Forum: Offtopic Das Dilemma der Erhaltungsinnovation


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

ist euch schon einmal aufgefallen, dass (fast) jeder den Erfinder der 
Glühlampe kennt, aber nahezu niemand den der Energiesparlampe bzw. LED?

Wir leben aktuell in einer Zeit wohlstandserhaltender statt 
wohlstandssteigernder Innovationen. Als KFZ, Eisenbahn, Flugzeug etc. 
erfunden wurden, fürchteten die Menschen sich vor dem 
Geschwindigkeitsdelir. Bei einer Reisegeschwindigkeit über 30 km/h könne 
man schwer krank werden. Doch Fernweh, Reiselust und wirtschaftliche 
Chancen wahren attraktiver als dieses potenzielle Risiko. Schließlich 
versprach diese Innovation die Möglichkeit entfernte Orte in annehmbarer 
Zeit zu erreichen.

Solar- und Windkraft, Kernfusion, Elektroauto, LED-Lampe usw. 
ermöglichen kaum eine Steigerung von Wohlstand oder Lebensqualität. Sie 
verhindern eher eine Abnahme der Lebensqualität in ferner Zukunft, weil 
weniger radioaktive Abfälle, CO2 in der Atmosphäre etc. hinzukommen. 
Doch die ausbleibende unmittelbare/sofortige Wohlstandssteigerung sorgt 
kaum für Akzeptanz, insbesondere wenn andere potenzielle Gefahren 
lauern, z. B. Brandrisiko bei Elektroautos.

Bei öffentlichen Diskussionen vermisse ich überhaupt die Betrachtung aus 
technischer Sicht. Es wird häufig über Steuerungsinstrumente, wie 
CO2-Zertifikate, Ökosteuer sowie über persönlichen Verzicht (Lastenrad 
statt Auto) gesprochen als über technische Maßnahmen. Wenn jemand doch 
über technische Möglichkeiten spricht, wird er schnell als Spinner 
abgetan oder ihm werden persönliche wirtschaftliche Interessen 
unterstellt (welche ja nicht einmal schlimm wären).

Wir sind damit an einem Punkt angekommen, dass bessere Technologie oft 
links liegen gelassen werden, weil sie nur die Umwelt schützen, aber 
keine spürbare individuelle Verbesserung bringen. Eigentlich ist das 
kein ingenieurtechnisches Problem mehr. Es ist zwar technisch alles 
nahezu problemlos lösbar, aber man möchte eben aus Prinzip keine 
Windkraftanlagen in 15 km Entfernung, weil möglicherweise Infraschall. 
Solar möchte man auch nicht, weil Brandrisiko, Elektrosmog und weil 
jemand anderes damit Geld verdienen könnte.

Wie kann man solche gesellschaftlichen Probleme eigentlich lösen? Werden 
Ingenieur in Zukunft überhaupt noch öffentlich ihren Beruf nennen 
können, ohne als Landschaftsverspargler denunziert zu werden?

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