Forum: HF, Funk und Felder Bandpassfilter dimensionieren - Verhältnis der Bauteile


von Pascal O. (raven761)


Lesenswert?

Hallo,

ich habe einen Mischer und mische zwei Frequenzen miteinander (25MHz & 
24,576MHz über Quarz). Das gewünschte Mischprodukt das ich erhalte liegt 
bei f0=424kHz.

Leider gibt es für diese Frequenz keinen ZF Filter. Ich habe schon 
gedacht die Quarze zu ziehen um auf die weit verbreitete ZF von 455kHz 
zu gelangen doch ich glaube das ist etwas zu viel verlangt, da es fast 
1000ppm sind. So muss ich mir einen Bandpassfilter in Form eines 
Schwingkreises selber bauen.

Allerdings stelle ich mir gerade die Frage, ob ich die Induktivitäten 
und Kondensatoren beliebig aussuchen darf. Gibt es ein bestimmtes 
Verhältnis das die Bauteile haben dürfen? Eine Faustformel die ich 
entdeckt habe lautet:

L = 10 / f0.         Damit ist C=6nF.

In meinem Fall wäre L somit 23,6µH was mir etwas groß vorkommt. Wenn ich 
bei Farnell nach solchen Induktivitäten suche, ist die 
Eigenresonanzfrequenz recht klein und der Serienwiderstand recht groß. 
Damit werde ich doch nicht weit kommen oder?

Ich würde mich auch gern über Alternativvorschläge freuen!

von Ingo D. (ingo2011)


Lesenswert?

Hi Pascal,

meinst Du nicht, das Du mit den ueblichen Spulenbandfiltern fuer
455KHz hinkommst ? Evtl. noch einen kleinen Kondensator paralell
zu dem der im Bandfilter verbaut ist und schon sollte das passen.
Im uebrigen haben die so zwischen 100-200 µH.
Wie schmal das Ganze sein soll, schreibts Du nicht ...
Gruß Ingo

von asd (Gast)


Lesenswert?

Für 424 kHz sollte man recht gut einen Bandpass mit Spulen und Cs bauen 
können, bei der Frequnenz ist das noch kein Hexenwerk. Berechne Spulen 
so dass sie ca. 100-200 Ohm Blindwiderstand(Z) haben. Bei weniger Z 
haben die Spulen noch keine hohe Güte, bei höhrem Z ist die 
Serienresonanzfrequenz schon relativ nah. (Wenn mit Ferritkern, dann 
eher an den 100 Ohm orientieren, wenn Luftspule dann eher im oberen 
Bereich)
Die Auswahl der richtigen Filterschaltung ist ein weites Feld. Kapazativ 
oder induktiv gekoppelt, Chebycheff oder Elliptisch, Serien- oder 
Parallel-Resonanzkreise, mit Norton oder Tubular Transformation oder 
ohne, alles hat Vor- und Nachteile.
Versuch mal für den Anfang mit der Methode:
http://my.integritynet.com.au/purdic/complx_bpf.html
Rechne aber nach Auswahl des Koppel-Cs bei der Bestimmung Spule nach bei 
wieviel Z die landet und wähle den Koppel-C anders wenn die Spule zu 
Hoch- oder Niederohmig ist.

HTH

von asd (Gast)


Lesenswert?

BTW: Diese Keramik Resonatoren gibts neben 455 kHz auch mit anderen 
Frequenzen. Reichelt hat 429kHz, und ich denke 422kHz ist auch üblich.
http://www.reichelt.de/Filter/CSB-429/index.html?;ACTION=3;LA=2;ARTICLE=6869
Wie man diese Resonatoren benutzt: Google, App-Notes, oder fragen...

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Fuer Filter :
http://www.helpert.de/Ubersicht/Keramikfilter/keramikfilter.html

die haben ab er auch nichts daneben.

von Pascal O. (raven761)


Lesenswert?

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten!

Als Zusatz: Sehr schmalbandig muss das ganze nicht sein, durch den 
Mischvorgang entferne ich mich sehr weit von den anderen erzeugten 
Frequenzen. Eine Güte von 30-100 reicht mir soweit!

@Ingo: Wo bekomme ich so einen her? Der Name sagt mir jetzt nichts, ich 
mach das zum ersten Mal.

@asd: Den Keramik Resonator für 429kHz habe ich bereits gekauft. Ich 
habe mich schlau gemacht und habe festgestellt, dass man diese nicht mit 
den Keramik-Filtern verwechseln darf (was mir jedoch passiert ist). 
Damit kann ich höchstens einen Oszillator, aber keinen Filter aufbauen. 
Oder täusche ich mich da?

@Mikro: Danke, ich werde mich da mal schlau machen!

von Ingo D. (ingo2011)


Lesenswert?

Hi PAscal

@Ingo: Wo bekomme ich so einen her? Der Name sagt mir jetzt nichts, ich
mach das zum ersten Mal.

Mal gegoogelt ?

http://www.oppermann-electronic.de/html/filter.html
http://www.amidon.de/contents/de/d228.html


Oder selber wickeln , auf einen bekannten Kern ....
In einem alten Radio (AM/Mittelwelle) findest Du auch so was ...

Diese Thematik, Spulenfilter ist im Buch "Transistorempfänger" von Harry 
Koch sehr gut
beschrieben .....
Musst Du mal schauen, ob Du das noch irgendwo bekommst.

Gruss Ingo

von Pascal O. (raven761)


Lesenswert?

Ich hatte "Spulenbandfiler" gegoogelt, bin aber leider nicht sehr weit 
gekommen. Ich befasse mich zum Ersten Mal konkreter mit dem Thema Filter 
und brauche ein wenig da rein zu kommen. Deshalb frage ich euch ja ;-)

Aber mir wird langsam alles etwas klarer! Danke für die Denkanstöße.

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

@Pascal O.:

> Ich habe mich schlau gemacht und habe festgestellt, dass man diese
> nicht mit den Keramik-Filtern verwechseln darf
> (was mir jedoch passiert ist).
> Damit kann ich höchstens einen Oszillator, aber keinen Filter aufbauen.

> Oder täusche ich mich da?

Ja. Kommt halt auf die Schaltung an, das Ganze muss auf die gewünschte 
Anwendung zugeschnitten sein.

von Pascal O. (raven761)


Lesenswert?

@U. B.

Weißt du wo ich Application Notes für eine Bandpassanwendung mit einem 
Keramik-Resonator herbekomme? Ich habe leider nur zum Aufbau von 
Oszillatoren Informationen gefunden.

von Wilhelm; DK4TJ (Gast)


Lesenswert?

Hallo Pascal,

es wäre hilfreich, wenn Du darlegen würdest, was Du mit diesem Teil
vor hast. Reicht ein einzelner Kreis (der z.B. in der Kollektorleitung 
eines Transistors liegt könnte) oder muss  es ein Bandpassfilter sein?
Wie gedenkts Du auszukoppeln? Die Mischprodukte sind ja nun weit genug 
auseinander, daß sie sich nicht in die Quere kommen.

Das sind von der Dimensionierung her himmelweite Unterschiede.
Für die Dimensionierung von Bandpass und vielen anderen Typen von Filter
gibt es kostenlos bei http://tonnesoftware.com/elsie.html
das Programm ELSIE. Ich hoffe nicht, daß es Dich überfordert.
Nicht böse gemeint; aber wenn man von Filtern wenig bis keine Ahnung 
hat,
wirft man schnell den Löffel. Ich weiß, wovon ich spreche.
Du wirst also nicht umhin kommen, Dich zumindest ein bisschen mit der
Filtermaterie und Theorie vertraut zu machen.

von Pascal O. (raven761)


Lesenswert?

Hallo Wilhelm,

danke für deine Antwort. Ich baue einen Entfernungsmesser (bis ~ 3m) 
mittels Phasendifferenzverfahren. Dafür moduliere ich eine Lichtsignal 
mit einem Sinus bei 25MHz. Das gesendete und empfangene Signal werden 
dann mittels Phase miteinander verglichen und die Entfernung über die 
Phasendifferenz ermittelt. Um die Differenz genauer ermitteln zu können, 
möchte ich das Signal von 25Mhz sehr weit runtermischen. Das gelingt mir 
auch. Anschließend soll es verstärkt werden. Allerdings benötige ich 
zwischen Mischer und Verstärker einen Bandpass (ZF-Filter), um das reine 
Signal rauszufischen.
Um kostengünstig zu bleiben, nutze ich den MC3361 FM-Baustein von 
Motorola, der einen Mischer und Begrenzer enthält. In den Mischer 
gelangt mein 25MHz Signal, das ich mit einem 24,576MHz Signal auf 424KHz 
runtermische.

Meine Schaltung funktioniert soweit auch schon sehr gut. Mir fehlt nur 
als letztes Puzzleteilchen nur noch das ZF-Filter! In der Theorie kenne 
ich mich mit Filtern aus. Ich studiere und hatte genügend Vorlesungen zu 
dem Thema. Allerdings sehen Theorie und Praxis immer unterschiedlich aus 
und jetzt steige ich in die Praxis ein und ich habe einfach nur 
Schwierigkeiten, die Feinheiten der Dimensionierung zu beachten. Ich 
kenne ein paar Filterarten, habe mich aber entschieden ganz einfach zu 
bleiben und nur einen Parallelschwingkreis aufbauen.

Ich möchte nun eine einfache Bandpassstufe mit einem 
Parallelschwingkreis aufbauen. Meine Erwartungen an der Güte (>50) sind 
niedrig, da die Filterprodukte weit weg liegen. Ich möchte mit einer 
kapazitiven Hochpunktkopplung ein- und auskoppeln. Berechnen kann ich 
das alles, auch den Einfluss der Koppel Cs auf die Frequenz und die 
Güte.

---- Ck_ein ------------ Ck_aus ---
           |   |
           L   C
           |   |
---------------------------

Meine Schwierigkeiten liegen hier:

1) Gibt es bei einem einfachen Bandpass, aufgebaut mit einem 
Parallelschwingkreis, eine Art Verhältnis zwischen C und L das man 
einhalten soll?

2) Wie stark muss ich den Serienwiderstand der Spule beachten?

3) Wie sind Ck_x zu dimensionieren:
Ck = 1/(2*pi*f0*R)
Ich weiß dass er so groß sein muss, dass mein Signal nicht abgeschwächt 
wird. Aber wie sieht es dahinter aus?
3.1) Muss ich Ck_ein auf den Blindwiderstand anpassen oder den realen 
Widerstand?
3.2) Muss Ck_aus auf den Widerstand in der nächsten Stufe abgestimmt 
werden? (also den Eingang des Begrenzers)

asd hat mir mit seinem Post bzgl. der Dimensionierung der Spule schon 
sehr geholfen. Mir fehlen nur noch die Details!

Vielen Dank für eure Geduld und Hilfe!

P.S.: Ich simuliere mit LTSpice.

von Wilhelm; DK4TJ (Gast)


Lesenswert?

Hallo Pascal,

ich denke Du bist auf dem richtigen Weg.
Eigentlich baust Du ja kein Bandpassfilter, Du hast ja nur einen Kreis.
Ich mache das immer so, daß ich mir zuerst eine Spule ausdenke.
XL ca. 1000 - 3000 Ohm - diesem Fall ca. 100uH; hab ich mal so 
überschlagen.
Kreis-C ausrechnen. Die Ein- und Auskoppel-Cs ca. 10-30% des Kreis-Cs.
Die beiden müssen ja nicht unbedingt gleich sein, wenn Du 
unterschiedliche Impedanzen hast. Die Koppel-Cs müssen also angepasst 
werden.

Hau das mal in Dein LT-Spice und tune mal ein bisschen. Das wird schon 
klappen.
Bei einem Kreis mache ich mir eigentlich nicht soviel Gedanken; für 
mehrkreisige Filter verwende ich ein selbstgeschriebenes Prg., mit dem
ich die genauen Werte errechnen kann.

von Pascal O. (raven761)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,

vielen Dank nochmal für die Hilfestellungen! Ich bin nun einen etwas 
anderen Weg gegangen. Im unserem HF-Labor habe ich kleine Übertrager mit 
Parallelkapazität für den 455kHz Frequenzbereich gefunden. Ohne 
Sekundärwicklung habe ich also einen klasse Parallelschwingkreis mit 
eingebauten Ferritkern. Damit habe ich mir meinen Schwingrekis aufgebaut 
und am Netzwerkanalysator zurechtgetrimmt.

Um den Filter in die Lage der späteren Schaltung zu versetzen, habe ich 
diesen mit 1,8k Eingangs- und Ausgangsseitig bestückt, da mein 
Radiobaustein (MC3361) den Ein- und Ausgangswiderstand aufzeigt. Zum 
Koppeln verwende ich jeweils 10pF.

Im Anhang ein paar Bilder für euch als Dank. Aufpassen: Die 
Einfügedämpfung auf dem Bild "DB_MAG.png" entspricht derer im 50 Ohm 
System. Die Einfügedämpfung des Kreises habe ich zu 12,33dB berechnet. 
LTSpice spuckt mir 13,3dB raus.
Die 3dB Bandbreite liegt bei 6,7kHz. Damit ergibt sich die Güte zu 63. 
(Q=f0/B=424,4kHZ/6,7kHz=63)

Viele Grüße und danke schön für eure Geduld,
Pascal

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.