Forum: Platinen Konturen perfekt, Flächen scheiße


von Alex S. (thor368)


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Tach allerseits!

Ich habe hier ein verrücktes Problem, dass ich mir nicht so recht 
erklähren kann. Ich belichte meine Platinen 60 Sekunden lang durch eine 
inkjet Folie in einem UV-Röhrenbelichter. Nach dem Entwickeln entsteht 
ein sehr seltsamer Effekt:

Die Konturen sind perfekt. So perfekt, dass man beim drüber schauen eine 
deutliche Kante sieht und diese auch mit dem Fingernagel spüren kann. 
Aber die Flächen sind für den A****. Da wo Fotolack sein soll sieht es 
aus wie überbelichtet. Seltsamer Weise sind aber die Freiflächen mit 
einer difusen Lackschicht überzogen, die sich fast so schwer lösen wie 
die Flächen, die stehen bleiben sollten.

Das Foto zeigt die Platine. Ist noch etwas nass. An der untern Kante 
sieht man links mittig, wie sich der Flächenfüller vollständig aufgelöst 
hat. Das Logo "Thor  ClassD" ist vollständig freigestellt. Man erkennt 
es nicht so deutlich aber auf der Freifläche rings um die Buchstaben ist 
so ein difuses gekrissel. Das ist Lack. Am besten sieht man es an dem 
ganz rechten unteren Loch für die Platinenfüße. Das Loch sollte 
kreisrund sein und komplett freigestellt(!). Geworden ist daraus ein 
Ring mit gefülltem Kern.

Ich versteh es nicht. Wie passiert das?
Thor

von Jannis C. (kabelwurm)


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Das selbe Problem hatte ich auch und habe es mir so erklärt: Der Drucker 
druckt das Layout zeilenweise. Dadurch sind die Grenzen der Bahnen immer 
gut drauf, nur die Masseflächen machen dadurch Probleme. Eine Lösung für 
das eigentliche Problem habe ich nicht gefunden, da mein Drucker einen 
besseren Druck nicht hinbekommen hat. Ich bin das Problem dann umgangen, 
indem ich jetzt Leiterplattenfilme von Baudriedl verwende. Damit habe 
ich das Problem nicht mehr.
Gruß Jannis

von Fachkraft (Gast)


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Das Bild enthält mehr Artefakte durch die Kompression als Information. 
Wie soll man das was beurteilen?!

von Alex S. (thor368)


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> Das Bild enthält mehr Artefakte durch die Kompression als Information.
Da hat der Herr recht. Ich habe nur das Orginal nicht mehr gehabt. Also 
hier ein neues.

Thor

von Fachkraft (Gast)


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> Seltsamer Weise sind aber die Freiflächen mit
> einer difusen Lackschicht überzogen, die sich fast so schwer lösen wie
> die Flächen, die stehen bleiben sollten.

Das sieht man auch, deshalb ist die Platine nicht "überbelichtet" 
sondern eher zu wenig belichtet und vor allem unterentwickelt. Wäre sie 
überbelichet, wäre der Lack jetzt weg bei sachgerechter Entwicklung.

Jetzt würde man dir an dieser Stelle wahrscheinlich zu einer 
Belichtungsreihe raten.

Wie hast du denn deinen Entwickler angesetzt?

Wie lange war die Entwicklungszeit?

Temperatur des Entwicklerbads? Zimmertemp?

Ist das Bungard Basismeterial?

von Alex S. (thor368)


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> Jetzt würde man dir an dieser Stelle wahrscheinlich zu einer
> Belichtungsreihe raten.
Wohl sehr Materialhungrig aber mir bleibt wohl nichts anderes.

> Wie hast du denn deinen Entwickler angesetzt?
ca. 10-20g auf 500ml

> Wie lange war die Entwicklungszeit?
Schwer zu sagen. Nach etwa 2 Minuten fing der Flächen füller an sich 
aufzulösen. Da habe ich abgebrochen.

> Temperatur des Entwicklerbads? Zimmertemp?
Jep.

> Ist das Bungard Basismeterial?
Nein, das ProMa Zeug von Reichelt.

Thor

von B. N. (finalis)


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Ich hab erst vor einer Weile angefangen auch selber mal Platinen zu 
ätzen. Als Basismaterial hatte ich erst die Zuschnitte von 
Proma/Reichelt und dann noch lange Zeit was von Conrad genommen, was ich 
nicht identifzieren konnte von der Firma her. Hab mit beiden ewig 
rumgefrickelt und bin absolut nicht schlau aus meinen 
Mess-/Entwicklungsreihen geworden bzw. war unzufrieden mit dem Ergebnis. 
Es sind dabei z.T. ähnliche Probleme wie oben beschrieben aufgetreten. 
Dann hab ich mal zum Bungard-Material gegriffen und es ging wunderbar. 
Das soll jetzt keine Werbung sein aber ein Hinweis durchaus mal die 
Fotoplatinen von verschiedenen Firmen durchzuprobieren. Ich arbeite mit 
Laserdrucker (doppelt übereinandergeklebt), einem selbstgebauten 
UV-LED-Belichter (UV-Leds 3x3cm Raster, 15min Bel.-Dauer), 
Natriumhydroxid und Natriumpersulfat.

von Thomas B. (thomasbarends)


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>> Ist das Bungard Basismeterial?
>Nein, das ProMa Zeug von Reichelt.

Hmm, ich habe auch immer Proma-Zeug, und dachte immer, die ganzen 
Probleme die ich immer habe (extrem schlechte Reproduzierbarkeit, jede 
Platine ist wieder ein neues Experiment...) liegen an mir. Heute habe 
ich auch wieder eine ganze Menge Zeit/Persulfat/Basismaterial vergeudet 
ohne auch nur eine echt vernünftige Platine hinzubekommen.

Aber wenn man ein bisschen im Netz sucht, findet man über 
Proma-Basismaterial wenig gutes.... Vielleicht liegt es bei mir dann 
doch am Proma-Material, und bei dir auch... Habe also jetzt mal 
Bungard-Zeug bestellt bei Reichelt.

Viel Erfolg,

Thomas

von Fachkraft (Gast)


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@ Alex S. (thor368)

Oh je, hab's mir fast gedacht.

Da ich Bungard Basismaterial verwende sind meine Erfahrungen mit ProMa 
nur rudimentär, aber soviel ist für mich sicher

Das hier

> ProMa Zeug von Reichelt

UND das hier

> ca. 10-20g auf 500ml

passt nicht zusammen!

Ich verwende 15g/L bei Raumtemp. für das Bungard-Platinen und das passt 
sehr gut, ist aber für ProMa schon zu stark (da hatte ich mal 
probehalber nach einmal Probekauf dieser Platinen bereits blankes Kupfer 
vollflächig ;). Danach hab ich das Zeug nicht mehr gekauft).

Probiere mal 7 g/L und nicht mehr (event. sogar 5g/L NaOH für dieses 
Basismat.). Wenn du öfter Platinen entwickelst rate ich übrigens 
dringend dazu eine dieser kleinen Feinwaagen anzuschaffen. Die sind 
spottbillig und ziemlich genau. Ohne Waage mache ich nix diesbezüglich 
(meine hat 0.1 g Auflösung, das reicht völlig; NaOH neigt eh dazu 
Feuchtigkeit aus der Raumluft zu anzuziehen und verändert sich dann im 
Gewicht bzw. verklumpt sogar ganz, je öfter man seine Dose öffnet - 
deshalb immer gleich wieder verschließen). Mit wiegen kann man dennoch 
diesen Parameter ausreichend genau konstant halten und das ist wichtig!

Auch würde ich dir raten, wechsel zu Bungard Material. Der Mehraufwand 
an Geld (so viel teurer sind die auch nicht) lohnt sich. Das Material 
ist einfacher zu händeln und der Belichtungsspielraum ist angenehm groß. 
Auf die Dauer wird es damit sogar unterm Strich günstiger, weil man 
weniger Versuche vergeigt und die Zeit ist ja auch was wert, die man 
spart wenn es kaum mehr Fehlversuche gibt.

Wichtig ist eine gut lichtdichte Vorlage zu haben. Falls das nicht 
gegeben ist dann geht das zwar auch, nur wird der Belichtungszeitraum 
dann enger (zwischen Mindestbelichtungszeit und Höchstbelichtungszeit) 
in dem man noch ein brauchbares Ergebnis hinbekommt. Überschreitet man 
die Höchstbelichtungszeit bei schlechten Vorlagen gibt es die bekannten 
kleinen Löcher im Kupfer und es kann auch mal feine Leiternahnen 
erwischen oder feine Schriften verschwinden.

Ich verwende meine Folien deshalb doppelt und mit größerem Abstand zum 
Röhrenbelichter (bei doppelten Folien wichtig wegen der Unterstrahlung). 
Aber es geht auch anders (einlagig, durch Papier, durch 
Transparentpapier etc.). Um sicher zu gehen empfiehlt sich eine 
Belichtungsreihe oder alternativ ein paar gezielte Probebelichtungen 
(Belichtungsreihe für "faule" ;-)).

von Dario B. (abcd)


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> Ist das Bungard Basismeterial?
> Nein, das ProMa Zeug von Reichelt.

das ist der Grund ;-)

von Alex S. (thor368)


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Tja wie es aussieht liegt es wohl am Basismaterial. Ich habe mal wie 
empfohlen ein paar Exemplare mit unterschiedlichen Belichtungszeiten 
belichtet. Außerden habe ich mit verschiedenen NaOH Konzentrationen 
experimentiert.

Von links nach rechts:
18s: Diese ist wohl die Platine an der es am deutlichsten wird. Bei der 
habe ich 20g/l angesetzt. Außerdem war die Brühe um die 40° heiß. Das 
war deutlich zu heftig. Die Platinen waren innerhalb von Sekunden 
entwickelt. Trotzdem(oder vielleicht genau deswegen) sieht man das 
Problem hier am besten. Die Fotolackschicht ist unregelmäßig dick(!). 
Auf den Freiflächen(um das Logo) sieht man, dass die Platine eindeutig 
unterbelichtet ist. Aber am linken Rand hat sich der Lack von selbst 
gelöst. Ich garantiere euch, dass daran nicht die Maske schuld ist. 
Zumal das Bild auf keiner der anderen Platinen zu sehen ist. Zu sagen 
ist, dass das eine "natürliche" Außenkante ist, während die anderen von 
mir geschnitten sind. Es scheint ganz so als ob ProMa an den 
Platinenränden Schwierigkeiten hätte.

30s: Mit der selben Lauge. Überentwickelt.

30s: Mit 10g/l. Die Lauge war kalt quasi nicht zu gebrauchen. Angewärmt 
hat sie es aber dann gebracht. In etwa 2 Minuten fertig. Die Platine ist 
fast perfekt. Auf dem Foto sieht man es nicht aber die Freiflächen haben 
immernoch einen minimalen Belag. Beim nächsten mal 12 Sekunden länger 
und das hat sich. Aber trotzdem sieht man am oberen Rand wieder 
Lackdefekte. Ich hatte das schon vermutet und das Layout nach ganz unten 
geschoben. Durch das langsame Entwicken konnte ich den akzeptablen 
Zeitpunkt recht gut abschätzen.

Ganz rechts ist ncoh mal die Platine vom Anfang zum Vergleich. Das 
Resultat hatte zwei Ursachen. Zum einen war der Entwickler verbraucht. 
Deshalb wurden die Freiflächen nicht feritg abgelöst. Zum anderen war 
aber die Belichtungszeit so hoch, dass die Unregelmäßigkeiten im Lack 
offensichtlich wurden.

Jetzt weis ich bescheid. Und beim nächsten mal nehme ich Bungard;)
Thor

von Uwe .. (uwegw)


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Für eine Belichtungsreihe reicht es übrigens aus, sich 2x2 cm große 
Stücke zu schneiden (Kanten entgraten nicht vergessen!) und sie auf 
einer Stelle mit den feinsten Strukturen deines Films zu belichten. 
Hilfreich ist es auch, sich die Belichtungszeiten und sonstigen 
Parameter vorher mit wasserfestem Stift auf die Rückseite zu schreiben, 
damit man die Werte nachher zuordnen kann. Dann ist das deutlich weniger 
materialintensiv.

von Wunderer (Gast)


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Nimm einfach Bungard Basismaterial, damit kannst du Platinen herstellen 
wie Kuchenbacken!

W.

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