Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Android Handy/Tablet als Bedienfeld?


von Wusel D. (stefanfrings_de)


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Könnt ihr euch vorstellen, in ernsthaften Anwendungen, ein Android Handy 
oder Tablet als Bedienfeld einzusetzen?

Offensichtlich sind Android Tablets in geringen Stückzahlen einfacher 
und preisgünstiger zu haben, als industrielle Touch-Screens. Korrigiert 
mich bitte, falls ich da im Irrtum bin.

Ich denke da an eine X-beliebige Steuerung auf Basis von 
Mikrocontrollern oder größeren Computern, die per Ethernet-Adapter oder 
USB mit dem Android Device verbunden sind. Auf dem Android Device läuft 
dann ein Web-Browser oder eine App, mit der man die Anlage konfigurieren 
und bedienen kann.

Soweit ich mir das Android SDK und konkrete Geräte angesehen habe, 
scheint es die nötigen Voraussetzungen zu erfüllen. Einige Modelle 
unterstützen Ethernet Adapter und USB-UART Adapter werden schon durch 
den Linux Kernel sowie der serial-port API unterstützt.

Die Alternativen Bluetooth und WLAN werden schon von Anfang an 
unterstützt, eignen sich nach meiner Einschätzung allerdings wegen der 
Funkstrecke nicht für produktiven Einsatz.

von anderes ich (Gast)


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Das ist keine neue Idee:

http://www.datron.de/dyn/produkte/dental-cam/datron-d5.html

Fräsmaschine, gesteuert über iPad.

von Wusel D. (stefanfrings_de)


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Ja genau, an solche Anwendungsfälle dachte ich. Ist Android langzeit 
stabil? oder muss man Android Geräte (mit korrekten Apps) regelmäßig neu 
starten, wie man das von Windows 95 her kennt?

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Die Überlegung kommt mir sehr bekannt vor, ich möchte so was in der 
Haussteuerung einsetzen. Industriell aber sehe ich das sehr kritisch.

Nachteilig ist an den Tablets, dass
- die Peripheriefunktionen über USB nachgerüstet werden müssen
- Feldbusse wie CAN oder Profibus gar nicht verfügbar sind
- entsprechende Anwendungen für Android kaum oder gar nicht existieren 
(gängig ist m.W. nach wie vor Windows, in Grenzen auch Linux)
- die Tablets nicht auf Industriebedingungen ausgelegt sind (weder 
Temperaturbereich noch Lebensdauer noch ggf. Rüttelfestigkeit)
- es keine gängigen Gehäuse für die Montage an der Maschine gibt
- Nachlieferung und Service schlecht bis nichtexistent sind

Gangbar wäre es vielleicht, ein Allwinner-Board und den Touchscreen 
separat zu nehmen, darauf ein Linux zu installieren und das in ein 
vernünftiges Gehäuse zu packen. Billig wird das aber nicht, vor allem 
deswegen, weil du den SoC darin dann gleich endbevorraten kannst - d.h. 
so viel auf Lager legen, dass du deine Kunden die nächsten 10-20 Jahre 
versorgen kannst. Die IC-Lieferanten im Consumer-Bereich dürften 
keinerlei Hemmungen haben, ihre Teile nach einem bis zwei Jahren wieder 
abzukündigen. Und mit den bescheidenen Industriestückzahlen bist du für 
sie so uninteressant, dass sie gar nicht mit dir reden werden.

Die Kosten einer solchen Aktion (mindestens im sechs-, eher im 
siebenstelligen Bereich) dürften durch die Einsparungen an der Hardware 
(einige 100 EUR je Gerät) vermutlich nicht kompensiert werden. Da muss 
man schon einige 1000 Geräte verkaufen, bis sich das rechnet.

Max

von Wusel D. (stefanfrings_de)


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> Nachteilig ist ... dass ...die Peripheriefunktionen über USB
> nachgerüstet werden müssen

Vor vielen Jahren hätte ich beim Wort USB noch gekotzt, aber das ist 
lange her. Hast Du mit USB negative Erfahrungen gemacht?

> entsprechende Anwendungen für Android kaum oder gar nicht existieren

Die will ich ja selbst schreiben. Das müsste ich jedem anderen Displays 
auch mehr oder weniger machen. Das Android SDK ist anders and Windows 
und Linux GUI's. Allerdings wird sehr bald das QT Framework für Android 
heraus kommen. Es verspricht weitgehend gleiches Feeling für alle drei 
Betriebsysteme. Mal sehen, inwiefern die ihre vollmundigen Versprechen 
einhalten.

> Nachlieferung und Service schlecht bis nichtexistent sind

Andererseits würde man von der Flexibilität profiteren, dass man 
jederzeit ein anderes Tablet nehmen kann. Man müsste natürlich den 
Einbaurahmen entsprechend flexibel gestalten.

> Die IC-Lieferanten im Consumer-Bereich dürften keinerlei Hemmungen
> haben, ihre Teile nach einem bis zwei Jahren wieder
> abzukündigen. Und mit den bescheidenen Industriestückzahlen bist
> du für sie so uninteressant, dass sie gar nicht mit dir reden werden.

Genau das ist ja mein Problem. Wenn ich ein Gerät ein oder zweimal für 
einen Kunden herstelle, dann erwartet er für alle Ewigkeit 
Reparaturservice, den ich aber mangels Verfügbarkeit diverser 
Spezial-Bauteile nicht bieten kann. So ein Tablet wäre aber relativ 
leicht durch ein anderes austauschbar.

Nicht, dass ich Produzent wäre - ist nur eine theoretische Überlegung 
für mich.

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