Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Frage zu Übertragungsfunktion, Sprungantwort


von Bobst (Gast)


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Hallo,

ich übe gerade Regelungstechnik.
Ich habe gerade überlegt, wie ich das Verhalten eines geschlossenen 
Regelkreises analysiere.

Meine Regelstrecke hat ja ein GS(s), sowie mein Regker, der hat ein 
GR(s). Die Übertragungsfunktion des geschlossenen Kreises ist dann

G = GR * GS / (GR * GS + 1)

oder nicht? und wenn ich da mit 1/s multipliziere und die inverse 
Laplace Transformation anwende, bekomme ich das Verhalten des Systems 
bei einem Sprung. Oder nicht?

Und mit

G = GR * GS

kann ich die Stabilität analysieren, mittels Bodediagramm. Oder nicht? 
ich stehe grade auf dem Schlauch :-)

von Helmut S. (helmuts)


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Ja das passt alles.

Manchmal hat man auch noch eine Messeinrichtung GM im Rückführpfad.
Dann ist die geschlossen Regelung bezüglich Ausgang

Gausgang = GR*GS/(GR*GS*GM + 1)

soll + --- GR --- GS ---o---Ausgang
     - --- GM -----------


Der offene Regelkreis zur Stabilitätsbetrachtung ist dann

G = GR*GS*GM

von Bobst (Gast)


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Hi Bobst,

danke, ja das mit GM hatte ich vergessen.

Ich probiere grade ein wenig in Maple herum (habe leider kein Matlab 
hier). Ich möchte eine Strecke mit PT2-Verhalten regeln. Es gab doch da 
so eine Faustregel, wenn man 5% Überschwingen toleriert, dann kann man 
irgend einen Koeffizienten mit sqrt(2)/2 ansetzen, oder irgend sowas in 
der Art...
es ist halt alles schon ein wenig her :-) und ich weiss grade nicht, was 
ich in Google eingeben soll, mit PT2 werde ich von Ergebnissen 
regelrecht erschlagen ;-)

von Vergesser (Gast)


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Hallo zusammen,

schön, dass ich so einen recht aktuellen beitrag zu meiner Frage 
gefunden habe:

Im Studium hab ich mich eigentlich intensiv mit Übertragungsfunktionen 
und Systemverhalten beschäftigt. Da ich aktuell meine 
Regelungstechnik-Kenntnisse auffrische (will nen permanenterregten 
DC-Motor auf Geschwindigkeit regeln) bin ich auf ein Verständnisproblem 
gestoßen:

Mit der Übertragungsfunktion kann ja das Systemverhalten beschrieben 
werden. Beispielsweise ein RC-Glied hat PT1 Verhalten. Die 
Übertragungsfunktion beschreibt das Systemverhalten im eingeschwungenen 
Zustand im Frequenzbereicht (Bode-Diagram) für (und da bin ich mir nicht 
sichter) Sinusförmige Eingangssignale (?)

Min Problem:
Ein permanent erregter DC-Motor hat als Eingangsgröße zB Ankerspannung 
Uanker und als Ausgangsgröße die Drehzahl n.
Kann man von diesem Motor und zB PI Regler die Übertragungsfunktion des 
geschlossenen Regelkreises aufstellen? Der Motor verträgt ja keine 
Sinusförmige-Eingangsspannung (Kommutierung -> nichtlineares System????)

ODER kann man in diesem Fall mit der Übertragungsfunktion nur das 
Systemverhalten bei sinusförmiger Änderung UM EINEN ARBEITSPUNKT 
beschreiben? (UankerNull nNull)

O man hab ich viel vergessen...

Gruß

von ich (Gast)


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Übertragungsfunktion F(s) = Beschreibung des System im Bildbereich - 
Laplace, gut für Sprungfunktionen

Frequenzgang F(jw) = Beschreibung des Systems im Bildbereich - Fourier 
-> Bodediagramm/eingeschwungener Zustand.

Man arbeitet in Matlab immer im s-Bereich siehe Simulink, der Integrator 
heißt ja auch 1/s und nicht 1/(jw).

Der Frequenzgang ist eine Vereinfachung von der Übertragungsfunktion, da 
s = a +(-?) jw. Die Sprungfunktion konvergiert hier aber nicht.

von Vergesser (Gast)


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dh. ich kann zwar die Übertragungsfunktion G(s)= n(s)/Uanker(s) 
aufstellen, damit zB Sprungantwort berechnen. Aber den Frequenzgang 
berechnen für s = jw statt s = δ + jw (was doch eigentlich erlaubt ist, 
da man die imaginäre Achse in der s-Ebene entlangfahren darf) macht 
nachwievor wenig sinn oder?

Eine harmonische Schwingung auf nen permanet erregten DC-Motor geben ist 
halt sinnfrei. Aber an welcher Stelle bei der Systemanalyse "sehe" ich 
denn, dass Frequenzgang hier sinnfrei ist?

Gruß

von Matthias L. (Gast)


Angehängte Dateien:

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>Ein permanent erregter DC-Motor hat als Eingangsgröße zB Ankerspannung
>Uanker und als Ausgangsgröße die Drehzahl n.

Vielleicht hilft dir ein Protokoll im Anhang

von X. A. (wilhem)


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Ich habe eine Frage bezüglich des ersten Beitrags.

Angenommen, dass ich die zwei Übertragungsfunktionen Gr und Gs (Regler 
und Regelstrecke) bereits vorliegen. Dann heißt das System stabil, wenn 
die Nullstellen der charakteristischen Gleichung in der linke s-Ebene 
liegen.

Frage: darf ein Regler instabile Pole haben? Falls diese instabilen 
Nullstellen mit dem Zähler der Regelstrecke wegkürzen, ist es somit 
erlaubt , einen instabilen Regler zu entwerfen?

Oder muss die Übertragungsfuntkion des Reglers immer in der linken 
s-Ebene entworfen werden?

Gruß

von Jan K. (jan_k)


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Nein, das ist keine gute Idee, da eine minimale Abweichung deiner pole 
oder der Nullstellen dein System instabil machen. Das heißt, ein 
klitzekleiner Fehler in deiner Übertragungsfunktion zb durch fehlerhafte 
Parameteridentifikation oder zeitvariante Parameter und es läuft nicht 
mehr.

von X. A. (wilhem)


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Danke Jan,
Da bin ich aber ein bisschen verwirrt. Die Z-Übertragungsfunktion eines 
parameter optimierter diskreten Reglers lautet:

Also besitzt einen Pol bei
, dass laut der BIBO stabilität-Definition nicht stabil wäre (weil nicht 
kleiner als 1).
Ich verstehe nicht...wieso...

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (jan_k)


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Hey Dave,

dies ist (zumindest für t->inf) ein Integrator, der gerade eben im 
Grenzfall zwischen stabil und instabil liegt. Bei uns wurde der 
ebenfalls als instabil angesehen, es gibt aber auch andere Definitionen. 
Hier siehst du, dass I Regler den Regelkreis tatsächlich auch 
"instabilisieren" können (allerdings häufig erst ab mehr als einem Pol 
in s=0 (bzw auf dem Einheitskreis), siehe Nyquistverfahren.

Das was ich oben im anderen Post geschrieben habe gilt definitiv für 
Pole, die etwas außerhalb des Einheitskreises bzw in der rechten HE 
liegen. Dort soll man keine Pole kürzen. Der Integrator ist ein 
Grenzfall. Und der Integrator kann in s=0 ja eigentlich auch eh nix 
kürzen, denn ein einzelnes s im Zähler kommt in der Realität auch nicht 
vor, da es keine idealen Differentiatoren gibt ;)

von X. A. (wilhem)


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Interessant was du sagst.
Du meinst aber, man solle die instabilen Pole (weit weg von dem 
Uprsprung und in der rechten Seite der s-Ebene) nicht kürzen. Ok, aber 
angenommen, dass meine Strecke 2 Pole genau in der rechten Ebene 
besitzt, dann, rein teoretisch, sollte ich einen Regler entwerfen, der 
diese 2 Pole mit 2 Nullstellen am Zähler wegkürzt, um die ganze Strecke 
zu stabilisieren. Nun sagst du aber, man solle es doch nicht. Wie löse 
ich das Problem mit den 2 isntabilen Polen am besten dann?

von Jan K. (jan_k)


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Hi!
Du vergisst, dass ja das Ganze noch rückgekoppelt wird. Damit werden die 
Pole dann verschoben, ohne dass die komplett gekürzt werden müssen. 
Stabilitätsgrenzen können dann zb in der wurzelortskurve abgelesen 
werden.
Oder du nimmst einen Zustandsregler, der kann die Pole beliebig 
verschieben, ohne dass es zu einer Kürzung kommt.

Schöne grüße,
Jan

von berndB (Gast)


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Hallo an Matthias Lipinsky und an alle anderen,

ich habe Probleme bei der Simulation einer Gleichstrommaschine.

Da hat mir der Praktikumsbeleg weiter oben schon sehr geholfen, vielen 
Dank dafür!!

Ich kenne mich leider nicht ganz so gut in Regelungstechnik aus, daher 
habe ich eine Frage zu den Drehzahl- bzw. Ankerstromreglern

Grundformel ist Vr *(sT_R+1)/(sT_R)

Kann ich zunächst annehmen, dass das die Grundform eines PI-Reglers ist?
Und dann, wie komme ich auf die Parameter?

z.B. Drehzahlregler:
T_R = 1.245 kommt aus der Übertragungsfunktion, das sehe ich ein.
Aber wie stelle ich Vr ein? Warum ist das 9,67*10^-3?

Wenn mir das jemand kurz erläutern könnte, wäre super!

Vielen Dank!

von berndB (Gast)


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Ergänzung:
Auf Seite 4 unten verschwindet in der Übertragungsfunktion das M_L. Wie 
kann ich in diese Simulation das M_L reinbringen, wenn es sich dynamisch 
ändert Sind die Regelparameter davon unabhängig, weil ich nur den Motor 
mit seinen technischen Daten an sich regle?

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