Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Raumzeigermodulation in Matlab


von Tom H. (yommi12)


Lesenswert?

Hallo,
ich beschäftige mich derzeit mit der Raumzeigermodulation und möchte 
diese in Matlab simulieren. Hierfür habe ich einige Beispiele 
angeschaut, die jeweils die Sinusförmigen Eingangsspannungen mit einem 
Trägersignal (Dreieck- oder Sägezahnfunktion) vergleichen und daraus die 
nötigen Schaltsignale ermitteln, falls das Trägersignal die 
Sinusfunktion schneidet.
Welchen Hintergrund hat diese Modellierung? In dem Buch "Vector Control
of Three-Phase AC Machines" wird beispielsweise auf so einen Vergleich 
verzichtet und das Ganze nur mit Hilfe von Gleichungen berechnet.
Danke!

von Peter K. (Gast)


Lesenswert?

Dieses Vergleichen der Schaltschwelle mit einem Sägezahn oder einer 
Dreieck Funktion ist das Prinzip der Pulsweitenmodulation.

Dabei wird ein Analogsignal in ein Rechtecksignal überführt dessen 
Mittelwert genau dem Analogsignal entspricht.

Das bedeutet dein Controller für die Raumzeigermodulation gibt dir einen 
Analogwert, sprich den Spannungsraumzeiger, transformiert auf die 3 
Phasen aus. Folglich hast du nun eine bestimmte Spannung pro Phase und 
das wird vermutlich auch das sein was in deinen Gleichungen steht.

Das Problem ist nun du kannst diese Spannung an jeder Phase nicht 
einfach durch einen Analogregler einstellen, in der Praxis bedient man 
sich dafür der Pulsweitenmodulation.

Durch die Induktivität des Motors ergibt sich bei konstanten Vorgaben 
der Phasenspannungen, zwar keine konstene Phasenspannung, aber ein 
annähernd konstanter Strom pro Phase.

von Tom H. (yommi12)


Lesenswert?

Okay, danke für die Antwort.
Nun habe ich das so verstanden: Ein Sollwert wird vom Regler vorgegeben. 
Dieser wird innerhalb des Abtastintervalls des Pulswechselrichters 
abgetestet und innerhalb des nächstes Abtastintervalls realisiert. Bei 
der kontinuierlichen Raumzeigermodulation gilt allerdings für die 
Schaltfrequenz, dass diese 2/Abtastzeit entspricht. Woher kommt dieser 
Zusammenhang und wird bei der kontinuierlichen Raumzeigermodulation 
aufgrund dieses Zusammenhangs der Sollwert immer zu Abtastzeit/2 
abgetastet?

: Bearbeitet durch User
von Tom H. (yommi12)


Lesenswert?

Um meine Frage zu verdeutlichen: Hier 
https://www.eal.ei.tum.de/fileadmin/tueieal/www/courses/UEEML/tutorial/WS2014/U4_RZM.pdf 
steht, dass die Abtastfrequenz der Schaltfrequenz entspricht (Folie 21). 
Dies ergibt ja auch Sinn, wenn nur jede Abtastperiode abgetastet wird.

Im Buch von Dierk Schröder "Leistungselektronische Schaltungen" wird 
allerdings explizit gesagt, dass die Abtastfrequenz = 2 * Schaltfrequenz 
ist. Dies würde ja nur gehen, wenn jede halbe Abtastperiode abgetastet 
wird.

Ich verstehe leider die beiden Zusammenhänge zwischen Abtast- und 
Schaltfrequenz bei der Raumzeigermodulation nicht.

von Vincent H. (vinci)


Lesenswert?

Der Zusammenhang ergibt sich durch die Implementierung des tatsächlichen 
Algorithmus. Es gibt wie du schon richtig erkannt hast "die" 
Raumzeigermodulation nicht, sondern unzählige verschiedene 
Implementierungen, die sich mal mehr mal weniger durch so Dinge wie ihr 
Schaltmuster unterscheiden.

Je nach Implementierung muss man die FETs öfter oder eben seltener aus- 
und einschalten. Mit Hilfe moderner Controller, die so Dinge wie eine 
"center-aligned PWM" unterstützen, sind smarte SVM Implementierungen, 
deren Schaltfrequenz nur halb so groß wie die eigentlich FOC-Frequenz 
(field-of-control) ist, kein Problem. Kleine Schaltfrequenz 
(=PWM-Frequenz) heißt übrigens weniger THD.

/edit
Ich hab übrigens mal ein Tool zur "Visualisierung" einer SVM erstellt, 
die mehr oder weniger Live anzeigt wie µC Register sich je nach Lage des 
Zeigers ändern.
https://de.mathworks.com/matlabcentral/fileexchange/51322-vf-control-of-3-phase-induction-motor-using-svpwm-embedded-design-help

: Bearbeitet durch User
von Tom H. (yommi12)


Lesenswert?

Danke für die Antwort.

Genau, die "center-aligned PWM" entspricht ja sozusagen der 
kontinuierlichen Raumzeigermodulation, wenn man sich die Pulsmuster 
anschaut.
Also kann ich entweder sagen: Schaltfrequenz = Abtastfrequenz oder 
2*Schaltfrequenz=Abtastfrequenz, sodass ich insgesamt zwei 
Spannungsraumzeiger innerhalb einer Abtastzeit realisiere bzw. den 
Sollspannungszeiger aus der Regelung zwei mal innerhalb einer Abtastzeit 
abtaste.

Noch eine Frage hierzu: Ich möchte auch die Regelung nachbilden. Dafür 
kann man den Wechselrichter als Totzeitglied approximieren. Wie genau 
kann diese Totzeit ermittelt werden?

von Vincent H. (vinci)


Lesenswert?

Die Totzeit ergibt sich aus der Schaltcharakteristik der FETs und dessen 
Turn-On bzw. Turn-Off Zeit. Idealerweise wäre sie natürlich 0, praktisch 
lässt sich das Gate natürlich nicht unendlich schnell laden oder 
entladen.

In den Datenblättern findet man entsprechende Angaben. Ich hab vor 
kurzem etwa einen FDPF390N15A verbaut, der sich in max. 70ns abdrehn 
lässt. Bei modernen FET-Treibern ist diese Zeit meist über einen 
Widerstand oder ähnliches einstellbar.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.