Hallo liebe Forengemeinde, ich habe gerade ein Problem mit einem 1-Phasen Asynchronmotor. Er ist Teil einer Werkzeugmaschine und soll laut Typenschild eine Leistung von 0,37kW bei einer Spannung von 220V bei 50Hz aufweisen. Der Motor weist einen cos phi = 0,95 auf und hat eine nominale Drehzahl von 1420 1/s. Als Betriebskondensatorkapazität wird eine Größe von 12µF angegeben. Ich habe diese Maschine gebraucht bekommen. Beim Anlaufen musste ich feststellen, dass sie weder ihre Nenndrehzahl erreicht noch ein normales Drehmoment hat. Die Maschine konnte mit einer Hand gestoppt werden. Ich habe daraufhin den Betriebskondensator entfernt und einen neuen mit 12µF / 400V eingebaut. Das Problem blieb jedoch bestehen. Der alte Kondensator war ein Metallbecherkondensator mit Anschlussleitung. FÜr 12µF jedoch recht massiv und groß gebaut. Da die Maschine aber aus den frühen 80er Jahren stammt, ist das vielleicht sogar normal. Aus Neugierde habe ich dann einen 40µF Kondensator angeklemmt und der Motor lief mit voller Drehzahl und Drehmoment an. Er war nur sehr laut und wurde entsprechend warm. Da ich den alten Kondensator voreilig entsorgt habe habe ich nun ein paar Fragen: wieso reicht der Betriebskondensator nicht aus? War der alte Kondensator eine irgendwie geartete Kombination aus Anlass- und Betriebskondensator? Wie kannt ich automatisch aber recht simpel ein Anlaufrelais herstellen, damit ich mit den beiden Kondensatoren die Maschine wieder ordentlich in Funktion setzen kann? Gibt es Alternativen? Ich würde mich über jede helfende Antwort freuen. Mit Gruß Mike
Mach doch mal am Motor die Schutzkappe ab. Das klingt, als wenn dort ein Fliehkraftschalter verbaut ist, der nicht mehr richtig funktioniert.
Hallo Michael, danke für deine Antwort. Leider nein. Ich habe den Motor komplett zerlegt und neu gelagert. Da ist kein Fliehkraftschalter verbaut. Es gehen zum Motor U1, U2, Z1 und Z2 in Standardbeschlatung. Keine Kontroll- oder Steuerleitung. Mit Gruß Mike
Hat der Motor das Verhalten auch vor der Zerlegung gezeigt? Vielleicht mußt du nur die Anlaufspule umpolen.
Ja, hat er. Daher habe ich mir ja zunächst den neuen Kondensator mit identischem Wert geholt. Und da der Motor Lagergeräusche machte, habe ich ihn bei der Gelegenheit auch gleich neu gelagert. Beim Vorbesitzer hingegen lief er, nach meiner Erinnerung auch noch mit normaler Drehzahl. Auch bei mir müsste er noch 2-3 Mal ordentlich gedreht haben. Nun Dreht er nur noch mit der Nenndrehzahl, wenn ich ihn mit 40µF betreibe. Aber wie gesagt, dann wird er sehr laut und auch recht heiß. Vor- und Rücklauf funktioniert generell. Mit Gruß Mike
1-Phasenasynchronmotor stimmt erst einmal nicht. Der hätte nur eine Wicklung und auf dem Polschuh eine Hilfswicklung in Form einer Drahtschleife mit einer Windung. (so die übliche Bauform für kleine Motoren wie die Pumpen in Waschmaschinen) Der Motor ist wahrscheinlich ein Motor mit einer Hauptphase und einer Hilfsphase zur Bestimmung der Laufrichtung. Meistens sind beide Wicklungen sogar gleich ausgelegt, also ein Zweiphasenmotor. Beim Motor mit zwei Wicklungen sind beide Phasen meistens gleich, da dann eine problemlose Drehrichtungsumschaltung möglich ist. So etwas wird z.B. bei Rolladenmotoren verwendet. Kann es sein, dass der Kondensator schon von vornherein den falschen Wert hatte? (so etwas kommt nach Reparaturen vor)Allerdings scheinen die 12 uF schon zu stimmen. Bei ordentlicher Wicklung hat der Motor mit falschem C zwar geringes oder kein Anlaufmoment, wenn er aber auf Drehzahl gekommen ist, läuft er auch mit nur einer einzelnen gespeisten Phase ordentlich. Gerade im Leerlauf nimmt er nicht wesentlich mehr Strom auf wenn er die Nenndrehzahl erreicht hat als mit richtigem C. Das geringe Drehmoment und die schnelle Erwärmung spricht eher dafür, dass eine der beiden Wicklungen Windungsschluss hat.
Ist der Kondensator richtig neu? Und du brauchst vor allem einen, der immer angeschaltet sein darf. Also nicht nur zum Anlaufen. Mach dich da mal schlau. Kannst du die Kapazität messen?
Es ist ein neuer Motorenkondensator vom großen C (441633 - 62). Somit hoffe ich, dass die Kapazität stimmt. Ich werde es gleich mal messen. Gruß Mike
Schmeiss den Motor raus und mach nen richtigen Drehströmer mit FU rein. Kostet in dieser Leistungsklasse nur schmales Geld und du die Arbeit mit der Maschine macht wieder Spass. Beim Gewindeschneiden z.B. will ich das nicht mehr missen.
> wieso reicht der Betriebskondensator nicht aus? Üblicherweise haben Drehmaschinen 2 Kondensatoren, einen Anlaufkondensator (der weit mehr Leistung bewirkt als im Dauerbetrieb erlaubt) und einen Betriebskondensator, und können in der Drehrichtung geändert werden. http://www.allaboutcircuits.com/vol_2/chpt_13/9.html (Capacitor-run motor induction motor) > War der alte Kondensator eine irgendwie geartete > Kombination aus Anlass- und Betriebskondensator? Nach deiner Aussage ja nicht. > Wie kannt ich automatisch aber recht simpel ein > Anlaufrelais herstellen, Die Drehbänke machen das mit einem Fliehkraftschalter. Das ist einfach und koppelt genau dann aus, wenn der Motor angelaufen ist. Natürlich geht auch ein Zeitrelais. Ich hätte mich nicht damit beschäftig, den Motor neu zu lagern, sondern gleich einen neuen, echten Drehstrommotor mit zusätzlichem Frequenzumrichter besorgt, meist ist die Bauform und Flanschmasse geeignet und er bringt auf die Ansteuerungsart eine höhere Leistung bei gleicher Grösse.
Ach, wenn das eine Drechselbank ist, dann ist die Drehzahl unwichtig. Und mit Wechselriemen an einer Mechanikerdrehbank auch.
Vielen Dank für die Hinweise, aber ich würde gerne zunächst dieses Problem lösen. Denn die Maschine hat ja anscheinend einige Jahre gut getan und hat mittlerweile schon fast historische Qualitäten. Eine FU habe ich hier noch rumliegen. Aber es kommt erst ein Drehstromer rein, wenn es gar nicht anders geht. Und ich würde dieses Problem auch gerne verstehen. Ausweichen kann man dann immer noch. Also, wenn ich eine Hilfsschaltung gefunden hätte, dann wäre das Problem schon gelöst. Aber da war und ist nichts. Es sei denn, der Kondensator hätte sowas intern gehabt. Es gingen nur 2 Adern aus dem Elko heraus. Der Motor ist beschaltet wie aus dem Lehrbuch, die Richtungswechseschaltung wird über einen recht komplexen Drehschalter mit 3 Rastungen realisiert. Wie könnte ich ein zeitgesteuertes Anlaufrelais realisieren? Hat einer von euch evtl. hierfür einen Schaltungsvorschlag? Ich habe zwar schon fertige Lösungen gefunden, aber x>50€, dann wäre ein Drehstromer tatsächlich sinnvoller. Gruß Mike
Hi! bei einem Wechselstrommotor mit Hilfswicklung haben die Wicklungen unterschidliche Widerstände. Die Hilfswicklung hat meistens deutlich mehr Widerstand. An U1/U2 kommt direkt L1/N. Über die 12µ wird Z1 mit L1 verbunden und Z2 kommt ebenfalls an N. Wenn du die beiden Wicklungen vertauscht haben solltest kommt das Ding nicht auf Leistung, müsste aber trotzden Nnenn erreichen. Wenn nichts vertauscht wurde und es mit 40µ geht spricht das für Wicklungs oder Masseschluß der Hilfswicklung. Du kannst ja gerne mal Iso gegen PE und bei entfernten Brücken auch U gegen Z messen, aber ich befürchte du brauchst einen neuen Motor. Viel Erfolg, Uwe
Hallo Uwe, vielen Dank für deine Hinweise. Sie waren zielführend. Leider hat der Motor im Anschlusskasten keine Brücken. Das wird alles in einem recht kompliziert aufgebauten Drehschalter gesteuert. Auf deinen Hinweis hin habe ich die Wicklungen nochmals vermessen und musste feststellen, dass da was nicht stimmte. Da der Schalteraufbau weiterhin nicht 100%ig klar ist, musste ich das Ganze rückwärts aufziehen und die Schalteigenschaften ermitteln. Nun habe ich die Standardbeschaltung eines Kondensatormotors wieder hergestellt. Der Motor nun wieder in beide Richtungen mit 12uF und ist wunderbar leise und schwingungsarm. Nochmals vielen Dank. Mit Gruß Mike
Ich habe schon neuere Motoren gesehen, die den Anlaufkondensator mit einem Stromrelais schlaten
Braucht man aber nur für erschwerte Anlaufverhältnisse.
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