Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Masterarbeit: Keine klare Aufgabenstellung


von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Ich habe "meine" Projektarbeit (Gruppenarbeit) bei einem Prof 
geschrieben, der die Aufgabenstellung weit offen gelassen hat. Es war 
ein unerforschtes Thema, zu welchem es kaum Literatur gab. Die 
Projektarbeit war eine verfluchte Qual, da der Ansatz fehlte und wir 
nicht so recht wussten, worauf wir uns bei der Bearbeitung konzentrieren 
sollten. Auch die Entwicklung und Interpretation einer chemometrischen 
Methode war schwierig, da es dazu in der Literatur bisher nichts gab, 
worauf man aufbauen konnte.

Hilfe gab es vom Professor nicht bzw. kaum. Immer nur den Hinweis: 
"Machen Sie mal!".

Jetzt habe ich überlegt die Masterarbeit auch bei besagtem Professor zu 
einem ähnlichen Thema zu schreiben, aber es fängt genauso an wie bei der 
Projektarbeit: "Wir gucken, was sich im Laufe der Masterarbeit eventuell 
als Themenschwerpunkt ergibt, daher schreiben Sie noch nicht zu viel 
Theorie vor. Sie haben freie Hand und können selbst festlegen, wie, was, 
wann." Auf Emails gibt es keine Reaktion. Wenig Feedback. Meine Sorge 
ist, dass das wieder so ein offenes "Alles und Nichts" Ding wird, bei 
dem ich mich orientierungslos in den BurnOut navigiere und vom Prof 
keinerlei Lenkung erhalte. Klar, selbstständige Arbeitsweise ist in 
einer Masterarbeit wichtig, aber ich muss ja zumindest grob wissen, was 
ich da während der 6 Monate bearbeite...

So ohne konkrete Aufgabenstellung und nur mit einer vagen 
"Arbeitshypothese" habe ich große Bedenken.

Noch habe ich die Masterarbeit nicht angemeldet und bin am Überlegen, ob 
ich das ganze sausen lasse und mir in einem anderen Institut etwas 
anderes suche...

Bereich: Chemieingenieurwesen  Maschinenbau  Verfahrenstechnik (Ist 
ein Hybridstudiengang)

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Eine Masterarbeit ist keine Hausaufgabe im Stil der Realschule. Du musst 
dir die Aufgabe und die Umsetzung selbst überlegen.

"Anders als bei der Bachelorarbeit ist das zentrale Ziel, neue 
Erkenntnisse zu gewinnen und einen Beitrag zur aktuellen Forschung zu 
leisten."
https://www.scribbr.de/category/masterarbeit/

Lies mal die ganze Seite.

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Ist m.E. eine Charakterfrage, mir haben freie Aufgabenstellungen immer 
gut gefallen, das bringt Freiheit mit sich. Sehr gute Noten sind dabei 
leichter zu bekommen, ist aber insgesamt auch riskanter. Das Thema an 
sich muss dir dabei liegen, sonst wird es schwierig.

Also geh in dich, ob es das richtige für dich ist und ob du auch ohne 
Anlietung ein Ergebnis bekommst. Wenn nicht, dann mach die Arbeit an 
einem anderen Institut.

von Lu (oszi45)


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Ohne Ziel, keine Richtung. Irgendwie kann ich mitfühlen, wenn er erst 
mal in alle Richtungen ermitteln soll. Wie er schon erkannt hat, kann 
man sich dabei mächtig verzetteln. Bevor ich ganz fleißig werden würde, 
wäre schnell mal zu klären, was die vorherigen Jahrgänge so geschrieben 
haben, um den Nebel etwas zu lichten. Dann erst Grobplanung. Eine 
Masterarbeit, die dem Prof. nicht gefällt, bringt weniger Freude!

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Lu O. schrieb:
> Ohne Ziel, keine Richtung. Irgendwie kann ich mitfühlen, wenn er
> erst
> mal in alle Richtungen ermitteln soll. Wie er schon erkannt hat, kann
> man sich dabei mächtig verzetteln. Bevor ich ganz fleißig werden würde,
> wäre schnell mal zu klären, was die vorherigen Jahrgänge so geschrieben
> haben, um den Nebel etwas zu lichten. Dann erst Grobplanung. Eine
> Masterarbeit, die dem Prof. nicht gefällt, bringt weniger Freude!

Viele Masterarbeiten sind bei ihm bisher nicht geschrieben worden. Es 
sind bei ihm Themenbereiche in der optischen Technik  Messtechnik  
Chemometrie, welche komplettes Neuland sind, wo es kaum Literatur und 
Papers zu gibt. Daher ist die Aufgabenstellung bei ihm meistens 
vergleichsweise diffus und unklar, da er (so wie ich es wahrnehme) 
selbst nicht weiß was in dem unerforschten Bereich so los ist.

Das führt dann eben dazu, dass man als Masterand überhaupt erstmal grob 
gucken muss, in welche Richtung mit welchem Schwerpunkt es überhaupt 
gehen könnte. Und wie Du schon angemerkt hast, kann man sich hierbei 
leicht verzetteln.

Das war auch das Problem während unserer Projektarbeit. Oftmals hatten 
wir das Gefühl, dass er selbst nicht wirklich Bescheid weiß, aber ein 
paar Studenten sucht, die ausloten und gucken, ob und was da geht... 
nach dem Motto: "Ich als Prof weiß nicht, ob das so überhaupt 
funktioniert, aber ich setzte da ein paar Studenten drauf an und gucke, 
ob sie weiterkommen oder daran verzweifeln. Eventuell habe ich ja Glück 
und sie kommen mit neuen Erkenntnissen um die Ecke". Das hat uns während 
des Masterprojekts in die Verzweiflung getrieben.

Seine Wahlpficht-Vorlesung ist nicht gut besucht. Dieses Jahr 0 
Vorlesungsteilnehmer. Zudem gab es auch von anderen Studierenden die 
"Beschwerde", dass er zu wenig hilft. Naja. Wobei ich auch zwei 
Studierende kenne, die gute Masterarbeiten bei ihm geschrieben hatten, 
aber die hatten konkrete Aufgabenstellungen vorliegen. Aktuell scheint 
er nichts an konkreten Fragestellungen zu haben... was er mir dargelegt 
hat, waren so Vodoo-Aufgabenstellungen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Lu (oszi45)


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Dann schreibe eben über die Technologie zur Erforschung des bisher noch 
unerforschten Bereichs :-) oder such Dir was Gescheites.

von Kolja L. (kolja82)


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Torben schrieb:
> So ohne konkrete Aufgabenstellung und nur mit einer vagen
> "Arbeitshypothese" habe ich große Bedenken.

Damit ist entweder das Thema falsch, weil es evtl einfach nicht genug 
für eine MA hergibt, oder es ist das falsche Thema für Dich, was ja 
völlig okay ist, solange du es früh genug erkennst.

TLDR, wenn es dich nicht packt, warum auch immer, such dir etwas 
anderes.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Du machst es dir zu einfach alles auf den Professor zu schieben. Der 
Professor hat dies nicht ..., weiß das nicht ... Wähh, wäääh, wääääh.

Wenn das Ganze Neuland ist, dann ist es ganz normal dass der Professor 
nicht alles weiß und es kaum Literatur gibt. Das ist Forschung. Wenn man 
es wüsste müsste man es nicht erforschen!

Hier, und vermutlich auch anderswo, rum zu jammern und zu versuchen 
deine Defizite mit Schuldzuweisungen an den Professor zu übertünchen 
nützen dir nichts. Das ist eher peinlich.

Du bist mit Forschung überfordert. Neuland und Unsicherheiten sind nicht 
dein Ding. Lieber bequem auf ausgetretenen Pfaden wandeln. Na gut, dann 
such dir eine andere Masterarbeit.

Mehr gibt es eigentlich dazu nicht zu sagen.

von Bruno V. (bruno_v)


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Kolja L. schrieb:
> TLDR, wenn es dich nicht packt, warum auch immer, such dir etwas
> anderes.

Genau: Das ist vertane Lebenszeit, wenn die Masterarbeit nicht etwas 
ist, was Du wirklich möchtest. Kann ein Flop werden, ja. Aber jetzt und 
hier sollte es was sein, wofür Du brennst oder was Dir die Türen für 
Deinen Traumjob öffnet. Dann weißt Du die Freiheit auch zu schätzen und 
bist froh, wenn Du die Schwerpunkte setzt und nicht nach 2 Monaten 
feststellst, dass der Prof ein festes Ergebnis im Kopf hat.

von Ralf (Gast)


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Am Glück vorbei in die Lohnsklaverei?

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Torben, schrieb:

> Hilfe gab es vom Professor nicht bzw. kaum. Immer nur den Hinweis:
> "Machen Sie mal!".
Ich war das gewohnt von Einkäufern, denen nur eine vage Vorstellung 
gegeben worden war von dem, was ihr amtsinterner Kunde eigentlich 
brauchte.
Es wäre die Aufgabe des Einkäufers, das nachzufragen, bis er schließlich 
eine Spezifikation hat.
Aber so kam ich mir manchmal vor wie ein Ober, von dem der Kunde "ein 
schmackhaftes Getränk" wünscht.

Dann hilft die Frage an den Kunden des Einkäufers, was er eigentlich 
genau bräuchte.
Hier ist Dein "Einkäufer" der Prof, der eine Liste von Aufgaben hat, die 
zu lösen sind, und eine, bei der er an Dich gedacht hat.
Also erkunde, wer sein "Käufer" sein könnte, der den Bedarf hat. Was 
dazu angeboten und diskutiert wird, welche Patente dazu schon 
veröffentlicht wurden, was deren Schwachstellen sind - und wo Du sogar 
ein Patent anbringen könntest. Das klappt sicher nicht, aber das wird 
den Prof interessieren und seinen Kunden. Zumindest mit Letzerem kommt 
es dann zur Diskussion und zu den Hinweisen, die Du gesucht hast.

CIao
Wolfgang Horn

von Marci W. (marci_w)


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Torben schrieb:
> welche komplettes Neuland sind, wo es kaum Literatur und
> Papers zu gibt. Daher ist die Aufgabenstellung bei ihm meistens
> vergleichsweise diffus und unklar, da er (so wie ich es wahrnehme)
> selbst nicht weiß was in dem unerforschten Bereich so los ist.

Das klingt echt spannend. Also wenn Du mit dem Thema an sich warm werden 
kannst, warum nicht?! Besser als irgend ein Thema, bei dem schon fast 
alles gesagt ist. Evtl. könntest Du da ja anschließend auch promovieren.

ciao

Marci

von Christian M. (christian_m280)


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Du Lusche! Geh ans Fließband, dort ist alles vorgegeben. Merkst ja 
selber, dass das nix für Dich ist!

Gruss Chregu

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Dass der Professor wenig bis keine Ahnung von deiner Masterarbeit hat, 
ist jedenfalls Sinn der Sache. Sonst wäre es keine Masterarbeit. Sie 
soll ja etwas neues unbekanntes erforschen.

von Gerald M. (gerald_m17)


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Unser Prof war auch so. Muss man der Typ für sein. Allerdings wurde bei 
ins nicht bestraft, wenn "nichts" herauskam, solange interessante 
Messungen und gute Interpretationen dazu herauskamen.

Ich weiß noch, eine alte Diplomarbeit fing mit dem Edison Zitat an: "Ich 
kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühlampe baut."

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Gerald M. schrieb:
> Unser Prof war auch so. Muss man der Typ für sein. Allerdings
> wurde bei
> ins nicht bestraft, wenn "nichts" herauskam, solange interessante
> Messungen und gute Interpretationen dazu herauskamen.
>
> Ich weiß noch, eine alte Diplomarbeit fing mit dem Edison Zitat an: "Ich
> kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühlampe baut."

Die Benotung war und ist beim betreffendem Professor fair, auch wenn 
Murks dabei rauskommt.

Ärgerlich ist natürlich, dass oftmals nichts Brauchbares bei rumkommt 
und man sich als Masterand in fantasievollen Interpretationen übt, auch 
wenn man insgeheim weiß, dass das alles "Bullcrap" ist.

Der Bereich physikalische Chemie / Optische Messtechnik ist auch noch 
sehr speziell. Selbst gestandene Chemiker haben großen Respekt davor. 
Für mich als Ingenieur ist das noch mal eine größere Herausforderung, da 
es nicht mein Studienkernbereich ist.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Steve van de Grens schrieb:
> Dass der Professor wenig bis keine Ahnung von deiner Masterarbeit hat,
> ist jedenfalls Sinn der Sache. Sonst wäre es keine Masterarbeit. Sie
> soll ja etwas neues unbekanntes erforschen.

Ich dachte das sei eine Promotion.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Marci W. schrieb:
> Torben schrieb:
>> welche komplettes Neuland sind, wo es kaum Literatur und
>> Papers zu gibt. Daher ist die Aufgabenstellung bei ihm meistens
>> vergleichsweise diffus und unklar, da er (so wie ich es wahrnehme)
>> selbst nicht weiß was in dem unerforschten Bereich so los ist.
>
> Das klingt echt spannend. Also wenn Du mit dem Thema an sich warm werden
> kannst, warum nicht?! Besser als irgend ein Thema, bei dem schon fast
> alles gesagt ist. Evtl. könntest Du da ja anschließend auch promovieren.
>
> ciao
>
> Marci

Spannend ist es, aber aufgrund der Offenheit des Themas ist es auch ein 
Risiko. Mal eben in 6 Monaten eine Masterarbeit zu einem bisher kaum 
durchgeführten indirekten Messverfahren schreiben, dabei 
physikalisch-chemische Rückschlüsse entwickeln, sinnvolle 
Interpretationen eruieren, ein chemometrisches Auswertungsverfahren 
entwickeln usw.

Puh, da hätten wohl auch promovierte Chemiker so ihre Mühe...

Meine Sorge ist halt, dass ich mich verlaufe und das dann ausufert. Ich 
möchte auch nicht eineinhalb Jahre unbezahlt an einer Masterarbeit 
sitzen.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Torben schrieb:
> Meine Sorge ist halt, dass ich mich verlaufe und das dann ausufert.

Klar, verständlich. Das Risiko ist wohl da. Aber wäre eine Ehrenrunde 
für einen weiteren Versuch wirklich so schlimm?

Ich habe nicht studiert, aber ich habe erlebt, wie mein Sohn ein Jahr 
Schule wiederholte weil er nicht gut genug war. Das hat ihm kein 
bisschen geschadet, nach der Wiederholung war er deutlich besser und 
motivierter, als zuvor.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Steve van de Grens schrieb:
> Klar, verständlich. Das Risiko ist wohl da. Aber wäre eine Ehrenrunde
> für einen weiteren Versuch wirklich so schlimm?

Das Geld geht mir leider aus und finanziell ist es etwas "schwierig". 
Leider habe ich keine wohlhabenden Eltern, die mir unter die Arme 
greifen können, sondern eine alleinerziehende Mutter. BAfög ist auch 
nicht mehr.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Ralf schrieb:
> Am Glück vorbei in die Lohnsklaverei?

Wie meinst Du das?

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Hannes J. schrieb:
> Du machst es dir zu einfach alles auf den Professor zu schieben. Der
> Professor hat dies nicht ..., weiß das nicht ... Wähh, wäääh, wääääh.
>
> Wenn das Ganze Neuland ist, dann ist es ganz normal dass der Professor
> nicht alles weiß und es kaum Literatur gibt. Das ist Forschung. Wenn man
> es wüsste müsste man es nicht erforschen!
>
> Hier, und vermutlich auch anderswo, rum zu jammern und zu versuchen
> deine Defizite mit Schuldzuweisungen an den Professor zu übertünchen
> nützen dir nichts. Das ist eher peinlich.
>
> Du bist mit Forschung überfordert. Neuland und Unsicherheiten sind nicht
> dein Ding. Lieber bequem auf ausgetretenen Pfaden wandeln. Na gut, dann
> such dir eine andere Masterarbeit.
>
> Mehr gibt es eigentlich dazu nicht zu sagen.

Ich habe in keiner Weise dem Professor die Schuld oder Verantwortung 
gegeben.

Es ist natürlich zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um 
theoretische physikalische Chemie und optische Messtechnik handelt. Das 
ist eben keine Platinenfrickelei nach Muster A B C inkl. Merkkarten mit 
klaren Anweisungen und fundierter Literaturbasis. Das ist schön Höheres 
und Anspruchsvolleres.

Forschung ist okay, muss aber innerhalb eines halben Jahres schaffbar 
sein.

Ich bin nicht mit Forschung überfordert, sondern mit meiner finanziellen 
Lebenssituation. Daher möchte ich die Masterarbeit innerhalb von 6 
Monaten abgeschlossen sehen.

von Franko S. (frank_s866)


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Mach ne Umfrage welche die Lieblingsfarbe unter Chemielaborraten ist.
Heute geht sowas als Masterarbeit durch.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Steve van de Grens schrieb:
> Dass der Professor wenig bis keine Ahnung von deiner Masterarbeit
> hat,
> ist jedenfalls Sinn der Sache. Sonst wäre es keine Masterarbeit. Sie
> soll ja etwas neues unbekanntes erforschen.

Das ist nicht Sinn der Sache.

In der Regel wird erwartet, dass der Professor eine gewisse Expertise 
oder zumindest Erfahrung im Bereich des gewählten Themas der 
Masterarbeit hat. Erst das ermöglicht es, den Studenten effektiv zu 
beraten, Feedback zu geben und sicherzustellen, dass die Forschung auf 
einem soliden wissenschaftlichen Fundament basiert.

PS: 154 bisher persönlich betreute Bachelor- und Masterarbeiten

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Joe G. schrieb:
> Steve van de Grens schrieb:
>> Dass der Professor wenig bis keine Ahnung von deiner Masterarbeit
>> hat,
>> ist jedenfalls Sinn der Sache. Sonst wäre es keine Masterarbeit. Sie
>> soll ja etwas neues unbekanntes erforschen.
>
> Das ist nicht Sinn der Sache.
>
> In der Regel wird erwartet, dass der Professor eine gewisse Expertise
> oder zumindest Erfahrung im Bereich des gewählten Themas der
> Masterarbeit hat. Erst das ermöglicht es, den Studenten effektiv zu
> beraten, Feedback zu geben und sicherzustellen, dass die Forschung auf
> einem soliden wissenschaftlichen Fundament basiert.
>
> PS: 154 bisher persönlich betreute Bachelor- und Masterarbeiten

Danke. Ich finde es erbärmlich, dass dich gleich Leute deswegen 
downvoten.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Torben schrieb:
> Ich finde es erbärmlich, dass dich gleich Leute deswegen downvoten.

Vergiss die Bewertungen, die haben nichts zu bedeuten. Ein Spinner nacht 
das seit Monaten automatisiert, um Unfrieden zu stiften.

von Purzel H. (hacky)


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Ich bevorzugte bisher immer offene Arbeiten.
Man probiert viele Wege, loest viele Probleme und am Schluss passt man 
den Titel der Arbeit dem Verlauf und den Resulaten an. Terminiert wird 
nach einer vorgegebenen Zeit, dann noch zusammenfassen und fertig.
Da kommt irgendwas raus, und alles ist ein gutes Resultat. Allerdings 
sollte man ein gutes Verhaeltnis zum Prof haben. Manchmal hatte der Prof 
keine Ahnung was ich machte, hat erst bei der muendlichen Pruefung 
mitbekommen was lief, und war begeistert.
Das letzte Kapitel sind dann Ausblicke : Wir waren gut, sind weit 
gekommen, das bleibt noch zu tun... fuer eine naechste Arbeit

: Bearbeitet durch User
von Bernd G. (Gast)


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Steve van de Grens schrieb:
> Eine Masterarbeit ist keine Hausaufgabe im Stil der Realschule. Du musst
> dir die Aufgabe und die Umsetzung selbst überlegen.

Er braucht aber ein klares Ziel und das scheint nicht da.

Ein klares Ziel wäre entweder

- "Analyse eines Tatbestandes", also wie ist der Stand der Forschung am 
Institut, die Marktlage und die Publikationslage zu einem Thema - gfs 
Dr-Arbeit.

- "Entwicklung einer Methode", also bei Vorhandensein von 1, sich zu 
überlegen, was man Erweitern, Berechnen, Umsetzen oder Bauen könnte - 
Gfs Masterarbeit

- "Umsetzung einer Methode", also bei Vorhandensein von 2, wenn schon 
klar ist was rauskommen soll und man eine Elektronik oder eine Software 
machen soll - maximal Masterarbeit, gfs Bachelor.


oder es ist ein so schmales Feld , dass man alle 3 abdeckt.

Er muss also entweder ein Ziel vorgegeben bekommen oder ein Themenfeld 
erforschen.

von Udo S. (urschmitt)


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Torben schrieb:
> Das war auch das Problem während unserer Projektarbeit. Oftmals hatten
> wir das Gefühl, dass er selbst nicht wirklich Bescheid weiß, aber ein
> paar Studenten sucht, die ausloten und gucken, ob und was da geht...
> nach dem Motto: "Ich als Prof weiß nicht, ob das so überhaupt
> funktioniert, aber ich setzte da ein paar Studenten drauf an und gucke,
> ob sie weiterkommen oder daran verzweifeln. Eventuell habe ich ja Glück
> und sie kommen mit neuen Erkenntnissen um die Ecke". Das hat uns während
> des Masterprojekts in die Verzweiflung getrieben.

Ehrlich gesagt verstehe ich dich nicht so richtig. Du hast bei diesem 
Prof schon mal genau so eine Vorgehensweise gemacht, und die hat Zitat: 
"in die Verzweiflung getrieben".

Warum machst du dann sowas genau nochmal? Zumal die Richtung deiner 
eigentlichen Forschungsarbeit nach deiner Aussage eher nicht mal in 
deine Kernkompetenz fällt?

Entweder man liebt diese offene Themenwahl weil man die Arbeit wirklich 
frei gestalten kann (mit ggf. höherem Risiko) oder man kommt damit nicht 
gut klar. Ohne das jetzt irgendwie zu bewerten, scheint bei dir das 
zweite der Fall zu sein.
Warum gehst du dann nochmal zu dem Prof wo du genau weißt wie es bei ihm 
abläuft?

Da kann dir keiner was raten, die Entscheidung musst du fällen, aber 
möglichst schnell.

von Bernd G. (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Ehrlich gesagt verstehe ich dich nicht so richtig.

Oder er ist ein Troll und möchte einen / den Professor für 
Verfahrenstechnik der Uni Braunschweig diskreditieren. Im Grunde macht 
es nämlich keinen Sinn, ins Auge zu fassen, dort etwas zu machen, dann 
aber in einem Forum über den Prof zu lästern.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Udo S. schrieb:
> Torben schrieb:
>> Das war auch das Problem während unserer Projektarbeit. Oftmals hatten
>> wir das Gefühl, dass er selbst nicht wirklich Bescheid weiß, aber ein
>> paar Studenten sucht, die ausloten und gucken, ob und was da geht...
>> nach dem Motto: "Ich als Prof weiß nicht, ob das so überhaupt
>> funktioniert, aber ich setzte da ein paar Studenten drauf an und gucke,
>> ob sie weiterkommen oder daran verzweifeln. Eventuell habe ich ja Glück
>> und sie kommen mit neuen Erkenntnissen um die Ecke". Das hat uns während
>> des Masterprojekts in die Verzweiflung getrieben.
>
> Ehrlich gesagt verstehe ich dich nicht so richtig. Du hast bei diesem
> Prof schon mal genau so eine Vorgehensweise gemacht, und die hat Zitat:
> "in die Verzweiflung getrieben".
>
> Warum machst du dann sowas genau nochmal? Zumal die Richtung deiner
> eigentlichen Forschungsarbeit nach deiner Aussage eher nicht mal in
> deine Kernkompetenz fällt?
>
> Entweder man liebt diese offene Themenwahl weil man die Arbeit wirklich
> frei gestalten kann (mit ggf. höherem Risiko) oder man kommt damit nicht
> gut klar. Ohne das jetzt irgendwie zu bewerten, scheint bei dir das ...


Ja, stimmt schon. Die Überlegung es beim gleichen Prof wieder zu machen 
war, dass ich in diesem Bereich zumindest ansatzweise ein bisschen 
Bescheid weiß und nicht komplett von NULL anfange.

Andererseits spricht natürlich dagegen, dass ich mit seiner "Weise" 
nicht zurechtkomme.

: Bearbeitet durch User
von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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B. schrieb:
> Udo S. schrieb:
>> Ehrlich gesagt verstehe ich dich nicht so richtig.
>
> Oder er ist ein Troll und möchte einen / den Professor für
> Verfahrenstechnik der Uni Braunschweig diskreditieren. Im Grunde macht
> es nämlich keinen Sinn, ins Auge zu fassen, dort etwas zu machen, dann
> aber in einem Forum über den Prof zu lästern.

Keineswegs.

von Bernd G. (Gast)


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von Rbx (rcx)


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Torben schrieb:
> bei
> dem ich mich orientierungslos in den BurnOut navigiere und vom Prof
> keinerlei Lenkung erhalte.

Gibt es da keine Alternativen? Unser Veröffentlichung-Weltmeisterprof 
war u.a. der beste Ansprechpartner für schwierige Sachen. Ganz oft hatte 
der aber einen eigenen Fahrplan. Man konnte dann zusammen mit dem Prof 
einen Zeitschriftenartikel veröffentlichen - und brauchte prinzipiell 
kaum was machen, nicht einmal selber schreiben..
(fand ich nicht optimal - vor allem auch deswegen nicht, weil ich schon 
einen ganz guten eigenen Blick auf die Dinge hatte. Und der Großteil 
dieses coolen eigenen Blicks (Sinnlichkeit, Schöpferkräfte, 
Wiederholung/Ordnung/Verwaltung/Vertrautheit/)(z.B.) bei der Bearbeitung 
einer schwierigen Abschlussarbeit entstand.) Der Hintergrund waren sehr 
abstrakte, sehr trockene mit vielen Fremdwörtern/Fachbegriffen 
durchzogenen Texte (es ging um die Bildhaftigkeit von Wörtern) und ich 
hatte nicht mehr so viel Zeit. Fernseher aus, Internetverbot, Texte 
durcharbeiten irgendwie (das muss man mindestens 3 Wochen durchhalten)..
Aber eine eigene Arbeit, selber Veröffentlichungen rausbringen auf 
diesen neuen Blick ging eher schlecht. Da hätte ich selber erstmal ein 
paar Jahre investieren müssen, um eine Basis zu haben, so etwas wie 
einen Grundstein. Am Anfang fühlte sich das so an, als hätte ich mir 
eine neue Stereoanlage gekauft - und könnte alle meine Schallplatten mit 
neuem Sound erneut genießen.

Torben schrieb:
> Sie haben freie Hand und können selbst festlegen, wie, was,
> wann.

Hast du keine Intuition? Mit etwas Glück kann man einen Mittelweg 
finden, also etwas was schon da ist, und das weiterbearbeiten - oder 
etwas gutes Vorhandenes als eine Art Sprungbrett nutzen.
Das erste was man machen kann, ist das Lehrmaterial zu bearbeiten. Gibt 
es da Vorlieben oder Dinge, die leichter fallen? Was bewirken die 
Forschungsschwerpunkte?
Was ich auch gerne gemacht hatte, war in alten Zeitschriften (auch vor 
über 100 Jahren) herumzublättern, weil das schon auch gewinnbringend war 
hinsichtlich bestimmter Thematiken in Zeitschriften.

Grundsätzlich zu empfehlen wäre Dinge anzugehen, die leichter fallen 
oder sich quasi von selbst ergeben.
Was auch sehr wichtig ist: Motivation. Ohne Motivation kein Lernen. (!)
Also: Was motiviert? Was hilft?

Ich konnte mein Studium nicht beenden, weil ich kränker und kränker 
wurde. Der Hintergrund waren wohl Laserdruckeremissionen und eine 
Standard-Tetanus-Auffrischimpfung - was ich beides aufgrund des höheren 
Psychodrucks nicht gut vertragen hatte.

von Franko S. (frank_s866)


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Wieso fragst du nicht erst mal deinen Prof und nervst hier rum?
Wenn der nix anzubieten hat das dich interessiert dann mach deinen 
Master halt beim Hausmeister oder in der Kantine. "Pril, Meister Proper 
- Untersuchung auf den Einfluss von Reiningungsmitteln auf die 
Aufnahmefähigkeit gelangweilter Studierender" oder sowas in der Art. 
"Fazit nach 100 Seiten: Pril riecht besser, MP hat die schönere Glatze", 
dazu 20 Tabellen, Diagramme, Historie,...
ChatGPT hilft dabei sicher ganz gut, in einer Woche hast du das fertig.

Wenn du schnell und easy fertig werden willst, weil das Geld knapp ist 
geht man den einfachsten Weg. Das sind solche Doofiarbeiten wie 
Umfragen, vergleichende Arbeiten oder ähnlicher nuztzloser Käse, den 
Kram liest doch eh keiner und einen wissenschaftliche Anspruch hat eine 
Masterarbeit auch nicht, auch wenn es 100x behauptet wird dazu sind die 
vielen Arbeiten viel zu dünn und vor allem schon das im Überfluss 
vorhandene Studierendenmaterial zum Grossteil zu doof. Die werden und 
müssen wie am Fliesband durchgewunken werden.
Schmier was zusammen was schnell und einfach und vor allem sicher geht, 
dann hast du es hinter dir oder geh gleich arbeiten und spar dir den 
Master.
Im Chemiebereich bist du sowieso erst was ab Dr., Bachelor, Master oder 
früher Diplom das ist doch für viele nur der Abschaum unter den 
Chemikern, das reicht da nur für Reagenzgläser putzen, wie ein 
Chemielaborant.

: Bearbeitet durch User
von John B. (craftsman)


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Torben schrieb:
> Sie haben freie Hand und können selbst festlegen, wie, was,
> wann.

Das beschreibt einen zentralen Teil der Aufgabe, die sich dir stellt. Du 
hast das Thema zu entwickeln und zu konkretisieren.

Ein Prof, dem das Thema selbst noch fremd ist und sich raus hält, ist 
kein Nachteil. Einer der auf dem Gebiet deiner Arbeit eine Koryphäe ist, 
kann daagegen viel Hilfestellung geben, zwingt dich aber womöglich stark 
einschränkend, seinen Vorstellungen zu folgen. Schlimm sind die halb 
gebildeten Besserwisser. Die können wenig helfen, kritisieren aber alles 
und bremsen.

Die Persönlichkeiten müssen auch zwischen Lehrer und Studierendem 
zusammen passen.

Bei dem Prof, über den du schreibst, würde ich zügig eigene 
Vorstellungen entwickeln, aber an allen Entscheidungspunkten mit drei 
KONKRETEN Alternativen zu ihm gehen und mich mit ihm beraten. Die vage 
Fragerei nach Anhaltspunkten nervt ihn, lass es besser. Nach mehreren 
sachlich konkreten Gesprächen kannst du eine Ahnung bekommen, wobei er 
hilfsbereit ist, was ihn interessiert und wo du wirklich Freiheit 
geniesst. Interessiert gibt er sich schon und mitreden will er auch, 
siehe:

Torben schrieb:
> Wir gucken, was sich im Laufe der Masterarbeit eventuell
> als Themenschwerpunkt ergibt, daher schreiben Sie noch nicht zu viel
> Theorie vor.

Lies mal ein paar Arbeiten, die er betreut hat und die gut bewertet 
wurden.

viel Erfolg, John

von Joachim B. (jar)


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John B. schrieb:
> Ein Prof, dem das Thema selbst noch fremd ist und sich raus hält, ist
> kein Nachteil.

Da denke ich an meine Diplomarbeit, einen Computer Regler für einen 40kW 
Widerstandsofen.
Mit ADC, DAC, Eispunktkompensation.
Der Professor lies mir freie Hand erklärte aber er kann mir nicht helfen 
und wenn es schief geht kann er nur nicht bestanden attestieren.

Ging ganz gut mit 1.7, für eine 1.3 hätte ich verhandeln müssen, ich 
hatte aber kein Bock auf Basar.

von John B. (craftsman)


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Joachim B

+1

Joachim B. schrieb:
> wenn es schief geht

Wenn sich eine versuchte technische Lösung als nicht realisierbar 
herausstellt,  dieses Ziel mit guter Arbeit verfolgt wurde, die dann 
umfassend analysiert und dokumentiert wurde, ist das kein Grund für ein 
"nicht bestanden". Gute Arbeit wurde gezeigt und Erkenntnis 
nachvollziehbar gewonnen.

von Joe J. (j_955)


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Torben schrieb:
> ist eben keine Platinenfrickelei nach Muster A B C inkl. Merkkarten mit
> klaren Anweisungen und fundierter Literaturbasis. Das ist schön Höheres
> und Anspruchsvolleres.

Jou. Lassen wir mal so stehen.

Ich fand den Druck zum Ende der Studienzeit hin recht hoch. Allerdings 
würde ich keinem der Profs. rückblickend irgendeine Art von methodischer 
Kompetenz in pädagogischer Hinsicht zusprechen.
Der Eindruck täuscht, dass dich da jemand in die Pfanne hauen will. 
Wieso sollte das der Prof auch wollen. Ein halbes Jahr ist echt lang. 
Damit was heraus kommt, werdet ihr zwei schon irgendwie arbeiten können 
und müssen.

In meinem jetzigen Fachbereich sind die Freiheiten auch recht groß und 
manchmal meine ich, dass niemand das Schiff steuert. Und dann fange ich 
halt an, mir meine Aufgaben selbst zu suchen.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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John B. schrieb:
> dieses Ziel mit guter Arbeit verfolgt wurde, die dann
> umfassend analysiert und dokumentiert wurde, ist das kein Grund für ein
> "nicht bestanden".

Ich kann ja nur berichten was mir gesagt wurde, ob das Rechtens ist 
bestimmt
1. der Professor und
2. Ein Richter, aber wer kann erfolgreich gegen Fehlentscheidungen einer 
Hochschule klagen.

Ein Freund klagte sich zur 3ten Abschlußprüfung durch und wurde dort von 
Professoren demontiert. (Er hatte aber auch nicht gelernt und sich immer 
über Jahre durchgemogelt)

Joe J. schrieb:
> Allerdings
> würde ich keinem der Profs. rückblickend irgendeine Art von methodischer
> Kompetenz in pädagogischer Hinsicht zusprechen.

Originalzitat von einem Professor:
"Ich bin Professor und kein Pädagoge"

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Joachim B. schrieb:
> Originalzitat von einem Professor:
> "Ich bin Professor und kein Pädagoge"
Gefällt mir, der Mann.

Denn eines sollte klar sein: irgendwann kurz nach dieser Arbeit gibt 
einem Ingenieur auch keiner mehr vor, was er denn genau machen soll. 
Ein guter Ingenieur sollte also aus "Nichts" etwas machen können.

Torben schrieb:
> Projektarbeit bei einem Prof geschrieben ... Die Projektarbeit war eine
> verfluchte Qual
>
> Jetzt habe ich überlegt die Masterarbeit auch bei besagtem Professor zu
> einem ähnlichen Thema zu schreiben
Und wenn das mit dem "aus Nichts was machen" schon nicht klappt, sollte 
ein guter Ingenieur wenigstens eines können: aus den zuvor (selber) 
gemachten Fehlern lernen.

von Joachim B. (jar)


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Lothar M. schrieb:
> Gefällt mir, der Mann.

uns nicht, als wir vor dem Oszilloskop saßen und erklären sollten waren 
bei uns nur ???? also stand er auf ging ins Büro und kam mit einem 
Pinupfoto von einer barbusigen weiblichen Schönheit wieder welches er 
auf den Oszilloskopschirm pappte mit den Worten "meine Herren, davon 
verstehen sie wohl mehr"
Die einzige Kommilitonin war davon auch nicht begeistert, genauso wenig 
wie die morgendliche Begrüßung von ihm "meine Herren".
Ich denke wir mänliche Studenten waren dem Professor in metoo weit 
voraus.

von Bernd G. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Denn eines sollte klar sein: irgendwann kurz nach dieser Arbeit gibt
> einem Ingenieur auch keiner mehr vor, was er denn genau machen soll.
> Ein guter Ingenieur sollte also aus "Nichts" etwas machen können.

Bliebe die Frage, wie der angehende Ingenieur das lernen soll, wenn sich 
die Hochschullandschaft immer weiter auf Tempo und Schnellausbildung 
dreht, damit immer weniger das Denken sondern das Reproduzieren des 
auswändig erlernten Wissens im Vordergrund steht.

Der Krux ist, dass man angefangen hat, angeblich "praxisnahe" 
Ausbildungen zu definieren, FHs favorisiert und den Unis die 
Berechtigung streitig macht. Heute wird als Ergebnis nur noch gebäschelt 
und dann soll bei einigen nochmal was Gehobenes nachgeschoben werden.

Richtig wäre es, den Studenten von anfang an das breitbandig angelegte 
Denken beizubringen und nicht den Kopf allein mit eingeschränktem 
Sachwissen vollzustopfen, wie es derzeit passiert, nur damit sie schnell 
fertig werden und schnell in den Arbeitsprozess kommen. So erzeugt man 
nur eine Horde an Halbgebildeten.

von Franko S. (frank_s866)


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B. schrieb:
> So erzeugt man
> nur eine Horde an Halbgebildeten.

Die Wirtschaft wollte es so. Die hat am lautesten nach dem 
Bachelor/Master geschrien. "Bruhuäh Ausbildung in .de dauert viel zu 
lange, im Ausland ist alles besser, schneller, billiger,..." Jetzt haben 
sie den Salat und jetzt wird wieder rumgeflennt.

von Bernd G. (Gast)


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Franko S. schrieb:
> Die Wirtschaft wollte es so.

und das Tolle daran ist, dass nun trotzdem nach Billigen im Ausland 
gesucht wird. Ok, es mussten sich die Unseren immer schon der wachsenden 
Konkurrenz erwehren - es fehlt aber nun die Option, ein ordentliches 
deutsches Diplom mit einem Qualitäts- und Quantitätsvorteil vorweisen zu 
können, wie das vorher der Fall war.

Zu meiner Zeit hat man durchschnittlich 12 Semester studiert, dann aber 
auch ein Wissenspaket an board, mit dem man die bachelor aus anderen 
Ländern ausstechen konnte. Die Firmen haben da noch drauf geschaut und 
für qualitativ anspruchsvollere Jobs den besser Ausgebildeten genommen.

Heute ist Einheitsbrei, alle haben (angeblich) das gleiche Level. Also 
geht es über den Preis.

Und MINT-Fachkräfte aus manchen Ländern, die zwar ausbilden, aber wenig 
Industrie haben, arbeiten zu praktisch JEDEM Gehalt, Hauptsache, sie 
kriegen in Deutschland ein Bein auf den Boden. In der Gesamtansicht 
haben wir weltweit ein massives Überangebot an MINT-Absolventen und in 
vielen Bereichen auch schon in Europa. Spanien z.B. produziert 60% mehr 
Absolventen in Technik und Mathematik, als benötigt werden. Selbst in 
der Informatik, wo Spanien ähnlichen Bedarf hat, wie DE, sind es schon 
30%. Auch in Österreich und selbst in der Schweiz ist die Situation 
gekippt und der Arbeitsmarkt für MINT negativ geworden. Hochdekorierte 
Absolventen der ETH Zürich finden in der Schweiz keinen Job und gehen 
ins Nachbarland, z.B. nach Frankreich. Viele Schweizer IT-ler sind in 
Luxemburg.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Ich kenne es halt noch so, dass man sich einmal pro Woche mit dem Prof 
trifft und Besprechung macht, ganz grob guckt wie weit der 
Arbeitsfortschritt ist, eventuell Änderungen an den Planungen bespricht 
usw.

Aber vielleicht bin ich auch einfach zu debil und unselbstständig.

von Bernd G. (Gast)


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Torben schrieb:
> Ich kenne es halt noch so, dass man sich einmal pro Woche mit dem Prof
> trifft

Da hätte der aber viel zu tun! Mein Prof hatte 24 Studenten 
gleichzeitig, die irgendwas gemacht haben. Bei uns hat(te) jeder Studie 
einen Betreuer. Der spricht 3x die Woche mit dem Bearbeiter, der Prof 
hat dafür nur ein Erst- und ein Abschlussgespräch. Dazwischen gibt es 
Rapport vom Betreuer an den Prof, wenn es was zu berichten gibt.

von Joe J. (j_955)


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B. schrieb:
> Bliebe die Frage, wie der angehende Ingenieur das lernen soll, wenn sich
> die Hochschullandschaft immer weiter auf Tempo und Schnellausbildung
> dreht, damit immer weniger das Denken sondern das Reproduzieren des
> auswändig erlernten Wissens im Vordergrund steht.

Ich finde, das ist Quatsch. Mach das mal lieber an der Persönlichkeit 
fest. Nicht zuletzt das Elternhaus hat hier die Verantwortung, 
selbstständige und selbstdenkende Kinder groß zu ziehen. Wenn diese im 
hohen Maße angepasste, strebsame und unglückliche Kinder hochziehen, 
dann fängt das Dilemma doch im Elternhaus schon an. Erziehung braucht 
Kraft und Zeit und Ausdauer.
Die Schuld wird am liebsten dann beim Lehrer, Schule, 
Ausbildungsbetrieb, beim Prof, bei der Hochschule und Uni, den 
Politikern gesucht und schlussendlich das Versagen der Anderen am 
kollabierenden gesellschaftlichen System fest gemacht. Jetzt macht euch 
mal locker.

Habe auch nur einen 'blöden' Bachelor von der HS und arbeite in der 
Entwicklung und bin glüclich damit. Und lerne gerne dazu.
Die Erfahrung kommt mit der Zeit, reicht schon völlig aus, das man Spaß 
hat daran was man tut und etwas Ausdauer mitbringt. Ich bin auch sehr 
vielen wohlwollenden Menschen in meinem Berufsleben begegnet, die mich 
begleitet haben und von denen ich vieles lernen durfte. Wenn auch diese 
Begleitung entgegen den Erwartungen mancher hier nicht so liebevoll war 
wie bei Mami zuhause. Zugegeben, meine Erwartungshaltung war nach dem 
Studium auch mehr in Richtung der Erwartungshaltung des TO ausgerichtet. 
Wurde dann eines besseren belehrt.

: Bearbeitet durch User
von Rbx (rcx)


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Torben schrieb:
> Aber vielleicht bin ich auch einfach zu debil und unselbstständig

Bist du gut in Statistik? Da gibt es nur wenige, die gut sind.
Eine der Folgen ist, dass das Plotten bei Octave oder bei Haskell so 
eine Sache ist. Das war früher mit Basic alles viel einfacher. Oder 
täusche ich mich da?

Torben schrieb:
> Jetzt habe ich überlegt die Masterarbeit auch bei besagtem Professor zu
> einem ähnlichen Thema zu schreiben.

Was deine Vermutung da oben etwas relativiert..;)

Ein Aspekt der Freiheit ist ja auch die Demokratie. Die ist aber auch 
anstrengend, muss man sich dauernd mit anderen Leuten zusammensetzen, 
und herumstreiten, Kompromisse finden usw. Das gehört halt auch dazu.

Ein anderer Aspekt sind Ökonomisierungen. Das ist mir erst nach dem 
Studium beim Tischtennis aufgefallen. Für einen guten Rückhandschlag 
braucht man so 5000 - 20000 mal wiederholte Schlagübungen unter 
konzentrierten Bedingungen (geht nur ein paar Minuten lang) bis eine 
Ökonomisierung eintritt.
Das kann man auch auf Workflows generalisieren.
(man könnte sich nach vorhandenen Workflows umsehen)
Pionierarbeit ist immer anstrengender und wenig ökonomisiert.

Gauß hatte viele Erkenntnisse gewonnen, weil er viel gemacht hatte.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Rbx schrieb:
> Bist du gut in Statistik? Da gibt es nur wenige, die gut sind.
> Eine der Folgen ist, dass das Plotten bei Octave oder bei Haskell so
> eine Sache ist. Das war früher mit Basic alles viel einfacher. Oder
> täusche ich mich da?

Vergleichsweise gut.

von Joachim B. (jar)


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Joe J. schrieb:
> Nicht zuletzt das Elternhaus hat hier die Verantwortung,
> selbstständige und selbstdenkende Kinder groß zu ziehen.

richtig!

Joe J. schrieb:
> Die Schuld wird am liebsten dann beim Lehrer, Schule,
> Ausbildungsbetrieb, beim Prof, bei der Hochschule und Uni, den
> Politikern gesucht

wobei, Lehrer, Professoren nur das umsetzen müssen was ihnen 
offensichtlich politisch vorgegeben wird.

Die Abschlüsse MSA, Abitur werden verwässert wir sinken immer tiefer in 
der Pisa Rangliste.

von Bernd G. (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> Joe J. schrieb:
>> Nicht zuletzt das Elternhaus hat hier die Verantwortung,
>> selbstständige und selbstdenkende Kinder groß zu ziehen.
>
> richtig!

Also die Selbständigkeit, die das Elterhaus vermittelt, hat nichts mit 
dem selbständigen Denken und Analysieren von Problemen zu tun, wie ich 
es ansprach.

von Torben (Firma: TU Braunschweig) (lodders)


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Hier ist ja nur das Sahnehäubchen der Elite versammelt. Gut zu wissen.

von Joe (Firma: IBM Deutschland) (joe_the_boss)


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Torben schrieb:
> Hier ist ja nur das Sahnehäubchen der Elite versammelt. Gut zu
> wissen.

Mikrocontroller eben ;=)

Mikro im Oberstübchen.

von Rbx (rcx)


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Joe schrieb:
> Mikro im Oberstübchen.

Welchen denn?

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