Hallo, habe letzten Montag auf dem Sperrmüll ein altes Röhrenradio gefunden. Es muß lange Zeit in einer Küche gestanden haben, denn sowohl außen als auch innen sind starke Fettablagerungen. Insgesamt befindet es sich aber in einem sehr guten Zustand und es ist sehr klein und kompakt, trotz seines Alters (1961). Definitiv zu schade zum entsorgen. Leider ist ein Elko ausgelaufen und den gilt es zu ersetzen. Im Anhang der Schaltplan, die zwei markierten Elkos befinden sich in einem (!!) Gehäuse und leider scheint es eine solche Bauform nicht mehr zu geben. Lediglich in einem Internetshop fand ich ein ähnliches Teil, jedoch mit höherer Spannung (sollte kein Problem sein) und in der Kombination 50µF und 100µF. Meine Frage: für den C35 rechts unten sollten doch auch 100µF gehen, oder? Das ist ja offensichtlich nur der Glättungskondensator für die sehr interessante* Stromversorgung. War mir nicht bewußt, dass diese Radios ohne Niederspannung auskommen, wenn man mal von der Heizspannung für die Röhren absieht. Was meint ihr? Die zweite Frage bezieht sich auf die Reinigung. Kann man die Bauteile, Spulen usw. mit Spiritus entfetten oder besteht dann die Gefahr, dass diese Schaden nehmen? Gruß Jens
Elko's kannst du ruhig etwas höherwertig einbauen. Die einzige Gefahr könnte darin bestehen, dass der Anlaufstrom für den Gleichrichter dann höher wird. Aber es gibt ja AX 100/350 und AX 47/350 bei Reichelt (oder 2x 33/350 parallel) Spiritus kannst du nehmen, würde dann aber hinterher gut mit Luft ausblasen, nicht dass es boomt Läuft die Kiste denn sonst noch?
Vorsicht mit Spiritus...! Vermutlich gibt es eine Glasplatte mit der Frequenz- Kanal- oder Sender- Beschriftung, mit Spiritus wischst Du dort die Farbe ab, das währe echt schade!
Hallo, der Gleichrichter ist ein Selengleichrichter, einen 100µ Elko als Lade-C sollte er schon wegstecken, allerdings werden die Dinger altersschwach... Wenn Du die Selenbrücke durch Dioden ersetzen mußt, unbedingt einen geeigneten Vorwiderstand benutzen, der Spannungsabfall an einem Selengleichricher ist wesentlich höher als der einer Diode (20-30V normalerweise). Die Elkos müssen dann auch die nötige höhere Spannugsfestigkeit haben, weil die Anodenspannung der Leerlaufspannung entspricht, solange die Röhren noch nicht aufgeheizt sind und somit kein Anodemstrom fließt. Anderes Problem sind die kondensatoren. Teerkondensatoren usw. möglichst komplett ersetzen, Keramik und Styroflex usw. sind unkritisch. Beim Testen dann vor allem die Spannung über dem Kathodenwiderstand der Endstufe kontrollieren, wenn die zu hoch wird oder hochläuft, hat der Koppelkondensator zwischen Gitter der Endröhre und Anode der Vorröhre Feinschluß, hat also keine Isolation mehr. Unbedingt wechseln, genauso den Kathodenelko der Endröhre, wenn der einen zu hohen Reststrom hat. Sonst macht die Enröhre schnell "dicke Backen" (Anodenblech glüht...), das mag die garnicht. Gruß aus Berlin Michael
Ich habe gelesen, das man alte Elkos erst mal "formieren" (nicht formatieren) muß, wenn das Gerät lange nicht gelaufen ist. Das Elektrolyt muß erst langsam wieder an hohe Spannungen gewöhnt werden, erst mal einige Zeit an kleiner Spannung anschließen. Es soll ja exotischere Röhren mit radioaktivem Material gegeben haben, die inzwischen dank Haqlbwertszeit nicht mehr funktionieren. Aber das dürfte eher selten der Fall sein.
Ach ja, einen defekten Elko habe ich neulich in einem Nixieröhren- Frequnezzähler Bj. 1973 gefunden, den Alubecher "ausgehöhlt" und einen modernen Elko in den leeren Becher eingebaut. So sieht er aus wie das Original. Praktischerweise ist ein Elko dieser Kapazität heute weniger als halb so groß.
Hallo, ja, das mit dem formieren ist richtig, die Isolation der Oxyd-Schicht läßt nach, wenn keine Spannung anliegt. Wenn die Dinger aber schon ausgelaufen sind, hilft sowieso nur wechseln. Ansonsten alle Rähren raus, Radio an einen Trennstelltrafo, Stromaufnahme beobachten. Erstmal mit so 25% der Sollspannung und dann so alle Stunde erhöhen. Das hilft den Elkos, wenn man es wirklich gut meint. Oder eben den Elko auslöten, an eine regelbare Gleichspannung pber Schutzwiderstand und Strommesser ranhängen, die Spannung soweit erhöhen, daß der Leckstrom so auf ein paar 100 µA ansteigt und dann abwarten. Wenn der Strom absinkt, weiter erhöhen bis zur Sollspannung. Irgendwo gibt es eine Formel, wie hoch der Leckstrom eines damals üblichen Elkos je nach Kapazizäz sein darf. Wenn man das alles nicht zur Hand hat: eine 60W Glühlampe in Reihe zum Radio, die darf nur recht schwach glimmen. Wenn sie beim Einschalten aufleuchtet ist die Stromaufnahme zu hoch. Das Kaltleiterverhalten der Glühlampe verhindert zumindest kurzzeitig größere Schäden... Gehörte "ganz ganz früher" zur üblichen Ausrüstung der Werkstatt, die Steckdose mit der Glühlampe davor. Es passiert garnichts: Sicherung, Netzschalter, Trafo... Leuchtet beim Eischalten kurz auf und glimmt dann schwach: Netzteil scheint soweit i.o., Elkos geladen, Röhren sollten heizen. Nach ca. 1-2 min. sind die Röhren geheizt, die Lampe wird etwas heller, weil Anodenstrom fließt und man sollte etwas hören. Das Gefühl, wie sich die Lampe bei versschiedenen Radiotypen und Fehlern verhielt, hatten die dann schon im Blut. Ganz ohne Digital-Multimeter und Speicheroszi. ;) Gruß aus Berlin Michael
>Spiritus kannst du nehmen, würde dann aber hinterher gut mit Luft >ausblasen, nicht dass es boomt ...Vorsicht mit "ausblasen"!! Alte Röhrenradios enthalten auch gerne mal Asbest! Meist in Form von Unterlegscheiben für Röhren oder zur Wärmeisolation gegenüber dem Holzgehäuse. Also am besten mal über google danach suchen und unbedingt kontrollieren!
Meine Güte, ihr macht mir Angst: Asbest, Radioaktivität... Ich hatte grad auf ner anderen Seite gelesen, dass in manchen Geräten Spartrafos verbaut wurden was zur Folge hatte, dass je nachdem wie der Netzstecker eingesteckt wurde, die volle Anodenspannung am Chassis anlag. Ist hier ja glücklicherweise nicht der Fall :) Auf jeden Fall mal vielen Dank für die vielen wertvollen Tips. Ich habe beschlossen, generell alle Elkos einfach mal auszutauschen. Da es nur 5 Stück sind, ist das kein Problem. Leider hat man Elkos mit den Nennspannungen nicht in der Bastelkiste => Bestellung. Das mit der Aushölung des Bechers ist ne gute Idee, das probiere ich. Ist nämlich ein ziemlicher Klopper, könnte mir vorstellen das da zwei moderne Cs reinpassen. Somit wäre dann auch das Befestigungsroblem gelöst. > der Spannungsabfall an einem Selengleichricher ist wesentlich höher > als der einer Diode Interessant. Ich hatte mich nämlich schon über die Spannungsangabe von 247V an C35 gewundert. > Beim Testen dann vor allem die Spannung über dem Kathodenwiderstand > der Endstufe kontrollieren Das wäre dann der 270R Widerstand (W26) ganz rechts bei Rö4, oder? > hat der Koppelkondensator zwischen Gitter der Endröhre und Anode > der Vorröhre Feinschluß, hat also keine Isolation mehr. Und das kann dann nur C28 sein. > den Kathodenelko der Endröhre C31, aber der wird ja eh gewechselt. Hmm, coole Sache, macht Spaß. Mal was anderes, als immer nur diese moderne Elektronik :) P.S.: Im Anhang der komplette Schaltplan und wen es interessiert, mein Gerät ist dieses hier: http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_jubilate_de_luxe_1261.html
Hallo, alles richtig soweit. Der Anodenstrom der Röhre wird durch die negative Gittervorspannung eingestellt. Die wird durch den Spannungsabfall an W26 erzeugt, das Gitter ist über den Ableitwiderstand gegen Masse (W22) negativ gegenüber der Kathode. Steigt jetzt der Anodenstrom, wird der Spannungsabfall über W26 größer, daß Gitter also negativer gegenüber der Kathode und der Anodenstrom sinkt -> automatische Gitterspannungserzeugung. Wenn jetzt die Isolation von C28 nicht mehr ok ist, wird das Gitter der EL95 positiver, der Anodenstrom wird größer als erlaubt. Gefällt der EL94 nicht, dem Ausgangstrafo usw. usw. Schönes Gerät, nicht allzuviele Tricks drin verbaut, die man als Einstiger nicht durchschauen kann. :) Mehr so zum Spaß meine Mini-Homepage: www.roehres-home.de Viel Erfolg! Gruß aus Berlin Michael
Jens wrote: > Meine Güte, ihr macht mir Angst: Asbest, Radioaktivität... Cool bleiben ;) Asbest habe ich in meiner langen Radiobastelzeit nie gesehen, und Radioaktivität ist in einer alten Armbanduhr auch drin und die wurde am Körper getragen. Das mit dem "aushöhlen" der Elkos habe ich auch schon gemacht, sieht einfach besser aus. Sowas kann man auch noch steigern, in Pappröhrchen-Cs und Teer-Cs passen auch prima modernere Teile. > P.S.: Im Anhang der komplette Schaltplan und wen es interessiert, mein > Gerät ist dieses hier: > > http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_jubilate_de_luxe_1261.html Leider! Mal wieder Radiomuseum.... Da geht nur für Mitglieder was und das auch nur kostenpflichtig! Grrrr... Ansonsten ist Jogis Röhrenbude DIE Adresse, wenns um mehr Hintergrundinfos geht (mit Forum). http://www.jogis-roehrenbude.de Gruß Guido
Lustig sieht ja die induktive 3-Kreis-Abstimmung des UKW-Teils aus. Sind das Exzenterscheiben, die dann Alu-Kerne in 3 Spulen reindrücken ? Ist sehr schwer abzugleichen. Bessere Röhrengeräte haben nen Dreko (2*10pF). Von Reinigungsversuchen an sämtlichen Spulen und HF-Kondis würde ich abraten ! Ohne geeignete Meßmittel (DIP-Meter) und Erfahrung kriegst Du die nie wieder sauber abgeglichen. Insbesondere wenn die Kerne versiegelt sind. Man reibt wunderbar schnell die Silberschicht von den Trimmern runter. Peter
Die komische Schaltung mit dem Ausgangstrafo ist ne Kompensationsschaltung, um die Siebdrossel einzusparen. Sie wurde gerne in Billiggeräten verwendet. Da die Kompensation nie 100%-ig ist, hatten diese Geräte immer ein Hintergrundbrummen. Ich hattem mal ein ähnliches Gerät mit 2 alten Fernsehelkos 200µF aufgepeppt, auf RC-Siebung (220R/5W) umverdrahtet und auch den Heizkreis über ein Entbrummerpoti (100R/1W) geerdet. Der Besitzer war sehr erfreut, daß das Gerät besser klang als neu. Peter
> Sind das Exzenterscheiben, die dann Alu-Kerne in 3 Spulen reindrücken ?
Hab den UKW-Teil mal geöffnet. Die Spulen befinden sich nebeneinander,
über den Spulen ist eine Metallwelle, welche über ein Seil mit dem
Hauptabstimmknopf verbunden ist. Die Keramikkerne in den Spulen sind
wiederum über je ein Seil mit dieser Welle verbunden. Dreht man nun den
Knopf, wird ein Kermikkörper aus der Spule gezogen und gleichzeit
wandert der Körper der zweiten Spule in dies hinein. Da ich nur zwei
Spulen sehen kann, vermute ich mal, dass zwei Spulen hintereinander
angeordnet sind. Das ist nicht erkennbar und ich will das Teil auch
nicht komplett zerlegen.
Hoffentlich reist dieses Seil nie...
Hallo, die UKW-Tuner dieser Generation sind durchaus Meisterwerke der Ingenieurkunst gewesen. Verändere dort vor allem mechanisch nichts, auch keine Bauteile wegbiegen usw. Der Abgleich ist normalerweise auch nach den Jahren noch passend, die Keramik-Cs stimmen normalerweise auch noch. Fehler dort sind zu 99% nur eine taube ECC85 oder komplett fehlende Betriebsspannung (Siebwiderstände, Tastensatzkontakte usw.). Ansonsten hat es Peter Dannegger ja schon geschrieben: keine Spulenkerne verdrehen, keine Trimmer verstellen. PS: @Peter Dannegger: vielleicht sollte man Neulingen besser keine solchen Umbautipps geben... Die Kompensation ist zwar nicht ideal, funktioniert aber eben brauchbar. Fehler entstehen dort meist durch falsche Stromaufnahme der beteiligten Stufen, dann kompensiert es eben nicht mehr... 200µ als Lade-C sorgen ohne zusätliche Änderungen zumindest für schnelleres Ableben der Selenbrücke oder bei anderen Geräten der Gleichrichterröhre. Die haben soviel Verständnis nicht für den kleineren Stromflußwinkel und die höheren Spitzenströme. Bei dieser Generation dürfte ein Entbrummer eigentlich auch nicht viel bewirken, bei indirekt geheizten Röhren reicht das einseitige an Masse legen des Heizkreises. Ausnahmen sind nur Mikrofon-/Tonbandvorverstärker gewesen, wo es dann auch ab Werk so gemacht wurde. Gruß aus Berlin Michael
Apropos Elkos aushöhlen... hatten die alten Dinger nicht auch schon mal lecker PCB drin?
>hatten die alten Dinger nicht auch schon mal lecker PCB drin? Ja, hatte sie. >Ansonsten hat es Peter Dannegger ja schon geschrieben: keine Spulenkerne >verdrehen, keine Trimmer verstellen. Ich werde mich hüten, da irgendwas zu verstellen oder zu verdrehen. Jedenfalls habe ich jetzt die Elkos getauscht und noch ein Teerkondensator und alles mal gründlichst gereinigt und nun steht das Ding auf meinem Tisch, spielt hervorragend und heizt fleißig vor sich hin, denn die Röhren werden doch ziemlich warm. Mal ne generelle Frage, ist es normal, dass diese Geräte so gut wie nicht rauschen? Wenn ich über KW drehe, werden sehr viele Sender empfangen aber dazwischen ist das Rauschen nur sehr schwach hörbar. Eigentlich ja sehr positiv, aber auch etwas beunruhigend denn mein Sony Weltempfänger rauscht im Vergleich dazu wie Sau.
Hallo, freut mich, daß es spielt. :) Das mit dem Rauschen ist normal, hängt u.a. mit der Art des Demodulators und der relativ geringen ZF-Verstärkung zusammen. Auch UKW hat kein Rauschen zwischen den Sendern, später kamen mit den ICs die Qaudratur-Demodulatoren, die eine wesentlich höhere ZF-Verstärkung für die nötige Begrenzung hatten, da kam dann auch diese Art von Rauschen auf. ;) Gruß aus Berlin Michael
>Lustig sieht ja die induktive 3-Kreis-Abstimmung des UKW-Teils aus.
Hab mich nochmal mit der Schaltung auseinander gesetzt. Es ist gar keine
3-Kreis-Abstimmung, sondern nur 2 Kreise verden verstellt. Die dritte
Spule ist ja rechts mit dem AM-Oszillatorteil verbunden, hierbei handelt
es sich um die Kurzwellenlupe.
Es hat mich nämlich total verwirrt, warum da noch ne Verbindung in den
UKW-Teil besteht. Aber so ist das klar :)
Gruß
Jens
Das muss irgendein AEG sein vieleicht Super Bimby. Ich Habe EXAT das gleiche RADIO hier funktionsfähig stehen bis auf den untersschied dass mein kein Magisches Auge hat. Wie heißt das Radio von dir?
@Jens, stimmt, ich hab nur auf die 3 Spulen gesehen. Es kam mir schon etwas merkwürdig vor, in Röhrengeräten habe ich bisher nur 2-Kreis Abstimmung für UKW gesehen. Nur bei Transistorgeräten gibts 3-fach und 4-fach Drekos bzw. ausgemessene Kapazitätsdioden-Quartette. Peter
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.