Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lorentzaktuator


von Peter K. (Gast)


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Hallo,

ich hätte mal eine Verständnisfrage bezüglich des Lorentzaktuators der 
in Festplatten zum Bewegen des Lese/Schreibkopfes eingesetzt wird.

Soweit ich weis arbeiten diese, wie der Name schon sagt über die 
Lorentzkraft:
F = (I*l)xB

Realisiert ist dieser mit einer Spule, welche sich zwischen zwei 
Neodynmagneten befindet.

Hier meine Frage:
Wenn die Stromrichtung auf der 1. Seite "positiv" gerichtet ist, so muss 
sie auf der anderen Seite ja wieder "negativ" sein.
Dadurch hebt sich die Kraft im Mittel über die Spule ja eigentlich auf, 
da der Strom der auf der einen Seite zufließt, auf der anderen ja wieder 
abfließt.
Muss man für diesen Zweck eine andere Gleichung ansetzen oder wird hier 
in irgendeiner Weise getrixt, zB über ein inhomogenes Magnetfeld?

lg Peter

von Bitflüsterer (Gast)


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Die Stromrichtung ist an sich nicht durch die Begriffe "positiv" oder 
"negativ" charakterisiert. Vielmehr fliesst der Strom in die Spule 
hinein oder daraus hinaus.

Man könnte nun durchaus einen in die Spule hineinfliessenden Strom als 
"positiv" bezeichnent und folgerichtig einen "negativen" 
herausfliessenden Strom erhalten. Dann wäre ein festzulegender 
"Nullpunkt" in der Spule.

Dennoch fliesst der Strom durch die gesamte Spule immer in die selbe 
Richtung und erzeugt über deren gesamte Länge ein stets in die selbe 
Richtung orientiertes Magnetfeld.

von Bitflüsterer (Gast)


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Irgendwie befriedigt mich die Antwort selbst nicht.

Es gibt nämlich bei der Analyse von Netzwerken durchaus den Fall, das 
man Ströme in mathematischen Ausdrücken, welche diese Netzwerke 
beschreiben mit negativem oder positiven Vorzeichen versieht.
Zur Erinnerung: Das beruht auf der Regel, das die Summe der in einen 
Knoten hineinfliessenden Ströme gleich der Summe der hinausfliessenden 
Ströme ist.

Nimmt man mal an, das es einen Knoten gibt, in den genau ein Strom I1 
hineinfliesst und genau ein Strom I2 herausfliesst, so gilt nach dieser 
Regel: I1 + I2 = 0. Umgestellt ergibt das I1 = -I2 aber es gilt ebenso 
I2 = -I1. Dennoch hat sich an der tatsächlichen Stromrichtung nichts 
geändert, in dem ich die Formel umstelle. Das sind nur mathematische 
Operationen.

Bei einer Spule und dem erzeugten Magnetfeld ist alleine die Richtung 
des Stromes in Bezug auf den Leiter wichtig und wie sich das Magnetfeld 
dadurch verändert, das die Spule aufgewickelt ist. Selbst wenn man einen 
Knoten irgendwo auf der Länge der Spule in dem Leiter definiert, ändert 
sich die Richtung des Stromes nicht.

Das festlegen eines Knotens in der Spule ist ja nur eine mentale, eine 
abstrakte Operation - sozusagen Phantasie.

Ob Du nun also den Strömen eine Eigenschaft "positiv" oder "negativ" zu 
sein zuordnest und das in Relation zu einem irrealen Knoten in der Spule 
ändert an den physikalischen Gegebenheiten garnichts.

Man kann also nicht sagen, das es so etwas wie einen "negativen" oder 
"positiven" Strom überhaupt nicht gibt. Andererseits muss man aufpassen 
in welcher Situation man diesen Begriff anwendet. Bei Netzwerkanalysen 
ist er nützlich. Bei der Betrachtung von Magnetfeldern von Spulen nicht.

von Frank M. (frank_m35)


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@Bitflüsterer:
Ich denke deine Erklärungen gehen zu 100% am Thema vorbei ^^
Strom ist definiert als Ladung pro Zeit. Es wird Ladung transportiert. 
Und daher hat der Strom eine Richtung. Genauso wie in einem Fluss Wasser 
Strömt, kann man sich vorstellen, dass in einem elektrischen Leiter 
Elektrizität/Ladung strömt. Was man nun als positiv und negativ 
definiert ist aber Definitionssache.
Natürlich ist die Verwendung von + und - des Threadstarters falsch, er 
hat damit eben die räumliche Richtung der Bewegung der Ladungsträger 
gemeint.

Mal von alle dem abgesehen, hat der Threadstarter recht.
Wäre eine Quadratische Spule in einem homogen Magnetfeld eingetaucht und 
es fließt Elektrizität, so würde, aufgrund der Lorentzkraft an jeder 
Seite eine Kraft, die Lorentzkraft, wirken. Die Kräfte zweier 
gegenüberliegenden Seiten heben sich aber gegenseitig auf, wie der 
Threadstarter selbst es schon erklärt hat.

Der Trick ist, dass die Magnete anders aufgebaut sind als der 
Threadstarter vermutet. Die Pole liegen nicht auf den gegenüberliegenden 
größten Flächen, sondern 'nebeneinander'. Man hat einen Linearmotor:
http://de.wikipedia.org/wiki/Linearmotor

edit: unter dem Begriff 'Voice coil' finden sich gute Erklärungen:
http://rack1.ul.cs.cmu.edu/rotaryvoicecoil/

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