Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Daten einer Schweißgerät Gleichrichter-Diode ermitteln


von Bernhard (Gast)


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Guten Tag

Beim Zusammenräumen habe ich 5 Gleichrichterdioden zum Einschrauben 
gefunden.

Beschriftung:
Fronius S150 Rectrifier

Gewinde: M20x1,5
Schlüsselweite: 32
Befestigungsöse: M8
Anschlusskabel: ca. 38mm² (schaut wie Aluminium aus)


Die Dioden sind für ein Elektroden-Schweißgerät der 70er / 80er gewesen.
Leider konnte ich von der Firma Fronius keine Daten bekommen.

Weis zufällig jemand von euch wo ich die Kenndaten finden kann?


Vor allem die maximale Sperrspannung würde mich sehr interessieren da ja 
solche Schweißgeräte normalerweise mit nur ein paar Volt arbeiten.

Der maximale Strom in Flussrichtung müsste ja irgendwo bei 150A liegen.

von hinz (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Die Dioden sind für ein Elektroden-Schweißgerät der 70er / 80er gewesen.
[...]
> Vor allem die maximale Sperrspannung würde mich sehr interessieren

Die kann man ja leicht messen.


> Der maximale Strom in Flussrichtung müsste ja irgendwo bei 150A liegen.

Ähnlich große Dioden von IRF aus der Zeit vertrugen 250A. Die 150A 
Modelle hatten 1/2" Gewinde und 6,5mm Öse.

von Bernhard (Gast)


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hinz schrieb:
> Bernhard schrieb:
>> Die Dioden sind für ein Elektroden-Schweißgerät der 70er / 80er gewesen.
> [...]
>> Vor allem die maximale Sperrspannung würde mich sehr interessieren
> Die kann man ja leicht messen.
Gibt es eine zerstöhrungsfreihe Methode diese zu messen?
Ich möchte die Dioden nicht unbedingt zerstöhren.

von hinz (Gast)


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Strom zur Messung ausreichend begrenzen, normalerweise mittels 
Vorwiderstand.

von Bernhard (Gast)


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Bist du sicher, das du nicht die Durchflussspannung / Flussspannung 
meinst?

Meines Wissens nach ist die Diode kaputt wenn man die (Sperr-)Spannung 
so lange hochfährt bis die Diode durchbricht.
Oder liege ich da falsch?

von Maik W. (werner01)


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Ich würde sagen Du liegst falsch. Im Endeffekt ist die Hitze der 
Zerstörer!
Also Sperrspannung mit Passenden Vorwiderstand und nischd geht pflöten 
verstehsde?



Gruß Maik

von Flow (Gast)


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Passt das datasheet von

GeneSiC nicht?

Suche mit der Eingabe:   S150 Diode

von hinz (Gast)


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Maik W. schrieb:
> Ich würde sagen Du liegst falsch. Im Endeffekt ist die Hitze der
> Zerstörer!
> Also Sperrspannung mit Passenden Vorwiderstand und nischd geht pflöten
> verstehsde?

So ist das.


Flow schrieb:
> Passt das datasheet von
>
> GeneSiC nicht?
>
> Suche mit der Eingabe:   S150 Diode

Ist ganz was anderes.

von Bernhard (Gast)


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Danke für die Hinweise.
Die meißten Datenblätter für Dioden dieser Bauart sprechen ja von 600V 
aufwärts.
Kann ich davon ausgehen dass die Dioden die ich hier habe auch eine 
ähnliche Spannungsfestigkeit haben?


Falls ja, stellt sich nur die Frage, wie ich die paar 100V zum Messen 
herbekommen soll.
Denn ich arbeite normalerweise nur bis 24V.
Gelegentlich auch bis 48V, aber da passe ich schon sehr auf, da hier oft 
schon viel Energie im Spiel ist.





@Flow
Leider passen schon die Angaben der Verpackung nicht.
Da werden die elektrischen Eigenschafen von mindestens 30 bis 40 Jahre 
alten Dioden sicher nicht passen.
Da ist noch das alte Fronius Logo mit der geschwungenen Schrift drauf.
Das ist die Zeit gewesen als Fronius noch nicht alles in Rot gefertigt 
hat.

von Harald W. (wilhelms)


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Bernhard schrieb:

> Denn ich arbeite normalerweise nur bis 24V.
> Gelegentlich auch bis 48V,

So geringe Spannungen wird Deine Diode auf jeden Fall sperren können.

von Bernhard (Gast)


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Die relativ niedrige Betriebsspannung macht mir eher wenig Sorgen.
Mir machen da eher die Induktivitäten sorgen, wenn bis zu 50A durch die 
Leitungen rauschen.
Da kann schon die ein oder andere Spannungsspitze auftreten.

von Stephan S. (outsider)


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Der Sperrstrom steigt mit der Spannung irgendwann an. Wenn man am 
Netzgerät mit Strombegrenzung die Spannung langsam hoch dreht und dabei 
den Sperrstrom betrachtet, wird nichts passieren. Man sieht den Strom 
irgendwann recht steil ansteigen. Im Endtest nach der Fertigung gibt es 
normalerweise Prüfvorschriften, die z.B. sagen, dass bei 1224 V der 
Sperrstrom maximal 2 mA betragen darf. Das Bauteil nimmt dabei keinen 
Schaden. Wie schon jemand geschrieben hat, ist die Wärme schlussendlich 
das Problem was das Bauteil zerstört.

Was auf jeden Fall sehr relevant ist: der Sperrstrom steigt mit der 
Sperrschichttemperatur deutlich an. Anders herum betrachtet bedeutet 
das, dass die Sperrspannung bei konstantem Sperrstrom mit der Temperatur 
sinkt. Da der Sperrstrom Verluste verursacht, steigt die Temperatur dann 
bei einer länger dauernden Messung an. Deshalb kann man Curve Tracer so 
einstellen, dass sie nur mit kurzen Pulsen messen und somit insgesamt 
weniger Energie einbringen.

In der Praxis bedeutet das für dich: willst du die echte Sperrspannung 
wissen, musst du die Dioden auf die maximal zulässige oder maximal 
erwünschte Junction Temperatur bringen (im Normalbetrieb erreichen sie 
diese durch die Durchlassverluste und Schaltverluste) und dann die 
Spannung so weit hoch drehen bis du den maximal gewünschten Sperrstrom 
hast. Das ist dann die nutzbare maximale Spannung. Im echten Aufbau 
musst du natürlich noch Sicherheitsabstand für diverse Transienten 
lassen, die auftreten können.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> dass bei 1224 V der Sperrstrom maximal 2 mA betragen darf
Wobei man sagen muß, daß mickrige 2mA bei 1224V schon
nicht mehr ganz so mickrige 2,5 Watt ergeben.

von hinz (Gast)


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Ben B. schrieb:
>> dass bei 1224 V der Sperrstrom maximal 2 mA betragen darf
> Wobei man sagen muß, daß mickrige 2mA bei 1224V schon
> nicht mehr ganz so mickrige 2,5 Watt ergeben.

2,5W sind für diese Diode Kinderkram.

von Flow (Gast)


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Autor: hinz (Gast)
Datum: 03.05.2016 12:38

 > Ist ganz was anderes.

Ahh ja, die Öse passt nicht.

von Bernhard (Gast)


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>Ahh ja, die Öse passt nicht.
Auch Schlüsselweite & Gewinde sind anders.


Danke für eure Hilfe.

Die nächste Aufgabe wird das Verbauen des Ganzen sein.
Und zwar so, das die Dioden gut gekühlt werden und es keinen Kurzschluss 
gibt.

von Harald W. (wilhelms)


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Ben B. schrieb:

>> dass bei 1224 V der Sperrstrom maximal 2 mA betragen darf
> Wobei man sagen muß, daß mickrige 2mA bei 1224V schon
> nicht mehr ganz so mickrige 2,5 Watt ergeben.

Ja, zur Ermittlung der Durchbruchspannung würde ich nur mit Strömen
im µA-Bereich arbeiten. Es kommt da wohl nicht nur auf die Wärme
an, sondern es gibt wohl auch "Hot spot"-Effekte ähnlich wie beim
zweiten Durchbruch.

von Holm T. (Gast)


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....Anmerkung, habe den Fred erst jetzt ausgegraben.
Ich habe einen ungarischen Curve-Tracer mit dem man sehr schön ermitteln 
kann wie sich ein Bauelement bei steigender Spannung verhält, ich habe 
damit die Spannungsfestigkeit von Dioden und Transistoren schon mehrfach 
ermittelt und das ist auch in der Bedienungsanleitung als legitime 
Untersuchung beschrieben. Der fließende Strom läßt sich auf für 
Halbleiter ungefährliche Werte begrenzen und die Spannungsquelle ist 
generell ziemlich hochohmig. Kleinsignaltransistoren schaue ich mir 
dabei mit so ca 50µA/div an.

In altern russischen Fernsehgeräten der Raqduga Serie gab es einen 
Gleichrichterstab der ab und an mal ausfiel. Als Ersatz für dieses 
Importteil hatten die Werkstätten hier längliche Platinen mit so ca 10 
SY345/8 Dioden und jeweils parallel geschalteten 82Pf 
Keramikkondensatoren
im Einsatz und das funktionierte auch. Ich erwähne das deshalb, weil 
gleichspannungsmäßig zu den Dioden kein Spannungsteiler zur 
gleichmäßigen Verteilung der (Sperr-)Spannung existierte. Eine Diode die 
kurz vor dem Durchbruch ist, läßt in einer Reihenschaltung die Spannung 
über sich zusammenbrechen was die Spannung über den anderen Dioden 
erhöht und die durchbrechende Diode vor dem Durchschlagen schützt. Die 
parallel-Cs dienten dabei der Egalisierung der zwangsläufig vorhandenen 
Sperrschichtkapazität der Dioden, die ja auch unterschiedlich ist, um 
gleiche Anstiegsgeschwindigkeiten über den Dioden zu erreichen.

Jeder Selen Gleichrichterstab ist eine Reihenschaltung von vielen Dioden 
die genau diesen Durchbruchseffekt benutzt. Auch die Gleichrichterdioden 
in einer Mikrowelle bestehen aus mehreren Chips in einem Gehäuse.

Es ist also ungefährlich die Durchbruchsspannung zu ermitteln so lange 
man es mit dm Strom nicht übertreibt.


Bei einem Schweißgleichrichter erwarte ich von den Dioden nicht mehr 
Sperrspannung als um die 120V, die maximale Schweißspannung ist schon 
seit Jahrzehnten auf 60V (42?) begrenzt, es gäbe wohl sonst zu viele 
tote Schweißer pro Naht...

Gruß,

Holm

von hinz (Gast)


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Holm T. schrieb:
> Bei einem Schweißgleichrichter erwarte ich von den Dioden nicht mehr
> Sperrspannung als um die 120V, die maximale Schweißspannung ist schon
> seit Jahrzehnten auf 60V (42?) begrenzt, es gäbe wohl sonst zu viele
> tote Schweißer pro Naht...

ACK, und der TE wird wohl auch keine höhere Spannungsfestigkeit 
brauchen.

von Bernhard (Gast)


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Ich habe jetzt ein wenig mehr zu den Dioden erfahren.

Sie wurden in dieser Form in den 70ern und 80ern verbaut und stammen aus 
den UDSSR.

Leider gibt es keine weiteren Informationen mehr zu diesen Dioden.
Es gibt leider weder Datenblätter noch Informationen wo in der UDSSR die 
Dioden gefertigt wurden.
Die UDSSR  DDR war ja damals was heute China  Indien ist.
Nur das man damals davon als Privatman nichts bzw. nur sehr wenig 
erfahren hatte.



@Holm Tiffe
Curve Tracer habe ich leider keinen.
Ich habe leider auch kein Labornetzteil das die geforderte Spannung 
liefern kann.


Dass die Spannung bei Elektrodenschweißgeräte auf ungefährliche Werte 
begrenzt ist dürfte daran liegen das dicke Transformatoren verbaut 
wurden um bei maximal 400V / 32A (Damals 380V / 32A) Ströme von 150A und 
mehr zu bekommen.



Danke für eure Hilfe

von Heinrich P. (heinrich_p583)


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Hallo Bernhard ,
ich kam nach dem Suchen dieser Dioden zu diesen Beitrag,und hätte eine 
Frage.
Ich habe so ein altes Fronius Schweißgerät wo eine Diode defekt ist,
meine Frage: hast du die Dioden noch, und wenn ja würdest du sie 
verkaufen ?
zahle gerne einen guten Betrag dafür.
Mit besten dank im Vorhienein ,Heinich

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