Forum: HF, Funk und Felder Verlustwahrscheinlichkeit bei Funk unidirektional


von hänk (Gast)


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Hallo miteinander,
ich möchte gerne ein Funksystem aufbauen, das aus mehreren Sendern und 
einem Empfänger besteht. die Sender übertragen periodisch ihre Daten. 
Nun ist mein Problem, dass sich die einzelnen Sender nicht bzw. 
möglichst wenig stören sollen. Es besteht keine Möglichkeit zur 
Synchronisierung. Meine Idee war nun, auszurechnen wie hoch die 
Verlustwahrscheinlichkeit bei max.25 Sendern, einem Empfänger und einer 
angenommenen Sendedauer von 20ms ist. Die Dauer soll hier nur mal 
beispielhaft sein. Und jeh nachdem, könnte dann die Sendeperiode der 
Sender verlängert werden um den Verlust zu verringern.
Kann mir bitte jemand helfen wie ich dabei vorgehen muss um die 
Wahrscheinlichkeit zu berechnen.

Gruß hänk

von Alex W. (Gast)


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Bei Funk, vorallem im 70cm ISM-Band und den 868er-Freuenzen die bei 
Hobbyelektronikern durch RFM12 verwendet werden, kann die Verlustrate 
100% sein!

Schön bei Funkautoschlüssel zu sehen! Wenn nur ein Logisches Bit "0" in 
diesem Augenlick von einem anderen Sender eine "1" dazwischen gesendet 
wird, wars das mit dem Öffnen des Autos!

von hänk (Gast)


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nun ja das kann bei so ziemlich jeder funkverbindung 100% sein. das ist 
ja gerade mein problem. kommt halt darauf an, wie viel sender ich habe 
und wie oft und wie lange gesendet wird. ich will ja letzten endes 
wissen, in welchem zeitlichen abstand meine sender senden dürfen, um 
eine gewisse Verlustrate nicht zu überschreiten. und dafür muss es doch 
irgend eine formel oder sowas geben oder nicht??

gruß hänk

von Uwe (de0508)


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Hallo hänk,

mit so wenigen Informationen lässt sich das nicht ableiten.

Da fehlt etwas von Frequenz, Leistung, Reichweite, Umwelteinflüsse, wie 
EMV Störungen und Wettererscheinungen, die Einschränkungen verursachen 
werden.

Dann könnte man schon über Leistung am Antenneneingang und Störabstand, 
sowie den max. Abstand zwischen Sender und Empfänger aussagen, die für 
eine sichere Kommunikation notwendig sind.

.

von Uwe (de0508)


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Hallo,

hier noch ein anderer Ansatz der Kommunikation:

"Self Organizing Wireless Mesh Networks"

lyle.smu.edu/~nair/courses/8344/mesh.ppt

.

von hänk (Gast)


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hmmm also korrigiert mich falls ich falsch liege aber das hat doch 
irgendwie was mit einem Warteraum, Poissonprozessen oder sowas zu tun 
und ist doch vorerst mal nur was mit wahrscheinlichkeiten oder nicht?? 
ich komme nur nicht drauf wie ich das problem anpacken muss.
klar wäre das ergebnis in der "realen welt" kaum repräsentativ, da wie 
uwe s. schon sagte noch viele umwelteinflüsse mit reinspielen. aber für 
eine grobe richtung wäre das doch bestimmt schon mal ausreichend oder 
nicht??

gruß hänk

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Die reine Kanalbelegung kannst du mit simpler Wahrscheinlichkeits-
rechnung ausrechnen.  Allerdings ist natürlich die Frage, was
passiert, wenn zwei gleichzeitig senden.  Da gibt es mehrere
Möglichkeiten:

. beide Signale sind einigermaßen gleich stark und stören sich so,
  dass keins sauber empfangen werden kann

. das erste Signal ist viel stärker als das zweite und wird
  ordentlich bis zu Ende empfangen

. das zweite Signal ist viel stärker als das erste, aber da der
  Empfänger auf das erste Signal synchronisiert war, ist er nicht
  in der Lage, auf das zweite neu zu synchronisieren, sodass auch
  beide als Verlust verbucht werden müssen

. wie zuvor, aber der Empfänger kann neu synchronisieren, sodass
  das zweite ordnungsgemäß zu Ende empfangen wird

Praktikabler ist es am Ende, Transceiver zu benutzen und sich den
korrekten Empfang bestätigen zu lassen.  Bei fehlender Bestätigung
wiederholt man dann die Aussendung.  Damit lässt sich eine deutlich
bessere Kanalbelegung ohne extremen Anstieg der Übertragungsfehler-
rate erreichen.

von hänk (Gast)


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Am Ende wird es wohl schon auf einen Transceiver rauslaufen. Ich würde 
nur gerne die Möglichkeit einer wirklichen unidirektionalen Verbindung 
genau unter die Lupe nehmen.
klar ist es natürlich auch eine riesen Nachteil dass dabei die 
Kanalauslastung bzw. die erfolgreichen Übertragungen in den Keller gehen 
werden.

gruß hänk

von hänk (Gast)


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achso was ich noch vergessen habe:
falls ein Paket nicht zugestellt wird so bekommt es der Sender ja 
natürlich auch nicht mit und das Paket wird einfach verworfen und das 
nächst aktuellere Datenpaket wird einfach hinterher gesendet.

"Senden ohne Rücksicht auf Verluste" :D

gruß hänk

von Frau Holle (Gast)


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Das ist nicht ganz trivial, hier eine vernünftige allgemeine Berechnung 
anzustellen, wenn das Sendeintervall gleich oder zufällig sein soll.
Ich würde allen 20 Sendern ein unterschiedliches fixes Zeitintervall 
zuordnen, z.B. Sender 1 sendet alle 10,000 Sekunden, Sender 2 alle 
10,030 Sekunden, Sender 3 alle 10,060 Sekunden, also ein Fixintervall + 
senderspez. Offset, welcher größer als eine Protokoll-Länge ist.
D.h. 2 Sender die irgendwann einmal synchron sind, sind es beim nächsten 
mal schon garantiert nicht mehr.
Im worst case gilt für einen Sender, dass er in jedem folgenden 
Intervall einmal mit einem anderen der 19 Sender kollidiert, d.h. dass 
er tatsächlich 20x sein eigenes Intervall benötigt, bis seine Nachricht 
frei durchkommt (abgesehen von anderen Störungen)

Hier wäre also die worst case Rechnung banal:
Eigenes Intervall x Anzahl der Sender

von hänk (Gast)


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jup das ist ein guter ansatz.
ich habe mittlerweile im netz was "wiederentdeckt" (schon früher gelernt 
aber wieder vergessen :) )
und zwar wird beim pure-aloha protokoll von einer recht ähnlichen 
situation ausgegangen.

http://de.wikipedia.org/wiki/ALOHA

jetzt muss ich allerdings nur noch berechnen wie hoch die anzahl der 
gleichzeitigen sendeversuche ist. würde ich den obigen ansatz wählen, so 
wäre das natürlich in der tat recht einfach.

gruß hänk

von Michael F. (michael_ng) Benutzerseite


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Hallo,

ALOAH trifft das Problem nicht, da dort mit Rückbestätigung gearbeitet 
wird.

Das beschriebene Problem der unidirektionalen Stern-Kommunikation kommt 
in der Praxis jedoch auch sehr häufig vor. Gutes großes Beispiel sind 
die Funk-Heizkostenverteiler, dessen Funksystem aus Kostengründen (noch) 
unidirektional ausgelegt ist. Dort geht man mit sehr viel Aufwand an das 
Zuverlässigkeitsproblem, hat entsprechendes Know-How angehäuft und 
arbeitet aufgrund der Vielzahl an Parametern mit Simulations-Tools.

Analytisch kann man eigentlich nur den wenig hilfreichen Worst-Case Fall 
(Störung = Ausfall) bei gleichen Sendeintervallen und Gleich- bzw. 
Normalverteilung rechen.
Der stark vereinfachte Ansatz ist dabei die Wahrscheinlichkeit (je nach 
gewählter Verteilung) mit der ein Sender innerhalb (oder besser nicht 
innerhalb) der Übertragungsdauer sendet. Im einfachsten Fall also das 
Verhältnis Eins minus Übertragungsdauer zu Sendeintervall. Multipliziert 
mit der Anzahl der Sender ergibt das die Wahrscheinlichkeit das kein 
weitere Sender innerhalb der Sendedauer stört (bei gleich verteiltem 
Sendezeitpunkt). Oder eben Eins Minus... ihr versteht schon.
Besser wird es in jedem Fall mit kurzen Telegrammen und langen 
Intervallen mit wenig Sendern. ;-)

In der Praxis sieht die Sache mit kurzen Sendedauern und großen 
Intervallen, natürlich mit Varianz, etwas anders aus. Außerdem haben die 
schon erwähnten Empfängereigenschaften, aber auch das Telegrammformat 
und die diversen aktuellen Kanalbedingungen einen erheblichen Einfluss. 
Gerade im Kollisionsfall wird die Sache beim Empfänger und der Bewertung 
seines Verhaltens ziemlich kompliziert und läßt viele Netzsimulationen 
unbrauchbar werden. Um so etwas vorhersagbarer zu machen, wird z.B. bei 
den HKV-Empfängern manchmal vorgeschrieben, dass bei Empfang eines 
zweiten, um min. 6db stärkeren Signals dieses weiter zu empfangen ist. 
Ein 6dB schwächeres Signal soll jedoch ignoriert werden (Stichwort: 
Capture Effect).
Das ist nicht ohne für einen Entwickler, so etwas sauber hin zu 
bekommen.

von Purzel H. (hacky)


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Mir scheint das Ganze berechenbar zu sein. Die Periodendauer P ist fuer 
alle dieselbe, die Sendezeit S auch. Wir zerscheibeln die Periode durch 
die Sendezeit und erhalten N Zeitscheiben. Der Erste sendet mit 
Wahrscheinlichkeit eins in der ersten Scheibe. Der Zweite sendet mit 
Wahrscheinlichkeit 1/N in derselben Scheibe und mit 1-(1/N) in einer 
anderen. Der Dritte sendet mit 2/N in den ersten beiden, und mit 1-(2/N) 
in einer Anderen. Der Vierte sendet mit 3/N in einer der Vorigen, und 
mit 1-(3/N) in einer anderen. usw. Der 25. sendet also mit 24/N in einer 
der vorigen und mit 1-(24/N) in einer anderen. Die Wahrscheinlichkeit, 
dass alle ungestoert senden ist also das Produkt, dass alle in der 
jeweils restlichen Zeit senden. Das koennt man nun gegen ein wachsendes 
N auftragen. Ich wuerd mal bei N=1000 beginnen, aber rechnen kostet ja 
nichts. Eine andere Betrachtung waere dann noch, wielange es dauert, bis 
ich jeden empfangen habe. Dann koennte man sich noch ueberlegen ob eine 
gewisse Zufaelligkeit in der einzelnen Periode etwas bringt, dh die 
Periode wird in jeder Station jeweils neu berechnet, und soll dann zum 
Beispiel zwischen 80..120% von P liegen.

von hänk (Gast)


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also danke schon mal für die vielen tips!
werde wohl noch ein bischen über dem problem brüten :)
Das mit den HKV wurde mir auch schon von anderer Stelle zugetragen. war 
mir bis zu dem zeitpunkt gar nicht bewusst. aber schon ne gute idee 
eigentlich.

gruß hänk

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