Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Freilaufdiode wird zerstört, warum?


von Andre R. (ryan87)


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Hallo Leute,

ich habe eigentlich hier eine recht simple Schaltung bei der mir nun 
aber schon zweimal die Freilaufdiode über einer Spule (1mH, 1.2Ohm) 
kaputt gegangen ist. Der entsprechende Teil der Schaltung ist im Anhang.

An DIS2-1,DIS2-3 hängt die Spule. Die Diode ist laut Datenblatt für bis 
zu 600V ausgelegt und Peak Repetitive Current von 30A (non-repetitive 
250A). In dem Datenblatt steht extra das diese Diode als Freilaufdiode 
in "Power Switching Applications" geeignet ist. Oben am Pluspol im Bild 
lagen 40V von einem geladenen 1200uF Kondensator an. Der IGBT wurde für 
100ms voll durchgesteuert (15V am Gate), also nix mit PWM oder so.

Und bei der folgenden Entladung des Kondensators ist die Diode kaputt 
gegangen. Völlig unspektakulär, kein Rauch, nix. Messgerät sagt bei 
Diodenprüfung in beide Richtungen 0V -> Diode defekt.

Weiß jemand wir man so eine leistungsfähige Diode mit so ein bischen 
Strom kaputt bekommt? Ich kann mir das nicht erklären.

Grüße
Andre

von Sven (Gast)


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Sie war auch wirklich richtig rum drin?

von Andre R. (ryan87)


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Ja das habe ich auch vermutet, ich habs wirklich 10 mal 
nachgeschaut...sie ist richtig rum drin.

von Bürovorsteher (Gast)


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40 V geteilt durch 1,2 A gleich 33,3 A. Vllt. sind das genau 3 A zuviel?

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


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U = L * di/dt

Angenommen, Strom ist 10A (Vcc 12V, 1.2 Ohm). Angenommen, der IGBT ist 
schnell und schaltet in 10us aus.

U = 1mH * 10A/10us = 1000 V.

von Bürovorsteher (Gast)


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...1,2 A quatsch mit Sauce, Ohm natürlich.

von Bürovorsteher (Gast)


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> U = L * di/dt

Gilt aber nur ohne Freilaufdiode.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


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Bürovorsteher schrieb:
>> U = L * di/dt
>
> Gilt aber nur ohne Freilaufdiode.

Wenn sie richtig herum montiert ist... Aber ja. Der Strom ist wohl eher 
das Problem.

von Andre R. (ryan87)


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Da ich den IGBT 100ms ansteuer, dürfte der Kondensator auch ziemlich 
leer sein am Ende, d.h. über Spule liegt eigentlich schon fast keine 
Spannung mehr an. Die Diode hat also in diesem Modus wenig mit dem 
vernichten der Restenergie zu tun.
Könnte mir auch eher vorstellen,das der Strom das Problem ist. Wozu ist 
denn die Angabe "non-repetitive peak surge current" von 250A gut?

von ArnoR (Gast)


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Könnte sein, dass die Diode im Einschaltmoment des IGBT kaputtgeht. Bei 
100ns Einschaltzeit und 40V fließt bei 100pF Sperrkapazität ein 
Sperrstrom von I=C(dU/dt)=40mA. Dabei verliert die Diode ihre 
Sperrfähigkeit und übernimmt dann den ganzen Strom.

von Michael S. (technicans)


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>"non-repetitive peak surge current"
heißt wohl "nicht-wiederholender größter Stoßstrom"
oder so ähnlich.

Mit welcher Betriebsspannung wird das denn betrieben
und wie groß ist denn die Spule? Kann ja sein das die
Spule einfach zu groß ist das da rückwärts mal schnell
50A oder mehr fließen. Schon mal den Einschaltstrom
gemessen?

von MaWin (Gast)


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> Da ich den IGBT 100ms ansteuer, dürfte der Kondensator auch ziemlich
> leer sein am Ende

Der ist bereits nach 1ms komplett leer,
1200uF kommt gegen 1mH absolut nicht an,
simulier mal deine Schaltung per LT-Spice.

Die Ursache der kaputten Diode liegt
vermutlich in dem Teil, den du uns nicht zeigst,
womöglich spinnt die Schaltung weil sie keine
Versorgungsspannung mehr hat.

von Andre R. (ryan87)


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Na denn, hier ist das Gesamtkunstwerk.

von MaWin (Gast)


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Womöglich ist auch noch der Lader während
des Impulses ausgeschaltet.
Die MURS360 reicht nicht mal im Traum.
Mach aus 4 x 1200uF lieber 480000uF,
dann sackt's wenigstens nur auf 36V runter
und nicht gleich sofort unmittelbar auf 0.

Und was sind das für Gate-Treiber ?
SOT23-6 ist zu klein um die Wärme loszuwerden,
ein 9A Gate-Treiber (an 15V) mit 10 Ohm auf
1.4A zu limitieren spricht deutliche Bände daß0
man bei der Auswahl wohl geistesabwesend war,
und den Pegelwandler diskret aufzubauen,
weil Zetex mal einen Doppeltransistor als
Gate-Treiber titulierte, ist ja wohl nicht anders
zu verstehen, als daß man Restmüll loswerden musste.

wie wäre es mit einem richtigen Gate-Treiber,
der die Pegelwandlung gleich übernimmt, den
ganzen Strom liefert, und mit SO8 immer noch
kompakter ist als eure Schaltung ?

von oszi40 (Gast)


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Evtl. Etikettenschwindel?

von Andre R. (ryan87)


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Sinn der Schaltung ist es die Kondensatoren aufzuladen und über die 
(Magnet-)Spule zu entladen. Der "Lader" soll gar nicht kontinuierlich 
laufen.

Mit MOSFET basierten integrierten Treibern habe ich leider bisher keine 
guten Erfahrungen gemacht, daher die bipolare Treiber-Stufe.

von Andre R. (ryan87)


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Bringt es etwas auf aktiven Freilauf zu wechseln? Müsste aufgrund der zu 
erwartenden Spannungen und Ströme auch ein IGBT sein. Geht das dann 
besser? Ich meine der IGBT hat ja auch seine Vce(sat), die soweit ich 
weiß zur Verlustleistung beiträgt.

von Achim M. (minifloat)


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mach doch nen Widerstand in Serie zur Diode, dass die Freilauf-Spannung 
noch genug heruntergedrückt wird, aber der Löwenanteil der Leistung im 
Widerstand verheizt wird. 10Ω?
mfg mf

von Andre R. (ryan87)


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Da die Spannung von 40V später noch auf bis zu 350V gesteigert wird, ist 
die Verlustleistung am Widerstand so groß, das dieser (in einer noch 
verlötbaren Größe) mit Sicherheit kaputt geht. Ich habe auch schon die 
anderen Varianten wie Snubber, Diode + Z-Diode etc durchsimuliert. 
Jedesmal mit einer zu großen Verlustleistung.

von Martin (Gast)


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Also das ist echt seltsam, in der Simulation ist nach 20ms der 
Kondensator leer. Die Spule leitet niemals Strom, also könnte sie auch 
nicht durch überstrom kaputtgehen.

von Martin (Gast)


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Ich mein natürlich "die Diode leitet niemals Strom"

von Andre R. (ryan87)


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ich vermute fast das es sich entweder um etikettenschwindel handelt oder 
ich eine defekte lieferung erhalten habe. Ich hab mal eine MURS260 
(Schottky, SMB Gehäuse) ausprobiert. Die ist erst bei 150V kaputt 
gegangen, übrigens ziemlich genau nach Datenblatt, wenn man der Strom 
berücksichtigt.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Andre R. schrieb:
> ich vermute fast das es sich entweder um etikettenschwindel handelt oder
> ich eine defekte lieferung erhalten habe. Ich hab mal eine MURS260
> (Schottky, SMB Gehäuse) ausprobiert. Die ist erst bei 150V kaputt
> gegangen, übrigens ziemlich genau nach Datenblatt, wenn man der Strom
> berücksichtigt.

Du meinst, die Spannungsfestigkeit der Diode war zu niedrig?
Freilaufdioden werden nur auf Strom und nicht auf Spannung
beansprucht. Sie müssen nur die Spannung im Regelbetrieb
(Spule eingeschaltet) überstehen. Wenn sie dann allerdings
heiss werden, stimmt was nicht.
Gruss
Harald

von Michael S. (technicans)


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Harald Wilhelms schrieb:

> Du meinst, die Spannungsfestigkeit der Diode war zu niedrig?
> Freilaufdioden werden nur auf Strom und nicht auf Spannung
> beansprucht.
In Durchlassrichtung stimmt das, aber in Sperrrichtung hat man eine
Spannungsbelastung. Wenn die zu hoch wird, kann es die Diode
theoretisch killen.
> Sie müssen nur die Spannung im Regelbetrieb
> (Spule eingeschaltet) überstehen. Wenn sie dann allerdings
> heiss werden, stimmt was nicht.
Hitze deutet eigentlich immer auf ein Stromproblem hin.

Wo geht denn eigentlich die in den Spulen gespeicherte Energie
nach dem abschalten hin?
Wenn die Elko`s leer sind wirken die doch wie ein Kurzschluss
und da die Freilaufdioden keine Strombegrenzung haben, könnte das
die Ursache sein, oder?
Man könnte zwar noch eine Diode (wie D4) zwischen den Elkos
und den Spulen schalten, dann wären die Elkos von der Rückspannung
abgekoppelt. Allerdings wäre es mir wohler wenn die Rückspannung
irgend wohin z.b. auf die Sekundärwicklung des Trafos abgeleitet
würde. Ich würde mal in die Richtung was simulieren wenn noch keine
Lösung gefunden wurde.

von Andre R. (ryan87)


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Die Diode hält in Sperrichtung 600V aus, das sollte nicht das Problem 
sein.

Michael S. schrieb:
> Wo geht denn eigentlich die in den Spulen gespeicherte Energie
> nach dem abschalten hin?
Na die Freilaufdiode leitet die Energie zurück in die Spule, wo sie 
durch den Widerstand der Spule in Wärme umgewandelt wird.

In meiner Spice Simulation konnte ich keinen Stromfluss zurück in die 
Kondensatoren feststellen.

von Michael S. (technicans)


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Ich frage mich, warum man bei Systemen mit geschalteten Spulen
über den Spannungsregler eine Reversdiode schaltet? Das lässt mich
vermuten das die Energie doch nicht vollständig wieder in die Spulen
zurück fließt und in Wärme umgewandelt wird, sondern sich noch
andere Wege des geringsten Widerstandes sucht.
Irgendwie muss es doch einen Grund geben warum die Freilaufdioden
gekillt werden. Was Plausibleres fällt mir dazu jetzt auch nicht
ein, als das was ich schon geschrieben habe.
Das Spice da nichts anzeigt ist etwas unerwartet.

von oszi40 (Gast)


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Simulation und Wirklichkeit sind 2 Sachen.
Selbst wenn die Schaltung stimmt, könnte der Aufbau noch komisch sein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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oszi40 schrieb:
> könnte der Aufbau noch komisch sein.
Das ging mir auch schon wegen der im Schaltplan "abgesetzten" Bauteile 
(Elkos und Spule) und der optischen Trennung der Treiber von den 
Schalttransistoren recht verdächtig im Kopf umher. Interessant wäre 
auch, wie die Treiber ans Gate der IGBT angeschlossen sind. Wie das 
ganze Layout eben... ;-)

von Andre R. (ryan87)


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Die Elkos sind mit 5cm Kabel verbunden. Sind 3x4cm Elkos mit Snap-In 
Befestigung. Deshalb sind die nicht mit auf der Platine. Die Spule ist 
über ca. 10cm Kabel verbunden. Die Gate-Treiber sitzen so dicht wie 
möglich am Gate. Ich bin immernoch relativ ratlos wo es genau hakt...

von Michael S. (technicans)


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Dann schalte doch mal eine zusätzliche Diode von D4,
aber hinter den Elkos in Durchlassrichtung zu den Spulen.
Entweder es bringt was oder es bringt nichts.
Zweck ist, das die Rückspannung dann nicht über die
entladenen Elkos geht weil die Diode das verhindert,
soweit die Theorie.

Vielleicht kann Spice zeitlich hohe Ströme gar nicht simulieren.

Eine andere Idee wäre, die Elkos immer unter Spannung zu halten.

von Onkel Doktor (Gast)


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> Ich bin immernoch relativ ratlos wo es genau hakt..
nimm mal 2 Spulen in Reihe (16A), das hält die Diode dann eher aus.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Andre R. schrieb:
> Die Spule ist über ca. 10cm Kabel verbunden.

Die Freilaufdiode sollte am besten direkt an der Spule angeschlossen
werden. Bislang gehe ich davon aus, das sie Strommässig überlastet
wurde. An Deiner Stelle würde ich die ein,zwei Grössen stärker wählen.
Gruss
Harald

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Harald Wilhelms schrieb:
> Andre R. schrieb:
>> Die Spule ist über ca. 10cm Kabel verbunden.
> Die Freilaufdiode sollte am besten direkt an der Spule angeschlossen
> werden.

Falsch, möglichst nahe am zu schützenden Bauteil, hier IGBT.

von oszi40 (Gast)


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Alexander Schmidt schrieb:
> möglichst nahe am zu schützenden Bauteil, hier IGBT.

Dann streut der Müll aber in die ganze Schaltung. Besser ist oft das 
Übel an der Wurzel zu bekämpfen. Ob jedoch NUR die Induktivität der 
Spule das Problem ist, sieht meine Glaskugel leider nicht.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Alexander Schmidt schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Andre R. schrieb:
>>> Die Spule ist über ca. 10cm Kabel verbunden.
>> Die Freilaufdiode sollte am besten direkt an der Spule angeschlossen
>> werden.
>
> Falsch, möglichst nahe am zu schützenden Bauteil, hier IGBT.

Ich meinte nicht D8, sondern D6. Warum sollte ich da erst lange
Leitungen zur Spule zwischenschalten?
Gruss
Harald

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich meinte nicht D8, sondern D6. Warum sollte ich da erst lange
> Leitungen zur Spule zwischenschalten?

Ich meinte schon D6. Wenn du die direkt an der Spule anbringst, hat die 
parasitäre Induktivität des Kabels keinen Freilauf.

von oszi40 (Gast)


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Um das Übel VORERST zu beheben, könnte man 2 Dioden parallel schalten: 
eine über die Spule und eine näher am Transistor?

von Onkel Doktor (Gast)


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Nein, zuerst darüber im Klaren sein, dass
 > Peak Repetitive Current von 30A
 nicht dasselbe ist wie der Dauerstrom, für den die Diode gebaut wurde, 
das sind, wie die Bezeichnung verrät, 15A.
Nach dem Abschalten durch den IGBT will dieser Strom weiterfliessen, das 
tut er dann auch über die Diode, 40V:1,2R=33A (wurde bereits 
geschrieben).

von Michael O. (mischu)


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Es kann aber auch gut sein, dass die Diode beim zweiten Einschalten des 
IGBT hops geht.

Die Reverse Recovery Zeit mit 200ns - 300 ns ist schon recht lang.
Zudem ist die Reverse Recovery Charge mit etwa 3-4 uC auch nicht klein 
und der Reverse Recovery Strompeak mit 20A ebenfalls recht hoch....
Meine Erfahrung ist, dass gerade die Dioden mit höherer 
Spannungsfestigkeit sehr viel empfindlicher auf kurzzeitige Überlastung 
reagieren.

Hast Du mal den Spannungsverlauf an der Diode mit einem Scope und 
Differenztastkopf gemessen?

von Andre R. (ryan87)


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So, ich habe jetzt die einzelne Diode durch zwei Stück ersetzt. Sind 
jetzt zwei vom Typ STTH6004W (400V, 60A avg, 600A max, trr 50ns). Nun 
habe ich meine Testreihe fortgesetzt und bin nun leider beim nächsten 
defekten Bauteil.

Ich habe zuerst eine Testreihe durchgeführt mit 4800uF und rauf auf 
200V. Entladezeit 100ms. Lief alles wunderbar.
Nach Spice Simulation hat der entladevorgang (bedingt durch die Spule) 
den maximalstrom nach ca. 2ms. In der zweiten Testreihe habe ich also 
noch 2ms meinen IGBT aus gemacht. Die Dioden blieben dabei unbeschadet.
Bei 175V ist jedoch beim ersten Versuch direkt der IGBT kaputt gegangen 
(0Ohm zwischen allen Anschlüssen). Ich vermute mal das es sich dabei um 
ein Avalanche Effekt handelt der zuviel war für den IGBT. Und zwar genau 
in der Zeit bis die Dioden vollkommen durchsteuern und den Strom 
übernehmen.

Kann jemand diese These bestätigen und/oder eine Lösung dafür?

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Ohne ein Foto vom Aufbau ist das alles nur Rätselraten.

von Andre R. (ryan87)


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Falls es auch ein Bild aus Eagle tut, bitteschön.
Oben links und rechts sind die Diodenpärchen. In der Mitte (ebenfalls 
TO247 Gehäuse) sind die IGBTs.

Ich habe übrigens die Treiber durch MCP1416 ersetzt. IGBT/MOSFET Treiber 
mit 1,5A Spitze, ohne zusätzliche Gatewiderstände (der MCP1416 hat schon 
6 Ohm intern).

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Du hast 4800µF aufgeladen auf 175V. Und legst diese über den IGBT an die 
Spule mit 10mH und 1,2Ω an. Es ergibt sich nun ein Schwingkreis, mit 
laut Simulation maximal 72A nach 9ms.
Wenn du nicht innerhalb von 15ms wieder ausschaltest, werden die 
Kondensatoren negativ aufgeladen, was für Elkos sehr schlecht ist.

Wenn der IGBT im Strommaximum geschalten wird, nimmt die Freilaufdiode 
etliches an Energie auf, wahrscheinlich mehr als sie verträgt.

Deine Kondensatoren sind abgesetzt eingebaut. Die Zuleitungen bilden 
eine Induktivität, welche wiederum beim Abschalten eine Überspannung 
induziert. Diese kann je nach Aufbau erheblich sein und deinen IGBT und 
dann die Freilaufdiode zerstören.

von Andre R. (ryan87)


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Vielen Dank für die Hinweise. Also:
Meine Spule hat nur 1,2mH, in meiner entsprechenden Spice Simulation 
(und auch bei dir mit diesem Wert) tritt kein Rückfluss in den 
Kondensator auf.

Ich bin mir auch bewusst, das die Freilaufdioden einiges verkraften 
müssen. Deshalb sind es auch mittlerweile zwei Stück.

Ich glaube die Kabelinduktivität könnte das Problem sein. Wenn ich die 
parasitäre Induktivität in Spice modelliere ergibt sich bereits ab 1nH 
eine Spannungsspitze von über 800V am IGBT (Schwingung für ca. 10ns).
Ich würde jetzt einfach eine 400V Zenerdiode nehmen um das Problem zu 
lösen, funktioniert das? Oder evtl. ein Kondensator parallel zur Spule 
(In spice eleminiert das die Spannungsspitze)?

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Andre R. schrieb:
> Ich würde jetzt einfach eine 400V Zenerdiode nehmen um das Problem zu
> lösen, funktioniert das?

Ist zwar nicht perfekt, sollte aber gehen. Zusätzlich solltest du die 
Leiterschleife zum Kondensator möglichst klein machen. Je kleiner die 
aufgespannte Fläche, desto weniger Induktivität.

von Andre R. (ryan87)


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Ok, ich order mal ein paar TVS Dioden (342V). Die begrenzen die Spannung 
auf max. 550V. Wenn ich unidirektionale TVS Dioden nehme kann ich die 
IGBT Freilaufdiode austauschen und brauch kein neues Design.

von Michael O. (mischu)


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So ohne kapazitive Pufferung mit niederinduktiver Anbindung ist das 
schon haarig.

Evtl reicht es einen 10-100nF / 400V Folienkondensator auf der 
Leiterkarte zur Pufferung der DC-Link Spannung anzubinden. Die Energie 
kommt dann nachwievor aus den Elkos.


EDIT:
Ich habe so etwas ähnliches mal aufgebaut. Da habe ich mir die 
Freilaufdiode einfach gespart und in einen Widerstand abmagentisiert. 
Dadurch kommt der Stromfluss deutlich schneller zum erliegen und die 
Stromspitzen sind sehr viel niedriger. Dazu hatte ich einen 1200V IGBT 
drin und 1u / 250V als DC-Link.
Versorgung kam aus einem 0..120V Netzteil.

von Andre R. (ryan87)


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Könntest du kurz erläutern was du mit "DC-Link" meinst, bzw. wohin der 
Folienkondensator gehört?

von Michael O. (mischu)


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Zwischen deinen Anschlüssen Cap+ und Cap-.
DC-Link ist übersetzt der "Zwischenkreiskondensator" oder 
Stützkondensator.
In deinem Fall die Pufferung und Bereitstellung der Versorgung.

In der Leistungselektronik muss man immer darauf achten, möglichst 
kleine parasitäre Induktivitäten in die geschalteteten Leistungspfade 
einzubauen.

Durch deine induktive Last (Spule) ist die parasitäre Induktivität beim 
Einschalten eher kein Problem. Du erhälst einen Spannungseinbruch 
(aufgrund der Leitungsinduktivitäten) und das wars.
Beim Ausschalten jedoch versucht der Strom in allen (auch 
parasitären)Induktivitäten weiter zu fließen. Bei deiner Drossel 
schließt Du die induzierte Spannung direkt mit einer Diode kurz. 
Allerdings kann dein IGBT trotzdem eine Überspannung sehen, da die 
parasitären Induktivitäten von deiner Stromquelle ebenfalls einen 
Gegenspannung induzieren.

von Andre R. (ryan87)


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Also ich hatte mal einen 33n Kondensator auf meiner Platine zwischen 
CAP+ und CAP- gelegt. Das hat leider nicht viel gebracht. Der IGBT ging 
nach zwei Versuchen mehr wieder kaputt.

Ich hab gerade eine 400V TVS-Diode ausprobiert und siehe da - läuft 
super!
Hab mal bei 200V mehrmals nach ca. 2ms abgeschaltet (= maximaler Strom). 
Noch ist alles heile.

Ich werde demnächst noch PWM Betrieb testen, vermutlich wird das die 
Freilaufdioden ziemlich quälen (=

Vielen Dank für eure Hinweise!

von GB (Gast)


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Andre R. schrieb:
> Bei 175V ist jedoch beim ersten Versuch direkt der IGBT kaputt gegangen
> (0Ohm zwischen allen Anschlüssen). Ich vermute mal das es sich dabei um
> ein Avalanche Effekt handelt der zuviel war für den IGBT. Und zwar genau
> in der Zeit bis die Dioden vollkommen durchsteuern und den Strom
> übernehmen.

Durchaus im Bereich des möglichen.
Dioden mit geringer Reverse Recovery Time haben nicht zwingend eine 
geringe Forward Recovery Time.

Lerider lassen sich die wenigsten Hersteller dazu hinreissen, dazu etwas 
zu sagen.

Im Anhang fidest du zwei Datenblätter von IXYS, die DSEP 15-06A und die
DSEP 15-06B.

Beide haben eine etwa gleiche Reverse Recovery Time, aber die DSEP 
15-06B ist deutlich schneller beim Einschalten.

von Michael O. (mischu)


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Habe mir den Thread nochmal durchgesehen.

Es scheint mir so zu sein, dass Du nun durch ein sehr schnelles 
Abschalten des IGBT und eine nennenswerte Forward recovery Zeit im 
ersten Abschaltmoment kein Bauteil hast, das den Spulenstrom aufnimmt.
Ein Blick in Figure 14 im Datenblatt zeigt den Verlauf des maximalen 
Avalanche Stromes über Pulsdauer und Tastgrad.
Bei einmaligem Schalten sind knapp 100A möglich, bei wiederholtem 
Schalten eher deutlich weniger (=> 10A).

Vermutlich würdest Du das Problem umgehen wenn Du
a) langsamer ausschaltest (Gate-Widerstand vergrößern => höhere Verluste 
im IGBT, aber da Du selten schaltest vermutlich vernachlässigbar)
b) einen Snubber über den IGBT setzt. Der verlangsamt den 
Spannungsanstieg da er sofort den Strom zum Laden des Snubber 
Kondensators übernimmt und deiner Diode zeit zum Vorwärtserholen lässt.

von oszi40 (Gast)


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@Mischu
Wenn er noch überflüssige Dioden und IGBTs auf Halde hätte, würde ich 
zum Test nur 1 Diode mit einen 0,5 Ohm Widerstand in Reihe nehmen um den 
"Überstromfall" näher zu beleuchten.

ABER  Andre R. schrieb:
> Ich hab gerade eine 400V TVS-Diode ausprobiert und siehe da - läuft
> super!
> Hab mal bei 200V mehrmals nach ca. 2ms abgeschaltet (= maximaler Strom).
> Noch ist alles heile.

Das das deutet eher auf Überspannung zur falschen Zeit. Da wäre ein 
Snubber evtl. nützlich?

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