Gould DSO 400 Oszilloskop Defekt und Reparatur Kurzfassung: Die Ursachen für das Fehlerbild „Kein Strahl zu sehen, Funktion sonst normal“ bzw. die Fehlermeldungen „Failed Amp Shift Calibration“ und „Failed Offset Calibration“ werden beschrieben und die Reparatur vorgestellt. Einige allgemeine Informationen zur Gould DSO 400 Service und Fehlersuche werden ebenfalls gegeben. Abstract: The causes of the error pattern "No beam to be seen, otherwise normal function" or the error messages "Failed Amp Shift Calibration" and "Failed Offset Calibration" are described and the repair is presented. Some general information on Gould DSO 400 service and troubleshooting is also given. Für diejenigen die dasselbe Problem haben und nur an der Lösung interessiert sind, gebe ich vorweg die Anleitung, wie ich mein DSO 400 repariert habe: Fehler „Failed Offset Calibration“: die Referenzspannung des ‚Gain Correction DAC’ (U309) war nur 2.84 statt 3.00 V. – Sie wurde mit dem Potentiometer R373 wieder auf den korrekten Wert eingestellt. Die Ursache für diesen Fehler wurde vorläufig nicht identifiziert. Fehler „Failed Amp Shift Calibration“: auch hier war eine falsche Spannung die Fehlerursache. V_BIAS des CCD-Chips (U301) betrug nur 6.1 statt der im Schaltplan angegebenen 14.5 Volt. Der Grund war, dass der Vor-/Schutzwiderstand (R361) der Spannungsstabilisierschaltung seinen Wert von 2R2 auf ca. 500R erhöht hat. – Ein Tausch des Widerstandes hat die Funktion des Oszilloskops wieder hergestellt. Ausführliche Beschreibung der Fehlersuche: Mein DSO 400 dürfte knapp 35 Jahre alt sein und wird alle paar Monate für schwierige Fehlersuchen verwendet. Beim letzten Einschalten verschwand nach ein paar Minuten der Strahl, alle anderen Anzeigen waren aber vorhanden und auch die Bedienelemente reagierten normal. Das Service-Menü (Tasten 9-7-7-7) zeigte die oben angeführten Fehlermeldungen. Zuerst habe ich die einschlägigen Beiträge hier und im EEV-Forum gelesen und mir das leicht verfügbare Service-Handbuch aus dem Internet geladen. A3-Ausdrucke der Schaltplan- und Bestückungsplan-Seiten waren sehr hilfreich, da ich darauf überprüfte Komponenten markieren und Messwerte eintragen konnte. Generell empfehle ich, das Handbuch zuerst vollständig durchzulesen. Es enthält sehr verstreut einige wertvolle Tipps, die ich leider erst zu spät gesehen habe. – Ich habe das Oszilloskop während der Reparatur aus einem Labornetzteil mit 15 V bei ca. 3.8 A versorgt. Puffer-Akku: der begann bereits auszulaufen und hat auch das PCB und den Stecker leicht in Mitleidenschaft gezogen. Reinigung unter fließendem Wasser hat einiges entfernt. Auf mechanische Hilfsmittel würde ich eher verzichten, da die Leiterbahnen teilweise sehr dünn sind. Bei mir war zum Glück noch keine beschädigt, wie eine Überprüfung der Kontakte A,B und C Pin 32 bis 24 ergeben hat. Versorgungsspannungen: diese waren grundsätzlich ok. Die meisten hatten keinen nennenswerten Ripple, ausser die -15 V Schiene mit 400 mV bei fast exakt 50 Hz (aber knapp nicht netzsynchron). Ich vermute dass dies von der Bildablenkung kommt. Die Haupt-Siebelkos sehen aus, als ob sie schon mal getauscht wurden, jedenfalls werde ich den -15 V Elko nach Abschluss der Arbeiten ersetzen. – Das Netzteil allgemein zeigt auf der Unterseite des PCB an zwei Stellen (u.a. bei den Dioden) thermischen Stress in Form einer leichten Bräunung. Theoretisch könnte ich die Stromaufnahme der vier Rails (+15, +5, -5, -15 V) leicht durch Öffnen der Solder-Brücken-Pads messen, da ich aber keine Referenzwerte habe, habe ich darauf verzichtet. Calibration-Test: Seite 20, Punkt 4.5 im Service Handbuch. Bei mir waren sowohl gain als auch offset waagrechte Linien. Die letztere sollte ca. 45 Grad abwärts geneigt sein. VGEN: Da der Strahl nicht zu sehen war, habe ich mir zuerst die Erzeugung der Shift- und Gain-Spannungen (VGEN, Punkt 5.3.15) angesehen. Diese zeigten keine besonderen Auffälligkeiten. Spannungen (Teil 1): als nächstes habe ich mir einige der Sub-Spannungsversorgungen (das 400er hat davon viele!) am CPU- und am Mainboard angesehen. Spannung und Ripple waren jeweils in Ordnung. Kalibrations-Hardware: da die Fehlermeldungen auf Probleme mit der Calibration-Hardware hindeuteten, habe ich mich als nächstes mit dieser beschäftigt (linke Hälfte der Seite 63). Die Schaltung selbst ist für mich absolut unverständlich. Warum alle 3 DACs mit dem selben Wert geladen werden (die Latches werden parallel aktiviert), warum die Vref+ des Gain-Correction-DAC vom Ausgangssignal des CCD abhängt oder wie die DAC-Ausgänge schließlich auf den OPV wirken kann ich nicht nachvollziehen [vielleicht kann hier im Forum wer diese Schaltung erklären?]. Zuerst dachte ich an ein Problem mit den Referenzspannungen. Vref+ von U307 und U314 waren an Pin 14 jeweils exakt 0 V. Diese werden über 3k9 aus der +5V-Schiene versorgt. Der Querstrom beträgt ca. 1.3 mA. Ich dachte zuerst, dass die DACs intern defekt sind, aber dass das für mehrere gleichzeitig passiert ist auch unwahrscheinlich. Laut Datenblatt ist diese Beschaltung mit dem Vorwiderstand aber so vorgesehen, so dass ich die Sache vorläufig auf sich beruhen ließ (auch wenn sie mir keine Ruhe ließ…). Was aber schließlich auffiel war, dass die 3.0 V Referenzspannung (Q332) nur 2.84 V betrug. Sie wurde mit R373 wieder auf den korrekten Wert eingestellt, darauf war der „Failed Offset Calibration“ Error verschwunden. Die Ursache für den Fehler ist nicht bekannt, ich vermute Bauteilalterung, zB am Tantal-Elko C353. Einschub Tantal-Elkos: Generell ist bekannt, dass Tantal-Elkos von Geräten aus den 1980er Jahren gerne Fehler verursachen. Aufgrund der großen Zahl und des Aufwandes habe ich aber auf einen Tausch vorläufig verzichtet. Ein 10 µF / 16 V Exemplar habe ich mit einem einfachen Bauteiltester vermessen: 9.8 µF und ESR 1.9 Ohm scheinen mir noch akzeptabel. Spannungen (Teil 2): Da ich an diesem Punkt nicht mehr weiter kam, hab ich mal etwas Pause gemacht. Ein paar Tage später ist mir am Schaltplan der TP4 in der Spannungsversorgung für die CCD aufgefallen (stünde auch im Service Manual, aber den Teil hatte ich noch nicht gelesen, siehe oben). Wenn diese 14.5 V Spannung einen eigenen Testpunkt hat, muss sie wohl auch wichtig sein. Bingo! Sie war nur 6.1 V. Wie sollte da auch die CCD richtig funktionieren, da kann sich die Calibration-Hardware ja ewig plagen, vernünftige Werte zu kompensieren… Die Ursache war im 2R2 Schutz-/Vorwiderstand R361 (von denen gibt es auch viele!) schnell gefunden. Er hat seinen Wert auf rund 500 Ohm erhöht! Ein eher ungewöhnliches Fehlerbild, das mir für einen Widerstand so nicht präsent war. – Ein Tausch hat schließlich auch den „Failed Amp Shift Calibration“ Error behoben und das Oszilloskop läuft wieder! :-) Zusammenfassung: - Bei diesem alten Gerät merkt man die Bauteilalterung. Sie fallen teilweise nicht komplett aus, sondern ändern ihre Werte. - Überprüfe ALLE Versorgungsspannungen auf Wert und Ripple! Es gibt SEHR VIELE kleine Sub-Power-Supplies. - Service-Handbuch vollständig lesen!
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