Das NT meines Dell Servers mag nicht mehr. Normal läuft der dauernd durch, aber der Geschirrspüler hat in der Nacht den FI geschmissen und so wurde auch der Server "abgeschaltet" und jetzt lässt er sich nicht mehr einschalten. Das SNT ist ein DELL N875E-00. Hergestellt wird es von Newton als NPS-875AP. Es besteht aus zwei Platinen: eine mit der (aktiven) PFC, die andere mit dem eigentlichen SNT (und der stand-by Versorgung). Visuelle Inspektion ergibt nichts Auffälliges: Elkos sehen gut aus, keine aufgeplatzten Halbleiter, keine abgedampften Leiterbahnen. Das NT hat, ungewöhnlich, einen vielpoligen Stecker, nicht die üblichen Peitschen. Ich konnte schon das pinout finden: Pinout Stecker: https://pinoutguide.com/visual/gen/dell_xps_66pin.jpg +5V StandBy liegen an F9, das funktioniert also. Netzteil schaltet nicht ein, wenn E7 (das ist das PowerOn pin) auf Masse gelegt wird. E7 liegt ansonsten auf +5V. Keine Spannung an +3.3V, +5V oder +12V beim Einschalten, auch keine transiente Spannung. Die Zwischenkreisspannung beträgt (nur) 312V, das ist ein Hinweis, dass die PFC nicht arbeitet, dass aber bis dahin alles OK ist (Sicherung, Entstörung, Gleichrichter, etc.). Datenblatt vom PFC-IC: https://search.app/q3f7CWZYgjdJf2sV8 Die PFC Platine wird mit 12V aus der Netzteilplatine versorgt. Erst wenn diese Spannung über 11V ist, beginnt das PFC IC loszulegen. Die Spannung bricht aber auf 9V zusammen, sobald das Relais (Relais überbrückt wohl die Strombegrenzungswiderstände) anzieht, ist also nicht mehr ausreichend belastbar. Ich habe auf der NT-Hauptplatine einen 220µF C gefunden, der nur noch 79µF hat und ein ESR von 8 Ohm und der sitzt in der Bereitstellung dieser Spannung. Diesen und zwei weitere grenzwertige Elkos aus dieser Ecke ausgewechselt: keinerlei Änderung. Im Leerlauf (PFC abgeklemmt) beträgt die Spannung 12V (so wie es sein sollte), bricht aber sofort zusammen, wenn das Relais anzieht. Durch Druck auf den RESET Knopf des NT geht die Spannung kurz hoch, aber dann löst irgendeine elektronische Sicherung aus (die Zwischenkreisspannung ist ja viel zu niedrig, kann gut sein, dass das überwacht wird) und die Spannung bricht zusammen. Ich habe die PFC aus dem Labornetzteil versorgt: 10mA bei 12V. Dann Netzspannung angelegt und bei ca. 100V (aus dem Regel-Trenntrafo natürlich) schaltet das Relais ein: 40mA - 50mA. Da geht dann auch die Zwischenkreisspannung auf 399V hoch, also alles wie es sein soll. Die 45mA sind schon ein bisserl viel, kann aber OK sein. Datenblatt vom Relais: https://www.datasheets.com/part-details/881h-1ah-f-s-24vdc-song-chuan-precision-company-ltd-61671987#datasheet 33mA bei 12V, das kann dann schon hinkommen: 33mA + 10mA = 43mA Aktuelle Hypothese ist also, dass die PFC einwandfrei arbeitet, aber die 12V Versorgung ein Problem hat und die 45mA nicht aufbringen kann. Ich kann leider nicht erkennen, wie diese 12V gemacht werden. Eigentlich kann das nur ein zusätzliches SNT sein, denn linear von 400V bei 45mA wären das ja 18W, das machen die bestimmt nicht. Ob das aus dem +5V StandBy SNT kommt? Hier wäre es gut, einen Schaltplan zu haben, aber leider konnte ich keinen auftreiben. Hat jemand einen Schaltplan/link? Oder wenigstens von einem ähnlichen SNT? Insbesondere, wie diese 12V Hilfsspannung erzeugt wird.
Die Spannung wird über einen PNP Transistor 2SA928A https://www.onsemi.com/products/discrete-power-modules/general-purpose-and-low-vcesat-transistors/ksa928a?utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_content=dynamic-ads&gad_source=1&gbraid=0AAAAAD_hQcYLhGekSG_1-SHfxuhQBTWYy&gclid=Cj0KCQjwh7K1BhCZARIsAKOrVqFfpPbdWPdXOg32wCGZ3q2_c8YAowEISOewgj6d3TqoWKXBZDEnGUgaAsvSEALw_wcB geführt. An dessen Emitter (Zuführung) bricht die Spannung von 12.3V auf 10V zusammen (bei 230V input). Und zuvor über einen NPN Transistor 2SC2655 https://semiconductors.es/datasheet-pdf/1450455/2SC2655.html An dessen Kollektor (Zuführung) bricht die Spannung von 12.5V (13V bei 230V) auf 10.5V (11.0V bei 230V) bei Belastung mit den 45mA zusammen. Das scheint mir alles zu wenig zu sein, weil es keine oder kaum eine Marge lässt. Andererseits ist es immerhin ein Zeichen von Funktion, weil die Spannungen ohne Last zumindest im richtigen Bereich liegen; es wird also nicht der Schalttransistor defekt sein und wohl auch der Trafo in Ordnung sein (das kommt ja von einem kleineren Neben-SNT). Der Kondensator an dieser Stelle war der 220µF, den ich schon gewechselt habe (siehe erster Beitrag), weil er taub war. Diese Spannung kommt direkt aus dem kleinen SNT-Trafo, über eine Diode. Ob dieses Hilfs-NT auch die +5V StandBy macht, habe ich jetzt nicht nachverfolgt, wäre aber sehr gut möglich. Warum ist diese Spannung so weich und gibt so viel nach?
Ich denke, dass das StandBy-NT und diese 12V Versorgung aus dem gleichen Hilfs-SNT kommen, da dieses NT auch läuft, wenn Pin E7 (PowerOn) nicht auf Masse gezogen wird, also immer, genau wie StandBy. Alle Dioden in dieser Ecke durchgemessen: alle soweit gut. Ich glaube auch nicht, dass ein Bauteil komplett defekt ist, sondern dass sich sein Wert geändert hat, sodass die Spannung so niedrig ausfällt (denn die prinzipielle Funktion des Hilfs-SNT ist ja gegeben). Das könnte jetzt ein Bauteil im Feedback Netzwerk sein, sodass auf die falsche Spannung geregelt wird, oder ein Bauteil im Power-Zweig, sodass einfach zu wenig rauskommt. Ich habe mit dem Oszi die Spannung am 220µF Ladekondensator gemessen (Y: 5V/dev, 0V Linie in lila, X: 10µs/div): OhneLast.jpeg zeigt recht glatte 13.4V und Ladespitzen von ca. 17V die etwa 5µs dauern. Zwei Ladezyklen kommen wohl immer, der dritte nur manchmal (daher verwaschen im Oszillogram). MitRelais.jpeg zeigt, dass die Spannung nun meistens glatte 11.5V beträgt, die Nachladespitzen sind unverändert da, aber die dritte Nachladespitze ist nun auch dauernd da (wohl, weil mehr Strom geliefert werden muss). Was mich wundert ist, wie konstant die Spannung am Ladeelko zwischen den Ladepulsen ist, bzw. wie schnell die Spannung nach den Ladepulsen wieder auf diesen Wert absinkt. FEHLER GEFUNDEN! Genau daran lag es, der neue 220µF Kondensator scheint trotz niedrigem ESR von 0.8 Ohm für diese Frequenzen nicht geeignet zu sein. Ich habe ihm einen SMD-C mit 25µF parallel geschaltet und jetzt sieht die Spannung so aus, wie sie soll, siehe Bilder OhneLast2 und MitRelais2. Und was soll ich sagen: das NT funktioniert! Die PFC arbeitet, es liegen 399V am Zwischenkreis, alles gut.
Nachtrag: gerade habe ich den 220µF Elko ausgelötet: es ist der Alte! Wieder nur 72µF bei jetzt 11 Ohm ESR! Ich Dösel muss den Neuen und Alten verwechselt haben und versehentlich den Alten wieder eingelötet haben! Aaaarghhh! Also der Fehler hätte schon X Stunden früher behoben sein können, denn diesen C hatte ich ja schon früh im Verdacht. Sh... Oh well, Ende gut, alles gut. hh
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