Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Datecodes in der Industriefertigung - Erfahrungsbericht


von jerry (Gast)


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Hallo zusammen!

Bin neu hier im Forum und habe schon einige Diskussionen zum Thema 
"Datecodes" gelesen.
Ich möchte hier einfach mal meine Erfahrungen dazu berichten.
Nehmen wir mal an, dass ich im Q-Managemant eines 
Elektronik-Dienstleisters tätig bin und fast täglich mit dem Thema zu 
tun habe.

Bauteile bekommen von einem Hersteller einen Datecode.
z.B. 05/05
Der Datecode (DC) ist ein Chargencode, d.h. wann das Bauteil den letzten 
Produktionsschritt durchlaufen hat, wann es aus einer Presse, aus einer 
Maschine kommt. In dem Fall vielleicht Mai 2005.
Da ist das Teil "frisch" also nach dem neuesten Produktionsstandard 
gefertigt und null Tage Lagerung. Die Chargenbezeichnung kann eine 
bestimmte Menge sein, der Hersteller produziert 5000Stk. in einer Woche, 
da kann er auch die Produktionswoche angeben, z.B. 34/05 also die 34. 
Woche in 2005.
Warum das ganze? Er könnte ja auch nur das Jahr 2005 angeben!

1. Nun, der Hersteller sagt mir damit, dass er in der 34. Woche 
produziert hat. Habe ich beim Bestücken, also z.B. Reflowlöten oder 
Handlöten ein Problem, z.B. dass die Bauteilanschlüsse das Lot nicht 
annehmen, kann ich den DC 34/05 bei ihm reklamieren. Er schaut nach, 
welches Material, welche Maschinen, welche Rohstoffe etc. er in KW 34 
verwendet hat.

->Wenn ich Glück habe, meldet er sich und sagt mir, dass in dieser KW 
nur Mist produziert wurde und ich wohl etwas davon geschickt bekommen 
habe. Dann bekomme ich neues Material. Wenn das mal kein Erfolg ist ;-)

2. Der DC sagt natürlich auch aus, wie alt die Teile sind. Das ist sehr 
wichtig, um zu wissen, wie lange die Lagerung bislang war. Lagerung von 
elektronischen Bauteilen ist ein sensibles Thema, Schlagwörter sind: 
Popcorn-Effekt, also die Einlagerung von Wasser aus der Luft z.B. in das 
Gehäuse eines BGA´s das sich beim schlagartigen Erhitzen im Reflowofen 
explosionsartig ausbreitet und den BGA schrottet. Sichtbar oder nicht 
sichtbar. Die MSL-Klassen müssen hier beachtet werden.
Bei mir muss ich einen Löttest vor Anlieferung an die SMT-Linie 
durchführen, wenn die Bauteile länger als 2 Jahre bei mir rumliegen, um 
sicherzustellen, dass die Bauteilanschlüsse das Lot noch ausreichend 
annehmen. Vergesse ich diesen Schritt, kann es vorkommen, dass ich 2000 
ungelötete QFP´s habe und ne Menge nacharbeit. Warum der Löttest?
Warum nehmen Bauteilanschlüsse das Lot schlecht an?
Der Punkt ist Oxidation an den Anschlüssen, das Abtragen von 
Metallschichten durch Osmose bzw. durch Alterungsprozesse (in den 
Metallphasen) Bei einem Löttest tauche ich den Baustein in ein Lötbad 
(bleifrei oder bleihaltig, aber bleifrei wird bevorzugt) und simuliere 
das Anlöten an die Leiterplatte. Kommt es zur Entnetzung, also dass das 
Zinn wegläuft, liegt schon mal was in der Luft. Haben die 
Bauteilanschlüsse schon mal eine goldfarbene Oberfläche (sollten 
silberfarben sein) kann ich von einer Oxidation ausgehe.

Diesen DC sortiere ich sofort aus dem Lager aus!!
-> Ursache könnte hier ein defekte Verpackung, unsachgemäße Verpackung 
vom Lieferant sein...

3. Es gibt auch den Fall, dass ein Kunde von alle Teile selbst bezogen 
hat und mir zur Verarbeitung zur Verfügung stellt. Er hat einfach die 
besseren Bezugsquellen/Rabatte etc. Es kommt vor, dass mein Kunde 
plötzlich einen bestimmten Datecode nicht mehr verbauen will, weil er 
einen anderen, zuverlässigeren Hersteller gefunden hat. Er sagt, 
sortiere den DC 34/05 sofort aus, ich schicke dir Ersatz.
->Das wäre ohne Kennzeichnung nicht möglich...


Und jetzt kommt der Clou!
Woher weiss ich, wo überall ein bestimmer DC verbaut ist, in welchem 
Lagerfach sich dieser befindet?
Das ist ganz einfach. Ich klebe ein Label auf jede Bauteilrolle, auf 
jede Kiste, auf jedes Tray und gebe in den Computer den DC ein und 
scanne das Label ein. Wird ein Auftrag gefertigt, scann ich wiederum das 
Material mit dem Label ein, wo sich natürlich jetzt auch der DC 
befindet. Alles kloar?! ;-) Ich treibe das sogar soweit, dass ich 
jederzeit weiss, welches Material bei welcher Seriennummer verbaut 
wurde. Will ich einen Datecode aussortieren, auch bei schon bestückten 
Baugruppen, scanne ich die Seriennummer der Baugruppe ein und habe meine 
komplette Historie inkl. Datecode. Das muss man halt vom Wareneingang 
über den Bestückprozess hinweg durchziehen. Nur so geht das...

Das solls erst mal gewesen sein, ich melde mich wieder mal.
Es darf bzw. muss sogar mein Beitrag diskutiert werden, kann ja auch 
sein, dass ich Mist erzähle...

Grüße,
jerry

von jerry (Gast)


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