Am zweiten Tag startete die DevCon mit einem Video verschiedener Prominenter, die meist aber keine Vorträge halten. Stattdessen präsentierten diverse Ökosystempartner ihre Angebote – hier eine Liste der Ereignisse des zweiten und letzten Tages.
Amey Inamdar erstattet Bericht
Amey Inamdar eröffnete den zweiten Tag mit einer Liste von Neuerscheinungen im Ökosystem – besonders hob er die in der Abbildung gezeigte Platine hervor, die für HMI-Aufgaben vorgesehen ist.
Ein weiterer “Point de Resistance” war IDF 5.1, das an verschiedenen Stellen – Stichworte USB und C++-Unterstützung – Aktualisierungen der verwendeten Komponenten durchführt. Das Linux-Target erlaubt dabei die Nutzung von Linux als “Zielsystem”.
Neuerungen gab es auch von Zephyr und Arduino – interessant ist, dass Version 3.4 des Echtzeitbetriebssystems noch nicht besprochen wurde.
ESP_ADF steht nun in einer Variante zur Verfügung, die auf IDF 5.x basiert.
Interessant sind auch die Ausführungen zur Motorsteuerung und zum Meshsystem: Inamdar betonte abermals, dass die neue Version der Mesh-Software jedem individuellen Teilnehmer des Meshnetzes eine IP-Adresse zuweist.
In der QA stellte er außerdem fest, dass die Verfügbarkeit des ESP32-P4 für das Ende des Jahres avisiert ist.
ESP_IDF als Arduino-Alternative und mit Testhelfern
Ein Vortrag zu den Vorteilen und der Schulung von Anfängern im Bereich der Nutzung von ESP_IDF dürfte bei Arduino den Blutdruck erhöhen – offensichtlich ist Espressif dazu gewillt, die hauseigenen Technologien mehr und mehr zu forcieren.
Moderne Methoden der Softwareentwicklung halten im Bereich der ESP32-Entwicklung Einzug – Espressif erzeugte einige Hilfswerkzeuge zur Qualitätssicherung, die auf die besonderen Bedürfnisse von Unit Tests im Embeddedbereich eingehen.
LVGL im Feuer
Das im LVGL-Bereich verwendete Bearbeitungswerkzeug SquareLine Studio liegt nun in Version 2.0 vor – Espressif nahm dies zum Anlass, um Gabor Kiss-Vamosi vorzuladen. Er betonte unter Anderem, dass sein Unternehmen verschiedene Dienstleistungen im GUI-Bereich anbietet.
Das im Jahr 2022 ausgelieferte RAD-Werkzeug SquareLine Studio bekommt einen Nachfolger, der nun im Browser lebt und im Hintergrund eine Art Clouddienst (a la flux.ai) implementiert. Langfristig ist eine an Figma angelehnte “kooperative Benutzerschnittstelle” geplant.
Espressif schickte Wu Jiangang ins Rennen, der einen Vortrag über die Fähigkeiten verschiedener ESP32-Varianten offerierte.
Der Fokus liegt hier auf den als Smart Panel bezeichneten Systemen, die z.B. in einem Smart Home als Zentralregler dienen. Zu beachten ist, dass der ESP32-S3 mitunter durchaus hoch auflösende Displays ansteuern kann.
LVGL gilt dabei übrigens als “Best Practice” – mehrere Vortragende von Espressif erwähnten bzw nutzten das Produkt in ihren Demos. Interessant war auch die Erwähnung von LCD Tearing – ein Darstellungsfehler, der in ESP32-Systemen häufig aufzutreten scheint.
Komponentenverwaltung zur Zweitens
Der auf der letzten DevCon vorgestellte Component Manager bekam diesmal abermals Aufmerksamkeit – ein Vortrag von Ivan Grokhotkov erklärte, wie man hauseigenen Code in eine per CM vertreibbare Form bringen kann. Analog zur Arbeit mit Java gilt auch hier, dass eine Manifestdatei unbedingt erforderlich ist.
Espressif lässt sich beim Design des Component Manager von NuGet inspirieren – hier zwei Slides, die erstens private Komponenten und zweitens die “Versionsverwaltung” im Bezug auf ESP_IDF demonstrieren.
Im Hintergrund setzt Espressif übrigens auch hier auf die Integration “moderner Methoden der Softwareentwicklung” – unter Anderem integriert sich das System in clang-tidy.
Am Weg ins große Internet
Espressif hielt sich bisher aus dem Bereich 3G/4G/5G heraus – auf der DevCon gab es diesbezüglich keine wirklichen Neuankündigungen. Stattdessen gab es einen Vortrag, der verschiedene Methoden zur Kommunikation mit Funkmodulen vorstellte.
Mit esp-modem steht dabei eine generische Bibliothek zur Verfügung, die die Inbetriebnahme mancher Module erleichtert.
Ein weiterer Vortrag kümmerte sich um Firmwareupdates – interessant ist, dass man im ESP32-Bereich die Abkürzung FUOTA gegenüber der normalerweise verwendeten FOTA zu bevorzugen scheint. Außerdem nutzt die diesmal am Kongress vorgestellte Variante insgesamt drei Partitionen – die Factory Partition wird vom FOTA-Prozess niemals angetastet und steht so als “Backup of last resort” zur Verfügung.
Arduino und mehr
Für “Hobbyisten” gab es einen Vortrag, der die Vorteile der Kombination aus FreeRTOS und Arduino-Sketches präsentierte – interessant, wenn auch nach Ansicht des Autors nicht uneingeschränkt sinnvoll.
Ein Kurzvortrag über Antennentypen wendete sich ebenfalls eher an “fussgeherischere” Ansprüche.
Amazon: wir lieben Espressif
Amazon entsandte einen Sprecher, der die achtjährige gute Zusammenarbeit zwsichen Amazon und Espressif lobte. Besonders betonte der Sprecher – abermals – die hauseigenen ExpressLink-Modems, die insbesondere für kleinere Unternehmen eine wesentliche Aufwandsreduktion darstellen.
Eine interessante Aussage der Sprecher betraf die Datensicherheit: wer die Kommunikation zwischen Controller und Funkmodul nicht verschlüsselt, bietet Towarisch Haxxor ein geradezu wunderbares Einfallstor. Lustig war die Vorführung unter Nutzung von Komponenten aus dem Hause ST (!!!).
Interessant war auch der Vortrag zu Bluetooth LE – insbesondere ob des Hinweises, dass viele “populärwissenschaftlich populäre” Funktionen nicht in jedem Chipsatz umgesetzt sein müssen.
Fragen und Fragen
Am Ende des Kongresses nahm das Unternehmen allgemeine Fragen entgegen – interessant war, dass ein User nach einem an CUBE erinnernden Konfigurator fragte. Die Antwort darauf war der Verweis auf menuconfig.
Im Bezug auf IDF bzw die ESP-IDE verwies man darauf, dass Performanceprobleme im Allgemeinen durch den Windows-Virenscanner verursacht werden.
Man sprach allerdings davon, dass – langfristig – ein an CUBE oder MCC erinnernder grafischer Projektgenerator in Arbeit sein wird. Für den ESP32-P4 wird es außerdem eine Gehäusevariante geben, bei der die Pins des Flashspeichers nicht von Außen ansprechbar sind. Auch hier gilt allerdings, dass diese erst einige Zeit nach der Basisvariante auf den Markt kommen werden.
Ad Multos
Am Ende des Kongresses verlautbarte das Team in Brno, für das nächste Jahr ein Nachfolgeevent zu planen – es bleibt also spannend!