Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Drehstromwechselrichter


von Nuss (Gast)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

ich habe vor einen Wechselrichter von 12V auf 400V Drehstrom zu bauen 
und wäre an Informationen (vor allem bezüglich des Boost Converters von 
den 12V auf eine entsprechende Zwischenkreisspannung) interessiert. Gibt 
es irgendwo Schaltungen von solchen Wechselrichtern? Leistungsbereich 
wäre 1-3kW.

Auf Google habe ich bis jetzt nur einfache Schaltungen welche einen 
konventionellen 50Hz Transformator benutzen gefunden. Ich möchte aber 
aus der Eingangsspannung eine geregelte Zwischenkreisspannung erzeugen 
und daraus anschliessend mit einer Vollbrücke und Raumzeigermodulation 
die Ausgangsspannung erzeugen.

Wie wird das in käuflich erhältlichen Geräten optimal gelöst? Die Geräte 
die ich bis jetzt in den Händen hatte waren mit mehreren (6-8) 
Ferrittransformatoren bestückt, ich tippe mal auf mehrere parallele 
Forward Converter um die Zwischenkreisspannung zu erzeugen?

von Matthias W. (matzepan)


Lesenswert?

Hallo Nuss,

wie es in der Mainstream-Praxis gelöst wird, weiß ich leider nicht, aber 
für den geregelten Zwischenkreis würde ich mich auf der folgenden Seite 
informieren:

http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de

Dort kann man anhand von Schaltungsart und Leistungsdaten die 
Übertragergrößen abschätzen.

von Herbert (Gast)


Lesenswert?

Die Frage ist was damit gemacht werden soll.

Es dürfte kaum 12V Quellen geben die einen üblichen Drehstromverbraucher 
versorgen könnten. Selbst wenn es nur 500W sind, dann hast du 
Primärseitig locker 60A bei einem sehr sehr gut geschätzen Wirkungsgrad. 
Zusätzlich hast du bei solchen Strömen Leitungsverluste in die der Strom 
auch noch quadratisch eingeht. Von irgendwelchen Anlaufströmen bei der 
Last ganz zu schweigen. Es hat schon seine Gründe, dass man bei hohen 
Leistungen gefährliche Spannungen verwendet.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Das was, relativ beherrschbar wäre, wäre ein kommerzieller 
Sinus-Wechselrichter der entsprechenden Leistungsklasse und dann ein FU 
der gewünschten Leistung.
Zum Selberbauen - verzeih mir - ist das für dich zwei Nummern zu gross.

: Bearbeitet durch User
von Nuss (Gast)


Lesenswert?

>Es dürfte kaum 12V Quellen geben die einen üblichen Drehstromverbraucher
>versorgen könnten. Selbst wenn es nur 500W sind, dann hast du
>Primärseitig locker 60A bei einem sehr sehr gut geschätzen Wirkungsgrad.

Die Quelle ist kein Problem, das sind mehrere Bleiakkus mit einer 
Kapazität von mehr als 1500Ah. Hintergrund ist, dass das ganze System 
"historisch" gewachsen ist - gespeist wird aus Solarmodulen. Was 
ursprünglich als kleines Gebastel geplant war ist eben vorne zu etwas 
grösser geworden.

>Das was, relativ beherrschbar wäre, wäre ein kommerzieller
>Sinus-Wechselrichter der entsprechenden Leistungsklasse und dann ein FU
>der gewünschten Leistung.
>Zum Selberbauen - verzeih mir - ist das für dich zwei Nummern zu gross.

Ich habe nicht vor mit dem Teil anzufangen, für die ersten Versuche 
hätte ich eher an etwas einphasiges mit 500W gedacht. Zudem ist es nicht 
so dass ich bei Null anfange, ich habe (neben vielen kleinen Projekten) 
bereits erfolgreich einge Motorsteuerungen für 24V und bis 3,5kW gebaut 
(für Reihenschlussmotoren).
Zudem soll das ganze nicht unbedingt billig werden oder schnell gehen, 
ich habe durchaus eingeplant ein bis zwei Jahre mit dem Projekt 
beschäftigt zu sein und vor allem was dabei zu lernen. Handwerkliches 
Geschick und Umgang mit höheren Spannungen ist ordentlich vorhanden 
(Arbeitserfahrung als Anlagenelektriker).

Mir sind durchaus Möglichkeiten bekannt, wie ich die Spannung auf das 
erforderliche Level hochsetzen kann, mich würde nur interessieren, wie 
das in kommerziell erhältlichen Wechselrichtern optimal gemacht wird.

von Matthias W. (matzepan)


Lesenswert?

Von der 12V-Schiene abgehend sind im Serienbereich ausschließlich 
einphasige Sinus-Wechselrichter und einige USV's.

Alle mir bekannten Drehstromlösungen bedürfen einer geeignete 
Zwischenkreisspannung.

Was soll am Ende denn eigentlich versorgt werden? Ein Motor?
Oder ist eine Netzeinspeisung bzw. Insellösung das Ziel?

von Nuss (Gast)


Lesenswert?

Es soll primär eine Insellösung werden aber natürlich keine Einspeisung 
ins Netz. Ich benötige also einen Neutralleiter und damit zwei 
symmetrische Gleichspannungen im Zwischenkreis (oder einen Kapazitiven 
Teiler mit einem Balancer). Ich würde das Teil jedoch eventuell auch 
verwenden um eine Asynchronmaschine anzusteuern (nur zum Experimentieren 
und um mich mit der Raumzeigermodulation und der Regelung einer solchen 
Maschine auseinander zu setzen).

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Wenn es dir erstmal nur im die Zeischenkreisspannung geht - ich hänge 
dir mal den Inverterteil eines 300W Inverters an, genauso wird das auch 
bei 2kW gemacht, aber du musst den entsrprechenden Trafo haben.
Vom Aussehen her sind die Trafos ähnlich denen in PC Netzteilen, nur 
eben noch 'ne Nummer grösser. Ach, das der oa. Inverter für 115V Ausgang 
ist, hast du bestimmt schon gesehen :-)
Als Drehstromgenerator kannst du dir mal das 3-Phasen Projekt von mir 
anschauen:
https://www.mikrocontroller.net/articles/3-Phasen_Frequenzumrichter_mit_AVR

: Bearbeitet durch User
von Matthias W. (matzepan)


Lesenswert?

Ich habe ein ähnliches Problem-Idee-DingsBums.

Auf Basis meines 24VDC-Hausnetzes möchte ich allerdings nur die 
überschüssige Energie in mein normales Stromnetz einspeisen. Der 
Leistungsbereich liegt aber nur zwischen 500 und 1000W.

Mein derzeitiger Lösungsansatz ist ein wie auch immer gearteter 
DC-DC-Wanlder von 24VDC auf ca. 250-300V um damit einen ENS-fähigen 
PV-Wechselrichter zu betreiben.

Ich für meinen Teil habe mit der einen Baustelle genug Spaß, 
Lernpotential und Arbeit für mein Umsetzungsziel von 3-5 Jahren. Einen 
Wechselrichter mit Einspeisefähigkeit und gutem Wirkungsgrad entwickeln 
zu wollen, maße ich mir persönlich nicht an. Aufgrund des weiten 
Spannungsbereichen im WR-Eingang kann ich mich voll auf den Wirkungsgrad 
des DC-DC-Wandlers konzentrieren.

von Matthias W. (matzepan)


Lesenswert?

Danke mschoeldgen, bringt mich auch um einen Schritt weiter.

: Bearbeitet durch User
von temp (Gast)


Lesenswert?

Zuerst musst du mal wissen ob der Drehstrom einen belastbaren Sternpunkt 
haben muss oder nicht. Wenn ja, dann musst du entweder 3 Wechselrichter 
im Stern verschalten oder auf eine gemeinsame Zwischenkreisspannung von 
ca. 650V gehen. Die letzte Variante hat den Vorteil auch an einer 
einzelnen Phase die ganze Leistung bereitstellen zu können.
Wenn nicht kann eine gemeinsame Zwischekreisspannung kleiner sein.
Eine Möglichkeit so was mal mit vertretbaren Aufwand zu probieren wäre 2 
preiswerte aber halbwegs ordentliche China Wandler zu kaufen die nur 
einen "modifizierten" Sinus liefern.
In der Art:
http://www.ebay.de/itm/300-500-1000-1500-2000-3000-W-Inverter-Wechselrichter-Spannungswandler-12V-DHL-/271818656868?var=&hash=item3f49a78c64:m:mHN3WD-GC1fuv2yPnN5hzoA
Ob die was taugen kann ich nicht sagen. War nur die erst beste 
Fundstelle.
Wenn man von diesen Dingern nur die Zwischenkreisspannung von 324V 
verwendet, hat man erst mal die Primärseite fertig und braucht auch 
keine Trafos wickeln. Die Materialkosten für die Einzelteile incl. 
Induktivitäten werden mit Sicherheit den Preis dieser billigen 
Chinawandler überschreiten.
Was dann noch bleibt ist eine 3phasen IGBT-Brücke. Das allein ist aber 
auch keine Spielerei und birgt genügend Verschleiß- und 
Gefahrenpotential.

von Magic S. (magic_smoke)


Lesenswert?

Das eigentliche Patent ist ja kein Problem. Abgesehen von den unschön 
hohen Strömen bei 12V und hoher Leistung ist das nur geringfügig 
komplexer als ein einphasiger Sinuswechselrichters.

Wenn man das mit einem µC über die Timer und einer Sinus-Tabelle macht, 
braucht man halt nicht nur einen schnell laufenden Timer für die PWM - 
sondern drei - und beim Start werden sie jeweils 120 Grad versetzt in 
der Sinustabelle initialisiert. Danach laufen alle drei synchron durch 
die Sinustabelle, Ergebnis nach den Leistungsstufen ist dreiphasiger 
Wechselstrom.

von Nuss (Gast)


Lesenswert?

>Zuerst musst du mal wissen ob der Drehstrom einen belastbaren Sternpunkt
>haben muss oder nicht. Wenn ja, dann musst du entweder 3 Wechselrichter
>im Stern verschalten oder auf eine gemeinsame Zwischenkreisspannung von
>ca. 650V gehen. Die letzte Variante hat den Vorteil auch an einer
>einzelnen Phase die ganze Leistung bereitstellen zu können.
>Wenn nicht kann eine gemeinsame Zwischekreisspannung kleiner sein.
>Eine Möglichkeit so was mal mit vertretbaren Aufwand zu probieren wäre 2
>preiswerte aber halbwegs ordentliche China Wandler zu kaufen die nur
>einen "modifizierten" Sinus liefern.

Siehe oben, ein belastbarer Sternpunkt ist auf jeden Fall notwendig. 
Etwas fertiges kaufen will ich nicht und Transformatoren wickeln ist 
auch kein Problem. Das das sicher teurer wird ist klar.

>Wenn es dir erstmal nur im die Zeischenkreisspannung geht - ich hänge
>dir mal den Inverterteil eines 300W Inverters an, genauso wird das auch
>bei 2kW gemacht, aber du musst den entsrprechenden Trafo haben.
>Vom Aussehen her sind die Trafos ähnlich denen in PC Netzteilen, nur
>eben noch 'ne Nummer grösser. Ach, das der oa. Inverter für 115V Ausgang
>ist, hast du bestimmt schon gesehen :-)

Danke. Das ist in dem Fall ein gewöhnlicher Forward Converter. Soweit 
wäre das ganzen kein Problem, einen solchen traue ich mir auch in dem 
Leistungsbereicht noch zu. In den Geräten die ich bis jetzt kenne wird 
das aber auf mehrere Transformatoren aufgeteilt. Ist das eine reine 
Kostenfrage oder warum wird nicht die gesamte Leistung durch einen 
Transformator geschickt (Verringerung des Ausgangsspannungsripples wenn 
die Wandler interleaved betrieben werden)? Ich habe die Geräte die ich 
vor Jahren zerlegt habe blöderweise nicht mehr zur Hand sonst könnte ich 
mir das nochmals anschauen.
Wenn nichts massiv dagegen spricht werde ich sonsten den Ansatz umsetzen 
und die Erzeugung der Zwischenkreisspannung auf 2 Forward Converter 
aufteilen (je einen für die positive und die negative Betriebsspannung). 
Das reduziert einerseits die Leistung jedes Konverters auf die Hälfte 
und ich habe damit bereits den benötigten Sternpunkt.

von Magic S. (magic_smoke)


Lesenswert?

Symmetrische Betriebsspannung für die Ausgangs-Endstufen brauchst Du 
sowieso. Hat neben dem Sternpunkt (den man zwingend braucht) auch den 
Vorteil, daß für die Endstufen eine Halbbrücke ausreichend ist. Außerdem 
bekommt die Schaltung eine ausgangsseitige Masse für das Messen der 
Ausgangsspannung (muß man zum Ausgleich von Schieflasten für alle drei 
Phasen messen).

Die Aufteilung der Leistung auf mehrere Spannungswandler würde ich auch 
so machen. Das macht die Trafos handlicher und die Verlustleistung teilt 
sich entsprechend auf. Bei den meisten Geräten werden diese Wandler 
nicht interleaved betrieben, die laufen sogar oftmals synchron und 
ungeregelt aus einer gemeinsamen Taktsignal-Quelle. Beispiele findest Du 
bei KFZ-Endstufen, die verwenden ähnliche Konzepte bzw. parallel 
arbeitende FETs/Trafos/Gleichrichter, nur mit geringerer 
Ausgangsspannung.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.