Forum: Offtopic Boeing's 737 Max Software Outsourced to $9-an-Hour Engineers


von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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... zum Glück haben wir hierzulande noch so wenige Gewitter

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ben B. schrieb:
> Zieh in die Frankfurter
> Einflugschneise oder in eine Straße mit Straßenbahn und ich wette, Dich
> wird nie wieder ein Überschallknall stören.

Na, das ist ja ein Argument. Ich wohne eben deswegen nicht in der 
Frankfurter Innenstadt... Nur den breiten Knallschleppen kann man nicht 
entgehen, selbst wenn man weit draussen auf dem Land wohnt. Lärm ist 
auch Umweltverschmutzung.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Jo, immer diese Wohlstandsprobleme..............

von Christopher J. (christopher_j23)


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Ben B. schrieb:
>> Wie technikverblendet und technikhörig muss man sein, um diese
>> beiden Abstürze den Piloten in die Schuhe zu schieben?
> Aber natürlich! Wie gesagt, es mußte kein MCAS-Problem sein, die hätten
> jede Maschine mit einem Fehler an der elektrischen Trimmung in den Boden
> geflogen. Sie waren nicht in der Lage, so ein Problem zu erkennen
> (vermute ich am ehesten) oder passend darauf zu reagieren falls sie es
> erkannt haben (glaube ich weniger). Ich glaube sogar, daß diese Piloten
> sich zu sehr auf die Technik verlassen haben, anstatt diese abzuschalten
> und das Flugzeug manuell zu fliegen.

Hier ist noch ein Artikel (weniger technisch), der ein wenig die 
Hintergründe von Boeings Pilotentraining beleuchtet:
https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-12-20/boeing-s-profit-push-may-have-left-737-max-pilots-unprepared

Was das Vertrauen von Airliner-Piloten in ihre Technik angeht, könnte 
ich ein Buch schreiben. Ich habe schon Lufthansa-Piloten auf dem 
Segelflugplatz gesehen, die haben solche Kavalierstarts hingelegt, dass 
sie einen Seilriss niemals überlebt hätten. Aber so ist das eben in 
einem Segelflugzeug, da hat man gegebenenfalls nur ein bisschen 
Stahlrohrrumpf, in den Tragflächen viel Holz verstärkt mit ein bisschen 
Stahl im Mittelholm und alle Ruder sind direkt über Stahlseile an 
Steuerknüppel und Pedale gekoppelt. Da gibt es kein MCAS, keine 
Stall-Warnung, etc. Man ist zu 100% selbst für die Kiste verantwortlich 
und bezahlt im Zweifelsfall mit seinem Leben. Ich bin mir relativ 
sicher, dass besagter Lufthansa-Pilot kein Einzelfall war. 
Verkehrspiloten fangen in ihrer Ausbildung mit relativ komfortablen (und 
mit Technik gespickten) Motormaschinen an und gehen dann über den 
Simulator relativ schnell auf die "richtigen" Verkehrsmaschinen. Ich 
habe keinen Zweifel, dass die Ausbildung der hiesigen LH-Piloten 
deutlich besser ist als die der Piloten von Ethopian Airlines oder Lion 
Air und trotzdem konnte besagter Lufthansa-Pilot nichtmal einen 
ordentlichen Start mit einem Segelflieger durchführen. Was ich damit 
sagen will ist, "ja, Piloten sind auch nur Menschen und sie sind 
fehlbar". Nichtsdestotrotz trägt meiner Meinung nach Boeing durch 
geziehltes verschweigen und vertuschen die Hauptschuld. Mit einer 
"normalen" 737 wären die beiden Crews vermutlich nie in diese Bredoullie 
geraten und die über 300 Menschen an Board der beiden Maschinen wären 
noch am Leben.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ein Segelflieger ist auch wirklich schwer mit einem Passagier-Airliner 
zu vergleichen. Ich war als Jugendlicher oft auf einem Segelflugplatz, 
bin aber nie in so ein Ding eingestiegen. Ich vertraue keinem Flugzeug, 
was keinen Motor hat. Als nicht-Pilot würde ich trotzdem sagen, mit 
einer 737 käme ich besser zurecht als mit einem Segelflieger. Durch die 
PC-Fliegerei weiß ich immerhin ein paar Zahlen und Abläufe zur 737, 
beispielweise geeignete Fluggeschwindigkeiten. Beim Segelflieger hab ich 
überhaupt keine Ahnung von sowas, ich weiß nicht mal ob der überhaupt so 
schnell fliegen darf wie eine 737 beim Aufsetzen ist oder ob es den 
vorher zerfleddert.

Qualität der Pilotenausbildung... darüber macht man sich nach jedem 
Absturz Gedanken. Jeder will natürlich wissen warum die Piloten 
irgendwas nicht geschafft haben und keiner kennt die Antwort. Ich weiß 
nicht wie gut oder wie schlecht Piloten in Indonesien oder Afrika 
ausgebildet sind. Ethiopian Airways ist ja auch kein kleines 
Buschflug-Unternehmen, die dürfen nach wie vor in Europa fliegen. 
Wahrscheinlich liegt die Antwort irgendwo im menschlichen Faktor, daß 
manche Leute/Piloten unter realem Stress nicht so "gut" sind wie unter 
künstlichem Stress. Evtl. haben sie sich so sehr auf das Problem 
fixiert, daß sie die Lösung dadurch aus den Augen verloren haben. Meine, 
Easten Airlines 401 ist Ende 1972 in die Everglades geflogen, weil sich 
die gesamte Crew mit dem Wechseln einer Kontrollleuchte fürs Fahrwerk 
beschäftige anstatt daß sich einer von ihnen auf's Fliegen konzentriert.

Die Lufthansa bildet ihre Piloten sehr vielfältig aus. Den Anfang machen 
sie in kleinen Propellermaschinen, aber später schicken sie die auch in 
die USA zur Ausbildung oder in Bremen gehts mit der Cessna Citation CJ1+ 
in Geschäftsreiseflugzeugen weiter. Der letzte Schritt wenn man so will 
ist bei den meisten Fluggesellschaften das Line Training in einem normal 
eingesetzten Airliner und einem erfahrenen Flugausbilder, nachdem man 
das Type Rating für die Maschine hat. Heißt der junge Pilot kennt sich 
mit der Maschine aus und kann sie fliegen, hat aber noch keine Erfahrung 
und Feingefühl damit. Diese Flüge machen sich für den Passagier zuweilen 
durch etwas härtere Landungen, Bremsungen oder abrupte Flugmanöver 
bemerkbar, Durchstartmanöver sind selten. Hintergrund ist, daß man dem 
jungen Piloten erlaubt, bestimmte unkritische Fehler zu machen und die 
Wirkung in der echten Maschine zu spüren. Viele dieser "kleinen Fehler" 
merkt man als Passagier auch gar nicht (z.B. im Landeanflug das ILS 
überfliegen). Trotzdem steige ich viel lieber bei so einem "Erstflug" 
ein, als bei irgendwelchen inner-russischen Fluggesellschaften oder in 
afrikanische/südamerikanische Buschflieger. Ich will damit nicht sagen, 
daß die schlechter sind, aber mein Gefühl dabei ist auf jeden Fall 
schlechter.

Edit:
> Mit einer "normalen" 737 wären die beiden Crews vermutlich
> nie in diese Bredoullie geraten
Dazu nochmal... doch, wären sie. Leider. Auch wenn das fehlerhaft 
arbeitende System das MCAS war, das absturzverursachende Problem, was 
beide nicht in den Griff bekommen haben, war der Runaway Stabilizer. 
Sicherlich kannst Du jetzt sagen wenn MCAS nicht eingebaut gewesen wäre, 
hätte es diese Fehlfunktion nicht auslösen können. Damit hast Du zwar 
recht, aber wenn das Problem wegen einer Fehlfunktion des Autopiloten 
oder des elektrischen Antriebes aufgetreten wäre, hätten beide Crews 
mutmaßlich gleichenfalls versagt - und diese System sind nicht erst in 
der MAX verbaut, sondern in jeder Urversion (-200), in der "classic 
(-400/500)" und in der "next generation (-700/800/900)".

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Ben B. schrieb:
> Ein Segelflieger ist auch wirklich schwer mit einem Passagier-Airliner
> zu vergleichen.

Es kann in Einzelfällen Airline-Piloten helfen, Segelflugerfahrung zu 
haben. Kennst du den "Gimli Glider" Fall? Einerseits zu doof um beim 
Auftanken richtig zu rechnen, sich in Litern, Gallonen, Kilogramm und 
Pfund verheddernd.

Andererseits ein wahres Meisterstück von Anflug und Landung ohne 
Treibstoff hinzulegen, mit einem recht knackigen sonst eher für 
Segelflieger bekannten Slip-Manöver.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Ben B. schrieb:
> Zieh in die Frankfurter Einflugschneise

In Zürich anlässlich unfreiwilliger Diskussionen über einen Anflug über 
heimatliche statt deutsche Gefilde auch als "Absturzkorridor" und 
"Absturzschneise Süd" bekannt. ;-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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C-GAUN. Leider inzwischen verschrottet. Die Kanadier scheinen dafür 
berühmt zu sein, daß sie gute Segelflieger sind, C-GITS konnte nach 
einem Treibstoffleck und Segelflug aus Reiseflughöhe auch sicher auf den 
Azoren landen. C-GITS fliegt heute noch für Air Transat.

Schwer dazu was zu sagen, aber kompletter Triebwerksausfall ist ein 
absoluter Notfall, deutlich schwerwiegender als ein Runaway Stabilizer 
und ich kann verstehen wenn das zu einem großen Unfall führt. Und ja, 
extreme fliegerische Meisterleistung... obwohl beide Crews den 
Treibstoffmangel zum Teil mit verschuldet haben. Bei C-GAUN haben sie 
sich verrechnet, bei C-GITS das Leck nicht erkannt und den Verlust durch 
Umpumpen beschleunigt. Ohne Umpumpen wäre nur ein Triebwerk ausgefallen, 
das zweite hätte bis zur Landung zur Verfügung gestanden.

Aber was willst Du in so einer Situation machen? Du hast nur diesen 
einen Landeversuch. Durchstarten geht nicht, kreisen geht nicht und eine 
ausreichend lange Landebahn für ein angeschlagenes Großraumflugzeug 
überhaupt erreichbarer Nähe zu haben grenzt sowieso schon an ein Wunder. 
Also alles probieren was nötig ist - wenn man es nicht probiert ist's 
noch viel schlimmer, denn die Maschine kennt leider nur noch eine 
Richtung... abwärts.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite



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Das hat gedauert

??

sorry neues Bild

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Also sorry wollte nur das Bild tauschen aber es werden mit jedem versuch 
mehr.

Vielleicht kann das wer richten.

Namaste

von Joachim B. (jar)


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Winfried J. schrieb:
> Also sorry wollte nur das Bild tauschen aber es werden mit jedem versuch
> mehr.

bist lange genug dabei, aber gut ich helfe dem Bienchen mal auf die 
Blüte :)

Also
Text kopieren, Beitrag löschen, neu einstellen mit dem einzig richtigen 
Bild!
Bilder alleine löschen klappt ja nicht!

PS. gerade gesehen der Aufsichtsratsvorsitzende von Boing trat zurück
https://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/1964672/boeing-ruecktritt-von-konzernchef-dennis-muilenburg

Videotext konnte ich früher mit der C'T ISA VT Karte und winTV einfügen!
Nun nicht mehr, ist aber auch nicht wichtig.

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Joachim B. schrieb:
> bist lange genug dabei, aber gut ich helfe dem Bienchen mal auf die
> Blüte :)

Danke ja das wäre nicht mal schwierig, gewesen aber Bilder tauschen habe 
ich noch selten bis nie benötigt und war über den Effekt erstaunt.

Außer dem bin ich alt. Und lerne nur mehr langsam. Kannst du es mir noch 
mal bitte etwas langsamer und lauter schreiben? ;)

Namaste

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Bauernopfer.

von Joachim B. (jar)


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Winfried J. schrieb:
> Außer dem bin ich alt.

ich denke ich bin älter, auch ich habe schon mehr vergessen als ich je 
lernte, aber Stillstand im Lernen ist Tod!

von Peter D. (peda)


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Joachim B. schrieb:
> Videotext konnte ich früher mit der C'T ISA VT Karte und winTV einfügen!
> Nun nicht mehr, ist aber auch nicht wichtig.

Videotext kann man direkt aufrufen:
https://www.ard-text.de/mobil/105

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Joachim B. schrieb:
> aber Stillstand im Lernen ist Tod!

Ja, so ist das, aber nach dem mir nun schon vorgehalten wurde, ein 
jammernder Opa zu sein, weil ich weiterdenke als über das offensichtlich 
Scheinende, dachte ich, ich nutze das als humoristische Ausrede. Nur mal 
so aus Spaß.

Du hast ja Recht ;)


Namaste

: Bearbeitet durch User
von Christopher J. (christopher_j23)


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Ben B. schrieb:
> Ich weiß nicht wie gut oder wie schlecht Piloten in Indonesien oder
> Afrika ausgebildet sind. Ethiopian Airways ist ja auch kein kleines
> Buschflug-Unternehmen, die dürfen nach wie vor in Europa fliegen.
> Wahrscheinlich liegt die Antwort irgendwo im menschlichen Faktor, daß
> manche Leute/Piloten unter realem Stress nicht so "gut" sind wie unter
> künstlichem Stress.

Die Antwort für Lionair heißt jedenfalls, dass sie (zusätzliches) 
Simulatortraining für ihre Piloten wollten und Boeing das unter allen 
Umständen vermeiden wollte, um keinen "Präzedenzfall" zu schaffen:
https://aviationweek.com/air-transport/boeing-fought-lion-air-proposed-max-simulator-training-requirement

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich weiß auch nicht inwiefern "zusätzliches" Simulatortraining was 
gebracht hätte. Ich schrieb ja bereits, daß das eigentliche zum Absturz 
führende Szenario mit allen in Betrieb befindlichen Modellen der 737 
möglich ist und nicht erst seit der MAX. Jeder 737-Pilot sollte mit 
einem runaway stabilizer klarkommen, egal ob mit MCAS oder ohne.

von Achim H. (anymouse)


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Ben B. schrieb:
> Jeder 737-Pilot sollte mit
> einem runaway stabilizer klarkommen, egal ob mit MCAS oder ohne.

Wenn man ihn als solchen erkennt.

Dies scheint nicht so ganz der Fall zu sein:

https://news.ycombinator.com/item?id=19438582

Und eine der Möglichkeiten zur zeitweiligen Behebung war wohl 
ausgeschaltet:


https://www.nytimes.com/2019/02/03/world/asia/lion-air-plane-crash-pilots.html 
schrieb:

> Older 737s had another way of addressing certain problems with the
> stabilizers: Pulling back on the yoke, or control column,
> one of which sits immediately in front of both the captain
> and the first officer, would cut off electronic control of the
> stabilizers, allowing the pilots to control them manually.

> That feature was disabled on the Max when M.C.A.S. was activated —
> another change that pilots were unlikely to have been aware of.
> After the crash, Boeing told airlines that when M.C.A.S. is
> activated, as it appeared to have been on the Lion Air flight,
> pulling back on the control column will not stop so-called
> stabilizer runaway.

von (prx) A. K. (prx)


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On October 30, the House made public a 2015 internal email discussion 
between Boeing employees raising concerns about MCAS design in the exact 
scenario blamed for the two crashes: "Are we vulnerable to single AOA 
sensor failures with the MCAS implementation?" Committee members 
discussed another internal document, stating that a reaction longer than 
10 seconds to an MCAS malfunction "found the failure to be 
catastrophic."

"But perhaps most chillingly, we have learned that shortly after the 
issuance of the airworthiness directive, the FAA performed an analysis 
that concluded that, if left uncorrected, the MCAS design flaw in the 
737 MAX could result in as many as 15 future fatal crashes over the life 
of the fleet —- and that was assuming that 99 out of 100 flight crews 
could comply with the airworthiness directive and successfully react to 
the cacophony of alarms and alerts recounted in the National 
Transportation Safety Board's report on the Lion Air tragedy within 10 
seconds." - soweit ich das verstehe war das vor den Unfällen.

(Wikipedia)

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das ist ja der Kern. Entweder haben sie das Problem nicht als solches 
erkannt - was ich absolut nicht verstehe, die Trimmräder sieht man bei 
der 737 deutlich drehen und so besonders leise laufen die auch nicht - 
oder sie haben nicht korrekt reagiert und den elektrischen Antrieb nicht 
abgeschaltet um das unkontrollierte Trimmen zu stoppen. Letzteres hätte 
auch das MCAS deaktiviert, die Crew auf dem vorletzten Flug der 
Ethiopian Airlines Maschine ist damit sogar noch bis zum Zielflughafen 
weitergeflogen, ohne Sicherheitslandung.

Wie gesagt, warum genau weiß wohl niemand, es sieht hinterher so einfach 
aus. Es dürfte auch feststehen, daß das MCAS fehlerhaft gearbeitet hat 
und für die fehlerhafte Trimmung verantwortlich war. Allerdings ist das 
MCAS nicht das einzige System, was diesen Fehler verursachen kann, ein 
Fehler im Autopiloten oder im elektrischen Antrieb könnte das gleiche 
Fehlverhalten hervorrufen. Diese Systeme gibts bei allen 737, nicht nur 
in der MAX. Wieso sie den elektrischen Antrieb nicht abgeschaltet haben 
ist eine Frage, die niemand mit Gewissheit beantworten können wird.

Aber wie kann es sein, daß eine Crew den Fehler erkennt und für so 
unkritisch einstuft, daß sie damit noch problemlos zum Zielflughafen 
weiterfliegt - und die nächste Crew versagt so katastrophal daran, daß 
die Maschine außer Kontrolle gerät und abstürzt? Das verstehe ich nicht. 
Warum wußte oder konnte die zweite Crew nicht das, was die erste 
geschafft hat?

von Thomas G. (Firma: Frickelhauptquartier) (taximan)


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Vielleicht für den Einen oder Anderen neue Erkenntnisse:
https://youtu.be/PlaMQBEg-9M

von Peter D. (peda)


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Thomas G. schrieb:
> Vielleicht für den Einen oder Anderen neue Erkenntnisse:

Da hilft wohl nur noch beten:

https://youtu.be/PlaMQBEg-9M?t=2249

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Weiterhin bleibts spassig bei Boeing. Erstens verbauen sie wohl 
Sensoren, die noch gar nicht zertifiziert waren:

https://www.airliners.de/boeing-millionenstrafe-sensoren/54125

und zweitens sind kürzlich wohl kritische Softwarefehler im 
Flugsteuerungsrechner entdeckt worden:

https://www.airliners.de/boeing-software-updates-737-max/54775

Nichtsdestotrotz überlegt Boeing, die Produktion der 737 Max als eines 
der ersten Modelle wieder hochzufahren. Im Moment steht die gesamte 
Produktion mangels Nachfrage still.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich glaube Du kannst davon ausgehen, daß dieses Jahr nicht mehr viel in 
Sachen Flugverkehr passiert und keine Airline jetzt Geld in neue 
Flugzeuge investiert.

Boeing wird die vorhandenen Bestellungen abarbeiten. Die 737 ist eines 
der erfolgreichsten Modelle, von denen viele tausend Stück fliegen, 
irgendwann in die Jahre kommen und ersetzt werden müssen.

von (prx) A. K. (prx)


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Feste Bestellungen sind nichts wert, wenn der Besteller in die Pleite 
fliegt. Weshalb ich für völlig offen halte, wie viele bestellte und 
bereits auf Halde produzierte 737er letztlich nicht abgenommen werden. 
Oder nicht vom ursprünglichen Besteller.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Da hast Du Recht, da wird sich einiges verschieben.
Aber der Bedarf für die MAX ist definitiv da, schon allein wenn die 
Ölpreise wieder steigen. Dann machen sich die verbesserten Triebwerke im 
Vergleich zu den vielen Classic- und NG-Modellen bezahlt, so daß ältere 
Maschinen dieser Reihen definitiv durch die MAX ersetzt werden.

Viele Fluglinien können sich das mit ihren geleasten Maschinen auch 
einfach machen. Die geben die zurück und sagen "gib mir stattdessen eine 
MAX" und schon ist der Bedarf da.

von Carl D. (jcw2)


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Ben B. schrieb:
> Da hast Du Recht, da wird sich einiges verschieben.
> Aber der Bedarf für die MAX ist definitiv da, schon allein wenn die
> Ölpreise wieder steigen. Dann machen sich die verbesserten Triebwerke im
> Vergleich zu den vielen Classic- und NG-Modellen bezahlt, so daß ältere
> Maschinen dieser Reihen definitiv durch die MAX ersetzt werden.
>
> Viele Fluglinien können sich das mit ihren geleasten Maschinen auch
> einfach machen. Die geben die zurück und sagen "gib mir stattdessen eine
> MAX" und schon ist der Bedarf da.

Ohne Fluggäste ist der relative Treibstoffverbrauch der Triebwerke egal.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die 'neue' 737 Max wird anscheinend auf jeden Fall neu zertifziert, so 
das das alte 737 Zertifikat aus den 60er Jahren nicht mehr anzuwenden 
ist. Die Zertfizierungsflüge sind wg. Corona derzeit allerdings 
ausgesetzt, weil Boeing und FAA sich dann wohl zu nahe kommen würden.

von Gustav K. (hauwech)


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Ben B. schrieb:
> Die geben die zurück und sagen "gib mir stattdessen eine
> MAX" und schon ist der Bedarf da.

Wenn sich dann noch jemand findet, der hinten einsteigen will.

Die Concorde hat man nach dem Feuerschweif-Flug in die Hölle auch 
aufwändig umgebaut, es wollt nur keiner mehr damit fliegen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Concorde ist schon viele Jahre vor dem Crash an der 
Wirtschaftlichtkeitsgrenze entlanggeschrammt. So richtig gewinnbringend 
ist das Ding nie geflogen, das war ein reines Prestige-Projekt der BAE 
und Air France. Das Ding hatte keine hohe Reichweite (nur 7250km), keine 
hohe Nutzlast (nach dem Umbau haben nur noch 100 Leute reingepasst), der 
Lärm beim Start mit den Nachbrennern wurde immer weniger akzeptiert, 
dazu sehr aufwendige Technik die keine Gemeinsamkeiten mit normalen 
Touristenbombern hat, dadurch teure und aufwendige Wartung für nur ein 
paar Maschinen. Dazu sind die auch langsam in die Jahre gekommen und 
hätten sowieso irgendwann stillgelegt werden müssen. Das sind alles 
Probleme, die man mit der 737 nicht gut vergleichen kann.

Die 737 hatte auch schon mal ein echtes Problem mit der Steuerung. In 
den USA sind zwei heruntergefallen weil ein Hydraulikventil der 
Seitenrudersteuerung unter bestimmten Umständen versagte, was die 
Maschine unkontrollierbar machte. Die Liste von Zwischenfällen mit der 
737 ist ewig lang, ganz einfach weil so viele davon in aller Welt 
unterwegs sind. Trotzdem steigt man da immer wieder ein.

von Joachim B. (jar)


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Ben B. schrieb:
> Die Liste von Zwischenfällen mit der
> 737 ist ewig lang, ganz einfach weil so viele davon in aller Welt
> unterwegs sind. Trotzdem steigt man da immer wieder ein.

als wenn jeder immer die Wahl hätte

Gustav K. schrieb:
> Die Concorde hat man nach dem Feuerschweif-Flug in die Hölle auch
> aufwändig umgebaut, es wollt nur keiner mehr damit fliegen.

glaube ich kaum, ich bin sicher das es genug Reiche gibt die lieber 
schneller fliegen würden, 10000 oder 20000 USD pro Ticket wäre bestimmt 
kein Hinderungsgrund.
Das Problem ist eher lohnende Ziele in Langstrecken, denn die Concorde 
kann nur in sehr großen Höhen ihren Tempovorteil nutzen, Luftwiderstand, 
Lärmbelästigung.
Lande- und  Überflugs- Vorschriften verhindern die Concorde öfter als 
der Preis.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Der Vergleich einer 737 mit einer Concorde hinkt wirklich in allen 
Bereichen.

Die 737 ist jahrzehntelang das Arbeitspferd von Boeing gewesen (wie der 
A300 oder jetzt der A320 bei Airbus) und die Concorde ist ein Projekt 
aus den 60ern, um zu zeigen, das Überschall auch gehen würde.
Wirtschaftlich war die Concorde nie, ganz im Gegensatz zur 737 oder dem 
A300. Die Russen und Amis haben ihre ÜS Projekte ganz schnell wieder 
eingestellt und BA und AF haben die paar Concordes aus Trotz einfach 
weiter betrieben, weil sie nun mal da war.
Es war schon vor dem Feuerschweif klar, das das letzte Stündlein für die 
Concorde geschlagen hatte, mit 50 Jahren auf dem Buckel. Einfach ein 
Produkt der unbegrenzten Fortschrittsgläubigkeit der 60er. Und 
zuverlässig war sie ja.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


Angehängte Dateien:

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Matthias S. schrieb:
> Die Russen und Amis haben ihre ÜS Projekte ganz schnell wieder
> eingestellt

Wobei die Ölpreiskrise 1973 massgeblich bei der Erkenntnis half, dass es 
sich wirtschaftlich nicht lohnt.

Bild von: Von TomTheHand - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, 
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4040114

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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A. K. schrieb:
> Wobei die Ölpreiskrise 1973 massgeblich bei der Erkenntnis half, dass es
> sich wirtschaftlich nicht lohnt:

welcher Superreiche interessiert sich für Preise?
Wo lohnen sich 1000 - 1500 PS PKW? (2-Sitzer und über 300km/h)

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Joachim B. schrieb:
> welcher Superreiche interessiert sich für Preise?

99 von 100 Passagieren der abgestürzten Concorde waren Urlauber auf dem 
Weg zu einer Karibik-Kreuzfahrt, die sich das Erlebnis gönnten - 
wahrscheinlich wars auch nur einmal im Leben geplant. Ein keineswegs 
supperreicher Bekannter flog auch einmal mit der Concorde, da wars eine 
Art Bonus des Arbeitgebers.

Superreiche fliegen mit Kleinjets, dann aber ziemlich direkt ins Ziel, 
nicht x-mal umsteigen mit rigider Kontrolle etc. Weniger eindrucksvoll, 
aber bequemer und summarum schneller.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Russen hatten ihre Tu-144 "Concordski" auch fertig in der Luft und 
haben das Programm eingestellt weil es nicht wirtschaftlich war bzw. die 
Maschine mangels Reichweite nicht die Strecken fliegen konnte, wo sich 
die hohe Geschwindigkeit gelohnt hätte. Und das obwohl in der damaligen 
Russerei Lärmbelästigung und Treibstoffverbrauch eher untergeordnete 
Rollen gespielt haben.

von Joachim B. (jar)


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A. K. schrieb:
> Superreiche fliegen mit Kleinjets,

auch wieder wahr, aber mal die schnellste Maschine fliegen ist nicht 
zwingend ein Preishindernis, manche gönnen sich das eben, 
Wirtschaflichkeitsbetrachtungen sind da kein Grund, allein es fehlt der 
Wille jetzt noch so eine Maschine anzubieten, klar als Einzelstück wirds 
extrem teuer.

von Joachim B. (jar)


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Ben B. schrieb:
> Die Russen hatten ihre Tu-144 "Concordski" auch fertig in der Luft und
> haben das Programm eingestellt weil es nicht wirtschaftlich war

und weil der Konkurenzdruck weg war, wer fliegt denn heute noch 
wirtschaftlich ins All?
Ins All fliegen die die es können oder wo der wirtschaftliche Druck weg 
ist oder nie da war.
Welches staatliche Raumfahrtprogramm ist in USA noch aktiv?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ben B. schrieb:
> weil es nicht wirtschaftlich war bzw. die
> Maschine mangels Reichweite nicht die Strecken fliegen konnte, wo sich
> die hohe Geschwindigkeit gelohnt hätte

Nicht zu vergessen das schreckliche Unglück, das ihnen vor den Augen der 
Weltöffentlichkeit damit passiert ist.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn Du sowas nur aus Spaß haben willst kann man sich in manchen Staaten 
einen Kampfjet mit erfahrenem Piloten "mieten". Den einmal vollzutanken 
ist nicht ganz so teuer wie bei der Concorde. Ich weiß nicht ob die 
Russen das noch anbieten, da konnte man viele Jahre lang Flüge in einer 
MIG-29 bekommen, auf denen sie das Ding hinsichtlich Höhe und 
Geschwindigkeit auch ausgeflogen haben. Hinsichtlich Agilität bestimmt 
nicht, 9g sind für Passagiere etwas unangenehm wenn man es nicht gewohnt 
ist.

In den USA ist das auch möglich wenn man einen guten Draht zum Militär 
hat, evtl. nicht ganz so offiziell wie bei den Russen, aber die machen 
das auch.

Die 737 schafft übrigens doppelt so viele Passagiere wie eine Concorde, 
hat die gleiche Reichweite und braucht nur 3.000kg Treibstoff pro 
Flugstunde, nicht 20.000 wie eine Concorde.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ben B. schrieb:
> Wenn Du sowas nur aus Spaß haben willst kann man sich in manchen
> Staaten
> einen Kampfjet mit erfahrenem Piloten "mieten". Den einmal vollzutanken
> ist nicht ganz so teuer wie bei der Concorde. Ich weiß nicht ob die
> Russen das noch anbieten,

Das gibt es und da muss man nicht weit reisen:

https://migflug.com/flights-prices/?gclid=CjwKCAjwvtX0BRAFEiwAGWJyZJ5oGQ9Aw2qIUgsdtucwBFwc21mrwA6fHIv053NDpRtu78PDPtEaexoCWowQAvD_BwE

von Percy N. (vox_bovi)


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Ben B. schrieb:
>
> Die 737 schafft übrigens doppelt so viele Passagiere wie eine Concorde,
> hat die gleiche Reichweite und braucht nur 3.000kg Treibstoff pro
> Flugstunde, nicht 20.000 wie eine Concorde.

Wenn man bedenkt, dass die Concorde geringfügig schneller unterwegs war, 
wäre es vielleicht seriöser, die Treibstoffkosten pro Strecke zu 
benennen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Du willst jetzt nicht ernsthaft die Öko-Bilanz
einer Concorde grünrechnen?

Sagen wir's mal so: Die 737NG und MAX können etwa 20,8 Tonnen Kerosin 
zuladen, die Concorde 94,5 Tonnen. Davon gehen bei der Concorde die 
ersten 2 Tonnen allein dafür drauf, daß die Kiste vom Gate zur Startbahn 
kommt.

von (prx) A. K. (prx)


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Treibstoffverbrauch pro Passagier:
Concorde:    16.7 l/100 km
B747-400:    3.34 l/100 km (Erstflug 1988)
A330neo-900: 2.48 l/100 km (Erstflug 2017)

https://en.wikipedia.org/wiki/Fuel_economy_in_aircraft

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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A. K. schrieb:
> Treibstoffverbrauch pro Passagier:

Danke.
Jetzt müsste nur noch jemand ausrechnen, wie viel Sprit es jeweils 
kostet, eine bestimmte Anzahl Passagiere eine bestimmte Strecke in einer 
bestimmten Zeit zu transportieren
...

Duck und wech ...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Zum Glück kann man das gar nicht so genau ausrechnen, da einerseits das 
Wetter (vor allem durch die Nutzung der Jetstreams) eine große Rolle 
spielt und die Touristenbomber immer eine wechselnde Menge Fracht 
mitführen.

Die 737 fliegt im Schnitt mit etwa 820km/h, bei angenommenen 180 
Passagieren (737-800) und etwa 3750 Litern Verbrauch pro Stunde komme 
ich auf 457 L/100km, macht 2,54 Liter pro Passagier auf 100km für die 
737.

Es schwankt auch von Flug zu Flug, da die Airlines natürlich bestrebt 
sind, so wenig Treibstoff wie möglich mitzuführen. Auf Kurzstrecken 
könnte man Treibstoff für Hin- und Rückflug mitnehmen, das wird manchmal 
gemacht um Zeit zu sparen oder wenn auf manchen Zielflughäfen kein 
Tankdienst vorhanden ist.

Bei Langstreckenflugzeugen spielt das maximale Startgewicht eine größere 
Rolle. Mit voll ausgereizter Nutzlast kann nicht voll getankt werden, 
demzufolge sind mit hoher Nutzlast nur relativ kurze Strecken möglich. 
Auf sehr langen Strecken wo (fast) die gesamte Tankkapazität für 
Treibstoff gebraucht wird, kann nicht die volle Nutzlast geladen werden.

Bei der AN-225 ist das z.B. extrem. Leer sind 15.400km Reichweite 
möglich, mit 200t Fracht sind es nur noch 4.500km.

von Gustav K. (hauwech)


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Joachim B. schrieb:
> als wenn jeder immer die Wahl hätte

Wenn du in einem Restaurant keinen Einfluss hast, was man dir vorsetzt, 
würde ich dieses Restaurant einfach nicht betreten.

Matthias S. schrieb:
> Der Vergleich einer 737 mit einer Concorde hinkt wirklich in allen
> Bereichen.

Stimmt. Die Concorde hat ein auf der Startbahn liegendes Metallteil in 
die Hölle befördert, die 737 MAX eine super moderne Automatik, die der 
Ansicht war, dass ein Start von oben nach unten in den Boden zu erfolgen 
hat.

von (prx) A. K. (prx)


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Gustav K. schrieb:
>> als wenn jeder immer die Wahl hätte
>
> Wenn du in einem Restaurant keinen Einfluss hast, was man dir vorsetzt,
> würde ich dieses Restaurant einfach nicht betreten.

Wenn du im Restaurant Rinderfilet bestellt, aber Schweinefilet kriegst, 
gibts eine kurze Diskussion und entweder gibts dann das richtige Essen, 
oder du gehst. Das Problem mit dem Geld hat das Restaurant, nicht du. 
Sollte der Besitze Stunk machen, wird es nicht schwer sein, einem 
Richter klar zu machen, dass der Unterschied dazwischen signifikant ist.

Wenn du einen Flug mit einer A320 buchst, auf dem Airport aber in eine 
737 einsteigen sollst, weil irgendwas geändert wurde, und du wieder 
rückwärts rausgehst, dann bist du dank Vorkasse trotzdem dein Geld los 
und darfst vielleicht auch für die Verzögerung durch die erneute 
Gepäckverarbeitung zahlen. Um das Geld wiederzusehen, wirst du den 
Versuch unternehmen müssen, einem Richter klar zu machen, dass eine 737 
nicht gleichwertig ist.

: Bearbeitet durch User
von Johannes O. (jojo_2)


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A. K. schrieb:
> Um das Geld wiederzusehen, wirst du den
> Versuch unternehmen müssen, einem Richter klar zu machen, dass eine 737
> nicht gleichwertig ist.

Und dann machst du auch deiner Reiseabteilung und deinem Chef klar, 
warum sie jetzt NOCHMAL ein Ticket für dich SOFORT buchen müssen, mit 
dem du ggf wieder nicht die Reise antreten wirst.

Fliegen ist und bleibt, im Vergleich mit anderen Reiseformen, relativ 
sicher. Die FAA wird da nun hoffentlich auch genau hinschauen, es sind 
ja noch weitere Probleme aufgetaucht. Auch mit dem nun weit verbreiteten 
Wissen über MCAS (zuvor: Piloten nur teils bekannt; jetzt: Müsste es 
jeder kennen), ist es unwahrscheinlicher dass das nochmal 1:1 so 
passiert.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Eine der wenigen positiven Konsequenzen aus Flugzeugunfällen ist, das 
der Grund praktisch immer bis zum letzten aufgeklärt wird und Massnahmen 
getroffen werden, das aus dem gleichen Grund kein Unfall mehr passiert. 
Bei der 737 MAX waren leider zwei Crashes passiert, bevor der Grund 
gründlich erforscht wurde.
Aber die Konsequenz ist ja nun, das die MAX neu zertifiziert wird und 
vermutlich auch die Piloten auf diesem Typ geschult werden müssen, was 
Boeing ja eigentlich vermeiden wollte.
Aber sie müssen handeln, denn es stehen wohl 400 Maschinen auf Halde, 
die unbedingt verkauft werden müssen.
Man kann dann aber davon ausgehen, das die 737 MAX so gut wie jedes 
andere zugelassene Flugzeug funktioniert.
Boeing muss es sich allerdings gefallen lassen, das der Schlendrian 
vorbei ist und die FAA die gleichen Masstäbe anlegt wie bei jedem 
anderen Hersteller.

von Matthias S. (da_user)


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A. K. schrieb:
> Wenn du einen Flug mit einer A320 buchst, auf dem Airport aber in eine
> 737 einsteigen sollst, weil irgendwas geändert wurde, und du wieder
> rückwärts rausgehst, dann bist du dank Vorkasse trotzdem dein Geld los
> und darfst vielleicht auch für die Verzögerung durch die erneute
> Gepäckverarbeitung zahlen. Um das Geld wiederzusehen, wirst du den
> Versuch unternehmen müssen, einem Richter klar zu machen, dass eine 737
> nicht gleichwertig ist.

Naja... kommt darauf an, was du gebucht hast. Wenn du bei deiner 
Flugbuchung explizit einen Maschinentyp angegeben hast, bzw. einen 
Maschinentyp ausgeschlossen hast, und sich der Vertragspartner darauf 
eingelassen hat, dann steht der meines Erachtens auch in der 
entsprechenden Bringschuld.
Wenn ich ein rotes Auto bestelle, will ich ja auch ein rotes und kein 
schwarzes. Gleichwertig wären sie ja beide.

Matthias S. schrieb:
> Aber die Konsequenz ist ja nun, das die MAX neu zertifiziert wird und
> vermutlich auch die Piloten auf diesem Typ geschult werden müssen, was
> Boeing ja eigentlich vermeiden wollte.

Im Moment hätten sie ja Zeit dazu...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich wette die meisten, die hier mitlesen können auf dem Flughafen noch 
nicht mal zwischen einem A320 und einer 737 unterscheiden...

von Percy N. (vox_bovi)


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Ben B. schrieb:
> Ich wette die meisten, die hier mitlesen können auf dem Flughafen noch
> nicht mal zwischen einem A320 und einer 737 unterscheiden...

Solange man noch einen Piloten finanzieren kann und nicht als armes 
Schwein selber fliegen muss, ist das auch nicht so wichtig.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn ich als Pilot die Wahl habe, steige ich lieber in eine 737 (auch 
MAX), die man bei Bedarf noch komplett händisch fliegen kann - nicht wie 
beim fly-by-wire A320, wo man sich einem Computer anvertrauen muß. Wenn 
da mal was gewaltig schiefgeht, kennt das Ding auch nur noch eine 
Richtung... abwärts.

von (prx) A. K. (prx)


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Wo geht wahrscheinlicher etwas schief: Bei Hirn 2.0 oder Hirn 1.0. ;-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das hat damit nicht viel zu tun.

Wenn bei einer 737 alles ausfällt habe ich immer noch Seilzüge für die 
komplette Flugsteuerung. Evtl. funktionieren die Klappen usw. nicht 
mehr, aber ich habe zumindest noch eine Chance, das Ding heil auf den 
Boden zu bekommen. Die habe ich beim A320 nicht. Wenn der 
Fluglagerechner sagt jetzt geht's runter, dann ist das so.

von (prx) A. K. (prx)


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Mit Realismus hat das aber nicht viel zu tun, das ist reines Gefühl.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ben B. schrieb:
> Wenn ich als Pilot die Wahl habe, steige ich lieber in eine 737 (auch
> MAX), die man bei Bedarf noch komplett händisch fliegen kann - nicht wie
> beim fly-by-wire A320, wo man sich einem Computer anvertrauen muß. Wenn
> da mal was gewaltig schiefgeht, kennt das Ding auch nur noch eine
> Richtung... abwärts.

Auch das fly-by-wire System des A320 kennt das "Mechanical Law". Dabei 
werden Seitenruder und Höhenruder (Trimmung) tatsächlich mechanisch 
gesteuert.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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A. K. schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>> welcher Superreiche interessiert sich für Preise?
>
> 99 von 100 Passagieren der abgestürzten Concorde waren Urlauber auf dem
> Weg zu einer Karibik-Kreuzfahrt, die sich das Erlebnis gönnten -
> wahrscheinlich wars auch nur einmal im Leben geplant.

Erstaunlicher Weise war das Ganze nicht so furchtbar teuer, wie man 
fürchten möchte: DM 2.900, was für 15 Tage Kreuzfahrt in der Karibik 
nebst Flug vielleicht nicht das Schnäppchen des Jahres war (abgesehen 
vom speziellen Flug), aber sicherlich erschwinglich. Zwei Wochen Kaprun 
oder Davos dürften teurer sein, schätze ich.

https://www-spiegel-de.cdn.ampproject.org/v/s/www.spiegel.de/geschichte/concorde-katastrophe-a-946540-amp.html?amp_js_v=a3&amp_gsa=1&usqp=mq331AQFKAGwASA%3D#aoh=15870499654678&referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com&amp_tf=Von%20%251%24s&ampshare=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fgeschichte%2Fconcorde-katastrophe-a-946540.html

: Bearbeitet durch User
von Carl D. (jcw2)


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Ben B. schrieb:
> Das hat damit nicht viel zu tun.
>
> Wenn bei einer 737 alles ausfällt habe ich immer noch Seilzüge für die
> komplette Flugsteuerung. Evtl. funktionieren die Klappen usw. nicht
> mehr, aber ich habe zumindest noch eine Chance, das Ding heil auf den
> Boden zu bekommen. Die habe ich beim A320 nicht. Wenn der
> Fluglagerechner sagt jetzt geht's runter, dann ist das so.

Komisch daß die nach deiner Vorstellung falsche Kiste genau das gemacht 
hat. Aber eventuell war das mit dem Computer noch zu neu für die 
Seilzugflieger.

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Carl D. schrieb:
> Komisch daß die nach deiner Vorstellung falsche Kiste genau das gemacht
> hat. Aber eventuell war das mit dem Computer noch zu neu für die
> Seilzugflieger.

Wohl wahr. Denn bei Airbus klappt das seit Ende der 80er.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Ben B. schrieb:
> Ich wette die meisten, die hier mitlesen können auf dem Flughafen
> noch nicht mal zwischen einem A320 und einer 737 unterscheiden...

Achwo... steht doch draußen dran :-)

Tower: "Sind sie ein Airbus 320 oder 340?"
Pilot: "Ein A 340 natürlich!"
Tower: "Würden Sie dann bitte vor dem Start auch die anderen beiden 
Triebwerke starten?"

von Cyblord -. (cyblord)


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Frank M. schrieb:

> Tower: "Sind sie ein Airbus 320 oder 340?"
> Pilot: "Ein A 340 natürlich!"
> Tower: "Würden Sie dann bitte vor dem Start auch die anderen beiden
> Triebwerke starten?"

Der Witz ist soo alt und so doof.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Sag das nicht, das hat ein Moderator geschrieben, also muß es in diesem 
Forum gut sein!

> Auch das fly-by-wire System des A320 kennt das "Mechanical Law".
> Dabei werden Seitenruder und Höhenruder (Trimmung) tatsächlich
> mechanisch gesteuert.

Nur solange der Computer das möchte. Wenn der wegen irgend einem 
Programmfehler oder technischen Defekt sagt es geht runter, dann geht es 
runter. Oder wenn die Antriebe der Steuerflächen ausfallen. Es gibt im 
Gegensatz zur 737 keine mechanische Verbindung zwischen 
Steuerhorn/Sidestick bzw. am Sidestick kann man gar nicht genug Kraft 
aufwenden, so ein großes Flugzeug zu steuern. Das ist auch der 
begrenzende Faktor bei der 737, aber man hat immerhin eine Chance.

Höhenruder und Trimmung sind auch nicht das gleiche. Die Maschine wird 
primär über die Höhenruder gesteuert, mit der Trimmung nimmt man 
hinterher die Kraft von den Rudern, daß man z.B. nicht ständig mit 10kg 
am Steuerhorn zerren muß. Bei großen Airlinern sind die Trimmflächen 
(Stabilisatoren) aber so groß bzw. man kann damit solche Kräfte 
erzeugen, daß man sie mit den Höhenrudern nicht mehr übersteuern kann. 
Wenn man die Maschine also dermaßen vertrimmt, verliert man die 
Kontrolle.

Und weil es einige noch immer nicht kapiert haben bzw. denken die 
größten Luftfahrtexperten zu sein obwohl sie sich noch nicht mal in das 
Thema eingelesen haben, erkläre ich es gerne nochmal. Wenn man sagt die 
beiden 737 MAX sind wegen MCAS abgeschmiert, ist das nur die halbe 
Wahrheit. Ursächlich für den Kontrollverlust war ein runaway stabilizer, 
der durch MCAS ausgelöst wurde und beide Crews sind damit nicht 
klargekommen bzw. haben das wahrscheinlich nicht erkannt. Das beste 
Beispiel wie es normalerweise geht, hat die Crew der 
Ethiopian-Airlines-Maschine gezeigt, die die Maschine nach Addis Abeba 
geflogen hat. Auf diesem Flug ist der gleiche Fehler auch schon 
aufgetreten, der einen Flug später zum Absturz geführt hat. Diese Crew 
hat das aber erkannt, die automatische Trimmung abgeschaltet und gut. 
Die haben nicht mal eine Sicherheitslandung gemacht, sondern haben das 
Problem so geringfügig eingestuft, daß sie mit manueller Trimmung zum 
Zielflughafen weitergeflogen sind. Leider haben sie es nicht gut 
kommuniziert bzw. man hat nicht erkannt, daß man eine Maschine intakt am 
Boden stehen hatte, bei der der gleiche Fehler aufgetreten war, der ein 
paar Monate vorher den Lion-Air-Absturz verursacht hatte. Da hätte man 
viel lernen können. Leider wußte die nachfolgende Crew so nichts von dem 
Vorfall bzw. dachten möglicherweise, daß das Problem behoben worden ist 
und haben es leider nicht in den Griff bekommen als der Fehler bei ihnen 
erneut auftrat. Also technisches Versagen aus meiner Sicht teilweise, 
meiner Meinung nach haben die Crews ebenfalls gravierende Fehler 
gemacht. Ich sags auch gerne nochmal, die hätten das Problem auch bei 
einer 737NG nicht gelöst und wären damit ebenfalls abgestürzt.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Ben B. schrieb:
> Also technisches Versagen aus meiner Sicht teilweise,
> meiner Meinung nach haben die Crews ebenfalls gravierende Fehler
> gemacht.

und man hat kaum Einfluss wieviel schwach geschulte Piloten fliegen!
Oder fragt jemand wer da fliegt bevor er einsteigt?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> und man hat kaum Einfluss wieviel schwach geschulte Piloten fliegen!
Wie soll man das als normaler Passagier auch einschätzen? Meine, viele 
Fehler, die die machen können, sind auch nicht fatal. Gefühlt harte 
Landungen z.B. sind regelmäßig die "Schuld" frischer Co-Piloten, die 
ihre Erfahrungen machen müssen wie sich "sowas anfühlt", damit sie es 
beim nächsten Mal besser machen können und so ein Gefühl dafür bekommen.

> Oder fragt jemand wer da fliegt bevor er einsteigt?
Kannst du theoretisch machen. Du kannst den Piloten fragen, ob er Dir 
seine Lizenzen und Type-Ratings zeigt. Wenn er Zeit hat und ein netter 
Mensch, zeigt er sie dir. Er kann aber auch sagen "geh nach hinten und 
schnall dich an, ich mach das hier schon".

Wie eine Crew im Ernstfall reagiert kann sowieso niemand mit Sicherheit 
sagen, egal wieviel Erfahrung oder Lizenzen sie haben. Auf dem Papier 
ist das immer so einfach, vielleicht auch im Simulator. Aber wenn dann 
wirklich was passiert, was real den Arsch kosten kann, bekommt man 
bestimmt einen größeren Schreck als im Simulator. Die Kunst ist dann, 
trotzdem rational und zielorientiert zu handeln, den Fehler ausreichend 
schnell zu finden und einen größeren Schaden zu verhindern.

von Torben H. (bauteiltoeter)


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Ben B. schrieb:
> Und weil es einige noch immer nicht kapiert haben bzw. denken die
> größten Luftfahrtexperten zu sein obwohl sie sich noch nicht mal in das
> Thema eingelesen haben, erkläre ich es gerne nochmal. Wenn man sagt die
> beiden 737 MAX sind wegen MCAS abgeschmiert, ist das nur die halbe
> Wahrheit. Ursächlich für den Kontrollverlust war ein runaway stabilizer,
> der durch MCAS ausgelöst wurde und beide Crews sind damit nicht
> klargekommen bzw. haben das wahrscheinlich nicht erkannt.

Und weil es einige noch immer nicht kapiert haben bzw. denken die 
größten Luftfahrtexperten zu sein obwohl sie sich noch nicht mal die 
offiziellen Untersuchungen gelesen oder das Bild des Flugdatenschreibers 
angeguckt haben erkläre ich es gerne nochmal.

Die zweite Crew hat sehrwohl gewusst, dass sie einen stabilizer runaway 
haben.

Sie haben sogar den STAB TRIM CUTOUT benutzt. Die Piloten haben sogar 
gewusst welcher Fehler das beobachtete Fehlverhalten auslöst, auf dem 
Cockpit voice recorder (CVR) ist zu hören, dass beide den Fehler bei der 
"left alpha vane" vermuten, also dem linken AoA-Sensor.

Sie habe es trotz dieses Wissens nicht geschaft den Flieger heile zu 
landen. WARUM? Einmal weil sie das MCAS-Verhalten nicht verstanden 
haben. Es war eben kein klassischer stabilizer runaway wie er geübt 
wird. Ein stabilizer runaway wird klassisch zum Beispiel durch einen 
defekten (=klebenden) Schalter im Yoke ausgelöst. Dann fährt der Motor 
einfach kontinuierlich in eine Richtung.

Nun war der Flieger aber schon so vertrimmt, dass die Kräfte auf die 
Steuerflächen gewaltig waren. Mit abgestellter elektrischer Trimmung war 
es  quasi UNMÖGLICh die Trimmung zu verfahren, die Kräfte am Trimmrad 
waren trotz Kurbel zu groß. Zu zweit konnten sie nicht kurbeln, der 
zweite Pilot war damit beschäftigt mit 50kg (!!) am Yoke zu ziehen. 50kg 
über viele Minuten ziehen ist wirklich kein Spaß.

Wahrscheinlich aus Verzweifelung haben sie die elektrische Trimmung 
wieder aktiviert, darauf hin hat das MCAS wieder eingegriffen und sie 
endgültig ins Verderben geführt.

Ja, wie bei fast allen Flugzeugunglücken gibt es in diesem Ablauf einige 
Punkte an denen man im Nachhinein mit unserem heutigen Verständnis gut 
sagen kann "Da hätten die Piloten etwas anders machen müssen, dann wäre 
alles gut gegangen". Wir hatten auch ein Jahr Zeit. Die Piloten hatten 7 
Minuten zwischen "start" und "Erdnagel".

von (prx) A. K. (prx)


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Ben B. schrieb:
> Wenn man die Maschine also dermaßen vertrimmt, verliert man die
> Kontrolle.

Diesen Effekt gibts nicht nur bei den Grossen..

Beitrag #6225965 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Carl D. (jcw2)


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Schon lustig das tödliche Flugverhalten eines Fliegers zu relativieren 
mit der theoretischen Möglichkeit daß dies auch bei der Konkurrenz 
passieren könnte.
Die haben schon vor Jahrzehnten gelernt das zu beherrschen. Gut die 
hatten den Vorteil noch nichts zu haben, was man mal schnell aufhübschen 
konnte.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Es ist nach wie vor auch völlig klar, das ein AoA Sensor, der einen 
Anstellwinkel von 90° (siehe Flugschreiber) meldet, nicht richtig 
funktionieren kann. In so einem Fall muss ein System, welches auf einem 
einzigen Sensor basiert, in einen Notbetrieb gehen und nicht anfangen, 
diesen eindeutig fehlerhaften Sensor noch auszukorrigieren zu wollen.

Wenn der Kurbenwellensensor an meinem Auto nicht richtig funktioniert, 
dann schaltet die ECU ja auch nicht auf 'Fehlzündung auf allen Pötten', 
sondern in einen Notbetrieb und hält den Wagen so am Laufen. Der 
Spritverbrauch ist dann höher und die Warnlampe geht an, aber der Wagen 
läuft kein Amok und explodiert auch nicht.
Mir ist kein Fall bei Airbus bekannt, wo das Fly by Wire System 
grundlegend verantwortlich für einen Crash war.

: Bearbeitet durch User
von Carl D. (jcw2)


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Matthias S. schrieb:
> Es ist nach wie vor auch völlig klar, das ein AoA Sensor, der einen
> Anstellwinkel von 90° (siehe Flugschreiber) meldet, nicht richtig
> funktionieren kann. In so einem Fall muss ein System, welches auf einem
> einzigen Sensor basiert, in einen Notbetrieb gehen und nicht anfangen,
> diesen eindeutig fehlerhaften Sensor noch auszukorrigieren zu wollen.

Da könnte man schon auf die Idee kommen, daß man mit den blöden Fehlern, 
die man manchmal macht, mit den Profis aus diesen 
Entwicklungsabteilungen gut mithalten kann. Die sind aber zu vielen und 
sollten sich eigentlich die Zeit nehmen, ihre Ideen n-mal querzudenken. 
Besonders in dieser Art Fällen, wo man sich eher fragt, wie man sich so 
doof anstellen konnte.

> Wenn der Kurbenwellensensor an meinem Auto nicht richtig funktioniert,
> dann schaltet die ECU ja auch nicht auf 'Fehlzündung auf allen Pötten',
> sondern in einen Notbetrieb und hält den Wagen so am Laufen. Der
> Spritverbrauch ist dann höher und die Warnlampe geht an, aber der Wagen
> läuft kein Amok und explodiert auch nicht.

Würde dein Auto so reagieren und Besitzer hätte eine US-Paß, dann wären 
Milliardenklagen gegen den Hersteller sicher.

> Mir ist kein Fall bei Airbus bekannt, wo das Fly by Wire System
> grundlegend verantwortlich für einen Crash war.

Die mußten anfangs auch etwas üben, aber nicht bei einem Flieger, der 
seit 50Jahren zugelassen ist. Und es waren dann eher so Sachen wie 
"keine Schubumkehr ohne Bodenkontakt" und "Bodenkontakt läßt die Räder 
drehen" und dann ist die Landebahn vereist und erweist sich als zu kurz. 
Ich glaube das war das letzte "Lern-Ereignis".

Nur: kein Vergleich zu der 737MAX "Logik".

von (prx) A. K. (prx)


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Carl D. schrieb:
> Die haben schon vor Jahrzehnten gelernt das zu beherrschen. Gut die
> hatten den Vorteil noch nichts zu haben, was man mal schnell aufhübschen
> konnte.

Airbus hatte Fly-By-Wire zwar wesentlich früher, aber Boeing hat das 
längst auch, und beherrscht es offenbar ebenfalls.

Das Problem ergab sich wesentlich aus der Vorgabe, Neuzertifizierung und 
Pilotenschulung unbedingt zu vermeiden. Wasch mir den Pelz, aber mach 
mich nicht nass. Das hatte Folgen für Auslegung und Dokumentation dieses 
Teils der Flugsteuerung. Wäre sie als kritische Komponente dargestellt 
worden, hätte die Vorgabe nicht erfüllt werden können. Was die 737 
vorher schon an digitaler Flugtechnik enthielt, nämlich die Nutzung der 
Spoiler für Rollbewegung, war unkritisch. Ein Drahtseilakt ohne Netz.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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A. K. schrieb:
> Das Problem ergab sich wesentlich aus der Vorgabe, Neuzertifizierung und
> Pilotenschulung unbedingt zu vermeiden

Chefentscheidung, kenne ich auch nach PCB Layoutänderung, wozu noch mal 
alle Prüfschritte durchlaufen, war ja schon geprüft und nach murphy, was 
schief gehen kann geht eben schief.

von Carl D. (jcw2)


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Joachim B. schrieb:
> A. K. schrieb:
>> Das Problem ergab sich wesentlich aus der Vorgabe, Neuzertifizierung und
>> Pilotenschulung unbedingt zu vermeiden
>
> Chefentscheidung, kenne ich auch nach PCB Layoutänderung, wozu noch mal
> alle Prüfschritte durchlaufen, war ja schon geprüft und nach murphy, was
> schief gehen kann geht eben schief.

Es war schon mal sinngemäß zu lesen:
Hätten wir die Sensoren redundant ausgelegt, dann wäre sofort klar 
gewesen, daß es sich bei MCAS um ein sicherheitsrelevanten System 
handelt und nicht wie wir erklärt hatten, nur nice2have.

Riecht nach Vorsatz, ist aber wahrscheinlich nur Blödheit, denn wenn ich 
etwas verstecken will, dann muß ich besonders darauf achten, daß es 
nicht sichtbar wird. Also auch keine Einschlagkrater hinterläßt.

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