Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gefälschter Infineon Mosfet ?


von Yannic (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hi,

ich habe vor einigen Tagen in China 100 ITS612N1 Mosfets gekauft. Den 
Kontakt zum Händler bekam ich über Alibaba, der Preis kam mir mit 1,50$ 
pro Stück auch nicht weiter verdächtig vor.

(Bestellt habe ich in China, da hier in Deutschland aktuell kein Händler 
den ITS612N1 auf Lager hat. Infineon hat scheinbar aktuell extreme 
Lieferschwierigkeiten)

Nun kam das Paket an und beschleicht das Gefühl das die Dinger eventuell 
gefälscht sind.

Im Anhang ein Foto (links ein Original aus Deutschland, rechts die 
vermutete Fälschung)

Irgendwie kam mir diese "3" und das "C" auf der Fahne oben merkwürdig 
vor. Ich habe mal den Widerstand zwischen allen Pins gemessen und mit 
dem Original verglichen, das passt soweit eigentlich.

Nun wollte ich die Teile heute einlöten, allerdings haftet das Lötzinn 
an den Pins wirklich schlecht und es bilden sich kleine Lücken zwischen 
Pin und Lötzinn.

Das hat mich in meinem Gefühl, das es sich hierbei um eine Fälschung 
handelt noch weiter bestärkt.

Kann jemand hier einschätzen, ob solche optischen Abweichungen zwischen 
den Fets auch normal sein können bzw wie sich rausfinden lässt ob die 
Teile gefälscht sind oder nicht ?

Gruß Yannic

von Unbekannter (Gast)


Lesenswert?

In den Dinern ist doch übel viel Elektronik drin.

Wahrscheinlich ist der beste Test die Dinger einzubauen und mit dem 
Original zu vergleichen. Wen die Chinateile funktionieren und dabei 
nicht viel wärmer werden als das Original oder abrauchen werden sie 
schon echt sein

von Marek N. (Gast)


Lesenswert?

Hi,

die beschaffenheit der Pins ist in der Tat sehr interessant bei 
verdächtigen Bauteilen.
Auch wir wurden vor kurzer Zeit Opfer von gefälschten MOSFETs. Die 
Originale waren glanzverzinnt, die gefälschten ebenso matt wie deine.
Rausgekriegt hab ich es erst, als ich mal die Spannungsfestigkeit 
überprüft habe: statt der spezifizierten 1500 V brachen die Fälschungen 
schon bei 1250 oder weniger durch.

Beste Grüße, Marek

von Mike (Gast)


Lesenswert?

>(Bestellt habe ich in China, da hier in Deutschland aktuell kein Händler
den ITS612N1 auf Lager hat...
<

Also Farnell schein ihn zu haben, nur nicht zum Schnäppchenpreis.

http://de.farnell.com/infineon/its612n1/mosfet-profet-4a-to220-7/dp/1426198

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Bild an Infineon schicken.

von Helmut S. (helmuts)


Lesenswert?

Also wenn das Bauteil links das Teil aus Deutschland ist, dann sieht das 
linke Teil nach der Fälschung aus. Laut Datenblatt hat das Gehäuse die 
zwei Einkerbungen im Gehäuseflansch wie auf dem Teil rechts.

von Yannic (Gast)


Lesenswert?

Hi,

der linke ist der aus Deutschland der Recht der aus China.

@Mike

Farnell hat die Teile zwar im Sortiment allerdings nicht lieferbar und 
das schon einige Monate. Die angegebene Liederzeit stimmt leider auch 
nicht.

Ich schicke das Foto mal an Infineon, eventuell können die ja wirklich 
weiterhelfen.

Wie gesagt skeptisch macht mich die schlechte Lötbarkeit.

Gruß Yannic

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


Lesenswert?

Kann unter umständen sein, das es HAL sind, sprich,
die lötetst Du nicht mit einem normalen Lötkolben!

Grüße
Michelle

von PeterL (Gast)


Lesenswert?

wir hatten vor 2 Monaten 100Stk BTS426,  von den ersten verbauten 20Stk 
sind 19 innerhalb einer Stunde gestorben.
Habe den Rest meinem Lieferanten zurückgeschickt.
Vielleicht verdient sich jemand bei Infineon ein kleines Zubrot, indem 
er ausgemusterte Wafer aus der Fab schleust?

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Michelle Konzack schrieb:
> Kann unter umständen sein, das es HAL sind, sprich,
> die lötetst Du nicht mit einem normalen Lötkolben!

Wat?

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

PeterL schrieb:
> wir hatten vor 2 Monaten 100Stk BTS426,  von den ersten verbauten 20Stk
> sind 19 innerhalb einer Stunde gestorben.
> Habe den Rest meinem Lieferanten zurückgeschickt.
> Vielleicht verdient sich jemand bei Infineon ein kleines Zubrot, indem
> er ausgemusterte Wafer aus der Fab schleust?

Eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher sind Fälschungen durch 
schlitzäugige Erdmitbewohner.

von Yannic (Gast)


Lesenswert?

Hi,

der Kontakt zu Infineon brachte leider wenig, da dort die Originalität 
scheinbar nur verifiziert werden kann, wenn man Fotos der Labels der 
Stangen oder Rollen senden kann.

Was mir aber jetzt noch komischer vorkommt. In der Beschreibung des 
Händlers steht "Place of Origin: American Samoa"

Ich glaube kaum das in American Samoa Ic´s produziert oder exportiert 
werden, geschweige denn, dass Infineon dort einen Standort besitzt.

von Matthias (Gast)


Lesenswert?

Alternative Möglichkeit, die Teile zu prüfen, ist die Gehäuse zu 
"knacken"
und die beiden Teile zu vergleichen.

Bei Fälschungen gibt es i.d.R. 2 Varianten:

1.
Dummies, die überhaupt nix drin haben

2.
Welche die zwar eine Funktion haben, aber in die z.B. zu klein sind
(also ein Transistor der zwar als solcher "funktioniert" aber die
Leistung oder andere Kenndaten nicht bringt)

Von beiden Varianten sind hier im Forum schon Beispiele gepostet
worden (entweder als Bild oder als Link).

von Maikh (Gast)


Lesenswert?

Wir hatten hier auch mal gefälschte ICs.
Die wurden wohl in China extra für uns gemacht, da wir so etwa 10000 
Stück suchten und nach Anfrage bei diversen Brookern dann irgendwann 
welche angeboten wurden. Wir wurden dann aber nach viel Widerstand mit 
den Dingern über einen deutschen Brooker bemustert. Danach standen dann 
eine angebrochene Rolle bei einem der Chinesischen Brookern zum Verkauf. 
Wenn das mal kein Zufall war. Interessanterweise hatten die Chinesen das 
Firmelogo kunstvoll aufgelasert, auf den vorliegenden Originalen war es 
aber gar nicht  drauf sondern nur in Druckbuchstaben vermehrt. Also geht 
das mit einem Soll- Datenblatt und einem Haufen Abfallbausteinen.
Wir sollten damals die ganze Charge mit einwöchigem Rückgaberecht 
kaufen.
Gehäuse war SO-16, drin waren irgendwelche alten Analog ICs statt dem 
gewünschten. Als erster Test bietet sich abwischen mit einem 
Isopropanolgetränktem Wattestäbchen an. Dabei kann man oft schon mal 
recht einfach feststellen, ob die ICs abgeschliffen und vor dem Umlasern 
neu geschwärzt wurden.
Wir haben die Dinger dann einfach aufgefeilt und das Die - Layout mit 
dem im Datenblatt publizierten verglichen. Dafür reicht eine gute 
Schlüsselfeile - Spezialtechnik brauchts nicht.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

@Maikh:
Darf man fragen, was der Gesamtwert der 10K Stück war? Und wieviel Zeit 
verging zwischen eurer Anfrage und dem Angebot?

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


Lesenswert?

Simon K. schrieb:
> Michelle Konzack schrieb:
>> Kann unter umständen sein, das es HAL sind, sprich,
>> die lötetst Du nicht mit einem normalen Lötkolben!
>
> Wat?

Ich habe hier ein paar 250A PowerMOSFETs (für meine BLDC von
GoldenMotor) und die sind ausschließlich Bleifrei zu löten...
und mit nem normalen Lötkolben wiste da sehr alt...

Mittlerweile habe ich welche mit Schraubanschlüssen.  ;-)

Grüße
Michelle

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Michelle Konzack schrieb:
> Ich habe hier ein paar 250A PowerMOSFETs (für meine BLDC von
> GoldenMotor) und die sind ausschließlich Bleifrei zu löten...

Was aber auch daran liegen kann, dass die Powergehäuse ordentlich Wärme 
abziehen.

von Besserwisser (Gast)


Lesenswert?

Wir hatten auch mal so Chinaware,

der Hersteller konnte anhand des Gehäuses aber nicht feststellen, ob es 
Originalware war oder nicht, denn sie machen nur die Dies und lassen von 
Fremdfirmen diese in Gehäuse einbauen und bonden. Und je nachdem, wo die 
Fremdfirmen stehen, weichen die Gehäuse voneinander ab.

Der Hersteller sagte, nur anhand der Rückverfolgung, wo die Ware 
letzendlich herstammt, kann festgestellt werden, ob es Originalware sei.

Meistens werden aussortierte Bauteile - die den Spezifikationen nicht 
entsprechen - von Brokern aufgekauft und weiter verscherbelt.
(Nichts verkommen lassen). Und in Zeiten der Bauteilknappheit floriert
dieses Geschäft.

Solange diese Bauteile keinen Extrembedingungen unterliegen, 
funktionieren sie - mehr oder weniger.

von Johannes E. (cpt_nemo)


Lesenswert?

Aufgrund des Fotos kann man eigentlich nicht beurteilen, ob das 
Fälschungen sind oder nicht. Vor allem die Beschriftung kann bei 
Produktion in unterschidlichen Fabs sehr unterschiedlich aussehen. Das 
ist ganz normal.

Der rechte ist dem Date-Code nach auch mehr als ein Jahr älter als der 
linke, in dieser Zeit kann auch die Beschriftung umgestellt worden sein.

Die schlechte Lötbarkeit hängt vermutlich mit dem Alter und der Art der 
Lagerung zusammen, so dass die Verzinnung etwas oxidiert ist. Auch das 
ist kein Hinweis auf eine Fälschung. Oft kann man die mit einem 
"stärkeren" Flussmittel wieder lötbar machen.

Ich würde auch mal bei jeweils einem Bauteil das Gehäuse auffeilen und 
die Chips vergleichen; da müsste sich eine Fälschung erkennen lassen.

von Yannic (Gast)


Lesenswert?

Habe gerade mal an den Gehäusen gefeilt. An welcher Stelle müsste der 
Chip sitzen ?

von Johannes E. (cpt_nemo)


Lesenswert?

Der ist auf die Kühlplatte aufgelötet bzw. geschweißt.
Meistens ungefähr mittig im Kunststoff-Gehäuse.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Wie, du hast die Teile gar nicht getestet?

Wenn die Pins dunkler sind und Samoa deklariert wird, würde ich auf 
Oxidierung tippen. Warm und feucht eben.

Wenn du die Verlöterei letztlich nicht durchführen kannst, sind die 
Bauelemente Schrott und gehören zurückgegeben.

von Yannic (Gast)


Lesenswert?

Ich habe jetzt erstmal von oben nach unten das Plastik runter gemacht. 
Jetzt ist die ganze Plaste weg und der Fet beschränkt sich auf den 
Kühlkörper. (Der ist aus Kupfer) mittig bleibt ein viereck silbern.

Muss diese Silberbeschichtung jetzt auch noch runter ?

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


Lesenswert?

Hi,

poste mal Bilder. Würde sicher einige hier interessieren, wie die Dinger 
von innen aussehen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Silbern? Entweder du hast das Die bereits auf seiner Oberfläche 
angefeilt, oder es abgerissen und siehst nur noch die rückseitige 
Verklebung zum Kühlkörper - das ist irgendeine silberhaltige Paste.
Falls du die Plaste als Stück abbekamst, dann schau mal ob darin das Die 
noch hängt. Die Rückseite des Dies ist typischerweise grau bis silbrig.

von Lötfee der Alchemie (Gast)


Lesenswert?

>Ich habe hier ein paar 250A PowerMOSFETs (für meine BLDC von
>GoldenMotor) und die sind ausschließlich Bleifrei zu löten...

Logisch , da Blei nicht ferromagnetisch ist stößt das bleifreie Beinchen 
das bleihaltige Lot ab. Diese Reaktion kann so heftig ausfallen daß das 
Blei sich glatt ein paar Protonen (genau 3!) aus dem Ätherwind stibitzt 
und zu Goldoxid wird. Mit dem passendem Flußmittel (Aqua Regia) kann man 
aber auch Goldoxid prima löten.

Diesmal konnte ich meinen Quote Reflex wirklich nicht unterdrücken^^

von hinz (Gast)


Lesenswert?


von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


Lesenswert?

> Diese Reaktion kann so heftig ausfallen daß das
> Blei sich glatt ein paar Protonen (genau 3!) aus dem Ätherwind stibitzt
> und zu Goldoxid wird.
LOOL, wenn da man kein Pyrit (Katzengold) draus wird ^^

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


Lesenswert?

> http://i.cmpnet.com/automotivedesign-europe/2009/0...
Das ist ja schon ein Kunstwerk (mit sauber besteltem Akker :-) )

von 0815 (Gast)


Lesenswert?

also ich finde auch, daß der Rechte nach Original aussieht, der Linke 
eher nicht. Zum Fälschen würden sich aber andere Bauteile sicher eher 
lohnen, als solche intelligenten Fets. Allein die Zahlen auf der 
Kühlfahne, die sind gar kein "Muss", aber vorhanden.

Und das mit den Ausfällen...jeder Bastler oder auch Entwickler weiß 
vermutlich, daß man 100x annimmt, das Bauteil wäre schuld. Aber am Ende 
ist davon 99,9x doch ein Betrieb außerhalb der Spezifikation die 
Ursache.

Der Fet ist ja nun wirklich ziemlich unsportlich, spart höchstens etwas 
Platz, und eine Montage. Wenn davon weltweit 3x im Jahr welche gebraucht 
werden, dann wird halt entweder die Lieferung, oder aber die Lötung 
schwierig...

von Yannic (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

So Im Anhang mal der geöffnete Fet aus China.

von Yannic (Gast)


Lesenswert?

Ich habe mal ein paar Messungen am Fet durchgeführt.

Also die Open Load detection (4mA) ist identisch mit dem aus 
Deutschland. Um die Strombegrenzung zu testen habe ich den ausgang mal 
kurzgeschlossen. Strom wird dabei auf 3,8A begrenzt passt also auch. Die 
Abschaltung beim Überhitzung klappt auch.

Daher gehe ich nun doch davon aus, dass es sich wie von euch bereits 
angenommen um Originale handelt die einfach schlecht gelagert wurden, 
weshalb es zu der schlechten Lötbarkeit kam.

Gruß Yannic

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Na siehste - so schlecht sind doch die Chinamänner gar nicht ;-)

von Thomas (Gast)


Lesenswert?

Sieht aus als hättest du das ganze Die runtergerupft. Auf dem Kühlkörper 
ist noch der silbrige Wärmeleitkleber, im anderen teil das Die in 
schwarzem Kunststoff eingegossen.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Den gräulichen Chip sieht man aber noch sehr deutlich auf dem Lot.
Ist das überhaupt Wärmeleitkleber? Ich dachte, die werden mit 
irgendeiner Art Lot draufgelötet.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.