Simulationstools wie SPICE sind aus heutiger Sicht kaum noch wegzudenken. Sie erlauben es, das Verhalten selbst komplexer Schaltungen ohne langwierigen Aufbau abschätzen und anpassen zu können. Dennoch ersetzt dies nicht den Test im Zusammenspiel mit realen Ein- und Ausgangssignalen. Doch was, wenn man den neuen Gitarrenverzerrer ganz ohne Aufbau gleich ausprobieren könnte?
Genau hier setzt RTspice an. Einer am PC erstellten Schaltung können mittels Soundkarte Ein- und Ausgänge hinzugefügt werden, über die sich die Simulation mit physisch vorhandener Elektronik kombinieren lässt. Dies ist insbesondere für den Audiobereich interessant. So könnte man etwa Filter für Frequenzweichen am Computer abstimmen und das Ergebnis im Zusammenspiel mit den Lautsprechern gleich testen.
Doch mit RTspice können nicht nur lineare Netzwerke aufgebaut und überprüft werden. Durch die Modellierung von Dioden und Transistoren sind auch komplexere Simulationen, bei denen neue Frequenzanteile entstehen, realisierbar. Dies wird etwa für Limiter- oder Verzerrungsschaltungen benötigt.
Natürlich beschränkt sich der Anwendungsbereich nicht nur auf die Audiotechnik, jedoch ist der Frequenzbereich aufgrund der Verwendung einer Soundkarte vorgegeben. Weiter schränkt die zur Simulation bereitstehende Rechenleistung die Komplexität der Schaltung ein. Hierbei wird derzeit eine Nvidia Grafikkarte benötigt, da die Implementierung auf den CUDA-Bibliotheken aufbaut.
Die Schaltungseingabe erfolgt durch die Erstellung einer Netzliste, wobei die Syntax der klassischen SPICE-Syntax stark ähnelt. Eine grafische Eingabe ist derzeit nicht vorhanden, findet sich aber als Punkt in der To-Do-Liste auf GitHub. Auch muss RTspice derzeit selbst kompiliert werden. Für Linux gibt es eine Beschreibung für das Vorgehen. Für Windows ist dies nicht getestet, sollte aber ebenfalls funktionieren.