Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Raspberry-PI IR-LED Schaltung


von Frederik (Gast)


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Ich möchte am Raspberry Pi B+ eine Infrarot-Leuchtdiode beteiben. Aber 
wie beschalte ich die? Da ich kein Elektrotechniker bin möchte ich hier 
meine Überlegungen zur Diskussion stellen. Ich möchte dabei etwas 
lernen. Meinem gefählichen Halbwissen traue ich nicht mehr, korrigiert 
bitte jeden Irrglauben. Erste Priorität hat natürlich, dass ich keine 
Bauteile zerschieße. Ich habe nämlich schon eine LED geschrottet.

01: Infrarot-Leds kann ich durch den Umweg über eine Digitalkamera / 
Handykamera leuchten sehen. Stimmts? Ich hab zwar auch einen 38Khz 
IR-Sensor da, aber eine, nicht durch meine eigenen Fehler korrumpierte, 
Rückmeldung ob die Schaltung funktioniert wär super.

02: Die GPIO-Ports des Raspberry-Pi B+ sind bei 3.3V bis 8mA ausgelegt. 
D.h. 5mA Belastung ist auf jeden Fall OK. Teilen sich die Ports diese 
Belastungsgrenze oder gilt sie für jeden einzelnen Port?
03: Die geregelte 3.3V Spannung ist zusätzlich bis zu 50mA belastbar. 
Das heißt 20mA Belastung ist auf jeden Fall OK.
04: Mein Netzteil liefert um die 5-5.5V mit 700mA.

Die Leuchtdiode ist die
1
TSAL 6200. UF=1.35V IF=100ma Ie=60mW/sr
. Die Strom-Spannungs-Kurve (Forward Current vs Forward Voltage) habe 
ich im Datenblatt gefunden.
05: UF-IF ist ein Punkt auf dieser Kurve. Aber was bedeutet dieses 
Wertepaar? Der optimale Betriebspunk, oder der maximale Betriebspunkt? 
Ab welcher Spannung leuchtet die LED?
06: Ie erscheint mir erst mal unwichtig zu sein.

07: Man sollte den Strom der an der Diode anliegt am einfachsten durch 
einen Vorwiderstand begrenzen, da die Strom-Spannungs-Kurve von LEDs 
nicht linear sind.
1
 0V ****************** Ug
2
 |                      |
3
 |  ****** ***********  |
4
 |    Ud        U1      |
5
 |                      |
6
 |   | /|    _______    |
7
 |___|/ |___|   R1  |___|
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 |   |\ |   |_______|   |
9
 |   | \|               |
10
 | TSAL 6200            |

08: Ug ist vorgegeben.
09: Id=I1=Ig ist vorgegeben (begrenzt durch die maximale Belastbarkeit 
der LED und der Spannungsquelle).
10: Ud kann man mit Hilfe von Id in der Strom-Spannungs-Kurve der LED im 
Datenblatt ablesen.
12: U1 = Ug - Ud
13: R1 = U1 / I1 = (Ug - Ud) / Id

Das ergibt konkret:
1
+--------+--------+--------+--------+--------+
2
|   Id   |   Ud   |   Ug   |   U1   |   R1   |
3
+--------+--------+--------+--------+--------+
4
| 0.005A |  1.15V |  3.3V  |  2.15V |430.0Ohm|
5
| 0.020A |  1.20V |  3.3V  |  2.10V |105.0Ohm|
6
| 0.100A |  1.35V |  3.3V  |  1.95V | 19.5Ohm|
7
| 0.005A |  1.15V |  5.5V  |  4.35V |870.0Ohm|
8
| 0.020A |  1.20V |  5.5V  |  4.30V |215.0Ohm|
9
| 0.100A |  1.35V |  5.5V  |  4.15V | 41.5Ohm|
10
+--------+--------+--------+--------+--------+

14: Daraus schließe ich jetzt, dass der Strom, bei einem Vorwiderstand 
>= 19.5Ohm bzw 41.5Ohm, nicht über 100mA steigt, die Spannung an der 
Diode nicht über Uf=1.35V steigt und mir die LED nicht abraucht.
15: Wenn ich die LED direkt am GPIO des Raspberries betreiben will, muss 
ich je nach Spannung einen Vorwiderstand >= 430Ohm bzw. >= 879Ohm 
verwenden. Aber das gilt auch nur, falls der aus dem 
Strom-Spannungs-Diagramm abgelsene Spannungswert über der Diode von 
1.15V bei 100mA halbwegs stimmt. Stimmt der? Ist dieser Wert kritisch? 
Reicht dann die Leistung noch für eine Übertragung aus? Vielleicht für 
erste Tests, direkt vor dem Empfangsgerät?
16: Generell erkenne ich noch, dass bei Verwendung der 5.5V die 
Genauigkeit der Widerstände unbedeutender ist als bei 3.3V. Allerdings 
sind die 5.5V im gegensatz zu den 3.3V ungeregelt. Für die 3.3V spräche 
auch das weniger Leistung verbraten wird, da die Spannungsregelung vom 
Raspberry PI B+ sehr effizient sein soll.

17: Also entscheide ich mich für maximal 20mA an der geregelten 3.3V 
Spannung des Raspberry PI. Dafür brauche ich eine Transistor-Schaldung.

18: Ich habe unter anderem einen BC547 den ich verwenden möchte.
1
 0V         0V 3.3V                  3.3V
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 |          |   |                     |
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 |             /                      |
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 |            /                       |
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 |           /                        |
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 |          |                         |
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 |          |                         |
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 |    *    _|_                        |
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 |    *   |   |                       |
10
 |    *   |   |                       |
11
 |  U2*   | R2|                       |
12
 |    *   |   |                       |
13
 |    *   |___|                       |
14
 |    *     |                         |
15
 |          |                         |
16
 |    *     |    *                    |
17
 |    *  ------- *                    |
18
 | Ube*    / \   *Ucb                 |
19
 |    * | /   \  *                    |
20
 |    * |/_    \ *                    |
21
 |    *  |     | * | /|    _______    |
22
 |_______|     |___|/ |___|   R1  |___|
23
 |                 |\ |   |_______|   |
24
 |                 | \|               |
25
 |                                    |
26
 |      ********* ****** ***********  |
27
 |         Uce      Ud        U1      |
28
 |                                    |

19: Der Verstärkungsfaktor (DC Current Gain) des BC548 liegt bei Vce=5V 
und Ic=2mA zwischen 110 und 800. Änder sich der Faktor bei kleinerer 
Collector-Emitter-Spannung und um Faktor 10 größeren Collector-Strom 
großartig?
20: Der Transistor muss in der Sättigung betrieben werden, also mit 
einem Basis-Strom der um den Faktor 5 bis 10 größer ist als allein durch 
die Verstärkung berechnet.
21: Bei den Vorgaben kann ich den benötigten Basis-Strom nur schätzen. 
Angenommen der Basis-Strom beträgt Ib=0.5mA und der 
Collector-Emitter-Strom Ice=20mA. Dann hätte ich bei einer Verstärkung 
von 110, also einen möglichen Collector-Strom von Ic=55mA, also eine 
Übersteuerung mit dem Faktor 3. Bei einer Verstärkung von 800 dann einen 
möglichen Collector-Strom von Ic=400ma, also eine Faktor 20 
Übersteuerung. Wär das so sinnvoll?
22: Die LED soll bei um die 40Khz betrieben werden. Schafft der 
Transistor das bei dem Basis-Strom?
23: Wie ergibt sich die Basis-Emitter-Spannung? Im Datenblatt habe ich 
die "Base-Emitter On Voltage" und die "Base-Emitter Saturation Voltage" 
gefunden. Ich denke mal, mich interessiert hier die "Base-Emitter 
Saturation Voltage", die aber bei unterschiedlichen Vorgaben von Ic und 
Ib, welche nicht auf meine Situation passen, um 200mV schwankt. Ich gehe 
mal von 700-800mV aus. Richtig?

24: Um den benötigen Basis-Strom von Ib=0.5 zu erreichen, muss ich den 
Widerstand
1
R2 = (3.3V-Ube)/Ib = (3.3V-0.7V)/0.00005A = 5200Ohm = 5.2KOhm
 wählen. Geht der Transistor kaputt, wenn ich einen 2KOhm Widerstand 
nehme?
25: Die Spannung Vce stellt sich laut Datenblatt zwischen 90mV und 600mV 
ein. Ich gehe von 100mV aus, dann bin ich zur Berechnung von R1 auf der 
sicheren Seite:
1
R1 = U1/I1 = (Ug-(Ud+Uce)) / Id = (3.3V-(1.2V+0.1V))/0.02A = 100Ohm
. Das erscheint mir irgendwie arg wenig?

von Pd G. (pdg)


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Nöö, du hast schon sehr gute Überlegungen angestellt.

1. jepp, funktioniert so, gute Idee

2. jeder Port-Pin kann die 8mA - solange der Gesamtstrom nicht über 
einer Grenze liegt, die ich auch erst nachschlagen müsste

3. richtig

4. aha

5. wo ist da ein Uf-If-Punkt? Aber erst mal ist das relativ egal, da 
sich der Betriebspunkt aus dem fließenden Strom ergibt.

6. ok

7. absolut richtig

8. jepp

9. auch richtig

10. absolut

11. haste vergessen :-)

12. joup

13. bisher alles richtig

14. joo, kann man so sehen

15. richtig. Im Wesentlichen stimmt der. Kritisch ist er bei Versuchen 
nicht wirklich.

16. sehr gute Erkenntnis.

17. ein Transistor ist eine gute Idee.

18. joup, das wäre eine der vielen Möglichkeiten

19. für deine Anwendung kannst du den als konstant annehmen.

20. wieder richtig, gut aufgepasst.

21. hmm, man geht bei den Berechnungen solcher Schaltstufen immer vom 
schlechtesten Wert aus, hier als der kleinsten Verstärkung. Alles was 
größer ist, ist besser .

22. locker

23. ähnlich wie die bei der Kennlinie der IR-LED, nur auf anderem 
Spannungsniveau von ca. 600...750mV im Kennlinienknick, je nach 
Transi-Typ

24. nöö, der geht nicht kaputt, weil der ja auch einen maximalen 
Basisstrom von X verträgt (aus der Erinnerung kann der wohl so 100mA ab, 
kann auch weniger sein). Nimm aber trotzdem einen 4.7k, weil der 
Basisstrom ja auch in deine Energiebilanz eingeht (jaja, der Raspi zieht 
deeeeutlich mehr :-)

25. passt aber.

Haste gut gemacht!
PdG

von Pd G. (pdg)


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Mir fällt da noch etwas ein: deine 20mA sind für eine IR-LED ein sehr 
kleiner Wert, mit dem du nicht viel Lichtleistung aus der LED bekommst.

Wenn du wie zu vermuten etwas zum Fernsteuern oder Kommunizieren über IR 
bauen willst, müsstest du größere Impulströme durch die IR-LED jagen, 
wozu einerseits ein dickerer Transistor sinnvoll wäre, andererseits die 
Stromergiebigkeit deiner Quelle gestützt werden müsste (Elko mit 
Keramik-Cs parallel). Dann könntest du bis zu 1.5A in die LED pumpen, 
allerdings nur für sehr kurze Impulse von max. 100 Mikrosekunden mit 
entsprechender Abkühlzeit.
Der Normalfall bei dieser LED sind eher 150..200mA, wenn man die 
Impulsformen gängiger IR-Protokolle herunterrasselt. Besondere Bedeutung 
hat bei solchen Impulsformen und dabei benutzten Strömen, dass der 
Portpin auf keinen Fall statisch 1 wird, weil das das Aus für deine LED 
wäre.

Insofern: ja, mit den 20mA lassen sich problem- und gefahrlos Versuche 
anstellen.
Für mehr Reichweite/etc ist mehr Strom und damit mehr Transistor und 
damit mehr Vorsicht angebracht.

PdG

: Bearbeitet durch User
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