Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Festplatten-Shutter


von Max T. (charmquark)


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Hey zusammen,

ich möchte folgenden Shutter bauen:
http://optics.ph.unimelb.edu.au/atomopt/shutter/shutter.html
Ich wollte den Schaltplan aus Urheberrechtlichen Gründen lieber nicht 
hier hochladen, er befindet sich jedoch auf der o.g. Seite ziemlich 
mittig.

Auf der Seite ist beschrieben, wie man aus dem Lesearm einer Festplatte 
einen schnellen Shutter bauen kann. Mit einer LMD18200 H-Brücke wird 
beim öffnen und schließen des Shutters der Strom durch die Spule des 
Lesearms umgekehrt und der Arm somit ziemlich schnell ausgelenkt.

Was mich gerade nur daran stört, ist, dass wenn der Lesearm für längere 
Zeiten in Ruhelage liegt, trotzdem kontinuierlich ein großer Strom 
fließt. Könnte man durch nicht allzu aufwendige Änderungen den Strom 
beim Umschalten beispielsweise erhöhen und in der Ruhelage auf ein 
Minimum verringern, etwa durch PWM an MOSFETS irgendwo zwischen Spule 
und Spannungsquelle? Ich will ungerne dauernd ein paar Watt durch die 
Spule fließen lassen, da er ununterbrochen angeschaltet sein soll, aber 
nur ein paar mal am Tag (unkalkulierbar) öffnen und schließen soll.

Schöne Grüße,
Max

von Max T. (charmquark)


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Upsala, habe gerade erst gesehen, dass die H-Brücke ja einen PWM Eingang 
hat. Damit hat sich meine Frage wohl erledigt ;)

von Stefan (Gast)


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> Könnte man durch nicht allzu aufwendige Änderungen den Strom
> beim Umschalten beispielsweise erhöhen und in der Ruhelage auf
> ein Minimum verringern.

Auf der Webseite ist doch darunter im Absatz "How does it work?" der 
Konstruktion eine entsprechende Schaltung! Die gibt zum Umschalten 
kräftige Impusle ab und lässt danach einen geringen Haltestrom fließen. 
Das steht auch so im Text und ist sogar mit einem Oszilloskop-Bild 
belegt.

von Max T. (charmquark)


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Das stimmt natürlich. Daran habe ich irgendwie garnicht gedacht. Danke 
Stefan!

Ich weiß nicht, was ich für einen Kondensator für C4 nehmen soll. Es 
soll ein bipolarer 220mu Kondensator sein. Ich habe leider noch nie 
einen bipolaren Kondensator benutzt und habe keine Ahnung nach was ich 
überhaupt suchen soll. Ich bestelle bei rs-online und habe schon nach 
'bipolar' und in den Kategorien der verschiedenen Kondensatorentypen 
gesucht, aber ich finde nichts mit 220mu bei dem ich eindeutig 
identifizieren kann, dass sie bipolar sind. Kann mir jemand einen Tip 
geben, wonach ich suchen soll? Google hat mir nicht viel weitergeholfen.

Vielen Dank und schöne Grüße,
Max

von MaWin (Gast)


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> Könnte man durch nicht allzu aufwendige Änderungen den Strom
> beim Umschalten beispielsweise erhöhen und in der Ruhelage auf ein
> Minimum verringern, etwa durch PWM an MOSFETS irgendwo zwischen Spule
> und Spannungsquelle

Ja, kann man, und vielleicht ist PWM nicht unbedingt die Lösung,
schliesslich führt das zu Störungen und Vibrationen.

Die Voice Coil hat eine maximale Verlustleistung, es darf also
nur ein bestimmter maximaler Strom hindurchfliessen.
Aber sie ist thermisch träge, man darf also einerseits kurzzeitig
einen höheren Strom hindurchfliessen lassen.
Andererseits hängt die Geschwindigkeit mit der sich das Magnetfeld
Aufbau von der Spannung ab.
Also wäre es klug, in den Umschaltmomenten eine sehr hohe Spannung 
anzulegen (innerhalb der Isoliermöglichkeit der Spulendrahtes) der
sich dann schnell abbaut und zu einem kleinen aber ausreichenden
Haltestrom führt.

Aber der Hauptaugenmerk sollte auf den shutter fallen, ein schweres
grosses Aluteil wie der Kühlkörper ist nicht unbedingt schlau,
leichter geht schneller.

Das muss man nicht mit einem sauteuren LMD18200 machen, man muss
es auch nicht mit PWM steuern. Beispielsweise hilft ein Kondenstaor
den hohen Strom zu lkeioten und ein Widerstabnd begrenzt trotz
der hohen Spannung auf einen niedrigen Strom

                     hohe Spannung
                          |
                      +-------+  +--C--+
Steuereingang --+-----|       |--+     +--Voicecoil--+
                |     |Treiber|  +--R--+             |
                +-|>o-|       |----------------------+
                      +-------+

Wie hoch die hohe Spannung, wie klein der Widerstand R,
welche Kapazität der Kondensator C haben muss, hängt stark
von der Masse ab, die die voice coil bewegen muss, es nützt
nichts mit einer sauhohen Spannung den Strom schneller
steigen zu lassen als sich der Arm bewegen kann, oder
den Kondensator grösser zu machen als der Arm an Energie
braucht um den Umschwung zu machen oder den Haltestrom höher
zu machen als zum Halten erorderlich. Daher ausprobieren,
es werden ein paar uF sein (Motorkondensator bipolar Folie)
und um 1k bei 12 bis 100V.

von Max T. (charmquark)


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Vielen Dank, MaWin, für die ausführliche Antwort! Jetzt habe ich einiges 
besser verstanden.
Leider stehe ich bei dem Kondensator immernoch vollkommen auf dem 
Schlauch. Ich habe bei den Folienkondensatoren gesucht, aber alle mit 
220uF kosten 80€ aufwärts. Meintest Du mit "ein paar uF" wirklich nur 
ein paar uF, also << 220uF?
Jedenfalls habe ich folgenden bipolaren Alu-Elko gefunden:
http://de.rs-online.com/web/p/aluminium-elektrolytkondensatoren/2155764/
Ist dieser Typ von Kondensator für diese Anwendung geeignet?

Schöne Grüße,
Max

von Stefan (Gast)


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Bipolare Kondensatoren findest Du bei Bauteilen für Lautsprecher 
Frequenzweichen. Notfalls kann  man auch zwei normale Elkos entgegen 
gesetzt in Reihe schalten.
1
   +  -  -  +
2
o---||----||----o

von MaWin (Gast)


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Die Kapazität muss nur ausreichen, um der Masseträgheit des Armes zu 
entsprechen, und die soll ja gering sei. Ein paar uF sollten es also 
tun, gibt es als Motorkondensator für hohe Spannungen oder als 
Frqeunzweichenkondensatoren für kleine Spannungen oder als 
Folienkondensatoren für noch kleinere Spannungen.

von Max T. (charmquark)


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Vielen Dank für die Hilfe, ich werde das mal mit den zwei normalen Elkos 
probieren und mal ein bischen rumspielen wie diese dimensioniert sein 
sollten.

von der Fu (Gast)


Angehängte Dateien:

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Die Diskussion ist zwar schon ein wenig her, aber eventuell stolpern 
auch andere als ich darüber. Ich habe solch einen Shutter gebaut und 
gemessen. Tatsächlich stimmt das oben geschriebene meiner Erfahrung nach 
nicht wenn man wirklich schnell werden will.
1) Ein normaler Elko ist zu langsam. Man möchte schließlich inerhalb von 
ein paar Mikrosekunden Strom schieben. Was meiner Erfahrung nach helfen 
kann ist mehrere Kondensatoren parallel zu schalten: große langsamere 
und kleine schnellere. (Erklärung siehe Punkt 2)
2) Man braucht den Kondensator nicht nur, um den Arm zu beschleunigen, 
sondern erstmal um den Strom aufzubauen. Obwohl Festplatten eine Spule 
mit Luftkern haben, reicht die Induktivität um den Stromaufbau zu 
verhindern. Daher ist erstmal eine hohe Spannung nötig, um die 
Induktivität zu besiegen. Fließt der Strom dann erstmal, reicht ein 
langsamerer Kondensator, der nicht die volle Spannung treiben kann, um 
den Arm zu beschleunigen.
3) Die Spannung ist entscheidend. Je höher die Spannung, desto leichter 
lässt sich der Strom prügeln...

Noch eine Anmerkung: der Stromfluss dürfte einigermaßen proportional zum 
Magnetfeld sein, das ist dann proportional zur ausgeübten Kraft. Man 
möchte aber shuttern, sprich der Arm soll sich bewegt haben. Dafür muss 
man zweimal integrieren (F~d/dt(d/dt(x))). Dazu kommt, dass der 
Stromfluss durch die Spule auch noch verzögert stattfindet (siehe Punkt 
2), weshalb dieses Design nicht viel weiter hinab als 1ms delay reichen 
dürfte.

Ach und eh ich es vergesse: Die Spannung über C4 entspricht zum 
Zeitpunkt der Schaltens der doppelten Versorgungsspannung (Ja, im Bild 
sind das dann kurzzeitig 100V!). Und power im Bild ist die Laserleistung 
auf einer Photodiode geshuttert durch den Arm...

von Pandur S. (jetztnicht)


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Man muss die Laserleistung ja nicht auf einem bewegten Kuehlkoerper 
verbraten, sondern kann sie ja mit einem kleinen bewegten Spiegelchen 
auf einen festen Absorber lenken.

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