welches meint b)
> wäre richtig, Widerwillen entgegen.
> Im Grunde liese sich das einfach klären, wäre da nicht vom
> Projektmitglied dieses kleine Argument, dass es doch egal wäre, aber man
> müsse sich ja nicht unbedingt den *Zusatzaufwand machen und ein extra
> Dokument erstellen*. Ich würde das Projekt unnötig kompliziert halten
> wollen.

Wenn das Projektmitglied DIESEN Aufwand fuer zu hoch erachtet, wird er 
auch an der Projektarbeit selber scheitern -> Beobachten, ggf. 
austauschen. DU bist der Projektleiter und wirst am Ergebnis und am 
Fuehrungsverhalten gemessen.
Evtl. hat - da das ein Hochschulprojekt ist - der Uberwachende (Prof?) 
jenem Teammitglied die AUfgabe gegeben, querzutreiben.....aufpassen.

> Das entspricht in dem Fach nicht gerade meinem Anspruch und ich überlege
> gerade, das Projekt hinzuschmeißen und wannanders erneut zu starten,
> weil es so einfach keine Freude macht.

Genau dadurch wuerdest Du Deine Projekt- und Teamleitungsfaehigkeit in 
Frage stellen.

> Wie man in der Arbeitswelt mit Personen umgeht, die im Prinzip keine
> Lust haben, ist klar. Aber wie löst man sowas nun im Studium, wenn eine
> Gruppenänderung nicht mehr möglich ist ?

Du gehst zum Auftraggeber (Prof?), schilderst das Problem und fragst 
nicht etwa um Zustimmung sondern berichtest im Voraus ueber eine 
bevorstehende Entscheidung im Interesses des Auftraggebers!


Gruss

Michael

von MaWin (Gast)


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Im Prinzip ist es egal.

Was im Pflichtenheft steht, muss geliefert werden,
aber wenn im Pflichtenheft steht, daß die Info in
ein extra Dokumenat ausgelagert wurde, sind auch
dessen Inhalte verpflichtend.

Die Frage ist: Ist nur das Dokument geschuldet als
Pflicht, oder sind die im Dokument stehenden
Planungen auch verpflichtend ? i.A. kann man keine
Personenverteilung verpflichten, denn jeder kann
mal ausfallen, dann muß ein Projekt durch den
Projektleiter eben umorganisiert werden.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Projektneuling,

Simples Beispiel: Restaurant.
Kunde: "Bitte ein leckeres Essen und einen exquisiten Wein!"
Ober: "Sehr wohl mein Herr, wäre ihnen Rinderlende recht, Gut XY, 
saftige Südhanghaltung mit.. (blabla) und ein roter ... (blabla) 
Jahrgang 1833 nach Weinkarte?"
Kunde: "Oh ja, genau das bitte"
Ober: "die Rechnung: 150123€!"
Kunde: "*! (Wutanfall)"
Amtsrichter: "Die Klage des Restaurants ist berechtigt. Der Kunde war 
vor seiner Bestätigung der Bestellung informiert worden über die 
Außerordentlichkeit des Weines. Von einem Weinkenner darf man erwarten, 
dass er die Preiskategorie kennt."
(Keine Ahnung, ob ein Richter wirklich so entscheiden würde. Aber 
wahrscheinlich hätte das Restaurant keine Chance gehabt, hätte der Ober 
als Pflichtenheft nur genannt: "Leckeres Essen, exquisiter Wein, jawoll, 
kommt sofort!")

Das Pflichtenheft als Kopie des Lastenheftes wäre Pfusch.
Sondern:
a) Das Lastenheft des Kunden spezifiziert die Eigenschaften des 
Produkts, die bei der Abnahme nachzumessen sind.
b) Im Pflichtenheft beschreibt der Lieferant, wie er die Eigenschaften 
realisiert und testet.
Die Herteller von Quarzfiltern beispielsweise wissen sehr wohl, warum 
sie in ihren Datenblättern nicht nur "Einfügungsdämpfung...X dB" 
schreiben, sondern auch den Messaufbau beschreiben mit Typbezeichnung 
der Messgeräte.


> Da schlägt mir insbesondere von einem Projektmitglied, welches meint b)
> wäre richtig, Widerwillen entgegen.
Fang mit "Widerwillen" gar nicht erst an, weil das den anderen in die 
Nähe von "böse" rückt und herab setzt. Aus dem Wald schallt es mit 
Verstärkung heraus, wie es auch hier im Forum gelegentlich zu lesen ist. 
(Insbesondere auch von Leuten wie mir, die Wahrheit wichtiger nehmen als 
Nachgeben).

Zusatzproblem: Das ganze Team hat erkannt, wie Du mit "Widerständlern" 
umgehst. Jeder im Team hat mit dem anderen mitgefühlt und sich gefragt, 
was wohl wäre, wenn es auch mal anderer Meinung wäre als Du.

Vor Ort eskaliert diese Situation eskaliert oft bis zum subversiven 
Kleinkrieg, an dessen Ende der Mitarbeiter zuerst gefeuert wird und der 
inkompetente Boss ebenfalls. (Der Boss bekommt den Aufhebungsvertrag 
aber erst, wenn der Anlass nicht mehr so klar ist. Denn das 
Personalwesen stellt grundsätzlich keine inkompetenten Bosse ein. Im 
Unternehmen wäre der Teufel los, kämen ernsthafte Zweifel an den 
Qualitätsmasstäben für Führungskräfte auf!)
Langfristig aber: Wenn die Leute Dich für einen Diktator halten, dann 
behandeln sie Dich als einen solchen und drängen Dich in diese Rolle, 
bis Du sie vielleicht sogar gern annimmst.
Saddam Hussein soll als Knabe ein ganz netter Kerl gewesen sein. Später 
musste er halt tun, was er tun musste...
Schulbubenstreiche von Jesus Christus sind mir nicht bekannt, aber ich 
unterstelle ihm eine eher normale Kindheit.

„In keinem anderen Beruf liegt die Ausbildung so im Argen wie im 
Management. Niemand würde sich in ein Flugzeug steigen, wenn die Piloten 
eine den Managern vergleichbare mangelhafte Ausbildung hätten.“ 
(Fredmund Malik))
(Vorwarnung: Luiftfahrtbundesamt und Fluggesellschaften haben recht 
klare Vorstellungen, wie "menschliches Versagen im Cockpit" zu vermeiden 
ist. Sie prüfen die Ausbildung beinhart.
Managertrainer aber, die um den nächsten Auftrag  buhlen, die trainieren 
nur die gefälligen Honigweisheiten, statt das Wohl der zukünftigen 
Unternehmen für wichtiger zu halten. Sorry, Herr Frieder Schwarz von R&S 
hat überraschend früh aus der Geschäftsführung gewechselt. Ich vermute, 
er "coacht" das jetzige Familienmitglied in der GF und vielleicht auch 
die gesamte GF weit treffender, als das jeder Coach vom 
Weiterbildungmarkt könnte.)

Der Teufel an der Wand: Das Team verbündet sich gegen Dich.

"Erfolgreich ist der Mensch, wenn er bei 100 Entscheidungen 51mal das 
Richtige trifft." (John Pierpont Morgan, Banker)
"Die Kunst des Managements besteht ohnehin darin, mit weniger Wissen, 
als es die Mitarbeiter haben, diese zu führen."  (Bernd Pischetsrieder, 
Ex-BMW)

Sondern: Wo beide Weisheiten zugleich wahr sind, da brauchst Du für 
Entscheidungen wettbewerbsfähiger Qualität das engagierte Mitdenken 
Deiner Leute.
Das bekommst Du weniger mit Basta, sondern eher mit Charisma:
Charisma, natürliches: Wir orientieren uns gern nach dem, der uns 
dorthin führt, wo wir selbst hin wollen – wenn wir meinen, unter seiner 
Leitung sparen wir mehr Mühen als unter der jedes anderen, der verfügbar 
ist.


Dazu betrachte Dich und das Projektmitglied besser als eine Art Anwälte, 
welche jeweils eine Meinung vertreten. Vor Gericht in der Sache 
beinhart, zur Person konziliant, und nach der Verhandlung mit dem 
beiderseitig tollen Schauspiel für die jeweiligen Kunden lachen sie 
wieder im Restaurant.)

Gelegentlich scheinen diese Meinungen unvereinbar zu sein, gelegentlich 
sind sie nur verschiedene Seiten "E" und "m" derselben Medaille 
"E=mc^2". Das erkennt aber eher nicht, wer das Gesicht des Anderen nur 
als "rotes Tuch" wahrnimmt.

Deine Worte interpretiere so: Der andere wollte, ebenfalls wie Du, die 
beste Lösung für das Projekt. Aber er hielt einen anderen Lösungsweg für 
besser als Du.
Also müssen die beiden Wege miteinander verglichen werden. Ohne 
Schröder'sches "Basta!".

AUCH NICHT mit "ich habe Fachleute eines Internet-Forums gefragt. Die 
haben mir Recht gegeben!"

Sondern eher: "Setzen wir uns mal unter vier Augen zusammen.... Worauf 
kommt es am Ende an? Welcher Weg trägt dazu mehr bei als der andere?"

> Das entspricht in dem Fach nicht gerade meinem Anspruch und ich überlege
> gerade, das Projekt hinzuschmeißen
NIE!
Damals im Sandkasten war es noch nicht so schlimm. Kinder sind 
unschuldig.
Aber jetzt bist Du in der Übergangsphase zwischen "verzeihlicher 
Jugendsünde" und "schon damals zeigte sich sein bösartiger Charakter!"

Noch hast Du die Chance, Dir Deine "Delle im Charisma" wieder 
auszubügeln. Dein Team erkennen zu lassen, unter Deiner Leitung würde es 
sein Ziel leichter erreichen als unter der Leitung von jemand anderem in 
Reichweite.

Sprich den anderen unter vier Augen noch mal an. Erläutere ihm, was Dich 
verführt hat, ein rotes Tuch zu sehen. Vergleiche mit ihm die beiden 
Wege zum Ziel. Wenn Ihr zu einer guten und einvernehmlichen Lösung 
kommt, dann lass sie ihn dem Team vortragen einschließlich der Art und 
Weise der Lösungsfindung.
Dann denken alle: "Oh, unser Projektneuling ist lernfähig! Er hört auf 
uns, er akzeptiert, dass auch wir was wissen!"

Das ist dann der Knick zum richtigen Weg, auf dem es zu einer 
persönlichen Größe kommen könnte wie dieser:
„Ich habe ihn zum General gemacht, damit er weiß, wann er ungehorsam 
sein muß.“  (Friedrich der Große)

Toi, toi, toi,
Wolfgang Horn

P.S.: Schreib mal über das Ergebnis.

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