Forum: HF, Funk und Felder Faradayschen Käfig bzw. Abschirmung bauen


von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Hallo Leute,

ich bin gerade dabei mein Haus und damit auch mein Labor zu planen, das 
sich im Keller des Hauses befinden wird. Momentan habe ich bei mir das 
Problem, dass ich nichts mit Feldern machen kann. Deshalb würde ich 
gerne mein Labor abschirmen.

Zunächst sollte keine EM Strahlung von Außen in diesen einen Raum 
gelangen.

Aber vor allem soll nichts von dem, was ich mache, den Raum verlassen 
und möglicherweise igendwelche Funkstörungen verursachen.

Mir geht es vor allem um eine Abschirmung von HF, so ca. 20GHz bei einer 
Sendeleistung von 2 Watt.

Wiki meint dazu, dass man nur dann eine ausreichende Abschirmung hat, 
wenn die Eindringtiefe kleiner ist, als die Dicke der Abschirmung. Aber 
was ist da genau mit der Eindringtiefe gemeint? Wenn ich jetzt die 
London'sche Eindringtiefe nehme, dann habe ich eine Eindringtiefe von 
16nm, ohne irgendeine Frequenz- oder Leistungsangabe. Das bedeutet, dass 
eine Alufolie an der Wand ausreichend abschirmen würde.

http://de.wikipedia.org/wiki/London-Gleichung#Theoretische_Erkl.C3.A4rung_des_Mei.C3.9Fner-Ochsenfeld-Effektes

Ist es richtig, denn irgendwie kann ich kaum glauben, dass die 
Abschirmung nicht von einer Frequenz oder Sendeleistung abhängig ist.

von Hans M. (hansilein)


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Ich würde diese Formel nehmen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Skin-Effekt

von Guru (Gast)


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Nochmal nach Eindringtiefe suchen.
Der genannte Artikel bezieht sich auf Supraleiter.

von Hans M. (hansilein)


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Es sei denn, Du wolltest supraleitende Folie zur Schirmung einsetzen :)

Dann war da noch was mit Löchern in der Abschirmung, die sollten kleiner 
als Lambda/4 oder so sein, das weiss jemand anders sicher genauer.

von Ralph B. (rberres)


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Dimitri Roschkowski schrieb:
> Mir geht es vor allem um eine Abschirmung von HF, so ca. 20GHz bei einer
>
> Sendeleistung von 2 Watt.

So ganz klar sind mir deine Anforderungen nicht.

Willst du im Raum eine Sendeantenne benutzen und Feldmessungen machen?

Üblicherweise werden HF Geräte so konstruiert, das die Schnittstellen 
nach ausen 50 Ohm Impedanz besitzen und eine Koaxverbindung benutzen. OK 
bei so hohen Frequenzen könnte man auch über Hohlleiter nachdenken.

Normalerweise sollen Baugruppen nicht sonderlich viel nach ausen 
abstrahlen. Zu einem Messequipment im HF Bereich gehören auch immer 
Abschlußwiderstände , koaxiale Abschwächer, HF Leistungsmesser, oder 
HF-Spannungsmesser mit koaxialen Anschluß, usw. Signalgenerator und 
Spektrumanalyzer sollte immer vorhanden sein, gegebenfalls auch ein VNA.
Alle diese Geräte besitzen aber einen Koaxialanschluß.

Insofern kann ich das Problem nicht erkennen.

Abschirmkammern braucht man immer dann , wenn man EMV Messungen 
durchführen will, also mit einer Antenne entweder unerwünschte HF 
Abstrahlungen von Geräten mit einen Messempfänger erfassen will, oder 
man ein zu testendes Gerät mit HF definierter Feldstärke bestrahlen 
will.

In beiden Fällen braucht man dann entweder Antennen mit calibrierten 
Übertragungsmass und eine Absorberkammer ( Abschirmkammer mit 
Absorberelemente um Reflektionen innerhalb der Kammer zu vermeiden ) 
oder eine HF-dichte TEM, GTEM-Zelle.

Nur eine HF-dichte Kammer ist nicht ausreichend für EMV Messungen, und 
für andere Anwendungen braucht man sie meines Erachtens nicht.

Ralph Berres

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Ich möchte dir mal ein Aufbau beschreiben, für den ich einen so 
abgeschirmten Raum benötige:

Ich habe einen Autoschlüssel und den entsprechenden Tranciever des 
Wagens liegen. Zusätzlich habe ich einen """kommerziellen""" Störsender, 
der den Funkverkehr zwischen dem Wagen und dem Schlüssel blokieren soll.

Der Störsender sendet in einer höheren Leistung, als erlaubt und würde 
damit eine Funkstörung verursachen -  das ist ja eben das Ziel des 
Gerätes. Ich möchte jetzt dafür sorgen, dass diese Störung auf diesen 
einen Raum beschränkt bleibt und sich nicht ausbreitet.

von michi_b (Gast)


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Hy
es gibt EMV Tapeten mit ich weis nicht was drin ist, vermutlich 
Metallgefecht zum Abschirmen gegen Strahlung ( Handy Funk Rundfunk usw. 
).

von Ralph B. (rberres)


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Dimitri Roschkowski schrieb:
> Ich habe einen Autoschlüssel und den entsprechenden Tranciever des
>
> Wagens liegen. Zusätzlich habe ich einen """kommerziellen""" Störsender,
>
> der den Funkverkehr zwischen dem Wagen und dem Schlüssel blokieren soll.

Das wäre ein Fall für eine GTEM Zelle.

Was nützt dich dein Störsender, wenn du auf Grund Reflektionen im 
angeschirmten Raum du nicht sicher bestimmen kannst, ab welcher 
Feldstärke dein System gestört wird?

Ralph Berres

von EMVler (Gast)


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Schau doch mal hier, dass sollte wunderbar funktionieren (haben wir 
selber im Einsatz):
http://www.aaronia.de/produkte/abschirmungen/Aaronia-X-Dream-100dB/

von Finsbury (Gast)


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Also in Sachen Störaussendung kannst du bei der Sendeleistung und bei 
einer Frequenz von 20 GHz (??! btw. wozu?) die Kirche getrost im Dorf 
lassen. Emission verbreitet sich in diesen Sphären zunehmend gerichtet. 
Für vernünftige Messungen evtl. eine kleinst-Halbabsorberkammer. Die 
GTEM-Zellen-Messung ist selbst in kleinsten Ausführungen in diesen 
Sphären m.E. nur noch Schätzung.

von Technikus (Gast)


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bei 20 GHz schirmt eine Steinwand wohl schon genug ab.

Ich würde einfach "Hasenkäfig" Draht unter den Putz einbringen.
Für den Hausgebrauch dürfte das genug Schirmung sein.


Ich habe in meiner Wohnung unter den GK Platten Dampfsperrfolie mit 
Alufolie.
Sie schirmt so stark dass UMTS und WLAN schon kaum noch durch kommen.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Ralph Berres schrieb:
> Was nützt dich dein Störsender, wenn du auf Grund Reflektionen im
> angeschirmten Raum du nicht sicher bestimmen kannst, ab welcher
> Feldstärke dein System gestört wird?

Die Realität ist ja auch keine GTEM Zelle. Wenn du in einer GTEM Zelle 
etwas misst, dann bekommst du da sehr beschönigte Werte.

In der Realität können sich die Funkwellen ja auch nicht unendlich weit 
ausbreiten. Wenn wir z.B. jetzt das Beispiel mit dem Störsender der 
Funkschlüssel nehmen, kann der Wagen auch in einer TG stehen. Dort hat 
man auch Reflexionen.

Finsbury schrieb:
> 20 GHz (??! btw. wozu?)

20 GHz um einfach etwas mehr Platz nach oben zu haben. Ich denke, dass 
über 5GHz (WLAN) ich nichts absichtlich stören werde. Ich weiß nicht wer 
von euch die Störsender gesehen hat. An den Teilen aush China, die man 
so bei Ebay kaufen kann, sind ein paar Antennen dran. Und man weiß 
nicht, welche Frequenzen diese Geräte tatsächlich stören. Wenn ich diese 
Geräte betreiben möchte, dann möchte ich auch dafür sorgen, dass ich 
damit im öffentlichen Raum keine Störungen verursache.

von Ralph B. (rberres)


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Dimitri Roschkowski schrieb:
> Die Realität ist ja auch keine GTEM Zelle. Wenn du in einer GTEM Zelle
>
> etwas misst, dann bekommst du da sehr beschönigte Werte.

Da bekomme ich zumindest mal reproduzierbare Werte.

Dimitri Roschkowski schrieb:
> In der Realität können sich die Funkwellen ja auch nicht unendlich weit
>
> ausbreiten. Wenn wir z.B. jetzt das Beispiel mit dem Störsender der
>
> Funkschlüssel nehmen, kann der Wagen auch in einer TG stehen. Dort hat
>
> man auch Reflexionen.


Messen heist immer , mit einer bekannten Größe vergleichen.

Woran willst du denn in einen reflektierenden Raum deine Messungen 
festmachen? Welchen Grenzwert willst du denn festlegen, ab wo ein 
abgestrahltes ( oder empfangenes ) Signal schwach genug ist, damit es 
nicht mehr stört? Vom Gesetzgeber gibt es dazu Feldstärkegrenzwerte. Die 
muss man dann aber auch reproduzierbar messen, bzw erzeugen können.

Relativ einfach ist es , wenn man nicht über ein elektromagnetisches 
Feld  gehen muss.
Da genügt dann oft ein Spelktrumanalyzer und 1 oder 2 Signalgeneratoren.

Absorberkammern und GTEM Zellen wurden nicht geschaffen, um die Kunden 
zu schröpfen.

Ralph Berres

von Finsbury (Gast)


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Es geht mir immer noch nicht richtig ein - was soll denn gemessen 
werden? Was soll bewertet werden?
Immunity deines Transceivers? Des Systems? - nicht trivial, dazu braucht 
es, kurz gesagt - Vollausstattung.
Nur die Reaktion des Transceivers auf den Störsender? - nicht trivial, 
dazu braucht es Freifeld-Bedingungen. Eine geschirmte Kammer ist zwar 
löblich aber grundsätzlich falsch. Das wird für conducted gebraucht, um 
bei der Messung "allein" zu sein und keine feldgebundenen Störer 
mitzumessen. Mit feldgebundenen Messungen in einer Schirmkammer 
charakterisierst man hauptsächlich deren Eigenresonanzen.
Also nochmal - kleine Absorberkammer oder eben draußen auf 
Freifeldmessplätzen.

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