Forum: Platinen Erfahrungen mit LPKF ProtoMat S63


von Mario M. (Gast)


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Hoi Zäme,

wir sind ein kleines Elektroniklabor in Zürich und haben nus seit knapp 
2 Jahren eine LPKF ProtoMat S63 mit Zubehör in Betrieb. 
(Gesamtkaufkosten damals: ca. 28'000 CHF)

Die Maschine läuft täglich und hat bisher ca. 500+ PCBs gefräst.
In diesem Beitrag möchten wir unsere Erfahrungen teilen, weil ohne 
Feedback funktionieren Regelsysteme nicht so gut.

Die Mechanik der Fräsmaschine ist gut. Unsere erste Spindel hat nach ca. 
20'000 Schliesszyklen (automatischer Werkzeugwechsel) zwar den Geist 
aufgegeben, aber sie wurde durch LPKF auf Garantie getauscht und nun 
funktioniert die Sache wieder.
Auch allgemein macht die Maschine einen soliden Eindruck, was die 
Präzision betrifft.

Leider, leider hingegen ist die Software und der Support von LPKF 
grottenschlecht.

Die Software ist schlicht und einfach nicht gut programmiert. ("LPKF 
CircuitPro") Das kann man nun wirklich als Banana-Ware (reift beim 
Kunden) bezeichnen.
Sie hat relativ viele Bugs und die Maschine/Software ändert alle paar 
Monate scheins zufällig wichtige Konfigurationsparameter, sodass man das 
ganze System neu aufsetzen muss. Die Bedienung ist deshalb sehr 
nervtötend.
Im Moment haben wir zum Beispiel seit knapp drei (!) Wochen ein 
plötzlich aufgetauchtes Problem mit der Frästiefeneinstellung, das LPKF 
noch nicht lösen konnte.
Auch sonst ist die Software nicht gut programmiert. Wichtige Funktionen 
oder "Stop"-Knöpfe funktionieren sporadisch nicht etc. und wir brauchten 
zu Beginn Monate, um alle Bugs und Einzelheiten in den Griff zu kriegen. 
(Unser Labor-internes "LPKF-ToDo"-Sheet ist schon zwei A4-Seiten 
lang...)

Das alles ginge ja noch, wenn LPKF wenigstens einen fähigen Support 
hätte (Bugtracker o.Ä.). Leider stossen wir bei der Firma immer wieder 
auf taube Ohren und die Software entwickelt sich kaum.
Beziehungsweise werden mit jedem Update neue Bugs eingepflegt und 
wirklich wichtige Probleme werden irgendwie nie addressiert (wie auch - 
das Kundenfeedback fehlt!)
LPKF weigert sich, einen direkten Kundenkontakt herzustellen, wir müssen 
alles über den Schweizer Importeur abwickeln, was sehr mühsam ist und 
jeweils sehr lange dauert.

Alles in Allem würden wir die Maschine nicht mehr bei dieser Firma 
kaufen, schlicht weil man als Kunde ein bisschen im Regen stehen 
gelassen wird und die Bedienung ein unglaublicher Schmerz ist.

Dieser Beitrag soll lediglich unsere Erfahrungen wiederspiegeln und 
sonst nichts.

Lieben Gruss!
Mario

von Bürovorsteher (Gast)


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28.000 CHF + Bedienpersonal + dauernder Ärger und max. doppelseitige 
Leiterplatten ohne Durchkontaktierungen und 500 gefertigte Platten 
(wahrscheinlich darunter viele gleichartige) sprechen eindeutig gegen 
die Anschaffung einer solchen Maschine.
Gibt es bei euch in der Schweiz keine preiswerten Lp-Hersteller, die 
euch das in professioneller Qualität ohne Layoutbeschränkungen machen?

Mein Tipp: Verkauf das Ding und mach den Weg in die Zukunft frei.

Meine Firma ist noch kleiner als deine. Ich habe nie darüber 
nachgedacht,
was natürlich u.a. dem Umstand geschuldet sein kann, dass 
Zweilagenplatten ohnehin meist nichr reichen.

Ich hoffe, dass deine Anmerkungen von der Fachwelt zur Kenntnis genommen 
werden.

von Mario M. (Gast)


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Hallo,

Unsere 500PCBs waren zwar alle verschieden, aber ich kann die 
Beweggründe für so eine Maschine schon verstehen. Für schnelles und 
einfaches Prototyping ist sie (im Prinzip - nicht in der 
herstellerspezifischen Implementierung) geeignet. Das Wichtige ist hier 
Schnelligkeit - wenn die Maschine einen guten Tag hat, hat man ein 
gängiges PCB innert 0.5-2h gefräst, je nach Grösse.

Unsere Situation ist etwas speziell; Wir sind ein Labor an einer Uni und 
betreiben (neben unserem Eigenbedarf) einen kleinen, günstigen 
PCB-Service für Studenten an der Hochschule und konnten mit der Uni 
einen Deal schlagen, weshalb wir uns so eine Maschine leisten konnten.
So konnten wir unsere Ätzanlage durch diese Kiste ersetzen, was schon 
ein beträchtlicher Gewinn ist. Und für studentische Projekte und 
hochschulmässiges Prototyping reichen zwei Lagen oft. Und als Student 
kann man auch die Durchkontaktierungen noch gut mit Draht machen ;-)

Gruess!
Mario

von Mario M. (Gast)


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Hallo zusammen,

Kleines Update:
LPKF hat diesen Thread erstaunlicherweise doch auch schon entdeckt ;-)

Sie haben uns gestern angerufen und konnten per Fernwartung nach knapp 
2h das Problem mit der Fräsertiefeneinstellung und ein paar andere 
Kleinigkeiten beheben. ==> Danke dafür!

Der Grund für das sporadische Vergessen von Konfigurationen ist (gemäss 
LPKF), weil wir eine der Ersten Maschinen dieses Typs haben (S63). 
Neuere Software-Updates behandeln anscheinend gewisse Parameter etwas 
anders, als es für unsere Maschine sein sollte...

Aber schön, dass es mit dem Support doch noch geklappt hat. Auch wenn es 
ein zäher Weg bis dahin war.

Herzlichen Gruss aus der Schweiz!
Mario + Team

von Bürovorsteher (Gast)


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Warum reagieren manche Firmen erst, wenn man es öffentlich macht?
Schlechter Stil.

von René B. (reneb)


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Es geht auch noch schlechter:
Man reagiert nicht, selbst wenn man es öffentlich macht. Genannt sei da 
mal Colinbus, die es immer wieder schaffen zusammen mit Elektor zu 
locken und dann die Besitzer der Maschinen im Regen stehen zu lassen.

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