Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Beruf und Fortbildung


von Embedded µC (Gast)


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Hallo,

nach ein paar Jahren im Job als Embedded Entwickler würde mich mal 
interessieren, wie es bei euch so aussieht mit der Fortbildung neben dem 
Beruf.

In unserer Firma werden im Mehr-Monatstakt oft Projekte aus dem Boden 
gestampft, die vom Umfang weitaus länger brauchen, was oft dazu führt, 
dass:

a) keine Dokumentation erstellt werden, womit ich nun nicht die 
Kommentare jeder Quelltextzeile meine, sondern in Zusammenarbeit mit 
unserem Kontraktor am Ende das von uns bezahlte Produkt nicht 
dokumentiert wird. Softwarepflege wird so schwer, so dass die 
Abhängigkeit zu einer Person entsteht.

b)von uns keine anständigen Pflichtenhefte erstellt werden - kostet ja 
nur "unnötig" Zeit, so dass während des Projekts 10x mehr Zeit 
verbraucht wird als es nötig wäre, wenn man diese Zeit am Anfang 1x 
investieren würde.

c)der Chef in der Abteilung keinen Wert auf Fortbildung legt, weil er 
den höheren Managern einfach liefern will, statt langfristig zu denken 
und die Nachteile seines gegenwärtigen Handels endlich mal erkennt.

d) er sich auf unseren Kontraktor verlässt, wodurch bei uns Fachwissen 
nicht oder zu wenig entwickelt wird.

Folge: ich sitze privat sehr viel am Schreibtisch, um rund um das Thema 
embedded fit zu bleiben, denn der Markt wartet nicht auf die Fehler des 
Chefs. Themen gehen von AVR über ARM bis embedded Linux, sowie externe 
Peripherie.

Klar, man sollte wechseln, nur blöd, wenn es anderswo auch nicht 
unbedingt besser aussieht, zumal Dienstleister ja gute Jobs oft 
wegschnappen, die die gutbezahlte derzeitige Stelle noch im Negativen 
toppen könnten. Das der Fachkräftemangel mehr eine Lüge als die Wahrheit 
ist, ist ja nun oft genug diskutiert worden, dass der Kompromiss da oft 
die bessere Lösung sein kann, ist sicher auch ein Argument.

Wie macht ihr das? Ich meine, mein Beruf ist in jungen Jahren mein Hobby 
gewesen, deshalb sitze ich auch gerne privat und bastel. Das notwendige 
Maß, um Morgen nicht vom schnelllebigen Markt überholt zu werden, wird 
aber oft überschritten, leider. Und halbwegs humane Arbeitsumgebungen, 
wie ich sie noch habe, sind ja leider heute schon Luxus, oder doch 
nicht?


Soll kein Jammerthread werden, mich interessiert nur mal eure ehrliche 
Meinung, wie sieht's bei euch aus? Kommt bei euch das Privatleben auch 
zu kurz und ist das eine Zeiterscheinung der Globalisierung, oder habt 
ihr bessere Bedingungen, wo Familie mit einem Entwicklerjob vereinbar 
ist?

Bei mir hat das Privatleben jedenfalls schon mächtig gelitten, wobei ich 
jetzt sicher einige Jahre etwas wegstecken kann, nur langsam reicht's.

Freue mich auf eine (hoffentlich höfliche) Diskussion ;-)

von Viktor N. (Gast)


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Ja. Gewurstelt wird ueberall. Ja. Weiterbildung muss man leider privat 
machen. Und ja. Man wird mit den Jahren von der Technologie ueberrollt.
Den externen Kontraktor zu beneiden ist uebrigens fehl am Platz. Der hat 
zu viele unbezahlte Stunden ... kenn ich.

Familienleben ... nicht optimal. Zumindest ist die Arbeit nicht Schicht, 
auch nicht am Wochenende.

von Viktor N. (Gast)


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>Also Schicht ist für die Jungen halt ein Problem, wg Party und so! Aber für die 
Papis weniger!

Schicht ist nicht so optimal fuer ein Familienleben. Ja. die Kohle nimmt 
man. Da muss man dann abwaegen, ob mehr Kontakt, oder mehr Geld besser 
fuer das Familienleben ist.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hallo zurück, Embedded µC,

was hindert Dich am Schreiben eines eigenen Pflichtenhefts?
Dass sich die Investition an Zeit mehrfach auszahlt gegenüber einem 
Gewurschtel, wo niemand mehr weiß, was wann vereinbart wurde und was 
nachträglich noch beauftragt, das wissen wir doch beide.

Also muss da ein Hindernis sein.

Ist es in Deiner Branche ähnlich wie es in meiner speziellen war - 
fühlte einer vor, ob wir Arbeit für ihn hätten, hieß es gleich "ach, von 
dort!"
Ein schlechter Ruf des Arbeitgebers, die Du ihn beschreibst, färbt auf 
die Arbeitnehmer ab - zum Nachteil beim Wechsel. Da hilft das Argument: 
"Ich habe Pflichtenheft geschrieben, ich wurde gebremst."

Ciao
Wolfgang Horn

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