Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Uhrenquarz zu schnell


von Georg H. (gorg)


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Hallo ich bin neu hier :)
Ich versuche mir zur Zeit eine Digitaluhr aus TTL-Bausteinen (74HCT...) 
zu basteln. Die Schaltung ist inzwischen mit gschem fertig entworfen und 
die ICs mit pcb so einigermaßen sortiert.

Der Uhrenquarz ist an einem CD74HCT4060E von TI. Ein Bild der Schaltung 
ist beigefügt.
Mein Problem ist, dass der Quarz grundsätzlich zu schnell ist, egal was 
ich als Kapazitäten C1 und C2 wähle (also im pF-Bereich). Am Ausgang Q4 
zeigt mir xoscope 2053Hz an. Eigentlich müssten es ja 2048Hz sein. Das 
sind zwar nur 5Hz zu viel, würde aber nach 24Stunden eine Zeitdifferenz 
von 3 1/2 Minuten bedeuten. Und so was ist für mich keine Quarzuhr... 
die soll schon richtig gehen!

Jetzt bin ich mir allerdings unsicher ob es auch einfach an meinem 
Billigbreadboard liegen könnte. Macht es überhaupt Sinn so eine 
Schaltung auf dem Breadboard zu testen? Man kann nämlich sogar den 
Widerstand Rs entfernen ohne dass der Quarz aufhört zu schwingen! Er 
bleibt bei seiner Frequenz.
Auch wenn ich das Käbelchen von C1 zu Pin11 auf dem Breadboard eine 
Reihe nebendran reinstecke stört das den Quarz nicht. Wenn man dann zwei 
Reihen weiter geht wird er instabil.
Und auch wenn ich 100pF in Reihe schalte schwingt der Quarz auf seinen 
2053Hz! Eigentlich müsste man doch dadurch die Frequenz ziehen können?

Gleichzeitig weiß ich nicht wie zuverlässig xoscope (ein Soundkartenoszi 
für Linux) ist?! Bei kleiner Zeitskalierung zeigt es zu große Frequenzen 
an. Wenn ich weiter 'rauszoome' sinkt die Frequenz auf die 2053Hz.

Den Quarz habe ich von CSD-Electronics. Bei Reichelt habe ich den Quarz 
auch gefunden und glücklicherweise auch ein Datenblatt (Artikel-Nr: 
0,032768-L6)

Gruß Georg

von Falk B. (falk)


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@  Georg H. (gorg)

>Der Uhrenquarz ist an einem CD74HCT4060E von TI. Ein Bild der Schaltung
>ist beigefügt.

Geht so sicher nicht, Reset muss HIGH sein.

>zeigt mir xoscope 2053Hz an.

> Eigentlich müssten es ja 2048Hz sein.


>Das sind zwar nur 5Hz zu viel,

Nur? Das sind 2440ppm, das ist meilenweit weg von deiner Sollfrequenz. 
Typische Fehler liegen bei 100ppm und weniger.

>Widerstand Rs entfernen ohne dass der Quarz aufhört zu schwingen! Er
>bleibt bei seiner Frequenz.

Und wird massiv überfahren. Keine gute Idee!

>Und auch wenn ich 100pF in Reihe schalte schwingt der Quarz auf seinen
>2053Hz! Eigentlich müsste man doch dadurch die Frequenz ziehen können?

Aber nicht it einem C in Reihe, sondern mit einem Trimmer parallel zu 
einer Lastkapazität.

>Gleichzeitig weiß ich nicht wie zuverlässig xoscope (ein Soundkartenoszi
>für Linux) ist?!

Oh Gott! Vergiss es! Das ist eine Schätzung, keine Messung!

FMG
Falk

von Peter R. (pnu)


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2000ppm sind 0,2 Prozent Abweichung. Für das Messgerät, das Du 
verwendest, sogar ein sehr guter Wert.
Die Abweichung, die selbst von einem falsch beschalteten Quarz 
verursacht wird, ist etwa ein zwanzigstel davon.
Deine Messung zeigt keine falsche Quarzfrequenz sondern nur den 
Messfehler Deiner Messeinrichtung.
Sei also erst einmal mit diesem Wert zufrieden.
Wenn Deine Uhr erst einmal läuft, kannst Du ja nach einem Tag oder so 
den Gangfehler durch Vergleich mit Videotext-Zeit ermitteln.

Bei einem Steckbrettaufbau sind die Kapazitäten am Quarz ziemlicher 
Zufall. Den Sollwert von z.B. 12pF, mit etwa 1/10pF Toleranz wird man 
dabei praktisch nie haben.

Auf einem soliden Aufbau (Leiterplatte) kann man mit einem Trimmer die 
Frequenz genau einstellen. Besser macht man es dann aber mit kleinen 
Korrekturen per Software (siehe Stichwort "genaue Uhrzeit")

von JoergL (Gast)


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In Datenblatt des CD4060 von National Semiconductor
ist auf Seite 4 eine Beispielschaltung mit dem Chip und einem 
Uhrenquarz.

Diese Schaltung dort hat nur 330k als Rs.
(Rs ist abhängig vom Quarz, aber vielleicht ein Hinweis...)

Datenblatt gibts bei Alldatasheet.

Gruß,
Jörg

von Georg H. (gorg)


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Gut dass ich das jetzt mit xoscope weiß. Ich hatte das schon geahnt, 
aber meißtens ist man ja selber der Bug und sollte nicht immer gleich 
alles auf die Messgeräte/Bauteile schieben ;) Deshalb habe ich der 
Messung wohl zu sehr vertraut.

@Falk Brunner (falk)
Das Bild ist leider ein wenig missverständlich. Ich habs beim hochladen 
übersehen. Der CD74HCT4060 TI hat kein active Low für den Reset. Ich war 
beim entwerfen nur zu faul ein neues Symbol zu erstellen und hab das 
dann in gschem vermeintlich falsch beschaltet...

Mit Rs entfernen habe ich gemeint dass ich den Widerstand einfach aus 
dem Steckbrett rausnehme ohne eine andere elektrische Verbindung 
einzusetzen. Der Quarz läuft dann aber trotzdem weiter. Ich vermute mal 
dass dann das Breadboard der Widerstand mit einigen MegaOhm ist ;)

>>Aber nicht it einem C in Reihe, sondern mit einem Trimmer parallel zu
einer Lastkapazität.

Ein Trimmer parallel zur Lastkapazität ist ja quasi selber ein Teil der 
Lastkapazität oder?! Aber gut... darüber zieht man den Quarz wohl auch.

Ich habe aber auch gelesen dass man mit einer Kapazität in Reihe die 
Frequenz ziehen kann. Kann dir sogar sagen wo ;)
Analoge Schaltungen, Kapitel 18 Signalgeneratoren, Manfred Seifart, 
5.Auflage, Berlin 1996, Verlag Techik Berlin)
Die Frequenz soll sich nach diesem Buch mit
ändern, wobei C_r die dynamische Kapazität und C_s die Kapazität in 
Reihe ist.
(Ich will hier nicht rechthaben... nur so zur Info)


@ JoergL (Gast)
330K habe ich mal ausprobiert. War zu viel Power für den Quarz. Der 
wurde, soweit man sich dann in diesem Rahmen auf xoscope verlassen kann, 
recht instabil.

@ Peter R. (pnu) / Alle
Gut dann werde ich mir den Spaß jetzt löten. Habe mir ausgerechnet dass 
ich am besten für C1 15pF einsetze und für C2 ein 30pF-Trimmer. Und 
werde das das ganze dann beizeiten anpassen...
Ist es schlecht wenn ich eine Lochrasterplatine verwenden. Gibt es da 
große
Streukapazitäten? Die Uhr ist mein Anfängerprojekt und eine Platine 
ätzen will ich jetzt eigentlich nicht gleich und kann ich auch gar 
nicht... (naja löten ist auch noch nicht so meine stärke ;) )

Vielen Dank euch allen!
Gruß Georg

von Peter R. (pnu)


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Lochraster geht auch.
Wenn man da darauf achtet, dass die Kapazität bringenden Zuleitungen zum 
Quarz und den C's möglichst kurz bleiben, ist es schon in Ordnung.
Die Verbindungsleitungen haben keine Beweglichkeit wie beim Steckbrett, 
da bleibt die Lastkapazität des Quarzes konstant.
Versuche möglichst den Trimmer wegzulassen. Besser ist es, zwar mit ihm 
abzugleichen, ihn  dann aber durch einen Festkondensator mit passendem 
Wert zu ersetzen. Den Feinabgleich der Uhr macht man dann sowieso per 
Software.

von Peter R. (pnu)


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Lochraster geht auch.
Wenn man da darauf achtet, dass die die Kapazität bringenden Zuleitungen 
zum Quarz und den C's möglichst kurz bleiben, ist es schon in Ordnung.
Die Verbindungsleitungen haben keine Beweglichkeit wie beim Steckbrett, 
da bleibt die Lastkapazität des Quarzes konstant.
Versuche möglichst den Trimmer wegzulassen. Besser ist es, zwar mit ihm 
abzugleichen, ihn  dann aber durch einen Festkondensator mit passendem 
Wert zu ersetzen. Den Feinabgleich der Uhr macht man dann sowieso per 
Software.

von oszi40 (Gast)


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Wenn ich keine Eichmöglichkeit hätte, würde ich die Uhr mit DCF77 
vergleichen (wobei nicht jedes Impulsdiagramm sauber ankommt).

von Georg H. (gorg)


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@ Peter R. (pnu)
Wie meinst du das mit Software abgleichen? An der Uhr ist kein 
Mikrocontroller beteiligt. Das sind nur TTL Bausteine. ANDs, NANDs, ORs, 
Zähler, Latches, BCD-Dezimal Decoder, BCD-7Segment Decoder und schöne 
rote gemultiplexte 7-Segmentanzeigen die ne menge Strom fressen und hell 
leuchten :)

@ oszi40 (Gast)
Huiui also so viel Aufwand will ich jetzt nicht gleich betreiben. Die 
soll endlich mal fertig werden und nicht gleich noch zu einer Funkuhr 
werden ;)
Ich will dann nämlich mit Mikrokontrollern anfangen und keine verrückten 
TTL-Projekte mehr starten ;) Macht aber Spaß!

Gruß Georg

von Harald Wilhelms (Gast)


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Georg H. schrieb:

> Ich versuche mir zur Zeit eine Digitaluhr aus TTL-Bausteinen (74HCT...)
> zu basteln. Die Schaltung ist inzwischen mit gschem fertig entworfen und
> die ICs mit pcb so einigermaßen sortiert.
>
> Der Uhrenquarz ist an einem CD74HCT4060E von TI.

Für solche Schaltungen ist es am besten, man nimmt einen fertigen
Quarzgenerator aus einer Analoguhr. Solche Uhren bekommt man inzwischen
ab 1 EUR und es kommen gleich Sekundenimpulse raus. Bevor man die
Uhr zerlegt, lässt man sie zuerst einige Tage laufen, um die Ge-
nauigkeit zu prüfen. Falls schlecht kann man sie ja umtauschen.
(Achtung, wenn man von Samstag auf Sonntag testet, darf man die
Ungengenauigkeit von einer Stunde nicht der Uhr anlasten.  :-)   )
Gruss
Harald

von Peter R. (pnu)


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Die einfachste Art eine Uhr zu justieren ist derzeit TV, besonders 
Videotext.

Dass Die Uhr ohne Kontroller arbeitet, hatte ich vergessen, man hat ja 
den ersten Beitrag des threads nur am Anfang vor augen.
Da bleibt für den Feinabgleich eben doch nur der Trimmer.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Die einfachste Art eine Uhr zu justieren ist derzeit TV, besonders
> Videotext.

Das war vielleicht früher so, als das Fernsehen noch analog
arbeitete. Da konnte man die Zeilenfrequenz sogar zur
Kalibrierung von Frequenzzählern verwenden. Seit Fernseh-
übertragungen aber immer mehr digital arbeiten, gibt es
auch immer wieder nicht kalkulierbare Verzögerungen im
Sekundenbereich. Falls es noch Zeitzeichen im Radio gibt
(habe ich lange nicht gehört) dürfte das genauer sein.
Gruss
Harald

von Peter R. (pnu)


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Was die Zeilenfrequenz angeht, gebe ich Dir recht. Bei Videotext dürfte 
der Fehler bestenfalls im Zehntelsekundenbereich sein, wenn man nicht 
einen Tag ein per Satellit kommendes, am anderen Tag ein terrestrisch 
kommendes Signal verwendet. Da sollte man schon beim Signal EINES Kanals 
bleiben.

von Georg H. (gorg)


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Also für den Zeitabgleich kann ich ja fürs erste auch eine Funkuhr 
nehmen und ein zwei Tage später schauen, wie die Abweichung ist. So 
extrem anspruchsvoll bin ich dann auch nicht... ;) Und ehrlich gesagt 
musste ich jetzt erstmal google bemühen um etwas über das Signal der 
Zeilenfrequenz zu erfahren und wie ich an dieses Signal rankommen soll 
wär ja auch erst wieder ne riesen Sache...
Und um den Trimmer am Quarz richtig einzustellen werde ich mich mal in 
der Uni an ein Oszilloskop setzen und schauen was das so misst, oder ist 
auch das zu ungenau. Ich hoffe mal dass die im kHz-Bereich nicht allzu 
große Messungenauigkeiten haben. Wir haben da eigentlich recht schicke 
Digitaloszis...

Gruß Georg

von avr (Gast)


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In einem Uni-Labor sollte es auch Frequenznormale
geben und damit recht genaue Zähler.

Mit dem Oskar schaut man sich die Signalform an.

Für den Abgleich mit Oskar geht dann aber:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lissajous-Figur

avr

von Achim M. (minifloat)


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Georg H. schrieb:
> Ich will dann nämlich mit Mikrokontrollern anfangen und keine verrückten
> TTL-Projekte mehr starten ;)

Dann schau dich auch mal in der FPGA- und CPLD-Ecke um. Steckbrett und 
Logikgatter auf einem Chip. Das ganze entweder als Schaltplan, oder viel 
gebräuchlicher in einer Hardware-Beschreibungssprache(HDL) geschrieben.
mfg mf

von Peter R. (pnu)


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Für schnelle Kontrolle: präzise Frequenz von 32768Hz oder ganzzahliges 
Vielfaches oder z.B. 1MHz herstellen und im Zweistrahlbetrieb eines 
Scope mit
z.B. 1024Hz aus dem HC4060 vergleichen.

1024 an Kanal A und Trigg.
an Kanal B die präzise Vergleichsfrequenz.

Bei Frequenzfehler wandert das Bild von Kanal B seitwärts, bei exakter 
Frequenz gibt es ein "stehendes" Bild.


Die Frequenzmessung per Zeilenfrequenz ging/(geht bei manchen Sendern 
noch) folgendermaßen:

Video-Signal auf Kanal A des Scope.
Triggerung des Scope durch den Zeilenimpuls des Videosignals, der hat 
exakt 1MHz div 64 = 15625Hz

Auf Kanal B sieht man dann ein Sinussignal (das nicht teilerfremd zur 
Zeilenfrequenz ist) als stehendes Bild.

Leider geht das nicht mehr bei Bildern, die im Übertragungsweg digital 
übertragen wurden. Da "stolpert" das Zeilensignal und das Signal in 
Kanal B hat scheinbar eine gewaltigen Jitter.

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