Das Problem bei Kühlungsausfall bei einem Reaktor ist ja die Nachzerfallswärme. Der Reaktor ist zwar heruntergafahren, d.h. die Neutronenabsorbierenden Steuerstäbe sind eingefahren und der Reaktor wird unterkritisch, aber die Nachzerfallswärme muss weiterhin abgeführt werden. Wie kommt es jetzt zur Kernschmelze? Bekommen die Brennstäbe weiterhin Neutronen aus dem Wasser ab, oder "beschießen" sie sich gegenseitig? Wenn man Steuerstäbe hereinfahren kann, wieso kann man eigentlich nich die Brennstäbe in z.B. Blei-Hülsen unter dem Reaktor fahren, d.h. die Brennstäbe isolieren? Dann würde doch nur noch das Wasser strahlen, oder sehe ich das falsch? Was passiert mit Brennstäben an der Luft z.B. vor dem Einbau? Müssen sie erst aktiviert werden und strahlen dann dauerhaft?
Marcel R. schrieb: > Wie kommt es jetzt zur Kernschmelze? Bekommen die Brennstäbe weiterhin > Neutronen aus dem Wasser ab, oder "beschießen" sie sich gegenseitig? Das ist den übrigen Threads zu diesem Thema schon x-mal durchgekaut worden, steht auch in Wikipedia und wohl jedem einzelnen Google-Hit zum Begriff "Nachzerfallswärme". > oder sehe ich das falsch? Ja. > Was passiert mit Brennstäben an der Luft z.B. vor dem Einbau? Praktisch nichts. Uran selbst ist ein eher schwacher Alphastrahler und die dringt durch die Hülle nicht durch.
unbestrahlte brennelemente kann man mit der hand anfassen ohne schäden davonzutragen, die strahlen so gut wie gar nicht. problematisch sind die spaltprodukte mit kürzerer halbwertszeit, diese sorgen für die gefährliche strahlung und auch für die nachzerfallswärme. die nachzerfallswärme kann man mit nichts stoppen, man kann sie nur abführen. ein castor-behälter heizt sich mit etwa 70-80kW auf, was durch die kühllamellen abgeführt werden muß.
Ben _ schrieb: > unbestrahlte brennelemente kann man mit der hand anfassen ohne schäden > davonzutragen, die strahlen so gut wie gar nicht. Und trotzdem wurde Dummy-Brennelemente, die abgereichertes Uran enthielten, die in einer Schneidanlage für Brennelemente zum testen verwendet wurden, in der ich mal zu tun hatte, hinter einer dicken Strahlenbariere verwahrt. Daß die Jungs dort übervorsichtig waren, halte ich für unwahrscheinlich.
naja, sie sind halt trotz der geringen strahlung nicht ungefährlich und es ist auch viel vorschrift. in einer schneidanlage wird auch die umhüllung zersägt, das uran liegt danach also komplett offen. das fass ich garantiert nicht an!
Ben _ schrieb: > in einer schneidanlage wird auch die > umhüllung zersägt, das uran liegt danach also komplett offen. Die Schnipsel wurden dort nicht gelagert. Das waren nur völlig intakte Brennelemente.
dann sicherlich vorschriften beim umgang mit größeren mengen spaltbaren materials. also ich meine nicht holz sondern uran, nur bevor der erste meckert! ich würde auch ein wenig doof dreinschauen wenn ich sowas einfach so in der freien natur rumliegen sehen würde! und wenn das eine anlage für abgebrannte brennelemente ist macht eine gute abschirmung auch richtig sinn, die dinger schneidet man soweit ich weiß ferngesteuert unter wasser.
Das waren Dummies, die mit Pellets aus abgereichertem Uran gefüllt waren. Da war nicht mehr viel spaltbar und eine Kettenreaktion kann man damit nicht in Gang bekommen. Aber trotzdem strahlen sie eben und man schirmt das Personal davor ab.
was ist denn abgereichtertes uran? U-238? da wird unter neutroneneinfang wunderbares plutonium-239 draus. ich finde also schon, daß das ein recht gefährlicher stoff ist und hinter eine abschirmung gehört!
@ Ben _ (burning_silicon) >was ist denn abgereichtertes uran? Das was die Amis in ihrer Munition verschiessen. http://en.wikipedia.org/wiki/Depleted_uranium > U-238? Ja, U238 ohne nennenswerten U235 Anteil, das "reine Natururan". > da wird unter neutroneneinfang >wunderbares plutonium-239 draus. Dann muss aber erstmal ne Neutronenquelle her. Gibt es nicht bei abgereichertem Uran. > ich finde also schon, daß das ein recht > gefährlicher stoff ist und hinter eine abschirmung gehört! Man sollte auch mal nicht die CHEMISCHE Wirkung von Uran vergessen, das Zeug ist ein Schwermetall und toxisch, wenn gleich nicht so extrem wie Plutonium. MFG Falk
Das ist das Abfallprodukt der Urananreicherung. Das was in die DU-Munition gepackt wird und das im Irak, auf dem Balkan... ganz verheerende Folgen für die Gesundheit der Leute hat, die mit den dadurch entstandenen Kontaminationen in Berührung kommen. http://de.wikipedia.org/wiki/Uranmunition
wozu man es verwenden kann ist mir schon klar, aber mich erstaunt, daß man sowas überhaupt in brennelemente verpackt. da könnte man auch anderes ähnlich hartes metall nehmen, zur not keramische werkstoffe - das wird dann auch eine herausforderung für die säge.
Ben _ schrieb: > wozu man es verwenden kann ist mir schon klar, aber mich erstaunt, daß > man sowas überhaupt in brennelemente verpackt. Damit wurde die Aufarbeitung von Brennelementen kalt simuliert, um den Prozeß für Wackersdorf zu optimieren. Das nannte sich Uranextraktionszyklus und Sinn der Sache war, Plutonium zu gewinnen...
Ben _ schrieb: > wozu man es verwenden kann ist mir schon klar, aber mich erstaunt, daß > man sowas überhaupt in brennelemente verpackt. da könnte man auch > anderes ähnlich hartes metall nehmen, zur not keramische werkstoffe - Welches? Uran gehört zu den schwersten chemischen Elemente überhaupt. Brennelemente sind nicht metallisch, die bestehen aus Uranoxid.
mir ging es um die nicht-verwendung von uran in test-brennelementen. also um einen ersatzstoff mit möglichst ähnlichen eigenschaften wie das original.
Falk Brunner schrieb: > @ Ben _ (burning_silicon) >>was ist denn abgereichtertes uran? U-238? > Ja, U238 ohne nennenswerten U235 Anteil, das "reine Natururan". Natururan und abgereicherters Uran sind aber sehr wohl zwei Paar Schuhe und daher mitnichten gleichzusetzen. Natururan ist, wie der Name schon suggeriert, das natürlich vorkommende Isotopengemisch. Beim abgereicherten Uran hingegen handelt es sich um das Nebenprodukt der Anreicherung, also den 'nutzlosen' Rest, dem das spaltbare Material entzogen wurde. > Man sollte auch mal nicht die CHEMISCHE Wirkung von Uran vergessen, das > Zeug ist ein Schwermetall und toxisch, wenn gleich nicht so extrem wie > Plutonium. Erstens tut die die Dichte des Materials nichts zur Sache, Wolfram, Nickel und Silber sind gleichfalls Schwermetalle. Zweitens ist die Toxizität von elementarem Uran und seinen unlöslichen Verbindungen (wie Uranoxyd) ziemlich schwach, wahrscheinlich wäre es wohl am effektivsten, jemandem fortwährend mit einem Klumpen auf den Kopf zu schlagen, falls dieser schon unbedingt durch Uran zu Tode kommen solle. Lösliche Uranverbindungen sind selten, die meisten davon sind wieder relativ schwach giftige Uranylverbindungen, für Uranylacetat erinnere ich einen LD50-Wert von irgendwo bei 200mg/kg oral. Einzig wirklich gefährlich bezüglich der Toxikologie sind wohl "echte" lösliche Uranverbindungen wie zum Beispiel Uran-(IV)-chlorid, aber auch die scheinen hier nicht besonders hervorzustechen, die Arbeitsplatzkonzentration (bei fallweiser Expositionfür vorherig genannte Verbindung liegt nach dem amerikanischen MSHA-Standard bei 0,2mg(U)/m³ (für fallweise Exposition, angenommen, ich kenne die Norm nicht). Gruß, Iwan
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.