Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Empfindlichkeit einer Wheatstoneschen Messbrücke bei Konstantstromspeisung


von Max E. (Firma: Hochschule Reutlingen) (max67)


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Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist 
Max, ich bin Chemiker und dementsprechend relativ fachfremd, ich hoffe 
daher auf etwas Nachsicht.

Ich habe ein grundlegendes Verständnisproblem bei dem ich euch um Hilfe 
bitten möchte. Es geht um folgendes: Wir haben an der Uni einen Sensor 
entwickelt dessen Widerstand abhängig von der Konzentration eines 
Stoffes ist. Zur zeitabhängigen Erfassung dieses Widerstandes soll eine 
Wheatstone Brücke (Ausschlagverfahren) eingesetzt werden. Bedingt durch 
das vorhandene Netzteil, soll die Brückenschaltung zudem mit einem 
konstanten Strom gespeist werden. Im Anhang findet ihr den schematischen 
Schaltplan, dabei gilt:

- R1 = Potentiometer zum Brückenabgleich
- R2 = Sensorwiderstand (Größenordnung: 100 kOhm)
- R3 = Konstanter Widerstand
- R4 = Konstanter Widerstand

Das allgemeine Prinzip des Brückenabgleichs und die zugrunde liegende 
Theorie kann ich soweit nachvollziehen. Auch verstehe ich, wie die 
Widerstände dimensioniert werden sollten, um bei einer Wheatstone Brücke 
mit konstanter Spannung die maximale Empfindlichkeit zu erreichen.

Doch wie verhält sich das ganze wenn nicht die Spannung, sondern der 
Strom konstant gehalten wird? Ich habe mir diesbezüglich schon viele 
Gedanken gemacht und zur Beschreibung der Empfindlichkeit (E) die 
allgemeine Gleichung zur Berechnung der Brückenspannung (UBr) nach R2 
abgeleitet (siehe Formeln). Dabei konnte ich folgende Erkenntnisse 
gewinnen:

- Die Empfindlichkeit ist direkt proportional zum Strom I0
- Die Empfindlichkeit zeigt eine Abhängigkeit von allen Widerständen

Hat jemand eine Idee wie die Widerstände dimensioniert werden sollten um 
die maximale Empfindlichkeit der Brücke zu erhalten?

Vielen Dank im Voraus!

Viele Grüße
Max

von ths (Gast)


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Die Empfindlichkeit einer Brücke wird bei spannungsgespeisten Brücken in 
mV/V angegeben, bei stromgespeisten in mV/mA.

Die Empfindlichkeit ist unabhängig von der Speisung, das Ausgangssignal 
selbstverständlich nicht. Es ist um so größer, je größer die Speisung 
ist.

Wie groß im vorliegenden Fall der Strom werden darf, ohne die Brücke zu 
beeinträchtigen, kann man mit den gegebenen Angaben nicht abschätzen.

von Max E. (Firma: Hochschule Reutlingen) (max67)


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Erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort. Mein Ziel ist es im 
generellen eine möglichst große Änderung der Brückenspannung bei einer 
kleinen Änderung des Widerstandes R2 zu erzielen (ich denke ich habe 
Empfindlichkeit dahingehend falsch definiert).

Das soll dann wie folgt ablaufen:

1) Mit dem Potentiometer R1 die Brücke abgleichen (Brückenspannung = 0 
V)
2) Brückenspannung zeitabhängig erfassen (Ändert sich die Konzentration 
des Stoffes schlägt die Brücke aus --> die zeitliche Integration des 
Ausschlags (Peak) gibt dann das Messsignal)
3) Über Standardreihe Peakflächen bestimmen und gegen die Konzentration 
auftragen --> Kalibrierfunktion

: Bearbeitet durch User
von ths (Gast)


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Liest sich ähnlich wie ein Wärmeleitungsdetektor im Gaschromatograph.

Wie groß ist die zu erwartende Widerstandsänderung?

Könnte R3 ebenfalls als Sensor ausgelegt werden?

Der Abgleich mit einem Poti ist auf Grund dessen Temperaturkoeffizienten 
oft sehr unglücklich.

von Max E. (Firma: Hochschule Reutlingen) (max67)


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Ganz genau so ist es, es soll ein Detektor für einen Gaschromatographen 
werden, allerdings nach einem etwas anderen Prinzip. Da wir aktuell noch 
voll in der Entwicklung sind, kann ich bezüglich der zu erwartenden 
Widerstandsänderung keine Aussage treffen. Ich vermute das diese relativ 
klein (im Bereich von 0,1 kV) ausfallen wird.

R2 und R3 als Sensor auszulegen (Halbbrücke) hatte ich mir auch schon 
überlegt, wir haben allerdings momentan nur ein Sensorelement, deswegen 
die Konfiguration als Viertelbrücke.

Die geplante Schaltung soll im Prinzip das generelle Konzept erstmals 
bestätigen.

: Bearbeitet durch User
von ths (Gast)


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0,1 kV sind 100 V. Meinst du das wirklich?

Als nochmal: Wieviel Strom fließt durch den Sensor und wie groß ist die 
Widerstandsänderung oder meinetwegen die Änderung des Spannungsabfalls 
am Sensor?

von Max E. (Firma: Hochschule Reutlingen) (max67)


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Sorry! Mein Fehler, ich meinte 0,1 kOhm (Änderung von R2 um ca. 0,1 %). 
Über die gesamte Brücke sollen 2 mA fließen. Unter Einbezug der 
Widerstände sollte am Ende eine Spannung von einigen 100 V an der Brücke 
anliegen.

: Bearbeitet durch User
von ths (Gast)


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OK. Wenn ihr ganz am Anfang steht, sehe ich nicht unbedingt die 
Notwendigkeit, sich mit einer Stromspeisung das Leben unnötig schwer zu 
machen.

Der Plan oben zeigt den Prinzipaufbau. Ich habe die Widerstände so 
gewählt, dass die Brückenspeisespannung ca. 100 V beträgt. Bei einer 
Verstimmung des Sensors um 100 Ohm beträgt die Brückenausgangsspannung 
ca. 50 mV, damit ist die Empfindlichkeit c = 0,5 mV/V. Damit und noch 
mit viel weniger kommt ein üblicher Messverstärker für 
Dehnmessstreifen-Brücken klar, das sind keine besonderen Anforderungen.

Ich möchte daher anregen, dass du prüfst, ob ein handelsüblicher 
Brückenverstärker für Dehnmessstreifen-Vollbrücken deine Anforderungen 
zumindest für Erprobungszwecke erfüllen kann. Wenn du unbedingt einige 
100 V brauchst, wird es natürlich sehr viel schwieriger.

von Max E. (Firma: Hochschule Reutlingen) (max67)


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Vielen Dank für deine Bemühungen. Ich werde mich dahingehen mal 
umschauen.

von ths (Gast)


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Schau mal nach burster 9243 oder besser 9250.

von ths (Gast)


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Nochwas: Versuche mal abzuschätzen, welche Qualität bezüglich 
thermischer und zeitlicher Drift die Brückenergänzungswiderstände haben 
müssen. Der Abgleich mit einem Poti macht wenig Sinn, besser vor der 
Messung tarieren.

von Werner H. (werner45)


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Aus Stabilitätsgründen nimmt/nahm man bei GC-WLD ausschließlich 4 
gleiche gewendelte dünne Platindrähte mit höchstens 2 cm Länge (gegen 
Mikrofonie).
Die haben dann aber nur ein paar Ohm, niemals 50 k. Speisespannung nur 
ein paar Volt, sonst brennen die Drähte durch. Eine 
Empfindlichkeitsmaximierung ist dadurch möglich, daß man das Meßgas 
durch den oberen Widerstand des linken Zweigs und gleich danach durch 
den unteren des rechten Zweigs leitet. Die anderen Widerstände dienen 
der Temperaturkompensation, evtl. mit Spülung durch reines Trägergas. 
Der ganze Edelstahlklotz mit den Sensoren muß trotzdem thermostatisiert 
werden. Eine Verringerung der Empfindlichkeit ist mit geringerer 
Brückenspannung möglich. Auf die Brücke folgt ein rauscharmer 
Differenzverstärker.

Versuche mit hochohmigen NTC-Pillen hat man wegen Unreproduzierbarkeit 
schnell aufgegeben (außer für den Detektor eines Dampfdruckosmometers, 
bei den nötigen Meßzeiten von 30 Minuten kann man einen mächtigen 
Tiefpaß gegen das Rauschen verkraften).
Irgendwo auf dem Speicher habe ich noch WLD-Ersatzteile verpackt.

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